Endungen und Besonderheiten baltischer Familiennamen

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Die besonderen Formen der memelländischen Familiennamen

Die meisten memelländischen Familiennamen sind baltischer Herkunft und wurden von einer Bevölkerung getragen, die größtenteils kurisch - prußisch - zemaitisch -sprachig war. Der hochlitauische (aukschtaitsche) Einfluss war sehr gering. Im Gegensatz zu den deutschen Familiennamen sind preußisch-litauische, wozu die meisten memelländischen gehören, starken Veränderungen unterworfen, die Familienforschern, die noch am Anfang ihrer Forschungen stehen, gewöhnlich Anfangsschwierigkeiten bereiten.

Dazu zählen folgende Punkte:

  • Besondere Endungen für unverheiratete und verheiratete Frauen
  • Regionale und dialektale Unterschiede in der Bildungsweise
  • Übergang von deutschen Namen in litauische Formen und umgekehrt


Prußische männliche Endungen

  • ad, aim, ain, aine, ak, al, am, ande, andunt, ant, ar, aris, as, asie, at, ati, aule, au, aut, ay, ayne
  • both
  • de
  • ede, edis, eg, ege, eide, eik, eike, ein, ek, eka, eke, eko, ekst, ekste, el, elle, em, enne, enk, enko, es, ese, esche, esse, et, ew, ewe
  • go
  • ides, iede, ik, icke, ike, ika, iko, ikst, il, ile, im, in, ing, inne, inis, io, iot, int, inte, ir, is, isk, iske, isko, ist, it, ius, y, yna, ys
  • ijus
  • ke, ko, kant
  • man, mes, ms
  • nik, nick, nitt
  • oda, oi, ois, oj, ol, ok, oke, ole, on, uon, one, or, os, ot, ote, otte, ow
  • te
  • uis, uk, ucke, uku, ukste, ul, ule, ulo, un, une, aun, us, ute, utte

Litauische männliche Endungen

  • aini, ainja
  • ena
  • ik, ininkas, ytis, iszka, ykstis
  • kus (ist zemaitisch)
  • oise, ok, ona, ot, ovas (otis ist zemaitisch)
  • ul, una, unja, ut, utis, uzis

Kurisch-lettische männliche Endungen

  • elis, ellis (männlich), drückt Verachtung, Spott oder Ironie aus (ele: weiblich)
  • ing, inga (ite: weiblich), ingsch, insch, ische, itis
  • uische, uischel
  • ul

Slawische männliche Endungen

  • avu, iku, utu, iewicz, ovitch

Baltische Endungen für männliche Nachkommen

  • -ait, -aitis, -atis, -inis, -ius, -enas, -onis, -unas, -ynas (-at, -eitis, -eit sind eingedeutschte Formen).

Verkleinerungsformen

  • el, ytis
  • uischele (Diminutiv von uische)
  • ullis (Diminutiv von ul)
  • utis, utti
  • ian (zärtliche Form für ein Baby oder Tierjunges)

Streitfrage zu den Endungen -at, -eit, -aitis

Mit der von „Kleinlitauern“ behaupteten Aussage, litauische Namen auf –aitis wären unter deutschem Einfluss auf –at oder –eit verkürzt worden, soll der angebliche Anspruch „Großlitauens“ untermauert werden, das nördliche Ostpreußen und das Memelgebiet seien eine zwangsgermanisierte Region Litauens gewesen. Diese Aussage ist reine Propaganda und soll weismachen, im nördlichen Ostpreußen habe es vorwiegend litauische Namen gegeben.

- Im Raum Tilsit-Ragnit (Schalauen) existierten die prußisch-schalauischen Endungen –at und –eit einerseits für „Sohn des …“ und –atis/ -eitis für „Enkel des…“ andererseits bezogen auf einen Ort, und das unabhängig von litauischen Formen. [1] Ebenso kann die stammprußische Endung –at/ -ot/ -oth/ -iot „Sohn des…“ ausdrücken aber auch auf andere Eigenarten deuten (der Stammname mit der Endung –as ist mit etwas behaftet). [2]

- Die prußische Endung –ian ist eine Babyform und wird meist auf Jungtiere angewandt, aber auch als Zärtlichkeitsform für ein Kleinkind. Die Endung –kan entspricht dem deutschen –chen oder –lein.

- Ortsnamen auf –ehn und –ien reichen von der Lübecker Bucht bis nach Kurland, die auf –itt (im Westen meist zu –itz verschoben) sowie -owe und –uhn reichen von der Saale bis nach Ostpreußen. [3]

-Weitere prußische Diminutivsuffixe sind –el/ -l/ -ul/ -ull/ -ika/ -iks/ -it/ -itt/ -itten/ / -uke/ -uks/ -ut/ -ute/ -utt/ -ik, -iko, -ix, -ike, -ijks, -ikas, -icke, -eke, -ke. (Dagegen ist -elis/ -ellis kurisch und -ulis/ -ullis litauisch)

- Die stammprußische Endung –ayde/ –eit/ -ait bedeutet „Ort/ Bewohner“.

- Die Endung –ini weist auf einen Geschlechternamen, demgemäß weist –inis auf die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht, was ein Ort, ein Sohn oder ein Sippenangehöriger sein kann. Sie entspricht dem slawischen –ski/ -sky, dem žemaitischen –iškis/ -ischken, dem litauischen –auskas, dem polnischen –owski und dem russischen -ovsky.

- Die prußische Endung –witt/ -witten/ -weten weist auf einen Ort, der zu einem Geschlecht gehört. Sie entspricht dem kurisch-lettischen –viets/ -vieten, dem slawischen –witz/, -vitz, -vice, dem litauischen –viet, dem polnisch-litauischen –ičius.

- Die in der Elchniederung und im Memelgebiet gebräuchlichen Patronymika –ike/ -ikke/ -ale/ -alle für „Tochter des…“ sind prußisch und für die Bildung von Diminutiven und Substantivierung von Adjektiven zuständig. Stammprußisch-töchterliche Suffixe sind; -ina/ -ine.

- Das Patronymium –ate für „Tochter des…“ ist prußisch-schalauisch. Das Patronymikum –aitis für „Tochter des…“ ist žemaitisch, gleichzeitig aber auch litauisch für „Sohn des…“.

- Patronymika –onis/, -enas, -iunas, -unas für „Sohn des…“ sind litauisch. Die männliche Endung –kus ist ausschließlich žemaitisch.

Zitate

„Wir kennen aus eigener Erfahrung das Bestreben der Litauer sehr gut, den PN ihre litauischen Endungen anzuhängen. Sie können eben ohne ihre volltönenden Endungen nicht sprechen und nicht schreiben. Sie haben aber auch ein sehr gesundes Gefühl für das, was echt litauisch ist und was nicht. Simmat änderte seinen Namen in Simaitis, Simoneit in Simonaitis. Die Endung –at akzeptieren sie nicht als litauisch, ebenso nicht –eit.“ [4]

„Dennoch führten noch zu Goldbecks Zeit (Anm.: 1785), also 3 ½ Jahrhundert nach der ersten litauischen Einwanderung, viele Dörfer einen pr. oder deutschen Namen neben dem neuen litauischen. Erst später wurde nur noch dieser gebraucht. Hatte schon der Orden die Namengebung vereinfacht, so haben wir Anzeichen dafür, dass die preußischen Behörden ihm auch bei PN darin gefolgt sind. So haben sich Unterschiede verwischt, und alte PN auf –at, -eit, -ies, -utt usw. gelten heute als litauisch.“ ... „Die Endung –aitis bedeutet bekanntlich zunächst Sohn des, verlor aber nicht etwa erst Anfang des 19. Jahrhunderts ihren Sinn, weil sie, unter deutsche Entwicklung zu –at und –eit auseinandergefallen, (sondern) schon vorher allen möglichen Namen angeklebt wurde.“ [5]

Die Untersuchungen Fenzlaus beruhen auf Kirchenbüchern von 1650. „Daraus entsteht auch der Irrtum, litauische Namen wären durch deutsche Schreibung abgewandelt worden. In Wirklichkeit ist es so, daß kurische, lettische und prussische Namen später litauisiert worden sind,…“ [6] Fenzlau setzt einerseits zemaitisch mit hochlitauisch gleich und andererseits zemaitisch mit nehrungskurisch. Eine unzulässige Undifferenziertheit! Er lässt völlig außer Acht, dass das Heydekruger Gebiet schalauisch-kurisches Mischgebiet ist, während Tilsit-Ragnit rein schalauisch, also prußisch geprägt ist. Die nehrungskurische Mundart um Kinten (südliches Memelgebiet) und Tawe (Elchniederung) nennt er „Fischerlitauisch“. Eine Nation, die bis 1923 nie Zugang zum Meer hatte, sollte einen Ostsee-Fischerdialekt herausgebildet haben? Litauen hatte allenfalls im 14. Jahrhundert Zugang zum Schwarzen Meer.

Karge entlarvt die so genannte Deime-Linie als Erfindung Bezzenbergers: „Die Lehre von der sogenannten „Deimegrenze“, die längs des Pregels, der Alle, der Angerapp, des Goldapflusses bis in die Gegend von Dubeningken weiter laufen soll, als einer uralten, ursprünglichen Völkerscheide zwischen Preußen und Litauen, ist seit Adalbert Bezzenbergers Ausführungen in der Altpreußischen Monatsschrift vom Jahre 1882 und 1883 fast wissenschaftliches Allgemeingut im Volksbewußtsein bei uns wie im Auslande, besonders bei den Litauern, geworden.“ … „Bezzenberger, der damals erst vor kurzem den Boden Altpreußens betreten hatte, und dem die tiefer grabenden neueren Methoden geschichtlicher Forschung fern lagen, hat seine Grenzlinie auf Grund des heutigen Kartenbildes auf rein äußerliche Merkmale aufgebaut, auf den unterschiedlichen Gebrauch der altpreußischen Wörter kaimis für Dorf, garbis für Berg und ape = Wasser, Fluß und ihrer litauischen Entsprechungen demgegenüber: kemas, kalnas und upe. Dabei hat er aber die Tatsache ganz übersehen, dass die auf …kehmen, kallen und upe oder upönen endigen Ortsnamen, d.h. die Namen der litauischen Siedelungen viel jüngeren Ursprungs sind, als die mit kaimis, garbis und ape gebildeten preußischen Ortsnamen. Bei näherer Prüfung stelle sie nämlich nur spätere Enklaven im altpreußischen Volks- und Sprachgebiete dar und gehen über das Jahr 1500 kaum zurück; von einem uralten, ursprünglichen Bestande von litauischen Ortsnamen auf altrpeußischem Boden, einschließlich des Memellandes, kann keine Rede sein.“ [7]

„Bezzenberger hat die im Königsberger Staatsarchiv beruhenden urkundlichen Quellenschätze, auf die allein eine derart schwerwiegende Untersuchung sich hätte stützen müssen, leider unbeachtet gelassen.“ [8]

„Weder im Memelzipfel, noch in Schalauen und Nadrauen sind wir im 13. und 14. Jahrhundert auf Litauer in irgendwie beträchtlicher Zahl, als Urbewohner Altpreußens, gestoßen. Die wenigen Vertreter dieses Volkstums, die man in diesen beiden Jahrhunderten in Preußen und in der Memelniederung antrifft, sind Überläufer und Flüchtlinge, die wegen ihres Übertritts zum christlichen Glauben von der heidnisch-nationalen Partei aus ihrer Heimat vertrieben waren und in Preußen Zuflucht gesucht hatten. Nur vorübergehend wurden sie vom Orden sesshaft gemacht.“ [9]

Kalwaitis [10] Büchlein ist eine reine Propagandaschrift, was nicht nur am Inhaltlichen zu erkennen ist sondern auch am Namen der Druckerei. (Laut Wikipedia: „Propaganda bezeichnet einen absichtlichen und systematischen Versuch, Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zu steuern, zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten erwünschten Reaktion.“)

Auf Seite VI schreibt er: „Die jetzige Zahl der Litauer in Preußen ist 200 000, in russisch Litauen 3 000 000, in Amerika 300 000.“ Die Einwohnerzahl Ostpreußens betrug 1900 etwa 2 Millionen Personen, die Litauer machen also nach Kalwaitis eigenen Angaben nur 10% aus. Im Jahr 2010 betrug der Anteil türkischstämmiger Menschen in Deutschland auch etwa 10% (8,9% gemeldete, nicht gerechnet ist die erhebliche Anzahl ohne Aufenthaltserlaubnis). Und doch käme niemand auf die Idee Deutschland als türkisches Sprachgebiet zu bezeichnen.

Kalwaitis deutet sämtliche Orts- und Familiennamen des nördlichen Ostpreußens litauisch. Dabei deutet er auch Namen aus den prußischen Kerngebieten vor 1350 oder solche, die in Ordensfolianten erwähnt werden, als litauisch: Augas (Awgons), Augstins (Aucktune), Stankus (Stanko), Szaudinis (Scawdenne), Tarutis (Taroth), Toleikis (Ordensfoliant), Tulewaitis (Tuleswayde), Wanags (Waynax), Wiswaldis (Wissewil) usw.

Ebenso vereinnahmt er lettische Namen wie Aszmys, Klaws, Mors, Bunduls, Burkszas usw. und kurische wie Ats, Dangals, Jaks, Jagstys, Kuncas, Urbatis usw. Ywons (pr. Eule, Unglückswarner) deutet er gar als einen russischen Namen.

Einzelnachweise

  1. Fenzlau, Walter: Die deutschen Formen der litauischen Orts- und Personennamen des Memelgebietes, Halle 1936, in Zs.f. Mundartenforschung Theutonista, Beiheft 13, s. 112
  2. Trautmann, Reinhold: Die altpreußischen Personennanmen, Göttingen 1974, S. 162 ff
  3. Mechow, Max: Deutsche Familiennamen prussischer Herkunft, Tolkemita, Dieburg 1994, S.29
  4. Kwauka, Paul: Namen des Memellandes/ Unsere „fremdartigen“ Familiennamen, Archiv AdM, Oldenburg
  5. Mechow, Max: Deutsche Familiennamen prussischer Herkunft, Tolkemita, Dieburg 1994, S. 30f
  6. Kwauka, Paul: Namen des Memellandes/ Unsere „fremdartigen“ Familiennamen, Archiv AdM, Oldenburg
  7. Karge, Paul: Die Litauerfrage in Altpreußen in geschichtlicher Beleuchtung, Königsberg 1925, S.5
  8. Karge, Paul: Die Litauerfrage in Altpreußen in geschichtlicher Beleuchtung, Königsberg 1925, S. 6
  9. Karge, Paul: Die Litauerfrage in Altpreußen in geschichtlicher Beleuchtung, Königsberg 1925, S. 67 ff
  10. Kalwaitis, W.: Wardu Kletele, litauischer Namenschatz, Druckerei Otto von Mauderode, Tilsit 1910

Besondere Endungen für unverheiratete und verheiratete Frauen

Als Beispiel soll ein häufiger Familiennamen aus dem Memeland gelten: Naujoks (dt. ungefähr Neusasse, Neumann).

Der Vater heißt Jurgis Naujoks (Jurgis = dt. Georg, siehe dazu Memelländische Vornamen). Die ledige Tochter dieses Jurgis Naujoks heißt im Kirchspiel Prökuls memelländisch-litauisch Naujokate, wobei die Endung -ate an den Stamm Naujok- unter Hinwegnahme des -s gesetzt wurde und ungefähr dem veralteten deutschen "Fräulein" entspricht, also Fräulein Naujoks. Da die Endung -ene verheiratete Frauen bezeichnet, heißt die Ehefrau des Jurgis Naujoks folgerichtig Naujokene, übersetzt ungefähr wie die Naujoksche, die Naujokin (allerdings ohne abfälligen Nebensinn) oder einfach Frau Naujoks. Eine -yte-Endung weist auf väterliches -is und -ys, eine -ute-Endung auf väterliches -ius und -us (-aty ist eine moderne amerikanisierte Form).


Regionale und dialektale Unterschiede in der Bildungsweise

Findet man nun die Endung -ene für verheiratete Frauen im gesamten Memelgebiet, so ist die Endung für unverheiratete Frauen regional stark unterschiedlich. Wanderte man ein wenig weiter nördlich aus dem Kirchspiel Prökuls in das Kirchspiel Memel Land, so fand man besonders im frühen 19.Jahrhundert dort statt -ate häufiger die Endung -alle, dort hieß die Tochter des Jurgis Naujoks also Naujokalle. Wanderte man aber statt nach Norden in Richtung Süden, nach Werden, Kinten (Kr.Heydekrug) oder Ruß, so fand man dort häufiger die Endung -ikke, also Naujokikke. In der Niederung findet man dagegen die Endung -ike. Enden männliche Namen auf -a oder -as, so ist die litauische Endung für die unverheiratete Tochter -aite, die zemaitische jedoch -aitis.

Es gab außerdem noch im 18.Jahrhundert statt -ate die Form -acze (dazu noch Sonderformen auf -aus von Familiennamen auf -us wie Wenskus, die einen Genitiv darstellen), so dass für ein und dieselbe weibliche Person Naujoks folgende Formen in Kirchenbüchern gefunden werden können: Naujokate, Naujokalle, Naujokikke, Naujokacze, wobei orthographische Abweichungen noch gar nicht berücksichtigt sind.

Diese Formen können in den Kirchenbücher besonders bei den Taufen nachgeprüft werden, wo die Mütter mit ihren Mädchennamen (im eigentlichen Sinne des Wortes !) auftauchen. Die Namensformen für verheiratete Frauen auf -ene finden sich häufig in Heiratsregistern, wenn Witwen heiraten. Dann steht dort "die Witwe Naujokene geb. Wenskate heiratet ...".

Übergang von deutschen Namen in litauische Formen und umgekehrt

Gänzlich verwirrt wird dann jemand, der gestern noch glaubte, Mueller mit "ue" hätte nichts mit denen auf "ü" zu tun, wenn dann noch die Familiennamen durch die Sprachen wandern: "Die Liebe fällt hin wo sie will". So heiratete ein Memelländer, dessen Muttersprache das Deutsche war, auch einmal eine memelländisches Litauerin oder umgekehrt. Gegen das Ende des 19.Jahrhundert war man sowieso vielerorts zweisprachig. Der glücklich Vermählte mag Georg Herrmann geheißen haben, so wird aus ihm, da er zu seiner memelländisch-litauischen Frau und deren Verwandschaft gezogen war, bei der Taufe ihres ersten Kindes ein Jurgis Ermons. Wie kommt es dazu ? Jurgis entspricht dem dt. Georg (siehe dazu Memelländische Vornamen). Da der memelländische Litauer in seiner Sprache nicht gewohnt war, ein H zu sprechen, fällt dieses häufig fort, ein a/o-Wechsel ist typische für memelländisches Namen, und eine Endung -s wie bei Naujok-s auch. Also ist es nicht weit von Herrmann zu Ermons, denn die Doppelkonsonanten "rr" sind auch entbehrlich. Stellen wir uns vor, nicht Herrmann hat in eine memelländisch-litauische Familie eingeheiratet, sondern seine Schwester Marie Herrmann !

Aus ihr könnte werden Maryke Ermonate, Marre Ermonalle, Marinke Ermonikke, More Ermonacze.

Genauso kann aber aus einer "Urte Aszmonate" nach der Flucht in den Westen eine "Ute Aschmann" werden. Wer sich in memelländische Kirchenbücher eingelesen hat, dem werden unzählige weitere Beispiele bei der Hand sein. Als ein letztes und prominentes Beispiel soll der Name Füllhaase dienen: Er wird zu Pilosas, weil der litauisch sprechende Memelländer nicht nur das H weglässt, sondern ein F zu einem P werden lässt, ein ü typisch ostpreußisch zu einem i verändert, so dass das Ergebnis den Experten nicht wunderlich erscheint, hat er vorher die gelernten Regeln verinnerlich.

Toponyme, Hinweise auf natürliche Gegebenheiten und Kultstätten

  • acken: ackons (pr)= Getreidehaar, Granne oder aks (kur) = Brunnen, Quelle
  • alx, alex, alx, alks, elks = alektis (pr); alksnis (lit) = Erle, Eller
  • an = auf
  • ant = gegen, in Richtung
  • aps, abs: apse (pr), epuse, drebuls (lit) = Espe
  • arg, arge: argus, arge (pr) = wild, böse
  • ape (pr), upe (lit), apen, appen, upen, uppen, upchen: Fluss
  • arge: argus (pr) = wild, böse
  • asch, ass, asz, esz, esch: assaran (pr), ezers (lett), eszerin (lit) = See
  • auct, augst, aux: aucti, aukta (pr), augst, aux (lit) = hoch oder aukst (kur) = kalt
  • aude (pr-sud) = nordost
  • azy (pr) = Waldrand, Hain


  • bäs: „bais, baise“ (pr) = schrecklich, greulich oder „bezdas“ (pr-lit) = Holunder
  • bala (pr, lit), ballen = Sumpf, Bruch
  • balt, baltu, baltr: baltas = weiß
  • bebr: bebru (pr), bebras (lit) = Biber
  • bers, bersch, bersz: berse, berze (pr), beržas (lit) = Birke
  • bitten, biten, bitschen, pitschen, peitschen: bitun (pr) = wehrhafter Holzverhau, militärische Sperre oder bitt, bitte (pr), bite (lit) Biene, Waldbienen-Imkerei
  • blud: blude (pr) = Becken, Senke
  • bog: boga (pr) = steinige mit Buschwerk bewachsene Erde
  • bred, bröd: bredis, breidis (pr) = Elch
  • bruk: brukis (pr) = Schlag (Rodung)
  • bud, bude: bude (pr) = Wachposten, Wachbude
  • butt: butan, buttas (pr), namas (lit) = Haus, Heim


  • damerau: damerowe (pr) = halb gerodeter Eichwald
  • daggen: daggat (pr), daggen = feines Birkenharz (Hinweis auf Heiler und "Quacksalber"/ Hersteller von Pflegemitteln)
  • darg, dargen: Dargs (pr) = haltbar, standfest, auch kostbar, lieb, teuer
  • daug: daugas (balt) = viel
  • deg, deggen: degint (pr) = brennen (Brandrodung)
  • dem, demen: deme (lit) = Brandmal
  • did, dit, ditt: didis (pr) = groß
  • dirw, dirwe: dirwa (pr) = Acker, Säeland, Getreideland
  • dob, dop, dauben: dobe, daubis = Höhle, tief im Wald
  • draug: draugas (balt) = zusammen, guter Gefährte, Teilhaber
  • dum, dumm, dumsch, tumm, tumsch, tomsch: dumas (pr) = Rauch, Nebel, Finsternis, Sediment-Acker
  • dumb, dump, dumbern: dumblas (pr) = Schlamm, Schwemmsand
  • dwi: dwai (pr) = zwei, Teilhaber


  • eggle, egeln, igeln: Egle (balt), kenis, baltegle (lit) = Tanne, Fichte
  • elk, elx, alex: elkas, alkas (pr) = heiliger Hain
  • endru (lit) = Andreas oder Heinrich
  • ens (lit) = Hans, Johannes
  • eze, esse, ezze (pr) = über


  • gaid, gaiden: gaidys (balt) = Hahn
  • gallas, goli,gallen: galas (pr) = Ende, am Ende, Streifen Ackerland
  • gallwen: gallwa (pr), galva (lit) = Kopf, vorne
  • gandr: gandrus/ gandras (balt) = Storch
  • garb, garben, grab, grabben: garbis (pr): Berg, Erhebung
  • garren: garrewingi (pr) = heiß, feurig, gebrannt (Brandrodung)
  • gaw, gauw: gauwe (pr), galvijas (lit) = Rind
  • gell, gelle, gelen: gelau (pr) = Blumen-Aue
  • germ, germau: germe (pr) = Urwald
  • gert, gerd: gerta (pr), vista (lit) = Huhn
  • gerw: gerwe, gerve (balt) = Kranich
  • ges: gesnis (pr) = Schnepfe, Waldschnepfe
  • gim, gimm: gimine (pr), giminaitis (lit) = Verwandte (Sippenansiedlung)
  • girn: girnus (pr) = Steinmetz
  • girren, girr, girre: girai (lit) = Wald oder girrimai (pr), girti (lit) = loben, lobenswert, gut
  • giw: giwet (pr), gyventi (lit) = leben, arbeiten
  • glos, gloss: glosis, glossis (pr), gluosnis (lit) = Weidenbaum, Haarweide, Korbweide
  • gras: grasus (pr), gražus (lit) = schön
  • graud, Graudenz: graude (pr), sengire (lit) = Urwald, feuchter alter dichter Laubwald
  • grik, grick: gricka (pr) = Buchweizen
  • gud, gudden, gut, guth: gud, gudde (pr), krumas (lit) = Brocken, harte Erde oder gude, gudde (pr) = Gebüsch, Unterholz, Buschwald


  • ienen, ehnen, iehnen, önen, öhnen: ien (pr), = patronymer Ortsname (Ort der auf einen Gründer zurückgeht)
  • ischd, ischdaggen: išdygti (lit) = aufkeimen
  • jent: jent (pr-sud), swaine (lit) = Schwägerin (evtl. Hinweis auf Mitgift)
  • jest (pr) = Ist, Bestand
  • jew: jewa (pr-sud) = Faulbeerbaum
  • jod, jud: jod, jodis (pr), juodas (lit) = schwarz
  • jon (lit) = Jan, Johann
  • juck, jug: jugsti (pr) = sich vereinen, Teilhaber
  • juw, juwendt: juwas (pr) = Eibe (Baum)


  • kack, kaksch: kackint (pr), čiupti, griebti (lit) = greifen, ergreifen oder "kakts" (lett) = Ecke, Winkel, Busen, Ausbuchtung oder kaksch (pr) = schlimm, unheilvoll, verderblich
  • kail, kailen: kailis (lit) = Pelz
  • kal, kallen, kaln: kalnas (lit): Berg, Erhebung
  • kaimen, kaim, caym, kaymen: caymis (pr), kehmen, kemen, kemas (lit): Dorf
  • kamp: kampas (pr) = buschbestandene Insel oder Winkel in einer Flussmündung
  • kam, kams: kams (pr) = stumpf, rund, hörnerlos (gerodeter Wald)
  • kannap: kannapinis (pr), kanapes (lit) = Hanf, Hanfsamen
  • kand: kandus (pr), kandis (lit) = Motte (Insekt)
  • kap: kaperna, kaponis (pr), kalva, kalnelis (lit) = Hügel, Hang, Düne, Nehrung
  • kar, kara: kara (pr), karallius (lit) = Krieg, Heeresführer, König (auch Imkerei)
  • karcz: karczemo (pr) = Krug, Dorfschenke
  • kar, kark, karkel: karklas (balt) = Weide, Wasserweide
  • karp: karpis (pr-sud), uola, rifas (lit) = Klippe, steiler Abhang
  • karpo: karpune (pr) = Flechte, Moos
  • kasch: kaschis (pr) = Abgaben, Tribut (auch Pelz)
  • kas, kasz, kiss, kissin: kaszis (pr-lit), kissis (pr) = Pelz, Haut, Leder
  • kauk, kuk, cux: kaukas, kux, cauks (pr) = Waldgeist, auch Krach, Lärm
  • kaun, kiaun: kaune (pr), kiaune (lit) = Marder (auch streitbar)
  • kausch: kausche (pr) = Holzschale, Mulde
  • kaw: kawat (pr-sud) = schlagen, fällen
  • kek, keko: kekers (pr), keko (lit) = Erbse (pr), Traube (lit)
  • kell, kelm: kelmas (balt) = Baumstumpf, Stubben (Rodung)
  • kepp, kept: kepinti (lit) = brennen
  • keppen, keppeln: keps (pr) = kleine Erhebung
  • kerm: kermošius (lit) = Markt, Jahrmarkt
  • kersch: kerschas (pr) = bunt
  • kerst: kerst, kerstin (pr) = fällen, Holzfäller
  • kerr: kerynas (lit) = Gesträuch, Gestrüpp
  • kiausch: kias (pr) = Knüppel
  • kiauk: kiaukseti (lit) = Kreischen (von Dohlen)
  • kiaut: kiautas (zem) = Hülse, Schlaube, Schale
  • kiddel: kidel = Fischernetz
  • kim: kimine (kur), kiminai (zem) = Moos, Torfmoos/ moss, oeat moss
  • kin, kinnen (pr-sud) = Lager, Höhle, Versteck
  • kirsch: kirscha (pr) über, hoch
  • kiss: kissis (pr) = Pelz
  • klek, kleg: klekkint (pr), kleketi (lit) = Storchenklappern (pr), Schreien von Raubvögeln (lit)
  • klew, klaw: klevis (lit), klavs (lett) = Ahorn
  • klon: klonis, klonys (balt) = Wiese inmitten Äcker (pr), Tal (lit)
  • kneip, knip: knipawe (pr) = Ort, der umflossen wird
  • ko, ku, kas = wie, ebenso wie
  • kojen, koyen: koije (lit) = Fuß (Hinweis auf schlecht zugängiges Gelände)
  • kol, kole, kolle, kohl: kolas (pr-sud) = Pfahl, Pfosten (Pfahlbau, abgegrenztes Areal)
  • krag, kragen: kragas = der Krug, die Kanne, aber auch Wasserhuhn, Rohrente, Lappentaucher, Tauchente
  • krak: krakta (pr) = Schwarzspecht
  • krau: krauja (balt), kraujawirpis (pr) = Blut, Blutegel (Hinweis auf Heiler)
  • kraus: krausi (pr) = Birnbaum
  • kruk, krug: krukis (pr) = Rabe
  • krusch, krosch: kruschke (pr) = Wildbirne oder krušà, kriušà (lit) = Hagel oder krusa (lett) = Hagel, etwas hageldicht Niederfallendes
  • kub: kubilas (lit) = Kübel, Mulde, Rundung
  • kud, kad, cad: kudus (pr) = mager (Lehmboden)
  • Kuhr: kurischer Ort
  • kul, kullen: kules (lit) = Getreideland
  • kum: kumetis (lit) Instmann, Lohnarbeiter
  • kund, kunt: kuntis (pr) = Großbauer
  • kup: kupras = Höcker, Buckel
  • kur: kura (pr) = Bauwerk (pr), oder kurt (kur) anzünden, brennen
  • kurren: kurre (pr) = Truthenne
  • kursch: kurschas (pr) = Rodeland mit niedrigen Sträuchern und verkrüppelten Bäumen
  • kuss: kussis (pr) = Mücke
  • kut, kutten: kutis (pr) = Stall, Pferch, Umzäunung (Gartendorf)


  • lang, langen: langa (n-kur) = Sumpfloch, unergründlicher Sumpf pder langa (pr) = Bach
  • lanken, lenken: lanka, lenke (pr) Wiese, Talaue am Fluss
  • lap: lapas, lopis (pr-sud) = Flamme, Fackel, fuchsrot, auch bunte Blätter
  • lau, lauk, lauken, laugken, lack, lacken: laukas (balt) = Feld, Acker, lauk (lit) hinaus, draußen (auf dem Acker)
  • lausch, law, lawken: laužas (lit) = elende Hütte
  • lasd, lagsd, lazd: lazda (lit), lagzde (pr) = Haselnuss
  • lid, lied: lide (pr) = Hecht
  • lien, liene: linas (pr) = Schlei
  • linken: linkas (pr) = das Verlassene, Einsame
  • lieb, liebken, lip, lep, liep, liepen, lepen, löpen: lipa, liepe (pr), lepa (pr.-schal.), liepa (lit) = Linde
  • lischken: lischkis, likine (pr) = Ansiedlung in Nähe einer Burg oder Stadt
  • lit, litt, litw: litwinas (pr) = eingewanderte Litauer
  • löpen, lappen: lopis, laps (pr) = Flamme, Brandrodung
  • lub, löb, löbe: lub (pr) = Bast, Rindenbast abziehen
  • luk, luck, Lyck: luka (pr) = Mummel, gelbe Seerose
  • lusch: lušis (lit), luisis (pr) = Luchs


  • mak: make, moke (pr) = Mohn
  • mal, mallen: mala (pr) = Rand
  • mas, mass, matz, masz, mazz: massis (pr), mažas (lit) = weniger, klein, gering
  • mau: maudas (lit) = Schilfrohr
  • meden, medden, medu, medi, medisch: median (pr) = Wald, auch Honig
  • mel, mehl: melato (pr) = Grünspecht
  • mesch: meschka = Bär
  • mil, miel: mila (pr) = Liebe (gut)
  • mix, miks: mixkai, mikskai (pr) = deutsch
  • mol, mul: molas (pr), muluwe (pr-sud) = Schlamm, Morast
  • monienen, maniniks: moniniks (pr-schal) = Wahrsager
  • muth, muten: mut (pr) = waschen, auswaschen, ausgewaschen (Küstenregion)


  • naggen: nagis, titnagas (pr) = Feuerstein, Eisenstein
  • naud: nauds (pr) = gut
  • nauj: naujas (pr-sud) = neu, Neusiedler
  • naus: nausedis (pr) = neu, Neusiedler
  • ninken, ningken, nicken, nicken, ehnen, öhnen, ehlen = Bewohner (später Ort)
  • nischken: niskystints (pr) = verunreinigt, wüst
  • nor: noras (pr) = Wunsch, Begehren


  • ob, op, wab, wob: ob (lit), abalne, bobalne, wobalne (pr) = Apfelbaum
  • op: opin (pr) = leicht, angenehm
  • osch, osz: osch (pr) = schwer zu behandeln wie ästiges Holz
  • ost: oastas (pr), ošti (lit) = Hafen (pr), sausen, brausen (lit)
  • ow, off (pr), iszkis (zem), auskas (lit), owski (pol), owen, auen (dt) = Aue, Flusswiese, auch Bezug zu einem Ort oder einem Ortsgründer


  • pa, po (balt) = bei nah, unter, hinunter, hinter, am Rande
  • pemp: pempe (pr-lit) = Kiebitz
  • pelken: pelkis (pr) = Acker, Unland, Moorbruch, Wäldchen, Gebüsch, nur für Ziegen als Weide nutzbar
  • per: (balt) = über, umher, durch
  • pes, pse: peslys (pr) = Weihe (Vogel)
  • pil, pill: pilis, pila, pille (pr-lit) = Burg, Schloss
  • pils (lett) = sumpfig
  • piep, pip: pipelis (pr) = Vogel oder pyplys (lit) = Schlammpeizger, "Wetterfisch"
  • pirack: pyragas (lit), pirak (pr) = Weißbrot
  • piss, pisse, pise, pisz, pisch: pissa (pr) = grundloser Morast, wo nur kleine Birken und Fichten wachsen
  • plat, platt: platus (pr-lit) = Weite, Ausdehnung
  • plausch: plauszis (pr.schal), plauszinis (pr), plaušas (lit) = Schilf (pr-schal), Bast (pr), Faser (lit)
  • plein: pleine (pr) = Ebene
  • plon: plonis (pr) = Tenne in der Dreschscheune
  • ponen, pohnen, pönen, pöhnen: pons (pr) ponas (lit) = Herr (einem Führer oder Häuptling gehöriges Land)
  • pra, pro: (balt) = durch, vorbei
  • prass, praß: prassan (pr) = Hirse
  • pre, prei: (pr) = an, bei, vor, heran
  • pus, puss: (balt) = halb
  • pust: pust (pr) = wehen, verwehen, wüst


  • rad: raczas (pr), račius (lit) = Wagenmacher, Stellmacher
  • rag, raggen: ragas (pr-lit) = Horn, Ecke, Landzunge, Spitze
  • rak, racken: rakt (pr-sud) = hacken, umgraben
  • rast: (pr) Pfahl, Pfahlbau
  • raud: raudona (pr) = hellbraun
  • reck, reik: reikauti (lit) = beantragen, fordern
  • ret, rett: reteti (lit) = sich lichten, verdünnen
  • rib, ribb: riba (lit) = Grenze
  • rind: rinda (pr) = Trog, Mulde
  • rit, ritt: ryteneti (lit) = östlich
  • rog, rogg: roges (lit) = Sumpf, der nur mit Schlitten befahren werden kann
  • rok: rokis (pr) = Krebs
  • ram, rom, rum: (balt) = ruhig, still, heilige Stelle
  • rud, rudd: rudas (balt) = rotbraun, eisenhaltig
  • rus, ross, ras: ruset (pr) = Ort, der von Wasser umflossen wird


  • sam, sem, szem: semen, szemen, semen, same (pr), žeme (lit) = Erde, unten wohnend
  • sark: sarke (pr) = Elster, auch Krähe
  • schack, schak, schok: schokis (pr) = spitzes Sumpfgras, šaknis (lit) = Wurzel
  • schmack: šmakas (lit) = Erd- oder Luftgeist, Drache (ostpreußischer Brauch des Schmackostern)
  • schunk: šunkelis (lit) = Abweg
  • san: (pr) mit
  • sand: sandet (pr) = vereinen (Teilhaberschaft)
  • sas, sass: sasnis (pr) = Hase oder sasna = reich
  • saug: saugis (pr) = Ameise oder saugus (pr-lt) Schutz
  • saus: sausin (pr) = trocken
  • schal, skalb, schalb, skel, schel: (pr-schal) = prußischer Stamm der Schalwen nördlich und südlich der Memel
  • schaud, skaud: schaudit (pr) = schießen
  • schruten, skruten: skrut (pr) = zugeschnitten
  • sen: (pr) = eigen
  • schill, szil: silas (pr) = Heideland
  • schab, skab, szap: skaberwis (pr) = Hainbuche
  • schatt, skat: szatas (pr) = Schottischer Einwanderer, Lumpen, Bauchladen-Händler
  • schwirg: zwirgstan (pr) = Schotter, Kies
  • skard: skardas (pr-sud) = Mühle
  • szard: szarde (n-kur) = Rossgarten, Pferch
  • scher, sker, sis: skeris, sisenis (pr) = Heuschrecke
  • schied, szied: skete (pr) = ausgedehnt
  • ski, sky (slaw): Hinweis auf eine Sippen- oder Ortszugehörigkeit
  • skies, schis: skijstinnons (pr) = gereinigt
  • schin: skint (pr) = pflücken
  • skirp, skirb, schirp: skirpta, skerptus (pr) = Geißblatt-Ulme
  • skirt, schirt: skirti (pr) = kennzeichnen, teilen
  • skam, scham, skom, schom: skomp (pr) = schallen, tönen
  • skreb, schreb: skrepils (kur) = Auswurf, Aushub
  • skrob, schrob: skroblus (pr) = Hagebuche
  • skrud, skrusd, schrud: skruzde (kur) = Ameise
  • schmal, smal: smaleninkai (pr) = Teerbrenner durch Brennen von Kohle
  • schmil: smilgas (pr) = Ackerwindhalm, Grashalm
  • sob, schob: sobis (pr) = See, Gewässer
  • sod: soda (pr) = Dorf, sodas (lit) = Obstgarten
  • stab: stabas (pr) = Stein
  • stir: stirna (pr) = Reh
  • stuk, stucken: stuckis (pr) = Leinbaum
  • stumb, stump: strumdras (pr) = Auerochse, Wisent, Ur
  • suss: susinas (pr) = Siedlung von zwangsumgesiedelten Sudauern
  • schwent, swint: swintai, swenras (pr) = heilig
  • schwirb, szwirp, swirb: swirblis (pr) = Sperling, Spatz
  • scham, schem, szem, szam: Einwanderer-Siedlung aus Zemaiten, Samogitia


  • tal, thal, tol, toll: talas touls (pr) = weit, entfernt, von weit her oder tlakas (sud) = Bär
  • tamm, tumm: tamsa (pr-sud) = Düsterkeit, Sedimentgestein
  • tarp, tarpen: (pr) = zwischen, unter
  • tauk: taukai (pr) = fette Erde
  • taur, tauer, tauro: tauris (pr) = Büffel
  • tauten: tauta, tauto (pr) = eigenes Land, Volk, Landbesitzer
  • taw: tawai (pr) = Eltern oder tawe (pr) = Schneematsch, Sumpf
  • tecken, teggen: teickut (pr) = machen (urbar gemacht)
  • tel, telli: telli (pr-sud) = weniger, nicht so viel
  • tew, thewe: tewis (pr) = Onkel (oder taw)
  • tils, tilsch: tilse (balt) = sumpfig, schal
  • traken: trakas (balt) = Lichtung, Sumpfniederung
  • trap, trappen: traponas (pr) = guter Schütze (Jagdgebiet)
  • trecz, tri: trečias (lit), tri (pr) = Dritter (lit), drei (pr)
  • trot, trott: trotitys (pr) = quälen, vernichten
  • trump, trompen: trumpas (pr) = kurz, eng, kompakt
  • tub, tubben: tubo (pr) = Filz
  • tur, thur: turesna (pr) = Besitz


  • uder, oder: udro (pr) = Biber
  • usch, usz, uss, wusch: usz (pr-nad, pr-schal) = hinter, jenseits


  • wasch, wosch: vašas (lit) = Haken
  • wesch, wesz: vežys (lit) = Krebs
  • wethen, weita, weitschen: weita (pr) = Ort oder wet (pr) = entflammen (Brandrodung)
  • wisch: viszta (pr) = Henne, Federvieh
  • wab, wabb, wabbel: wabelko (pr) = Äpfelchen (auch rund)
  • wag: waga (pr) = Furche, Flussbett, Kanal
  • waggen: vagars (lett) = Dorfschulz, Verwalter
  • wald: waldunas (pr) = Edelmann, Häuptling, Verwalter
  • wal, wallen: walite (pr) = Schilfkolben
  • wannag: wanagis (pr) = Habicht
  • wang, wangen: wanga (got) = Rodung, Lichtung
  • war, warn: warne (pr) = Krähe
  • weid, weiden: weidulis (pr) = Seher, Wahrsager, heiliger Ort
  • went, wind, winden, wenter (pr) = Fischnetz, Zugnetz
  • werd: wederau (pr) = hügelige Ebene
  • wers, wersch: wersiris (pr) = Lerche
  • wert: wert (pr) = öffnen
  • wet, wethen, weiten, weitschen: weita (pr) = Ort oder "wet" = entflammen, Brandrodung
  • wey, weyen: weysigis (pr) = Wiese
  • wick, wik, wix: wicksi (pr) = Wicke, Ackerwinde
  • will, willen: wilit (pr) = wünschen, beantragen oder vyla (memelländ) = Pfeil
  • wilk, willk, wilken, wilko: wilkis (balt) = Wolf
  • wing: wingus (pr) = krumm, schief, gewunden
  • wip, wiep*: wipis (pr) = Ast (Abzweigung)
  • wirb, wirp: zittern, beben (Moor)
  • wirs, wirsch, wirsz: wirkint (pr) = Oberfläche bearbeiten
  • wisch, wischken, wiesch, wysch, wösch: wischerad (pr) = alt/ old
  • witt, witten, wied: wieden (pr), viet (lit), witz, vitz, ice, vice, icius (slaw): Hinweis auf einen Ältesten oder Feudalherrn als Ortsgründer oder witi (pr) = Hopfen
  • wor: woras (pr) = alt
  • woyk: woykello (pr) = Knecht, dem Knecht zur Bearbeitung überlassenes Land
  • woit, waiten: woytis (pr) = Heeresführer

Besonderheiten

Hier seien noch weiteren lautliche oder orthographische Besonderheiten kurz aufgeführt oder zusammengefasst:

  • a ist häufig in memelländischen Namen zu o umgelautet: Szabries = Szobries
  • ae siehe auch e
  • b siehe auch p, w
  • c siehe auch cz, k, z
  • ch wird in memelländischen Namen häufig zu k umgewandelt: Heinrich = Endriks
  • chs siehe auch x
  • cz siehe auch c, sch, sz, tsch
  • d siehe auch t
  • e siehe auch ä, ae, ö, oe
  • eu siehe auch ei
  • f wird in memelländischen Namen häufig zu p umgewandelt : Friedrich = Pridriks, sonst w
  • g siehe auch j, auch wie stimmhaft-weiches ch
  • h fällt in memelländischen Namen zum Teil weg: Hermann = Ermons, kommt fast nur in Fremdwörtern vor
  • i siehe auch ü, ue, y
  • j siehe auch g
  • ij sprich langes i
  • k siehe auch c, ch
  • o kann in memelländischen Namen auch für a stehen
  • oe, ö siehe auch e
  • p kann in memelländischen Namen auch für f stehen, sonst b
  • q siehe auch kw
  • s siehe auch z, sz, sch/ s scharf wie ss oder ß
  • t siehe auch d
  • tsch siehe auch cz, c
  • sch siehe auch cz, sz, ß
  • sz siehe auch cz, sch, z, ß, š (sch), ž (zh wie in Journal oder Gelee)
  • ue, ü siehe auch i
  • v siehe w
  • w siehe auch b
  • x siehe auch chs, ks, gz
  • y siehe auch i
  • z siehe auch c, s, sz, ß, ž (zh wie in Journal oder Gelee)/ z wie stimmhaftes s in "sausen"
  • ß siehe auch sch, sz

Eine besondere Gemengelage

Von Westen und Süden nach Nordost: kurische u. prußische, niederlitauische und hochlitauische Sprachgebiete

Ostpreußische Familiennamen entstanden spät, denn in den Türkensteuerlisten von 1540 kam man noch weitgehend mit Vornamen aus. Als Nachnamen finden sich außer einigen alten Namen meist nur Berufsbezeichnungen und Spitznamen zur Unterscheidung.

Zur Zeit scheint es eine Mode zu geben, Namen des nördlichen Ostpreußen ausschließlich hochlitauisch abzuleiten. Dabei findet man hochlitauische (aukštaiče oder aukschtaitsche) Namen eher in der Region Pillkallen-Goldap, wobei man auch da nie sicher sein kann, ob es sich nicht um ursprünglich prußisch-sudauische Namen handelt, denn selbst der offizielle litauische Schulatlas geht mit deutschen Karten konform und weist Sudauen im 13. Jahrhundert links der Memel liegend und Litauen rechts der Memel liegend aus. Für das nordwestliche Ostpreußen, also das Memelland und die Elchniederung, sind zunächst prußische und nehrungskurisch-lettische, dann niederlitauische (zemaitisch und karschauisch), mittellitauische und schließlich auch wenige hochlitauische Einflüsse zu beachten. Deutsche Einflüsse spielen auf dem Lande so gut wie gar keine Rolle, außer Pastöre und Standesbeamte haben nach Gehör aufgeschrieben und verhunzt. Die Besonderheit der Namen die mit Sz beginnen, geht auf polnische Dolmetscher zurück. Bereits der Ritterorden hatte polnische Dolmetscher eingesetzt, weil er glaubte, dass diese als Nachbarn die baltischen Sprachen verstehen könnten. Da es jedoch den baltischen ž-Laut im Polnischen nicht gibt, setzte man das annähernd klingende sz ein.

Erheblich ist im nordwestlichen Ostpreußen der Einfluss zemaitischer Namen, die ihrerseits durch das Altkurische beeinflusst sind und sich deutlich von aukschtaitschen unterscheiden, was wohl am längeren Festhalten an der alten heidnischen Religion liegen mag, im Gegensatz zum polnisch-katholischen Hochlitauen. Zur Zeit als in Ostpreußen Familiennamen entstanden, war die litauische Sprache zugunsten der polnischen nahezu ausgestorben. Sie wurde mit Hilfe der prußischen Sprache quasi rekonstruiert und von Königsberg aus durch das Verteilen gedruckter Bücher in Litauen wieder reanimiert, mit der Folge, dass viele litauische Namen prußische Wurzeln haben.

Ostpreußisch-baltische Namen unterliegen (leicht aus der Geschichte heraus zu verstehen, so man sie denn nicht nachträglich umkrempeln will) einer anderen Dynamik als polnisch-litauische. Im eingangs erwähnten Modetrend wird behauptet „Endungen fallen durch deutschen Einfluss ab“ (-aitis, -eitis wird zu –ait, -eit oder –at). Für Ostpreußen trifft jedoch die archaische prußische Regel zu: Es fällt keine Endung ab sondern es kommt eine hinzu. Der Enkel hängt an die Sohnesendung (-at, -eit, -ait) ein „-is“ an, sobald er einen eigenen Mannesstamm gründet. Man kann also an einem „-ait, -eit, -at“ einen Sohn erkennen und an einem „-aitis, -eitis, -atis“ einen Enkel und findet so zu dem ursprünglichen Stammnamen.

Man sollte sich beim Deuten der Namen des nordwestlichen Ostpreußen vor Schnellschüssen hüten. Wer allein litauisch deutet und wer zudem aukschtaitsch mit zemaitisch gleichsetzt, vergibt viele Chancen. Gerade diese Gemengelage aus prußisch, kurisch, nehrungskurisch, lettisch, zemaitisch, litauisch und deutsch macht die Sache sehr spannend. Monokausales Denken ist bei der ostpreußischen Nameninterpretation wenig hilfreich. Das gilt ebenso für eine konstruierte Ableitung aus dem Deutschen, nur weil phonetische Ähnlichkeiten bestehen.

Ein weiteres Phänomen soll hier nicht verschwiegen werden. Für Prußen war es bereits zur Ordenszeit günstiger für das eigene Fortkommen und das seiner Nachkommen, eine deutsche Herkunft vorzugaukeln. Also wurden baltische Namen einfach ins Deutsche übersetzt oder lautsprachlich derart angepasst, dass sie für deutsche Pfarrer (und später für Standesbeamte) einen Sinn in deren Sprache machten. Zudem konnten die Einheimischen jahrhundertelang beobachten, dass Einwanderer aus dem europäischen Ausland stets priviligiert behandelt wurden und zogen daraus ihre Schlüsse. Nach dem 1. Weltkrieg und den daraus folgenden Konsequenzen des Versailler Abkommens und den damit verbundenen Volksabstimmungen zogen es viele Masuren vor, einen deutschen Namen zu wählen um ihre Zugehörigkeit zu Deutschland zu dokumentieren. Schließlich waren ihre Vorfahren vor der Willkür der polnischen Adelsherren ins freiere Recht Preußens geflohen. Dorthin wollte man nicht zurück, zumal bekannt war, dass sich das persönliche Auskommen rapide verschlechtern würde, sobald man zu Polen gehören würde. Eine nächste Welle von Namenänderungen ergab sich durch die Rassenpolitik des 3. Reiches. Viele Ost- und Westpreußen baltischer, masovischer, kaschubischer oder polnischer Herkunft änderten freiwillig ihre Namen, manchmal als Übersetzung, manchmal willkürlich. Es war nämlich durchgesickert, dass die baltischen Völker zwar als "lebenswerte Völker" eingestuft würden, sie fürchteten jedoch ebenso wie die Masuren und Polen zu "Sklaven des `Großdeutschen Reiches´" gemacht zu werden. In jedem Fall war eine deutsche Herkunft vorzuziehen.

So ist bei Ahnenforschern dieser Generationen oft das fast ängstliche Bemühen anzutreffen, ihre baltischen oder slawischen Namen zu verleugnen und irgendwie eine deutsche Ableitung zu begründen. In fast jeder ost- oder westpreußischen Familie existieren Legenden über eine angebliche Herkunft aus Salzburg oder der Schweiz oder über eine angebliche Abstammung von Hugenotten, Nordfranzosen, Schotten oder wenigstens Friesen oder Schweden.

Ortsname - Familienname/ Personenname - Ortsname

Es gibt zwei grundsätzliche Bildungen:

Aus Ortsnamen werden Familiennamen

Diese Namen sind in der Regel älter und weisen teilweise bis in die Steinzeit zurück. Sie beziehen sich auf natürliche Gegebenheiten:

  • Lasdehnen/ Laxdenen: Haselnussstrauch (pr. lagzde, laxde, laxte; lit. lazdynas; lett. lagsda), eine wichtige Nahrungsquelle für damalige Menschen
  • Lepalothen/ Liebken: Linde
  • Berszienen/ Berzischken: Birke
  • Purwienen/ Ballethen : Sumpf
  • Gudwallen/ Guttstadt: Gebüsch, Buschwald

Als im 16. Jahrhundert Familiennamen zusätzlich zum Vornamen üblich wurden, erhielten alle Einwohner eines Ortes diesen Namen (außer sie hatten inzwischen eine eigene Berufsbezeichnung oder einen eigenen Spitznamen erworben). Es sind also Herkunftsnamen.

Aus Personennamen werden Ortsnamen

Als der Ritterorden die Prußen besiegt hatte und die Landschaft wüst geworden war, wurden zur Rekultivierung Locatoren eingesetzt, die ihrerseits das Land an Bauern unterverteilen mussten. Diese Ortsnamen erkennt man daran, dass sie sich auf die soziale Stellung, den Beruf, das Aussehen oder die Wesensart des Ortsgründers beziehen:

  • Packmohren/ Waldaukadel/ Karakehmen: Friedensreiter/ Herrscher/ König
  • Kanthen/ Kantweinen/ Getkandten: Musiker
  • Margis/ Margen-Peter: sommersprossig
  • Megusen/ Miggental: Langschläfer
  • Qualiten: dumm, einfältig

Hier erhielten sämtliche Familiennmitglieder, das Gesinde des Clans sowie Zugezogene den Namen des Ortsgründers, selbst wenn sie gar nicht mit ihm blutsverwandt waren.

Betonung

Zweisilbige Namen werden in der Regel auf der zweiten Silbe, also auf der Endung betont:

  • Rudat
  • Kakys
  • Tupat
  • Sakuth
  • Zwegat


Zweisilbige Namen mit -us/ -is/ -ius/ -io - Endungungen werden auf dem Wortstamm betont:

  • Szillis
  • Laurus
  • Lacknius
  • Brozio


Mehrsilbige Namen werden wie im Griechischen auf der drittletzten Silbe betont:

  • Nattkischkies
  • Lauruschat
  • Kukullis


  • Kellmischkatis
  • Endruweitis

Der ž-Laut

Polnische Übersetzer schrieben baltisch ž als sz auf, weil ihnen dieser Laut unbekannt war. Das polnische sz entspricht dem deutschen sch, das wiederum im Baltischen als š dargestellt dargestellt wird. Aber auch hierfür setzten die Dolmetscher das sz ein, so dass es bei der Ableitung von Sz-Namen besonders wichtig ist die Wurzel zu finden. Der Laut ž wird weich-stimmhaft ausgesprochen wie das G in Gelee oder das J in Journal.

Typische Fehlinterpretationen

In Namenbüchern deutscher Autoren und bei sonstigen unkundigen Interpreten besteht eine allzu bequeme (aber falsche) Neigung einen baltischen Nachnamen einem deutschen Vornamen zuzuordnen. Selbst in Meyers Lexikon findet man Beispiele für Falschdeutungen.

  • Annas, Annies (pr. einer von uns, einer aus unserer Gegend) von Anastasius oder Anna
  • Aschmies (lett. hinter dem Wald) von Asmus
  • Baltrusch (lit. weißes Kaninchen) von Bartholomäus
  • Bender (lit. Teilhaber) von Benedikt
  • Burkschat (lett. lärmen, rasseln, poltern) von Burghardt
  • Dangel (kur. tief eingegraben und sich windend, auch Dreiecksfläche im Flussdelta) von Daniel
  • Dawils (balt. Geschenk, Gabe) von David
  • Dobrat (pruß. tiefe Stelle im Wald) von Tobias
  • Dowidat (sanskrit kundig, gescheit) von David
  • Gilge (balt. tief eingegraben) von Aegidius
  • Kerstein (pruß. Holzfäller) von Christian
  • Klawke (lett. Ahorn) von Klaus
  • Korell, Carell (pruß. Bienenzüchter) von Karl oder Cornelius
  • Kryszun, Kriszun, Krisch (balt. heidnischer Priester) von Christian
  • Kundrat (lit. Färberröte) von Konrad
  • Lukies (balt. Teichrose, Lauch) von Lukas
  • Mattutat (balt. Landvermesser) von Matthias
  • Moraut, Mauritis (pruß. Entenflott, Sumpfwiese) von Moritz, Mauritius
  • Tobien (kur. tiefe Stelle) von Tobias
  • Stanko (pruß. beengte Wohnlage) von Stanislaus
  • Urbat (kur. Kunsthandwerker) von Urban


Ebenso typische Fehlinterpretationen passieren selbst renommierten Instituten, wenn angenommen wird, man könne einen baltischen Namen einem deutschen Satznamen oder einem Beruf zuordnen oder auf persönliche Eigenheiten schließen. Dabei wird stets von deutscher oder eventuell noch von slawischer Ableitung ausgegangen und ähnlich klingende baltische Begriffe werden gar nicht erst in Erwägung gezogen. Die Ursache mag darin zu sehen sein, dass es praktisch keine deutsche Universität mehr gibt, die Baltistik unterrichtet, so dass sich fast ausschließlich Germanisten und Slawisten an baltischen Namen versuchen:

  • Anhut (pr. der Einsame) von dt. "ohne Hut"
  • Arbeiter (pr. pflügt eigenes Land) von dt. "Arbeit"
  • Dickhaut (pr.-lit. Dachdecker) von dt. "dickhäutig" (unsensibel)
  • Eisenblätter (pr. Wehranlage am schnellen Fluss) von dt. "Eisenarbeiter/ Walzschmied"
  • Fleischhut (pr. der Gastfreundliche) von dt. "Fleischer"
  • Gutzeit (pr. im Dunkeln/ im Buschwald lebend) von dt. "gute Zeit"
  • Habedank (pr. hochgewachsen) von dt. "Hab Dank"
  • Kahlweiß (pr. Schmied) von dt. "helles Aussehen"
  • Packmor (pr. Friedensreiter) von dt. "Pack am Ohr" (als Synonym für einen Raufbold)
  • Rauhut (pr. Heiler) von dt. "filziger Hut"
  • Swars (pr. Berufsname; Waage) von dt. "Schwarz"
  • Tolkien (balt. Makler, Übersetzer) von dt. "tollkühn"
  • Trinkaus (pr. verstockt, bockig) von dt. "trink aus" (Säufer)
  • Vierkant (pr. wilder Kämpfer) von dt. "vierschrötig oder Zimmermann"
  • Weisgut (pr. tapferer Krieger) von dt. "Weißgerber"
  • Weißhuhn (pr. Ort, Siedlung) von dt. "weißes Huhn"

Liste von Familiennamen

Familiennamen im Memelland

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Bibliographie

  • Babickiene, Zofija, Jasiunaite, Birute, Pečeliunaite, Angele, Bagužyte, Ruta: Mokomes Dialektologijos, Centrine Šiaures Žemaičiu Kretingiškiu Tarme, baltos lankos, Vilnius 2007
  • Berneker, Erich: Die preussische Sprache, Texte, Grammatik, Etymologisches Wörterbuch, Verlag Karl J. Trübner, Strassburg 1896
  • Bink, Karl Wilhelm: Ostpreussisches Niederdeutsch in Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg / Pr., Holzner- Verlag Kitzingen/ Main 1953 Bd. 3
  • Bukantis, Jonas, Leskauskaite, Asta, Saliene, Vilija: Vakaru Žemaičiai, Lietuviu Kalbos Institutas, Vilnius 2006
  • Fenzlau, Walter: Die deutschen Formen der litauischen Orts- und Personennamen des Memelgebiets, Halle a.d. Saale 1936. (154 S. In diesem Buch lässt sich eine große Anzahl memelländischer Familiennamen finden, deren Aussprache und Betonung auch in Lautschrift angegeben ist.)
  • Gerullis, Georg.: Zur Sprache der Sudauer-Jadwinger, in Festschrift A. Bezzenberger, Göttingen 1927
  • Karge, Paul: Die Litauerfrage in Altpreußen in geschichtlicher Beleuchtung, Königsberg 1925
  • Lepa, Gerhard (Hrsg): Die Sudauer, in Tolkemita-Texte Nr. 55, Dieburg 1998
  • Prellwitz, Walther: Lehnwörter im Preussischen und Lautlehre der deutschen Lehnwörter im Litauischen, Vandenhoeck & Ruprecht´s Verlag Göttingen 1891
  • Salys, Anton: Die zemaitischen Mundarten, Teil 1: Geschichte des zemaitischen Sprachgebiets Tauta ir Zodis, Bd-VI Kaunas 1930 (= Diss.Leipzig 1930)
  • Schmid, Wolfgang P.: Das Nehrungskurische, ein sprachhistorischer Überblick
  • Schmid, Wolfgang P. (Hrg): Nehrungskurisch, Sprachhistorische und instrumentalphonetische Studien zu einem aussterbenden Dialekt, Stuttgart 1989