Geld und Kaufkraft ab 1871

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Münzgeografie 1871

Geld und Kaufkraft ab 1871

Dezimale Zentralwährung

Das Münzwesen wird mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs (1871) vereinheitlicht. Die neuen Geldwährung basiert auf der Goldmark. Der Aufteilung der Währung in Mark und Pfennige liegt das Dezimalsystem zugrunde.

Die Münzen werden von nun an zentral vom Staat geprägt und nicht mehr von den einzelnen Landesherren.

Entstehung von Ballungszentren

Der allgemeine Zuwachs der Bevölkerung und die Abwanderung der Landbewohner machen die Städte zu Ballungszentren und erfordern laufend neue Verwaltungszuschnitte öffentlicher Bereiche. Ständig entstehen neue Infrastrukturen während ältere verfallen. Zuständigkeiten von kirchlichen Einrichtungen und Standesämtern wechseln innerhalb weniger Jahrzehnte. Immer wieder stellen sich Fragen nach dem Verbleib von Akten.

Produktionsschwerpunkte werden durch ein Netz von Verkehrsknotenpunkten verbunden. Durch kommunale Zusammenschlüsse entstehen zahlreiche Industriestädte und neue Regionalstrukturen

Klassengesellschaft beherrscht Verwaltung

Die Klassenstruktur von Politik und Gesellschaft führt zunehmend zu sozialen Auseinandersetzungen. Adel und Großbürgertum mit hohem Einkommen beherrschen den vom sozialen Abstieg bedrohten Handwerkerstand und die große Masse der unterbezahlten Fabrik- und Landarbeiter.

Gründung von Gewerkschaften

Gewerkschaften entstehen und erstmals werden Forderungen nach Sozialgesetzen durchgesetzt.

Sozialgesetzgebung

  • 1881-1889 (Bismarck)

Münzgeographie

Zum Deutschen Kaiserreich gehören 26 Bundesstaaten:

Königreiche

Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg.

Großherzogtümer

Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar-Eisenach, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg.

Herzogtümer

Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Anhalt.

Fürstentümer

Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck-Pyrmont, Lippe-Detmold, Reuß (ältere Linie), Reuß (jüngere Linie), Schaumburg-Lippe.

Freie und Hansestädte

Bremen, Hamburg, Lübeck.

Reichsland

„Reichsland Elsaß-Lothringen".

Prägestätten

Auf den Münzen ist durch einen Großbuchstaben die jeweilige Prägestätte zu erkennen. Es bedeuten: A - Berlin. B – Hannover, C – Frankfurt, D – München, E - Dresden-Muldenhütten, F – Stuttgart, G – Karlsruhe, H – Darmstadt, J - Hamburg.

Münzsystem

  • Die neuen Reichs-Münzen gliedern sich nach dem Dezimalsystem.
  • Die Münzwerte sind Mark und Pfennige.

Goldmark

  • Gold liegt dem System als Wert und Rechenbasis zugrunde und zwar werden aus 500 g Feingold 139 ½ Goldstücke geprägt.
  • Der Goldanteil der einzelnen Münze macht 3,5 g aus - genausoviel wie bei den alten Goldgulden und Golddukaten.
  • Der Wert einer 3,5 g goldhaltigen Münze wird auf 10 Mark festgesetzt.
  • Das Wertverhältnis von Gold zu Silber ist 15 ½ : 1.

Papiergeld

  • Zur bequemeren Bezahlung größerer Handelsgeschäfte wird die international anerkannte Mark-Währung auch als Papiergeld ausgegeben.
  • Seit 1909 gelten die Banknoten als gesetzliches Zahlungsmittel und können bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges jederzeit wieder in Goldmark umgewechselt werden.
  • Es gibt Hundertmark- und Tausendmarkscheine, (die „Blauen" und „Braunen").

Münzgeld

  • In Gold werden ausgeprägt: 20-Mark-Stücke, 10-Mark-Stücke, 5-Mark-Stücke (diese nur für kürzere Zeit).
  • In Silber werden ausgeprägt: 5-Mark-Stücke, 2-Mark-Stücke, 1-Mark-Stücke = 100 Pfennige , ½ Mark-Stücke = 50 Pfennige.

Kleinere Münzwerte

Kleinere Münzwerte sind: 25-Pfennig-Stücke, 20-Pfennig-Stücke, 10-Pfennig-Stücke, 5-Pfennig-Stücke, 4-Pfennig-Stücke, 2-Pfennig-Stücke, 1-Pfennig-Stücke

Talerumlauf

Nach Einführung der Goldmark blieben Taler bis 1907 im Wert von drei Mark im Umlauf. Der Taler ist Vorbild vieler Münzen anderer Länder - etwa für den Dollar.

Austauschrelation beim Dollar

Zwischen 1792 und 1834 beträgt das Wertverhältnis für eine Goldmünze zu einer Silbermünze beim amerikanischen Dollar 1:15 und nach 1834 auf 1:16. Der Mittelwert liegt damit auf gleicher Höhe wie in Preußen nach 1871 mit 1:15,5.

Löhne und Preise

Punktuelle Einkommensbeispiele

  • Um 1900 Monatslohn eines Hafenarbeiters in Hamburg: 61 Mark
  • Um 1900 Monatslohn eines Lehrlings bei den Farbwerken Hoechst: etwa 60 Mark
  • Um 1900 Monatslohn eines Chemiearbeiters: etwa 120 Mark

Beispiele von Lebenshaltungskosten

Lebensmittel

  • Um 1900 1 Kilo Schweinefleisch: 1 Mark, 50 Pfennig
  • Um 1900 1 Kilo Pferdefleisch: 50 Pfennig
  • Um 1900 1 Kilo Butter: 1 Mark, 86 Pfennig
  • Um 1900 1 Liter Milch: 20 Pfennig
  • Um 1900 1 Kilo Roggenbrot: 23 Pfennig
  • Um 1900 1 Kilo Weizenmehl, 36 Pfennig
  • Um 1900 1 Kilo Zucker: 65 Pfennig
  • Um 1900 1 Kilo Kaffee: 4 Mark, 15 Pfennig
  • Um 1900 1 Mandel Eier (15 Stück): 73 Pfennig
  • Um 1900 1 Zentner Kartoffeln: 2 Mark, 63 Pfennig
  • Um 1900 1 Liter Bier: 24 Pfennig

Möbel

  • Um 1900 1 Stuhl: 3 Mark, 75 Pfennig
  • Um 1900 1 Tisch: 8 Mark, 75 Pfennig

Kleidung

  • Um 1900 1 Herrenanzug: 10-75 Mark
  • Um 1900 1 Damen-Strickweste: 1-6 Mark

Heizmaterial

  • Um 1900 1 Zentner Kohle: 1 Mark, 20 Pfennig

Weltkrieg, Republik

  • 1914-1918 Erster Weltkrieg
  • 1918 Abdankung des Kaisers, Deutschland wird Republik

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