Pastor Jääsch

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Schulstraße 11, hier wohnte Gefängnispfarrer Friedrich Gerst
Schulstraße 11, Gedenktafel
Hier stand das alte Stadtgefängnis, in dem Freidrich Gerst, gen. "Pastor Jääsch" von 1841-1866 die Gefangenen betreute. Im Hintergrund ist das Filmmuseum zu sehen.
Gedenktafel am alten Stadtgefängnis
Grabstein auf dem Golzheimer Friedhof

Pastor Jääsch - Ein Düsseldorfer Original

Pastor Jääsch wurde am 17. November 1805 um 23:00 Uhr in Düsseldorf geboren. Auf den Namen Fridericus Eduardus Gerst wurde er am 19. November in der St. Lambertus Kirche getauft. Die Paten waren Peter Gerst und Catharina Gerst. Seine Eltern waren Wilhelm Gerst und Adelheid Meurer, die in Düsseldorf im Haus Nr. 607 wohnten[1].

Dieses Haus lag in der Hunsrückenstraße Nr. 36 und wurde "zu den drei Schollen" genannt. Er war das sechste Kind und es sollten ihm noch acht weitere folgen. Nicht nur der Vater, sondern auch schon der Großvater war Fuhrmann. Letzterer übernahm das Geschäft wahrscheinlich von seinem Schwiegervater Joannes Theodor von Herdt. Ebenso waren auch Onkel, Brüder und Neffen im Fuhrgeschäft tätig.

Theodor Groll, ehemaliger Messdiener bei Pastor Jääsch und Verfasser der 1885 erschienenen "Geerschtiaden", behauptet in seiner kurzen Lebensbeschreibung über das Düsseldorfer Original, dass er eine Schreinerlehre gemacht und als Geselle gearbeitet hat. Bis jetzt konnte ich dafür keine Beweise finden. Sicherlich wird Groll es von Pastor Gerst selbst erfahren haben.

"Auf dem Gymnasium Düsseldorf vorbereitet" begann Gerst sein Studium mit fast 27 1/2 Jahren am 29. April 1833 in Bonn und studierte bis zum Wintersemester 1835/36 dort katholische Theologie[2].

Anschließend besuchte er das Priesterseminar in Köln, wo er am 25. September 1837 zum Priester geweiht wurde. Er wurde als "mittelmässiges Subject, gutmütig aber nicht ganz selbstständig, gefällig, die äussere Bildung ist nicht besonders, gesund und stark, predigt mittelmäßig." beurteilt[3]
Noch während er im Priesterseminar war, wurde er vom Pfarrer in Lützenkirchen für die dortige Vikarstelle vorgeschlagen, die er auch am 12. Dezember 1837 erhielt[4].
Er hat also nicht an verschiedenen Stellen im Bergischen gearbeitet, wie es in mehreren Aufsätzen immer wieder behauptet wird, sondern war von Anfang an, bis zu seiner Rückkehr nach Düsseldorf, in Lützenkirchen.

Nach vier Jahren bewarb er sich um die gerade freigewordene Stelle als Gefängnisgeistlicher in der Königlichen Arrest- und Corrections-Anstalt. Er wurde "in Folge der Genehmigung des königlichen hohen Ministeriums des Innern vom 24ten October 1841 zum Seelsorger an dem hiesigen Gefängnißhause für den katholischen Theil deßselben ernannt und ihm für eine Treue Wahrnehmung der damit verbundenen Amtspflichten der Genuß der mit dieser Stelle ver- bundenen Rechte zugesichert." [5]
Diese undankbare Aufgabe wurde bis dahin von den Vikaren der Maxkirche, zu deren Pfarrbezirk das Arresthaus gehörte, "nebenbei" mit erledigt.

Im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und im Historischen Archiv des Erzbistums Köln sind einige Briefe von und über ihn zu finden. Man findet Anträge auf eine Gehaltserhöhung, ein neues Amtskleid oder neue Gebet- und Gesangbücher. Ebenso findet man lebhafte Briefwechsel, die erkennen lassen, daß Pastor Jääsch neben seiner "Sorgen- und Kummervollen Stelle" sich auch noch mit den Behörden rumärgern mußte. Ende 1846, also gut fünf Jahre nach seiner Ernennung zum Gefängnisgeistlichen, forderte das Erzbischöfliche General-Vikariat Pastor Jääsch auf, die Ernennungsurkunde und die schriftliche Genehmigung für den Wechsel ans Gefängnis einzureichen. Es wurde ihm vorgeworfen "mit der unverzeihlichsten Unwissenheit oder Gedankenlosigkeit sich in eine Stelle begeben, die Sie ohne unsere kirchliche Sendung unter keinem Vorwande antreten und verwalten dürften. ...... wenn wir aus dieser Verkommenheit auf Ihre Qualification zu der schweren Stelle schließen sollten". Am 23. Dezember 1846 wurde ihm dann endlich von der Kirchlichen Oberbehörde "die Seelsorge am Arresthause übertragen". [5]

Nach dem Vorwurf "seinem Beruf seit längerer Zeit nicht diejenige Zeit und Hingebung" entgegen zu bringen, antwortete er mit einem Bericht über seine Tätigkeit im Jahre 1861 an die Königlich hochlöbliche Regierung: "drei bis vier Predigten für alle Gefangene, Gottesdienst für die weiblichen Gefangenen, zwei mal die Woche versammle ich die jugendlichen Gefangenen, Leitung des Gesangsunterrichts, 70 - 80 Privatansprachen, insgesamt sind es 18 bis 20 Stunden, die ich wöchentlich in dem Arresthause verbringe. Hinzu kommen noch einmal 12 Stunden die Wochen, die ich für die Vorbereitung auf Vorträge benötige. Weiter noch die Zeit, die die täglichen oft sehr trübseligen Besuche der Familien der Gefangenen in Anspruch nehmen". Weiter äußerte er sich über den Gefängnis-Direktor. Gerst meinte, daß er mehr Stunden im Arresthaus verbrächte als der Direktor und dieser den Gottesdienst nicht besuche. Der Direktor kontrolliere auch die Tätigkeit von Gerst nicht selbst, sondern beauftrage einen "gewöhnlichen Aufseher". Deshalb schlug Gerst eine neutrale Person vor, die die Angestellten und Gefangenen nach seiner Wirksamkeit befragen sollten. Hiermit begann der Streit um seine Versetzung in den Ruhestand. Zuerst wollte man ihn an eine andere Pfarrstelle versetzen, was aber ("Durch seine Schwerhörigkeit, die ihn für den Dienst im Arresthause untauglich macht, würde ihn wohl auch sehr in einer normalen Pfarre stören.") verworfen wurde. Im Oktober 1865 wurde Conrad Prell zum Stellvertreter des Seelsorgers am Arresthause bestimmt. Er trat auch später die Nachfolge von Pastor Gerst an[6].

Dazwischen feierte Pastor Jääsch am 25. September 1862 sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Von der Feier berichtete der Düsseldorfer Anzeiger in seiner Ausgabe vom 26. September 1862:

"In welch` hohem Grade der Jubilar sich der allgemeinen Hochachtung und Liebe erfreut und welche ungetheilte Anerkennung sein rastloses und segensreiches Wirken in seinem gewiß nicht beneidenswerthen Berufe in allen Classen der Gesellschaft, unter der ganzen Einwohnerschaft ohne Unterschied der Confession findet, davon lieferte die von den zahlreichen Freunden des verdienstvollen Mannes veranstaltete Festlichkeit den überzeugendsten Beweis. An der Festtafel saßen 112 'Festgenossen', vor denen Herr Advokat-Anwalt Bloem die Festansprache hielt. Er schilderte ihn als den wahren und echten Priester Gottes, der seinen heiligen Beruf ganz und nach allen Richtungen hin ausfüllt, als den characterfesten willenskräftigen Mann, als einen biedern und braven Mitbürger und als den erprobten echten Freund, bei welchem Jeder Trost, Ermunterung und Hülfe finde. Als sichtbares Zeichen der allgemeinen Verehrung und als Andenken an den Gegenwärtigen festlichen Anlaß überreichte der Redner dem Gefeierten einen schönen silbernen Pokal mit der Widmung: 'Jubilario Friederico Gerst Amici, 1862.', mit dem Wunsche, daß demselben nach weiteren 25 Jahren, wo möglich an derselben Stelle, ein goldener folgen möge. ...... Es dauerte lange, ehe die Akklamationen sich legte, die den bedeutungsvollen, ganz aus der Seele aller Anwesenden gesprochenen Worten des wackern Redners folgten.Die einfache; schlichte und herzlich dankende Erwiderung des allgeliebten Mannes gewährte einen tiefen Einblick in das offene, gerade, jeder Heuchelei unfähige Herz desselben und bekundete von Neuem dessen edlen und liebenswürdigen Charakter. .... Zwischen den verschiedenen Reden ertönten festliche Lieder zum Preise und zum Lobe des Ehrenmannes, dem das schöne und sinnige Fest galt, das einen überaus heitern und dennoch der hohen Bedeutung der Veranlassung würdigen Verlauf nahm und erst um die Mitternachtsstunde mit den heißesten Segenswünschen für den wackern Jubilar und sein ferneres gedeihliches Wirken schloß."[7]

Am 13. September 1867 starb Pastor Jääsch um 19:00 Uhr im Kloster der barmherzigen Schwestern und wurde am 16. September auf dem Golzheimer Friedhof beerdigt. Die Anteilnahme seitens der Bevölkerung war sehr groß, was man den Zeitungsberichten entnehmen kann.

Selbst nach dem Tod lebt Pastor Jääsch in den Herzen der Düsseldorfer weiter. In mehreren Büchern, Aufsätzen und Zeitungsartikeln wird seiner gedacht. Es gibt ein Theaterstück, ein Hörspiel und einen Weg, der nach ihm benannt wurde. Ebenso erscheint sein Bild auf Bierdeckeln, Postkarten und Karnevalsorden. Die Altstädter-Bürger-Gesellschaft verleiht die Pastor Jääsch Plakette und die 1947 gegründete Tischgemeinschaft Pastor Jääsch im Heimatverein Düsseldorfer Jonges hält seinen Namen in Ehren.

Weblinks

Weitere Informationen und Bilder unter:

Quellen und Anmerkungen

  1. Stadtarchiv Düsseldorf, Kirchenbuch St. Lambertus Taufeintragung vom 19.11.1805
  2. Archiv der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Briefwechsel
  3. Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Gen 11.5,6
  4. Historisches Archiv des Erzbistums Köln, GVA Lützenkirchen 10
  5. 5,0 5,1 Historisches Archiv des Erzbistums Köln, GVA Düsseldorf überhaupt 9
  6. Erzb. Diözesan - und Dombibliothek Köln, Handbuch der Erzdiozese Köln von 1869
  7. Unibibliothek Düsseldorf, Düsseldorfer Anzeiger von 1862 ( f 26 )