Postwesen im Vest Recklinghausen

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Der Verkehr auf den Post-, Landstraßen und Wasserstraßen ist -insbesondere der Postverkehr- frühzeitig in den meisten Territorien des HRR zum Regal erklärt worden. Die dazu benötigten Verkehrswege waren zur Durchführung eines geordneten Verkehrs zwischen den anzustrebenden Orten angelegt.

Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Wirtschaft > Verkehr > Post- und Telegrafenwesen > Postwesen > Postwesen im Vest Recklinghausen

Einleitung

Postwesen mit Boten

Bis in das späte Mittelalter hinein übermittelten Boten Briefe direkt zum jeweiligen Empfänger. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts wurde nördlich des Vestes in Münster eine ständige Postverbindung eingerichtet. Zur Vorbereitung der Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück wurde 1643 ein Posthaus der Thurn und Taxischen Reichspost in Münster eröffnet. 1669 wurde außerdem die fürstbischöfliche Landespost als Wagenpost für Pakete eingerichtet, so dass drei verschiedene Posten gleichzeitig in Münster abgingen.

1803 wurde Münster preußisch, die alten Posten wurden aufgehoben oder übernommen. Es folgten mehrere territoriale Neuordnungen, die auch Auswirkungen auf das Postwesen hatten. Seit 1815 beförderte wieder die preußische Post Briefe und Pakete aus Münster und aus dem Vest Recklinghausen, seit 1871 die Deutsche Reichspost, die bis 1945 bestand.

Olfenscher Bote im Vest

Im Vest waren mehrere Botenposten mit regelmäßigem Gang vorhanden. Der Sitz des vestischen Postbotenamtes war im 18. Jhdt. Buer. Wer im übrigen eine Nachricht oder ein Poket in die nächst gelegene Stadt senden wollte, übergab dies der regelmäßig alle 1 oder 2 Wochen dorthin gehenden Botenfrau.

Die Verbindung zum Fürstbistumj Münster hielt der „Olfensche Bote“, er logiert in Münster an Spiekermanns aufer breiten Stiege, kommt dort an Donnerstag, geht Samstag morgens 8 Uhr, über Seppenrade und Lüdinghausen,

Vest Recklinghausen

Vor 1803 lag das Vest Recklinghausen als Enklave des Kurfürstentums Köln umgeben von Territorien unterschiedlicher Landesherren. Von daher bot es sich zur Vermeidung unnötiger Umgehungen schon früh als Durchgangsgebiet für Postverbindungen aller Art an. Das vestische Gebiet wurde daher durchquert und tangiert von Poststraßen oder Postwegen nach verschiedenen Richtungen.

Brandenburgisches Postwesen

  • 1646 Eine kurbrandenburgische Botenpost auf der Strecke Münster – Olfen – Haltern (bis 1649) – Dorsten - Wesel – Kleve wird (für mittwochs und samstags) eingerichtet.
  • 1649/1692 Eine kurbrandenburgische Fahrpost für die Strecke Berlin – Halberstadt – Minden - Bielefeld – Hamm – Lünen – Olfen - Haltern – Dorsten – Wesel – Kleve wird neu angelegt.

Bestellung, Aufgaben

1796: Zu diesen Posten werden die Bestellungen vom morgens früh 8 Uhr bis Mittags 12 Uhr, und von nachmittags 2 Uhr bis abends 8 Uhr angenommen. Außer dieser Zeit wird zu den ordinären Posten nichts empfangen, und ist das Comtoir (=Schreibstube) geschlossen.

Münze Brandenburg-Preußen

Preis

Fahrpreis 1776: Die Person bezahlet auf dem ordinairen Postwagen für jede Meile (1 preuss. Meile = 7.5325 km) 9 Mgr. (Mariengroschen, 1776 im Wert 1 Mgr. = 1/36 Reichstaler)

Fahrplan

Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg war einer der ersten und tätigsten auf dem Gebiet des Postwesens. Er richtete die Post von Berlin nach Cleve ein, welche 2 mal in der Woch das Vest passierte: In Dorsten wurde die Lippe überquert und ging von hier aus über Marl, Horneburg und Waltrop nach Lünen, wo sie sich wiederum auf preußischem Boden (Grafschaft Mark) befand.

Hier der Fahrplan des Kurfürstlichen Oberpostamtes Münster:

Wochentag Zeit Transport nach > nach > nach > nach > nach > nach > nach >
Montags 6 Uhr früh Wagen über Dülmen Haltern Dorsten Duisburg Düsseldorf Köln Bonn
. . . Frankfurt Aachen Maastricht Lüttich Brüssel Paris .
Montags 6 Uhr früh Wagen v. Haltern Wesel Xanten Kleve . . .
Montags 6 Uhr früh Wagen v. Haltern Olfen Lünen Hamm . . .
Donnerstags 6 Uhr früh Wagen über Dülmen Haltern Dorsten Duisburg Düsseldorf Köln Bonn
. . . Frankfurt Aachen Maastricht Lüttich Brüssel Paris .

Fürstbischöflich Münsterische Wagenpost

  • 1665 Erfolgte die Einrichtung einer fürstbischöflichen münsterischen Wagenpost (Personenpost) Münster – Olfen – Haltern – Dorsten – Wesel. Diese Fahrpost durchquerte einmal wöchentlich das Vest und betraf die Personen, Geld- und Paketbeförderung. Die Briefbeförderung oblag weiterhin den Thurn und Taxis. Das Postfuhrwesen ist eine Einrichtungen zur Beförderung von Postsendungen und Postreisenden auf Landwegen durch Fuhrwerk. Das Postfuhrwesen wurde durch landeseigne Postmeistereien der die das Vest umgebenden Territorien durch deren Postwärter wahrgenommen oder an Privatunternehmer (Posthalter) verdungen.

Zustellgeschwindigkeit

Die Zustellgeschwindigkeit war vom Zustand der Wege, Brücken und Furten, so wie vom Schritt des Pferdes bei entspannter Gangart abhängig (Schonung der Pferde). Nur im Kurierwesen wurde mit einer Galoppstunde für schnelles Reiten gerechnet.

Postexpediteur

Ein Postexpediteur war für die Beförderung (Empfand und Weiterleitung) des Expeditionsgutes (Geld, Pakete, Briefe) zuständig. In den meisten Fällen wird die Funktion des Postexpediteurs mit den Aufgaben des lokalen Postwärters oder Posthalters verbunden gewesen sein.

Abfahrtszeiten Kaiserliche Post zu Münster

Es gehen ab die Postkutschen 1796 nach dem Hochstift Münsterschen Hof- und Adreßkalender :

Wochentag Zeit Jahreszeit nach > nach > nach > nach > nach > nach > nach >
Sonntags 7 Uhr abends im Sommer Dülmen Haltern Marl Essen Düsseldorf Lennep Elberfeld
Dienstags 11 Uhr vormittags Sommer u. Winter Dülmen Dorsten Wesel Duisburg Cleve Nymwegen Arnheim
Mittwochs 7 Uhr abends im Sommer Dülmen Haltern Marl Essen Düsseldorf Lennep Elberfeld
Freitags 11 Uhr vormittags Sommer u. Winter Dülmen Dorsten Wesel Duisburg Cleve Nymwegen Arnheim

Preußische Zeit

Königliches Postamt zu Dorsten

  • 1823 Postmeister: Hr. Rive
  • 1823 Postschreiber: Hr. Klostermann

Postwärter

Jahr Postwärteramt Abzweig von Postwärter
. Buer Dorsten Hr. Pöppinghaus
. Haltern Münster Hr. Moll
. Maerl (Marl) Dorsten Hr. Vollrath
. Recklinghausen Dortmund Hr. Wesener

Entwicklung im 19. Jahrhundert

In einer Eingabe des Bürgermeisters Wulff von Recklinghausen an den Generalpostmeister Nagler vom 29.03.1833 wurde unter anderem vorgetragen: „Daß für die Kreisstadt Recklinghausen mit ihren 3.000 Einwohnern, einem ausgedehnten Land- un d Stadtgericht und einem vollständigem Gymnasium nichts erwünschter sein könne, als eine Postverbindung nach Haltern als Anschluß an die dort kursierende Düsseldorf-Münstersche Schnellpost und ebenso rückwärts nach Bochum- zur Verbindung mit der daselbst verkehrenden Hagen-Duisburg-Elberfelder Fahrpost.

Zum 01.04.1834 wurde eine dreimalig wöchentlich gehende Verbindung zwischen Haltern und Elberfeld über Recklinghausen und Bochum eingerichtet und dem Postmeister Wesener übertragen. Dazu kam auch eine wöchtlich zweimal verkehrende zweispännige Personenfahrpost von Recklinghausen über Marl nach Dorsten.

Erst 1860 gab es im Kreis Recklinghausen zwei Postexpeditionen erster Klasse, nämlich zu Dorsten und Recklinghausen und 6 zweiter Klasse zu Buer, Bottrop, Datteln, Waltrop, Wulfen und Marl. Der Trend ging mit dem Straßenausbau und Einrichtung der Eisenbahn weiter:

  • 1875 im Kreisgebiet insgesamt 10 Postämter und 3 Postagenturen
  • 1888 im Kreisgebiet insgesamt 10 Postämter und 14 Postagenturen
  • 1905 im Kreisgebiet insgesamt 22 Postämter und 21 Postagenturen