Lehrbuch der gesammten wissenschaftlichen Genealogie/236

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Lehrbuch der gesammten wissenschaftlichen Genealogie
Inhalt
Vorwort | Einleitung
Erster Theil: Kap. 1234
Zweiter Theil: Kap. 1234
Dritter Theil: Kap. 123456
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solle bei den Wohnungen der Kanoniker kein Unterschied zwischen Adel und Unadel gemacht werden.[1]

      Je größer die politische Bedeutung der Domstifte wurde, desto geflissentlicher suchte der Adel ihre Stellen mit Söhnen seiner Familien zu besetzen. In Straßburg hatte er schon im Anfang des 13. Jahrhunderts das ausschließliche Recht auf die Dompfründen. Vergeblich traten einige Päpste diesen Ansprüchen entgegen.[2] Im 14. Jahrhundert mußte auch die Curie die Besetzung der Stellen durch Adelige als Regel anerkennen. Der Adel bestand, wie oben nachgewiesen, seit dem 13. Jahrhundert in der Herkunft von vier ritterlichen Ahnen. Wenn nun in den Statuten von vielen Capiteln von den Bewerbern verlangt wird, daß sie aus edlem oder von beiden Eltern her ritterlichem Geschlechte seien,[3] so ist doch wohl nicht zu vermuten, daß die Capitel hier einen milderen Adelsbegriff aufstellen wollten, vielmehr dürfen wir annehmen, daß auch Vater und Mutter von zwei Seiten her ritterlicher Abkunft sein sollen.[4]


  1. J. M. Seuffert, Versuch einer Gesch. des teutschen Adels in den hohen Erz- und Domcapiteln. Frankf. M. 1790. S. 16.
  2. Joh. Ge. Cramer, Comment. De juribus et praerogativis nobilitatis avitae. Lips. 1739. S. 129 ff. Seuffert S. 41 ff. P. Hinschius, Kirchenrecht II, S. 67.
  3. Von derartigen Bestimmungen wissen wir für Halberstadt v. J. 1295 und 1446 (Cramer S. 518-522), für Mainz v. J. 1326(Seuffert S. 87), für Minden v. J. 1450, für Naumburg, Merseburg und Meißen v. J. 1476 (Cramer S. 524 ff.), (Würdtwein, Nova subs. X. p.272 mit falscher Interpunction, danach Hinschius II, S. 67 Anm. 7: 1456), für Köln, Osnabrück, Paderborn v. J. 1504 (Cramer S. 535).
  4. Papst Julius II (1504) und Kaiser Maximilian II. (1574) sprechen in ihren Bestätigungsurkunden für das Stift Münster (Cramer S. 528 ff.) von einem älteren Statut, nach dem Niemand aufgenommen werden soll, nisi ab utroque parente de nobili militari genere et ex legitimo thoro procreatus existat. Das in Maximilians Urkunde aufgenommene Statut lautet an der betr. Stelle aber wörtlich: quicunque petens se recipi et admitti in Canonicum nostrae ecclesiae - - in vulgari Alemannico denominare ibidem publice quatuor suas stirpes proximiores, videlicet duas de linea sua paterna, et duas de linea sua materna, atque extensis duobus suae dextrae digitis iurare, quod praedictae stirpes per eum denominatae sint suae proximiores stirpes et de bono militari genere existant, et [exunde] derivatae ipseque recipiendus in legitimo thoro ex dictis denominatis parentibus matrimonialiter copulatis genitus existat, was er außerdem von zwei Männern pari nobilitate beschwören lassen muß.