Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/10

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[09]
Nächste Seite>>>
[11]
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Assign. = 3176/7 Rub. Silber auf jeder Wirthschaft) statt 10 Jahre Frist, längere Termine gnädigst bewilligte, und dann durch die Möglichkeit, daß sie ihre Produkte auf dem großen Markte in Tarutino, wo alle 14 Tage Tausende von Menschen aus allen Richtungen, und Kaufleute mit den verschiedensten Waren aus allen umliegenden Städten, ja aus dem Innern des Reiches, zusammenkommen, in Ismail, und, nachdem Letzteres durch die neue Grenzlinie abgeschnitten ist, in Odessa und Akkerman gut zu verwerthen und sich mit Bauholz, Eisen und allem Nöthigen, - ja mit Überflüssigem versorgen können. Ihre Oekonomie ist dem Lande und Klima gemäß in mancher Hinsicht von der in Deutschland verschieden und morgenlandlisch. Gedüngt und gebracht wird der Acker nicht, weil die Versuche gezeigt haben, daß das Düngen des fetten Bodens nur schädlich ist und Unkraut erzeugt; dazu muß der Dünger in dünner Schicht ausgebreitet, festgetreten oder gewalzt, in Quaderstücke gehauen, getrocknet und zu Brennmaterial benutzt werden. Der Acker wird nur einmal gepfügt im Herbst oder Frühjahr, und dann gleich besäet; ja der ungepflügte Acker, den man nach Abräumung des Getreides gleich eggte, hat schon oft im nächsten Jahr blos von der Austrennung die schönste Ernte geliefert. Ist er ausgenutzt, so muß er einige Jahre ruhen, und wird dann nur zu Weide oder Heuschlag gebraucht. Zu einem Pflug sind 4 Pferde oder 6 Ochsen erforderlich. Ist das Heu gemacht, so wird es nach Hause gefahren und unter freiem Himmel in große pyramiden- oder hausförmige Haufen (Schober) gesetzt. Dasselbe geschieht mit dem abgeschnittenen, jetzt gewöhnlich abgemäheten Getreide; denn Scheuern hatte man aus Mangel an Bauholz und dann wegen der Menge des Getreides, das gebaut wird, nicht. Die Tenne ist ein großer, runder, geebneter, mit Wasser begossener und durch Pferde festgetretener Platz bei den Schobern. Dieser wird 2 bis 3 Fuß hoch mit Getreide belegt, dann werden Pferde mit einer steinernen Dreschwalze, deren 6 oder 8 halbrund hervorstehende Kanten so gewaltig aufstoßen, daß der ganze Dreschplatz zittert, darauf im Kreise herumgetrieben. Bei 3 solchen Walzen mit je 2 Pferden haben 6 Menschen ununterbrochen volle Arbeit mit Umkehren, Strohabräumen, Anlegen u.s.w. Stroh und Spreu wird in Schobern als Futter und Brennzeug aufbewahrt. Um mit dem Dreschen vor der Regenzeit fertig zu werden, eilt man so sehr, daß man oft spät in die Nacht die Dreschwalze auf der Tenne rumpeln und pfeifen