Hamm/Stadtsiedlung

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Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Planmäßige Anlage an der Kreuzung wichtiger Straßen. Der durch Wasserläufe gegebene Umriß war eine Ellipse mit Einschnürung. Grundfläche 425 X 850 m. Straßennetz in Rippenform. Hauptstraße im Zuge der Ost-West-Achse, in der Mitte durch die Nord-Süd-Straße gekreuzt. In der nördlichen Hälfte 1, in der südlichen 2 gekrümmte Straßen. Alle werden im rechten Winkel von mehreren Nord-Süd-Straßen geschnitten. Die Planung war durch Baublocks bestimmt. Erste Besiedlung im westlichen Stadtteil, dann nach 0sten bis zur Eylertstraße, bald erweitert bis zum heutigen Wall.

Die ursprünglich fast 600 Hofstätten wohl 30x85 Fuß (10,30x28,90 m); 4 Stadtteile. Marktplatz etwa in der Stadtmitte. Die sogleich nach der Gründung begonnene Befestigung bestand aus Stadtgräben, Wällen, Mauern, Türmen und 4 im Zuge der Hauptstraße gelegenen, nach den Himmelsrichtungen benannten Toren, zu denen später Bastionen traten. Die Feldmark wurde 1395 mit einer Landwehr umgeben. Die Mauern wurden im 18. Jhdt. durch Wälle ersetzt.

Schleifung der Werke, einschließlich der im 7jährigen Kriege angelegten Befestigungen, 1763, anschließend Einebnung der Landwehren. Mit der Ahseverlegung (1911-13) wurden die Stadtgräben zugeschüttet. Stadttore und Türme nach 1763 niedergelegt, zuletzt das Ostentor 1797. Besiedlung der Feldmark seit Anfang 19. Jhdts. 1913 Verlegung des Ahse-Mündungslaufes aus dem Weichbild der Stadt (neue Mündung in die Lippe 3 km weiter östlich). [1]

Hammona - Hamm, Stadtansicht nach Merian


Gebäude

Altes Rathaus an der West-Seite des Markts mit Laubengang, 15. Jhdt., Obergeschoß 1741 abgebrannt. Stadthaus (neues Rathaus), Nord-Seite des Marktes, 1925-27. - Ev. Stadt-Pankratiuskirche im Ortsteil Mark kurz nach 1100. Ev. Pauluskirche in der Mitte des Marktes, kurz nach Stadtgründung erbaut als got. Hallenkirche, dem hl. Georg geweiht, 1337 von St. Pankratius abgetrennt und zur selbständigen Pfarrkirche erhoben, einzige Pfarrkirche der Stadt bis um 1650, nach Brand von 1741 Barockhelm. St. Agnes mit einstiger Bethlehemskapelle, Brüderstraße, er-baut ab 1507 in Anlehnung an das Franziskanerkloster, kath. Pfarrkirche seit etwa 1650. Ev. Lutherkirche, erbaut 1734-39 in gotischen Formen. In den Vorstädten: St. Josef, kath., 1865; Herz-Jesu, kath., 1890-91; Liebfrauen, kath., 1897 bis 1S99; Christuskirche, ev., 1901-03; St. Bonifatius, kath., 1921; Johanniskirche, ev., 1937-38. Kapellen: landesherrliche Burgkapelle, erbaut bald nach Stadtgründung, Vorgängerin der St.-Agnes-Kirche; Unser lieben Frauen, Weststraße (Kapelle der Westenhospital-Armenstiftung), 1319-1657; St. Antonius, Antonistraße (Kapelle der St.-Antonius-Gasthaus-Armenstiftung), 1406 bis 1801; Ostendkapelle, vor dem Ostentor auf dem Pestkirchhof, 1611-47. Stifter: Nordenstift mit Kapelle Maria Magdalena, vor dem Nordentor (Münsterstraße), 1280, für Patrizier- und Burgmannentöchter, adeliges Damenstift Ende 17. Jh., aufgehoben 1805; Leprosenstift mit Kapelle, vor dem Westentor, vor 1419, Armenstiftung 1675; Beginenstift mit Kapelle, Brüderstraße vor 1472, Waisenhaus 1655/56, abgebrannt 1734. Klöster: Zisterzienserinnenkloster Marienhof vor 1276, aus Hamm nach dem landesherrlichen Hof Kentrop vor dem Ostentor verlegt 1290, aufgehoben 1806; Franziskanerkloster, Brüderstraße, 1455-1824. Augustinerhaus, Herberge der Lippstädter Augustinermönche Nähe Antonistraße, erwähnt 1322-1400; Herz-Jesu-Kloster, Ostenallee, Niederlassung der Missionare vom hl. Herzen Jesu aus Hiltrup 1919.

Schlösser: Burg Mark im östl. Stadtteil Hamm-Mark, vor 1169, Sitz des Landesherrn um 1200 bis 1398, niedergelegt 1772; landesherrliche Stadtburg am Nordenwall, erbaut bald nach Stadtgründung, staatliche Rentei 1462, Sitz der Stadtkommandanten 1648-1803. Adelshöfe aus der Mitte des 15. Jhdts. (von Galen, von der Recke, von Volmarstein, Funkenburg, Brengenburg, Nassauerhof u. a.), abgebrannt vor 1742, z. T. wieder neu errichtet. [2]

Brände

Brände: 1287, 1307 (fast die ganze Stadt), 1337, 1423, 1558, 1695 (52 Gebäude am Westentor), 1730 (43 Gebäude im Ostteil), 1734 (200 Ge-bäude in der nördl. Stadthälfte), 1741 (fast der ganze südliche Stadtteil mit 376 Häusern), 1762 (27 Häuser). Das mittelalterliche Stadtbild war damit bis auf Paulus- und St.-Agnes-Kirche vernichtet.

Zerstörungen

2. Weltkrieg: Ganz oder teilweise zerstört wurden altes und neues Rathaus, 8 Kirchen (von 10), 10 Schulen (von 22), 5.892 Wohnhäuser (von 6.250) mit 16.500 Wohnungen, davon 1.553 Häuser mit 4.350 Wohnungen über 60%. Alle Fabriken, Eisenbahn-, Post- und Verkehrsbetriebe, desgleichen die meisten staatlichen Behörden und sonstige öffentlichen Einrichtungen wurden schwer beschädigt.

Völlig zerstört: Altes Rathaus und alle mittelalterlichen Baureste. Bis auf die Außenmauern vernichtet: Pauluskirche, St.-Agnes-Kirche. Lutherkirche schwer beschädigt. Zerstörte Fläche: 2.370.000 qm = 40% der gesamten bebauten Fläche von 5 930 000 qm.

Stand 1953: Instandgesetzt: 6 Kirchen, 5 Schulen, Eisenbahn, Post, fast alle staatlichen Behörden, 13.577 Wohnungen (von 16.500). [3]

Fußnoten

  1. Literatur: Deilus, H., Ein Siedlungsunternehmen des 13. Jh. und sein Stadtgrundriß, in: Stadtbaukunst XI (1930). Wünsche, War die Stadt Hamm mit Festungsmauern umgeben usw.?, in: Heimatkalender für Kr. und Stadt Hamm, Unna, Kamen (1926).
  2. Literatur: Mellmann, Geschichtliches über die Kirchen und Klöster H.s, in: Heimatbuch (1922), Jucho, Alte Hammer Bauten, Festschrift (1926). Schülupp, Milde Stiftungen, ebd. — Flume, Das Haus zur Mark (1929).
  3. Literatur: Franz-Josef Kresing, H. als Stadtsiedlung (ungedruckte phil. Diss. Münster 1947).