Bajohren (Kr.Memel)

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Disambiguation notice Bajohren ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Bajohren.
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Wappen der Stadt Memel

B a j o h r e n

Grenzort nördlich von Deutsch Krottingen
Landkreis Memel, O s t p r e u ß e n
_________________________________________________________________________

Eisenbahnbrücke bei Bajohren



Hierarchie
Regional > Litauen > Bajohren (Kr.Memel)
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Bajohren (Kr.Memel)



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Bajohren (Kr.Memel) in der Memellandkarte


Einleitung

Bajohren, Kreis Memel, Ostpreußen

  • Zwischen Bajohren, nördlich von Deutsch Crottingen (heute Kretingale) gelegen, und Russisch Crottingen (heute Kretinga) verlief bis zum Ersten Weltkrieg die Grenze zwischen Deutschland und dem Russischen Reich. Als 1919 das Memelland vom Deutschen Reich abgetrennt und zugleich Litauen unabhängig wurde, wurde sie zur Grenze zwischen diesen beiden neu geschaffenen Gebieten. 1923 annektierte Litauen das Memelland und die Grenze war hinfällig. Ab 1939, nach der Rückgabe des Memellandes an das Deutsche Reich, verlief die Grenze wieder zwischen den beiden Ortsteilen.
  • Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Der Name weist auf einen aus polnisch-Litauen eingewanderten Angehörigen des Kleinadels.

  • slawisch "bajor" = Edelmann, Adliger, Bezeichnung für einen Großbauern
  • litauisch "bajoras" = Angehöriger des niederen Adels


Allgemeine Information

  • Dorf und Bahnstation, 18 km nordöstlich von Memel, an der Grenze zu Litauen, mit Zollhaus und Bahnhof, 1939: 419 Einwohner[4]
Königliches Nebenzollamt in Bajohren, Kreis Memel (ca. 1910)
Russisches Zollhaus am Grenzübergang
zwischen Bajohren und Russisch Crottingen (ca. 1908)


Politische Einteilung

1763 gehörte Dargen (Kr. Memel) zu Bajohr Gerge.[5]
1785 war Bajohren (Kr.Memel) ein Kgl. Bauerdorf, 1916 eine Landgemeinde[6]
Am 9. Juli 1895 wurde das südlicher gelegene Schlaaszen (Krottingen) oder Schlaßen Gerge oder Szlaßen mit Bajohren vereinigt.
Landgemeinde (Bajohr Görge) 1874, 1888 und (Bajohren) 1907.
1939 ist Bajohren (Kr.Memel) eine Gemeinde mit den Dörfern Anduln, Bajohren und Eglischken.
Heute ist Bajohren ein Stadtteil von Krottingen (Ketinga).

Eisenbahnbrücke bei Bajohren
Ansichtskarte aus Russisch Krottingen (litauisch Kretinga)


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Bajohren (Kr.Memel) gehörte 1785 und 1916 zum Kirchspiel Crottingen.[7]
Bajohren (Kr.Memel) gehörte 1888 und 1912 zum Kirchspiel Deutsch Crottingen.

Katholische Kirche

Bajohren (Kr.Memel) gehörte 1888 und 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.

Friedhof

Lage

Lage des Friedhofs in Bajohren im Messtischblatt


Fotos

Der Friedhof liegt direkt zwischen Straßen und den Bahngleisen. Er wird zum Teil noch gepflegt.

Die Bilder wurden freundlicherweise von Annelie Stöllger zur Verfügung gestellt. Stand Juni 2011


Standesamt

Bajohren (Kr.Memel) gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Krottingen.


Schule

Fotos der ehemaligen Schule

2021

2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija

Diese Bilder wurden freundlicherweise von Kęstutis Zdanevičius zur Verfügung gestellt.


Bewohner.png Bewohner


Zolleinnehmer Wilhelm Thönes und seine Frau Anna, geb. Hauff
Ernst Wilhelm Thönes, geb. 1891 in Bajohren
Familie Thönes (um 1935)
Ernst Wilhelm Thönes mit seiner Tochter Marianne Dorothea und seiner Frau Katarina Felizitas. Die Familie lebte von 1926-1945 in Osterode.
Hans Walter Thönes, geb. 1892 in Bajohren


Geschichte

Nach der Amtsrechnung des Amtes Althof von 1782/1783 wohnten hier 1783 folgende Wirthe und Einsaaßen:

  • Jurge Prischmundt [1] (Siehe auch Ort Priszmante nördlich der Grenze)
  • Hans Staigis
  • Hans Bertszus

Der Grenzübergang bei Bajohren wurde häufig von den sgenannten Bücherträgern genutzt. Knygnešiai (Einzahl: knygnešys, dt. etwa: Bücherträger) waren Bücherschmuggler, die zwischen 1866 und 1904 in lateinischen Buchstaben gedruckte Bücher aus dem Ausland, meist aus dem benachbarten Memelland nach Litauen brachten. Knygnešys ist ein litauisches Wort ohne direkte Entsprechung in anderen Sprachen, es setzt sich aus knyga (Buch) und nešti (tragen) zusammen.

  • Der 16. März, der Geburtstag von Jurgis Bielinis (1846–1918), der ein Netzwerk für verbotene litauische Bücher aufgebaut hatte, wird in Litauen als "Tag der Knygnešiai" gefeiert.



Eisenbahn

Grenzbahnhof Bajohren, nördlich von Deutsch Krottingen gelegen

Durch das Gebiet des Kreises Memel führte eine von der Preußischen Staatseisenbahn betriebene Strecke von Tilsit über Pogegen und Heydekrug nachMemel. Der Bahnhof Memel wurde am 1. Juni 1875 ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Strecke wurde 1892 bis zur russischen (litauischen) Grenze bei Bajohren (Deutsch Krottingen) verlängert.
Im Verlauf des Ersten Weltkrieges kam eine Verbindung ans litauische Netz hinzu, die jedoch bald durch die neue litauisch-lettische Grenze zerschnitten wurde. Daher wurde von 1925 bis 1932 eine Strecke nach Šiauliai (dt. Schaulen) erbaut, welche bis heute die wichtigste Bahnverbindung Klaipėdas (dt. Memel) ins litauische Hinterland blieb.

Der ehemalige Grenzbahnhof 2011

Der ehemalige nördlichste Bahnhof des Deutschen Reiches ist noch vorhanden. Der Bahnhof ist geschlossen, das Bahnhofsgebäude ist bewohnt.
Heute gibt es in Bajohren (lit. Bajorai) nur noch einen Haltepunkt an der wichtigen litauischen Eisenbahnstrecke von Memel nach Schaulen (Šiauliai).
Für die Reisenden wurde ein Wartehäuschen aufgestellt.

Wartehäuschen Haltepunkt Bajohren (in der Nähe des ehem. Bahnhofs) 2011
Der ehemalige Bahnhof von Bajohren 2011


Wasserturm

Der Wasserturm wurde 1892 erbaut. Er steht auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände und hat das Wasser für die Dampflokomotiven geliefert.
Es soll der einzige Wasserturm im Memelland und in Litauen sein.[8]

Fotos 2021

2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija

Diese Bilder wurden freundlicherweise von Kęstutis Zdanevičius zur Verfügung gestellt.


Verschiedenes

Infrastruktur

Memeler Dampfboot vom 28.11.1873

Der Erhalt der Straßen war eine große Herausforderung. Asphalt als Belag kannte man in diesen Jahren noch nicht. Mit viel Aufwand wurde auf diesen für die Wirtschaft und dem Reiseverkehr wichtigen Verbindungen viel mit Split und Schotter gearbeitet. Es gab einzelne Ausschreibungen für die Wiederherstellung der Wege, die natürlich Geld kosteten. Durch die Nutzung von Fuhrwerken, die ja mit eisernen Radreifen ausgestattet waren, litten die Straßen und Chausseen erheblich. Es gab Vorschriften über die Breite der Räder. Schmale Räder verursachten bei entsprechenden Lasten erhebliche Fahrrillen und pressten den Split beiseite. Für die Schneezeiten waren dann Transporte auf Kufen angeordnet.
Transporteure und Reisende mussten Chaussee-Gelder für die Nutzung der Wege zahlen. Die Kosten zur Erhaltung der Chausseen wurden mit diesen Geldern gedeckt. An den Chausseen gab es entsprechende Kontrollstellen. Sie wurden verpachtet. Der Pächter behielt vom Chaussee-Geld einen geringen Betrag als Entlohnung ein, lieferte aber den Hauptteil an den Magistrat ab.
Bei den Chaussee - Geldern, die zu zahlen waren, ist eine Beschwerde über den schlechten Straßenzustand berechtigt.

Karten

Bajohren auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe auch Schlaaszen (Krottingen), Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Bajohrenim Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Bajohren im Messtischblatt 0193 Dtsch.Crottingen (1912) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Bajohren (Kr.Memel) aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Internetlinks

Fotoalbum Bajohren


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  3. Michel-Katalog Deutschland-Spezial 2014 - Band 1: 1849 bis April 1945
  4. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  5. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  6. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  7. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  8. Kęstutis Zdanevičius@KestucioZ.Fotografija