Aus den Erlebnissen afrikanischer Missionare/044

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mit übelriechenden, eiternden Wunden. Nur notdürftig waren die Wunden mit Baumblättern oder Wurzelfasern verbunden und meist mit einer dicken Schicht einheimischer Medizin bedeckt. Beim Entfernen der alten Krusten quoll viel Eiter heraus. Allgemein gebräuchlich als Deck- und Heilmittel für Wunden sind hier Holzasche, die jungen saftigen Blätter verschiedener Sträucher, die zu Pulver gestampft werden, und der klebrige Saft einer roten Baumwurzel. Wäre Wasser hierzulande nicht so kostbar, so würde ich gerne über einen jeden Patienten einen Kübel Wasser gießen, um alle Krusten ihrer Medizin zu entfernen; ich muß mich mit weniger begnügen.

      Die Zahl derer, die bei mir Hilfe suchen, wächst täglich, und mit der Zahl wächst auch die Entfernung, aus der sie herkommen. Kamen sie anfänglich nur von Jendi und der nächsten Umgebung, so kommen sie jetzt Tagereisen weit her. Hat einer bei mir Hilfe gefunden, so schickt er mir wie zum Dank zwei Genossen mit noch übleren Wunden zu. Im ganzen habe ich gegenwärtig etwa sechzig in Behandlung. Eine Anzahl konnte ich auch schon geheilt wegschicken.

      Sehr viel Geduld und Mühe erfordern die alten, eiternden Wunden, bis endlich eine Besserung eintritt. Vielfach sind ganze Körperteile eine einzige große Wunde, oder sie sind mit einer Anzahl kleiner Wunden wie übersät. Manchesmal muß ich seufzen und sagen: wüßte und verstünde ich doch mehr, wäre doch ein Arzt hier. Blinde verlangen ihr Augenlicht; andere, deren Arme und Beine durch Wunden steif und krumm geworden, erwarten von mir, daß ich ihnen wieder gesunde, gerade Glieder verschaffe. Kleine, leichte Wunden sind nur Ausnahmen. Einer meiner ersten Kranken war ein junger Bursche, zum Skelett abgemagert. Arme und Beine waren gekrümmt und über und über voll Wunden. Da er zu elend war, um zu gehen, ritt er auf einer Kuh fünf bis sechs Stunden weit her. Heute, nach vierteljährlicher Behandlung, marschiert