Aus den Erlebnissen afrikanischer Missionare/036

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und begann zu tanzen, die höchste Ehrenbezeugung, die einem in Asante widerfahren kann. Während zwei bis drei Männer mit ausgebreiteten Armen um ihn herumstanden, bereit, wenn er während des Tanzens fallen sollte, ihn zu halten, lagen eine Anzahl Knaben vor ihm auf dem Boden, mit ihren Händen Steine und Steinchen weglesend und ihm immer zurufend: „Löwe, sieh vor dich!“ In nächster Nähe spielte die Hofmusik ein Lied, „das Steine erweichen, Menschen rasend machen kann.“ Genau beschreiben läßt sich eine solche Musik nicht, man muß sie gehört haben. Als endlich der König auf einem Bein stehend wie ein Storch das andere aufzog, hatte die Feierlichkeit ihren Höhepunkt erreicht. Dieser Augenblick wurde der Menge kundgegeben durch ein Signal mit einer europäischen Trompete. Nun aber brach die unabsehbare Menge in ein Lärmen und Schreien aus, daß die Erde dröhnte. War das ein Trommeln und Pfeifen, ein Klappern und Trompeten, ein Jauchzen und Brüllen – mit einem Wort: ein wahrer Heidenlärm! Und nun kam der König heran, lächelte freundlich und bot uns die Hand. Er machte den Eindruck eines gutmütigen Menschen. Wenn man ihn zum erstenmal sieht, glaubt man, er könne niemand etwas zu leid tun. Allerdings hatten wir bald Gelegenheit zu erfahren, daß er eben auch ein blutdürstiger Despot ist, und wenn er auch manches unterlassen möchte, so wird er doch durch Gesetz und Überlieferung und religiösen Aberglauben gezwungen, die Sitten der Väter beizubehalten. Es ist nicht alles, was man von solchen Königen hört, persönliche Neigung zur Grausamkeit, sondern es wird zum großen Teil von ihrer Religion gefordert, die man ja aber nach Meinung vieler den Negern lassen soll, weil sie sich wohl dabei befinden! Bekleidet war der König mit schwarzer Seide. Auf der Brust trug er eine massiv goldene Platte, um das Haupt ein breites, goldenes Stirnband, an den Fingern und Zehen, Armen und Beinen hatte er goldene Ringe und Spangen. Nach dem