Schippenbeil

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Ostpreußenkarte um 1925
Prußische Stammesgebiete



Hierarchie

Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Königsberg > Landkreis Rastenburg > Schippenbeil

Einleitung

Schippenbeil ist eine Halbinselstadt und liegt im prußischen Stammesgebiet Barta an der Alle. Hier stand eine Prußenburg, an deren Stelle 1319 eine Ordesburg trat.

Urkundliche Erwähnungen:

  • 1326 Waistotepila
  • 1350 Waistotenpil
  • 1351 die stadt Schiffenburg: Handveste Schiffenbrug alias Schippenpil
  • 1351 Schiffenburgk
  • 1419 Schippenpil
  • 1486 oppidi Schiffenburg
  • 1526 Schippenpiell, Schippepil
  • 1790 Schippenbeil
  • 1889 Schippenbeil - Szępopel, Sępopol

Name

Der alte Name weist auf den Sitz eines Heilers. Auch der neuere Name ist eine Fehlübersetzung, denn er bezieht sich nicht auf Schiffe sondern weist ausdrücklich auf die diesseitige Lage der Burg. Wegen der Halbinsellage verfügte der Ort nur über beschränkten Raum und auf der gegenüberliegenden Seite der Alle befand sich eine ähnliche Schutz- und Trutzburg in Langendorf. Ebenfalls diente die südlich gelegene Leunenburg als Schutz.

  • prußisch "waist, waistun" = wissen, kennen
  • "waistas" = Heilmittel, Medizin
  • "waistatas, waistenītas, waistullis, waistnikas" = der Wissende
  • "waistikla" = Apotheke, Drogerie
  • "pil, pila, pile, pille, pils" = Festung, Burg, Berg
  • preußisch-litauisch "šiopus" = diesseits
  • "šiupas" = Schutzdach

Wappen

Wappen Schippenbeil

Das Wappen zeigt in Silber, auf blauem Wasser schwimmend, ein mit einer roten Burg besetztes goldenes Schiff.

Schippenbeiler Bürgermeister

  • Das Getränk ist eine Mischung aus Rum und möglichst altem Burgunder. Es wird aus dem Weinglas getrunken.

Allgemeine Information

Einwohner:

1812. (geschätzt) 1.500

1939. 3.434

Politische Einteilung

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

  • Stattliche Kloster- und Wallfahrtskirche, gotischer Basiliken-Zieglerohbau
  • 1523 erster evangelischer Gottesdienst


Katholische Kirchen

Geschichte

  • Wahrscheinlich 1299 Gründung
  • 1319 Bau einer Ordensburg anstelle der Prußenburg
  • 1351 Stadtgründungsurkunde durch Hochmeister Heinrich Dusemer nach kulmischem Recht
  • 1485 oppidum (kleine Stadt)
  • 1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
  • 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen. Die Schippenbeiler werden zur Huldigung gezwungen.
  • 1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Schippenbeil wird wieder preußisch.
  • 1812. Das etwa 1.500 Einwohner zählende Schippenbeil muß je 2.100 Scheffel Roggen- und Weizenmehl, 624 Scheffel Gemüse und 502 Schlachttiere an die Franzosen abliefern (nach: Bernhard Lindenblatt, Geschichte Ost- und Westpreußens 1701-1945, Kiel 2001, ISBN 3-88741-037-8).
  • 1866.21. Okt.. Der letzte der Verträge zwischen Preußen und 22 Staaten oder Freien Städten nördlich der Mainlinie über die Gründung des Deutschen Bundes wird unterzeichnet (Verfassungsgebung: 1. Juli 1867). Schippenbeil im Königreich Preußen ist nun eine Gemeinde im Norddeutschen Bund.
  • 1871.18. Jan.. König Wilhelm von Preußen wird im Spiegelsaal zu Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert; Gründung des II. Deutschen Kaiserreichs. Insgesamt gehen vier Königreiche, sechs Großherzogtümer, fünf Herzogtümer, sieben Fürstentümer, drei freie und Hansestädte sowie das Reichsland Elsaß-Lothringen in das Reich ein. Schippenbeil ist nun eine Gemeinde im Deutschen Reich.
  • Seit 1928 zum Kreis Bartenstein gehörig



Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Kirchenbücher

siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Bartenstein


Ostpreußische Städtebilder: Schippenbeil

Artikel in der Königsberg Hartungsche Zeitung vom 08.06.1913

Mitten im alten Bartergau, dort, wo die Guber in die reißende Alle mündet, erhebt sich auf hohem Ufer das Städtchen Schippenbeil. Ringsum von bewaldeten Höhenzügen umgeben, in stiller Abgeschiedenheit liegt es da. Kein Fabriklärm läßt sich hören; kein schwarzer Rauch steigt aus hohen Schornsteinen empor; kein donnernder Eisenbahnzug macht den Erdboden erzittern. Alles still, einsam, fast melancholisch. Ist man doch im Gebiete des alten Romowe, jenes heiligen Waldes der alten Pruzzen, ihrer Hauptopferstätte, und es scheint fast, als ob es in den Lüften raunt von jenem in Staub gesunkenen Volke …
Die Entstehung der Stadt Schippenbeil reicht bis in die Zeit der Eroberung Preußens durch die Ordensritter zurück. Während des 53-jährigen Eroberungskrieges erbaute man auf dem alten Pilberg eine Burg, die Wisenburg, in deren Nähe sich seit 1300 nach und nach Einwanderer ansiedelten. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Schippenbeil zu einer recht bedeutenden Stadt.; längst war Bartenstein, der heute viel größere Ort, überflügelt worden. Viele Kämpfe spielten sich unter ihren Mauern ab, und manchen Ansturm wiesen die streitbaren Bürger siegreich zurück. Zu erwähnen wären die dreizehnjährigen Kämpfe der Stadt mit dem deutschen Ritterorden, seinem eigentlichen Oberherrn (Schippenbeil stand auf Seiten des Eidechsenbundes und der Polen), zur Zeit seines Niedergangs nach 1410; dann die weiteren Polen- und Schwedenkriege und schließlich der unglückliche Krieg 1806/07 – dehnt sich doch die Schlacht bei Friedland bis hierher aus. – Nach dieser Zeit schwand dann die Bedeutung Schippenbeils. Bahnstrecken wurden gebaut, doch keine berührte unsere Stadt. Die Folge war: Schippenbeil sank, und Bartenstein, das Nachbarstädtchen, blühte empor. Petitionen halfen nicht: die Fortschritte der Zeit galten ihr nicht, und nur die Erinnerung an ihre frühere Bedeutung konnte man ihr nicht rauben.
Wenn man so durch die Straßen schreitet, gewinnt man schnell überall das Bild einer echten Kleinstadt: kleine Häuser, viele mit der Giebelseite der Straße zugekehrt, nirgend mehr als einstöckig, enge Nebengassen, alte Scheunen. Wer vom Dorfe Langendorf aus, das sich jenseits der Alle erstreckt, über die Allebrücke schreitet, gelangt durch die Königsberger Vorstadt, die sich bald in Königsberger- und Kirchenstraße teilt, auf den Obermarkt. Diesen Teil der Stadt nennt man die Altstadt, weil er bei dem großen Brande 1749 allein verschont blieb. Der andere Teil bis zum Collasplatz, dem unteren Markt, ist die Neustadt, die 1749 vollständig mit noch 38 Scheunen niederbrannte. Ueber den Collasplatz führten früher die Wallgräben, die die Stadt zur vollständigen Insel machten. Den Namen hat der Platz von dem Platzkommandanten Major Collas (Schippenbeil hatte früher Garnison), der 1768 die Gräben zuschütten und die Fläche zu einem Exerzierplatz planieren ließ. An alten Gebäuden läßt sich nur die Kirche aufführen. Sie steht hart an der Alle, da wo die Königsberger Vorstadt sich in Kirchen- und Königsberger Straße teilt. Ihr Gründungjahr kennt man nicht genau, man vermutet, daß im Jahre 1350 der Grundstein gelegt ist. Sie ist im gotischem Stile erbaut, und besitzt durch ein nach Osten angebautes, niedriges Chor zwei Giebel, die kunstvoll gemauerte Fialen tragen. Das jetzige Rathaus ist ein neueres Gebäude, es liegt in der Mühlen-Vorstadt, tritt jedoch wenig hervor. Das alte Rathaus stand auf dem Marktplatz. Im Jahre 1749 wurde es während des großen Brandes auch vollständig eingeäschert. Das auf derselben Stelle 1752 neuerbaute zweite Rathaus wurde bereits 1807 in der Nacht vor der Friedländer Schlacht von den aus der Stadt weichenden Russen mit allen Archiven und Urkunden niedergebrannt. Unter gewaltigen Bränden hat Schippenbeil überhaupt sehr viel zu leiden gehabt. Erwähnt sei nur noch das im Jahr 1599, in welchem 91 Gehöfte niederbrannten. Auch unter Seuchen hat die fast 4000 Einwohner zählende Stadt (jetzt kaum 2000) furchtbar gelitten.
Aus dem Landgemeindegebiet Schippenbeil sei vielleicht noch das Dorf Boritten zu erwähnen, stammt doch aus ihm die Tochter des Herrn von Schierstedt, die nach Bayern heiratete und Mutter des berühmten Generals Tilly, des großen Gegners Gustav Adolfs von Schweden wurde. – Noch heute ist die Umgegend von Schippenbeil nicht reizlos. Die herrlichen, umliegenden Wälder laden zum Aufenthalt ein, und die hochaufstrebenden Alleufer grüßen in malerischer Schönheit. Die Stadt selbst beginnt langsam wieder zu steigen. Seit einigen Jahren vermittelt eine Kleinbahn den Verkehr mit der der Hauptbahnstrecke der ehemaligen Südbahn. Ungefähr ebenso lange ist eine Gasanstalt in Betrieb. Dazu bieten der erst kürzlich in modernem Eisenbetonbau aufgeführte Wasserturm eines neuerrichteten Wasserwerks und das neue prächtige Gebäude der Stadt- und Mittelschule mit großer Turnhalle einen erfreulichen Anblick.
Da ruht sie denn aus, die alte Stadt von der Last und Arbeit der Jahrhunderte. – Die Türme sind gefallen, die Mauern zerbrochen – und nur die Alle drunten im tiefen Flußbett plätschert ihr ewig gleichtönendes Lied vom Kommen und Schwinden der Zeiten.[1]

Bibliografie

Genealogische Bibliografie

Historische Bibliografie

Zeitungsmeldungen

Memeler Dampfboot

Memeler Dampfboot vom 16.05.1873

Schippenbeil, 9.Mai. Das noch sehr junge israelitische Provincial-Waisen-Institut für Knaben und Mädchen in Ostpreußen zu Schippenbeil, welches erst kürzlich das 4.Jahr seines Bestehens feierte, scheint nunmehr emporzublühen. Die Zahl der Zöglinge beläuft sich augenblicklich auf 1015 Mädchen und 3 Knaben, während außerdem noch ein Kanbe die Quarta des Gymnasiums besucht. Vor einigen Wochen ist für dieses Institut ein dem Maurermeister Herrn Oswald Grundstück, Haus nebst dem dazu gehörigen Garten, vis-à-vis dem Schützenhause, angekauft worden, das Haus hat eine prächtige Lage. - Am 12. d. findet eine Verloosung von Handarbeiten und anderen werthvollen Gegenständen zum Besten besagten Instituts im Saale des Deutschen Hauses statt zu welcher von verschiedenen höchsten und hohen Herrschaften Geschenke zu Gewinnen eingegangen.


Königsberger Hartungsche Zeitung

Datum Schlagwort Meldung
12.10.1912 Einweihung Zwei für unsern Ort hochbedeutsame Werke sind am Montag in feierlicher Weise ihrer Bestimmung übergeben worden: ein in der Wöterkeimer Bahnstraße sich erhebendes Schulhaus und ein Wasserwerk. Am Tage der Weihe versammelten sich die stattliche Zahl der Schüler, begleitet von ihren Lehrern, auf dem Collasplatze vor dem schon in Abbruch befindlichen alten Schulhause. In geschlossenem Zuge ging es dann nach dem neuen Hause. Der feierliche Akt vereinigte die Schüler, die Lehrer, die städtischen Körperschaften und die Ehrengäste in der Turnhalle. Nach Chorgesang und einem Prolog begrüßte Bürgermeister Wosgien die Erschienen, insbesondere die Ehrengäste: Landrat von Christen, Kreisschulinspektor Broscheit, Regierungsbaumeister Gerstenfeld und Baumeister Meyer und ermahnte die Kinder, nicht nur für die Schule, sondern gerade für das Leben zu lernen. Die Weihe des neuen Hauses vollzog nun der Ortsgeistliche, Pfarrer Henkel. Nach Uebergabe der Schlüssel übermittelte Landrat von Christen die Segenswünsche des Regierungspräsidenten und überreichte dem Bürgermeister Wosgien den ihm verliehenen Roten Adlerorden 4. Klasse. Die Glückwünsche der Schulabteilung überbrachte Kreisschulinspektor Broscheit. Als ehemaliger Schüler überreichte Herr Klingbeil im Auftrage früherer Besucher der Stadtschule elf Bilder und ein Harmonium. Allen Redner dankte das Oberhaupt der Stadt. Gesang beendete die einfache Feier. Ihr folgte die Weihe und Besichtigung des Wasserwerkes. Ein den geladenen Gästen seitens der Stadt gegebenes Festessen vereinigte dann nochmals die Teilnehmer.[2]

Persönlichkeiten

Um 1920. Der Hotelbesitzer Briese rühmt sich, der schwerste Mann Ostpreußens zu sein. Er wiegt 250 Kilo. Bei Eisenbahnfahrten darf er mit einem besonderen Erlaubnisschein und eigenem Klappstuhl den Gepäckwagen benutzen, weil er sich nicht durch die Tür der Personenwagen zwängen kann. (Quelle: nach Bernhard Lindenblatt, Preußenland. Kiel 2001).




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Zufallsfunde

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Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Verfasser: unbekannt, Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 08.06.1913, Morgen-Ausgabe 263, 2. Blatt, S. 5, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  2. Verfasser: ef. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 12.10.1912, Nr. 480 Morgen-Ausgabe, 1. Blatt, S. 3, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz