Tilsit/Heutige Situation

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Wappen der Stadt Tilsit

T i l s i t - С о в е т с к

Heutige Situation in der Stadt am Memelstrom
Königsberger Gebiet, O s t p r e u ß e n
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Die Franksche Villa in Tilsit


Hierarchie

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Einfahrt von Süden nach Tilsit

Heutige Situation in der Stadt Tilsit / Sovetsk

Der Fletcherplatz in Tilsit, Sommer 1993
Aus dem Reiseführer „Nord-Ostpreußen“ von Helmut Peitsch, Rautenberg 1994

Allgemeines

Nach schweren Schäden durch Bombenangriffe im April 1943 sowie im Juli und August 1944 wurde Tilsit am 22. Oktober 1944 geräumt. Etwa 50 Prozent der Bauten waren zerstört. Das Sowjetsk von heute erinnert daher in weiten Teilen an die gewachsene Stadt von einst, ist aber in manchen Bereichen spürbar verändert und wirkt trotz einiger rühmenswerten Lichtblicke wie die übrigen nordostpreußischen Städte vernachlässigt bis verfallen.

Fletcherplatz

Erkennbar ist die neue Zeit deutlich beim Eintreffen im einstigen Zentrum. Der Fletcherplatz bildet mit Teilen des Schloß- und Ludendorffplatzes eine einzige große Fläche. Fremdartig auch die Umgebung. Nur das Portal der Königin-Luisen-Brücke erinnert an die beeindruckende Bogenbrücke, die nach der Sprengung durch deutsche Truppen als moderne, schlichte Fahrstraße erneuert wurde. Hier ist zugleich die Grenze der Kaliningradskaja Oblast zur Republik Litauen.

Zum Süden hin beherrschen zwölfgeschossige Neubauten das Bild.. Der einstige Blickfang, die Deutschordenskirche ist ausgelöscht. Das prächtige Gotteshaus, erbaut 1598/1612, mit der wertvollen Innenausstattung hatte den Krieg ohne allzu große Schäden überstanden. Zwanzig Jahre diente das Kirchenschiff als Sägewerk. In den siebziger Jahren wurde es abgerissen, obwohl ein Wiederaufbau möglich gewesen wäre. Allein der Altar wurde auf wundersame Weise gerettet und steht, liebevoll restauriert, in der Bartensteiner Pfarrkirche.

Tilsit kath Kirche.jpg
Das Hotel Rossija mit Lenin-Standbild am Hohen Tor in Tilsit,
Sommer 1993

Kirchen

In der Stadtsilhouette von Tilsit / Sowjetsk fehlen die Kirchtürme. Von den einst zahlreichen Kirchen in Tilsit sind die meisten dem Krieg und dem nachfolgenden Atheismus zum Opfer gefallen.

Von der Reformierten Kirche am Anger (1898/1900) ist nur ein Turmstumpf übriggeblieben. Die katholische Kirche (1847/51) am Schloßmühlenteich und die litauische Kirche (1757) am Schenkendorfplatz wurden im Krieg beschädigt. Die Reste wurden später beseitigt. Die Sprengung des mächtigen Turms der katholischen Kirche war ein bedrückendes Spektakel. Die Kreuzkirche in der Clausiusstraße (1911) wird als Gewerbebetrieb genutzt und sieht verunstaltet aus. Das Baptisten-Gemeindehaus mit der noch lesbaren Inschrift “Baptisten Gemeinde” in der Rosenstraße wurde zur Entbindungs-Station. Inzwischen ist das Haus arg verfallen. Die jüdische Synagoge (1841) wurde 1938 niedergebrannt.

Die orthodoxe Kirche ist provisorisch in einer Friedhofskapelle in der Flottwellstraße untergebracht,

Hohe Straße und Hohes Tor

Unverändert gehen die Straßen der Tilsiter Innenstadt vom Fletcherplatz fächerartig ab. Die wichtigsten waren und sind die Deutsche Straße (nördlich) und die Hohe Straße. Der Verkehr wird über die “Deutsche” geleitet, während die “Hohe” Fußgängerzone ist. Fremdartig wirkt die Deutsche Straße, wo viele Altbauten verschwunden sind, so auch das Napoleonhaus.
Die Hohe Straße ist immer noch Hauptstraße und Flaniermeile der Stadt. Unbekanntes und Vertrautes wechseln in abrupter Weise. Kaum wiederzuerkennen ist der Schenkendorfplatz. Statt Denkmal des Dichters, Rathaus und stilvoller Bauten gibt es seit 1990 eine Grünanlage. Ein zweistöckiger Flachbau (Kino) steht auf dem Grundstück der ehemaligen Bürgerhalle. Dann die Gebäude vom Hauptzollamt, Vorschußverein und Konditorei Kreuzberger. Zwischen Wasserstraße und Langgasse einförmige Neubauten. An der Ecke zur Langgasse steht das Kaufhaus “Sadko”. Im Haus des Luisentheaters wurde eine Bar mit dem deutschen Namen “Altstadt” eröffnet. Dann leuchtet alter Glanz auf, schöne, auch gepflegte Häuser im Jugendstil.
Ein Lenin-Denkmal erinnert am Ende daran, daß das Hohe Tor nun Leninplatz heißt und die Hohe Straße Uliza Pobjedy, “Straße des Sieges”. Der Begründer der Sowjetunion steht auf dem Sockel des Schenkendorf-Denkmals. Dahinter das Hotel “Rossija”, ein Neubau, in den das frühere Reichsbankgebäude einbezogen wurde.
Gegenüber die wohl schönsten und am besten erhaltenen Altstadtbauten: Amtsgericht (Kulturpalast der Zellstoffwerke) und Landgericht (Stadtverwaltung). Auch die Gebäude von Kreissparkasse und Bank der Ostpreußischen Landschaft fallen angenehm auf. Ein wahrhaft erbaulicher Anblick immer noch die Franksche Villa, das frühere Pfarrhaus der Kreuzkirche an der Ecke Linden-Clausiusstraße (Heim für elternlose Kinder).

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Anger, Kasernen und Jakobsruh

Ein Lichtblick ist auch der Anger, nördlich vom Hohen Tor. Eine gepflegte Grünfläche mit Rosenbeeten, die sich bis zum Theater erstreckt. An der Stelle des Tilsiter Elchs wurde ein T-34 Panzer aufgebaut. Eine Gedenktafel mit “ewiger Flamme” erinnert an die 600 Soldaten der 115. sowjetischen Schützdivision, die bei der Eroberung der Stadt gefallen und hier begraben sind. Im Gebäude des 1893 eröffneten Grenzlandtheaters, das heute Tilsit-Theater heißt, ist das Dramentheater Sowjetsk zu Hause.

Die Artillerie-Kaserne wie auch die Infanteriekaserne haben die Zeiten gut überstanden. Auch der Bahnhof ist wiederzuerkennen. Viel besucht wird immer noch der Park Jakobsruh (Gorodskoi Park), dessen Zustand allerdings zu wünschen läßt. Das Denkmal der Königin Luise gibt es nicht mehr. Das südlich davon gelegene Hindenburg-Stadion wird weiter für den Sport genutzt. Neue Wohnblocks haben das Bild der Umgebung verändert. Versumpft und verschilft ist der Tilzele-Sportplatz, Vereinsplatz des VfB Tilsit. Auch der Botanische Garten existiert nicht mehr.

Schloßmühlenteich, Luisenbrücke und die Schulen

Eine schöne Stätte der Erholung ist weiter der Schloßmühlenteich, über den eine neue Betonbrücke führt und der nun “Stadtsee” genannt wird. Der rote Backsteinbau des Landratsamts ist verschwunden. Vom nördlichen Ende des Mühlenteichs sind es nur ein paar Schritte zum Fletcherplatz. Von der Luisenbrücke geht der Blick auf neue Hochhausklötze und die alte Zellstoffabrik (großer Umweltverschmutzer), den Hafenspeicher (teilweise umgestaltet), die Eisenbahnbrücke, die anheimelnde Niederungslandschaft auf der anderen Seite, Kräne am Ufer und das Tragfächenbott im Wasser und das Tragflächenboot im Wasser. Die weiße Flotte der Ausflugsdampfer, die Boydacks, die vielen anderen Schiffe, Ruder- und Paddelboote gibt es nicht mehr.

Eine ehemalige Tilsiterin und eine Russin vor dem Gedenkstein "Tilsiter Frieden 1807° auf dem Fletcherplatz in Tilsit, 1992

Auch die meisten Schulbauten haben den Krieg überdauert und dienen weiterhin Unterrichtszwecken, so die Oberschule für Jungen in der Roonstraße (Militärlazarett), staatliches Gymnasium (Schule Nr. 1, Realschule und Polytechnikum), Königin Luise-Lyzeum (Fachschule für metallverarbeitende Berufe), Neustädtische Schule (Internat), Johanna-Wolff-Schule (Schule), Neißsche Schule, Gehörlosenschule (Grundschule).

Besinnung auf die Vergangenheit

“Stadt ohnegleichen” wurde Tilsit genannt. Dieses Attribut kommt ihr nicht mehr zu. Hermann Sudermann, der Dichter aus dem nahen Heydekrug, setzte ihr mit seiner “Reise nach Tilsit” ein literarisches Denkmal. Es ist schwer, diese Spuren wiederzufinden.

Rund 40.000 Einwohner zählt die heutige Stadt Sowjetsk, die - wie alle Orte in diesem Raum - im Zeichen des Umbruchs eine neue Zukunft suchen. Auch Sowjetsk besinnt sich dabei zunehmend auf die Vergangenheit, die ohnehin viel Verbindendes mit dem Land hat, aus dem die neuen Einwohner stammen. Museum und Archive über die Historie Tilsits werden eröffnet.

Als sichtbarstes Zeichen auf die Besinnung der gemeinsamen Vergangenheit wurde im Sommer 1992 auf dem Fletcherplatz ein Gedenkstein aufgestellt, dessen Tafeln in drei Sprachen, deutsch, russisch und französisch, an den Frieden von Tilsit 1807 erinnern. Ebenso wurde auf dem Waldfriedhof mit deutscher Beteiligung eine Gedenkstätte errichtet, die an die Toten der Stadt, Deutsche und Russen gemahnt.

Dem “großen Sohn” Tilsits ist eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus, früher Packhofstraße 7/8, gewidmet mit der Inschrift: “In diesem Haus wurde der deutsche Dichter Max von Schenkendorf geboren (1783 - 1817)”. Eine Erinnerungstafel trägt seit Frühjahr 1993 auch das Haus des früheren Humanistischen Gymnasiums in der einstigen Oberst-Hoffmann-Straße. Sie macht darauf aufmerksam, daß dieses Gebäude 1900 errichtet wurde und die Schule bis dahin in der Deutschen Straße 1 war und ihre Tradition bis 1586 zurückreicht. [1]

Der Elch kehrt heim

Von Hans Dzieran

Tilsit, 24. August 2006, der Elch kehrt heim
Die Tilsiter haben den Elch sofort in ihr Herz geschlossen.

Am 24. August 2006 geschah das kaum Faßbare, im Gefolge eines Blaulichtfahrzeugs rollte 12 Uhr mittags eine Zugmaschine um die Ecke, auf dem Anhänger der sorgfältig vertäute Elch in voller Größe. Die Kunstschmiedewerkstatt in der Königsberger Petschatnaja, der früheren Schreberstraße, hatte ihm im Verlauf von zwei Monaten sein einstiges Aussehen wiedergegeben. Beide Schaufeln waren dran und gaben ihm sein würdevolles Aussehen zurück.

Beamte der Stadtverwaltung, Pressevertreter und viele Schaulustige verfolgten den weiteren Gang der Dinge. Die bereitstehende Kranbesatzung schlang breite Lederriemen um Hals und Bauch der schweren Bronzeskulptur und hievte ihn hoch. Unterdessen rührten Maurer eine frische Betonmischung an, in die von den Anwesenden Münzen als Glücksbringer hineingeworfen wurden, und dann wurde der Elch vorsichtig auf seinem Podest befestigt. Eine Kinderschar begrüßte das Ereignis mit bunten Luftballons und lauten Hurra-Rufen. Das regionale Fernsehen sendete in den Abendnachrichten eine Bildreportage.

Die offizielle Einweihung fand wenige Tage später im Rahmen des diesjährigen Stadtfestes statt. Mehr als tausend Zuschauer hatten sich im Stadtzentrum versammelt, um der Zeremonie beizuwohnen. Noch war der Elch mit einem weißen Tuch verhüllt. Eine Kapelle spielte flotte Weisen, und junge Mädchen einer Tanzgruppe entboten einen Willkommensgruß.

Und dann war es soweit. Gegen 15 Uhr betraten die Offiziellen über die Freitreppe das Rondell, die Stadtpräsidentin, Vertreter der Gebietsverwaltung und Oberbürgermeister Swetlow. Er war es auch, der die Einweihung eröffnete und die Statue feierlich enthüllte. Unter dem Jubel der Menschen präsentierte sich der Elch in voller Pracht und Schönheit. Dann ergriff Stadtpräsidentin Tatjana Sedych das Wort. Mit der Rückkehr des Wahrzeichens von Tilsit sei ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Sie bezeichnete das Ereignis als denkwürdigen Tag für die Bürger dieser Stadt.

Der langanhaltende Beifall und die Jubelrufe waren der Beweis, daß die Bürger Ihren neuen Weggefährten angenommen hatten und ihm ihre Sympathie bekundeten. Das zeigte sich auch unmittelbar nach Abschluß der Einweihung, als viele zu dem Elch drängten, um sich mit ihm fotografieren zu lassen.

Ein Fernsehteam der ARD war bei der Einweihung zugegen, und auch eine Reisegruppe aus Sachsen war unter den Zuschauern, unter ihnen mehrere alte Tilsiter. Mit Freude und Genugtuung begrüßten sie ihren alten Bekannten, auch wenn er nun nicht mehr zum Memelstrom, sondern in die Gegenrichtung schaut und seinen stummen Blick auf den neuen Nachbarn, eine Figur namens Lenin, richtet. Doch Elche sind friedfertig. Lenin hat nichts zu befürchten. Der Elch wird ihn nicht auf seine Schaufeln nehmen. Der Elch wiederum muß keine Angst vor Lenin haben. Der hat sein Pulver längst verschossen.

Ein Wunder ist wahr geworden. Der Tilsiter Elch steht, paßt auf seine Stadt auf und - wie es so schön im Ostpreußenlied heißt - lauscht in alle Ewigkeit. [2]

Stadtfest in Tilsit

Nostalgie-Straßenbahn am Hohen Tor in Tilsit [3]

Die Straßenbahn-Haltestelle vor dem Reithmeierschen Haus war eine Attraktion des Tilsiter Stadtfestes im Jahr 2012. Die historische „Elekrtische“ soll später in einem Museum ausgestellt werden. Am Hohen Tor hatte man altdeutsche Straßenlaternen aufgestellt. Wegweiser wiesen in deutscher Sprache zur Clausiusstraße, Hohen Straße, Jägerstraße und Angerpromenade. Die Häuser rund um das Hohe Tor waren denkmalsgerecht saniert und die Straße mit Kopfsteinpflastr erneuert.
Der junge Bürgermeister von Tilsit/Sowjetsk legt großen Wert darauf, dass die Zeugen der deutschen Vergangenheit im Stadtbild erhalten bleiben.

Persönlichkeiten

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Weblinks

Quellen, Einzelnachweise

  1. Helmut Peitsch, Reiseführer Nord-Ostpreußen, Seite 350-357, Rautenberg, Leer 1993, ISBN 3-7921-0509-8
  2. Autor: © 2006 Hans Dzieran
  3. Die Straßenbahn-Haltestelle vor dem Reithmeierschen Haus war eine Attraktion des Tilsiter Stadtfestes im Jahr 2012. Die historische Elekrtische soll später in einem Museum ausgestellt werden.