Walkmühle (Mühle)

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Die Welt unserer Vorfahren änderte ich seit der Konfessionalisierung zunächst allmählich weiterhin. In vielen Lebensbereichen erfolgte die Erneuerung der Bedingungen zunehmend schneller, was zu Gegenbewegungen und Reaktionen führte. Mit Beginn des Industriezeitalters zeigen sich auch im Mühlenwesen maschinelle Veränderungen.

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Wellbaum mit Hammerwerk einer Walkmühle
zur unterschiedlichen Verwendung. (LWL - Freilichtmuseum Hagen)

Wolltuche zum Walken

Die Wolltuche der Wollweber wurden aus den kürzeren Wollfasern gewonnen, aus denen das Streichgarn gesponnen wurde. Dies wurde auf Webstühlen zur Herstellung von Tuchen oder tuchartigen Zeugen mit rauher Oberfläche verarbeitet. Diese mussten immer gewalkt werden.

Nachbehandlung mit der Noppeisenzange

Nach der Herstellung des Tuches auf einem Webstuhl der Wandmacher nahmen die Frauen zur Reinigung eine kleine Zange (Noppeisen) um beim Weben entstandene Knoten des Gewirkes, Stroh und andere Teile daran abzuzwicken.

Technik der Walkmühle

Eine Walkmühle war ein Mühlwerk, in dem Stampfen oder Hämmer auf die zu walkenden (Woll-)Stoffe, Tuche, Leder u. s. w. niederfallen, um sie zu reinigen und zusammenzufilzen. [1]

Wassermühle als Walkvorgang

Um aber schließlich die bei der Garnherstellung eingesetzten Schmalzfette wieder aus den Tuchen zu entfernen und das Tuch zu verdichten und zu verfestigen, mußte es nach den Webvorgang gewalkt werden. Die Filzfähigkeit der Wolle ist einzig unter den Textilfasern.

Der Walkvorgang bestand zunächst nur im Kneten oder Stampfen der Stoffe. Die mühevolle Hand- oder Fußwalke wurde seit dem Mittelalter (11./12. Jahrhundert) von den Walkmühlen abgelöst, welche die Dreh- bewegung des Wasserrades in eine Auf- und Abbewegung von Holzhäm- mern bzw. Stampfen umsetzte.

Vorgang in Haltern

Solch eine Wassermühle war als städtische Mühle in Haltern am Mühlenbach seit dem 19.05.1601 als Öl- und Walkmühle nachgewiesen. Hier arbeiteten beide Werke nach gleichem Antriebsprinzip, nämlich über einen Wellbaum mit Nocken zur Anhebung der Hämmer oder Stempel, während der Antrieb durch das Mühlrad der Wassermühle erfolgte. [2]

Die Hämmer der Walkmühle fielen dabei immer wieder in die Stampfe, ein hölzerner Trog, welcher in Haltern am 23.02.1646 von der Stadt erneuert werden mußte, nachdem Berndt Eilert die Mühle am 07.01.1646 angepachtet hatte.

Das am Webstuhl erzeugte Grobtuch wurde in der Walke in Nassausrüstung gewalkt, gewaschen und mit Kardendisteln gerauht oder aufgekratzt.

Dazu legte man die zu walkenden Tuche in den hölzernen Trog. wo man sie in Harn oder in Wasser aufgelöste Walkerde einweichte. Der gefaulte Urin, wurde vorzugsweise von Männern bezogen, die viel Bier und fettes Fleisch verzehrt hatten. Als Lieferanten eigneten sich hier die Gäste der lokalen Brauhäuser. Walkerde war eine Verbindung von Tonerde und Eisenoxyd aus dem in diesem Fall in Haltern banachbarten Lehmmersch der Ziegelei.

Das Walken war neben dem Wollmischen (Manipulieren) einer der wichtigsten Schritte bei der Tuchherstellung. Ursprünglich ein ehrbares Handwerk, zum Teil in größeren Städten in eigenen Gilden, sank es zu angelernter Arbeit ab, obgleich die Verantwortung des Walkers groß war: Viele Fehler im Tuch zeigten sich nämlich erst in der Walke - ob die Farben echt, die Wolle minderwertig oder andere Fasern beigemischt waren.

Belesen der Ware

Zu den Reinigungsarbeiten gehörte neben dem Waschen auch das Noppen. Durch das Noppen (Belesen) wurden Knoten, Fäden, Strohstücke, Holzsplitter und dergleichen meist mittels einer Noppzange entfernt. Damit hatte der Walker insoweit die ersten Mängel zur Vorbereitung der Tuche für die Qualtitätsprüfung auf der Legge ausgeglichen.

Feine Tücher walkte man in warmen Wasser, worin Seife aufgelöst wurde und wusch sie aus. Diese Feintücher wurden abschließend in der Trockenausrüstung vom Tuchscherer geschoren und gebürstet.

Übergabe an den Wollweber

Nach der Übrgabe der gewalkten und genoppten Tuche spannten die Wollweber (Tuchmacher oder auch Wandmacher) diese auf Rahmen, um sie überall in gleicher Breite und Stärke zu formen. Nach der Trocknung wurde das Grobtuch nur noch gereinigt und in den Strich gebürstet.

Walken, Teil der Textilappretur

Das hier dargestellte Walken ist ein Teil der Textilappretur bei der Zurichtung der Gewebe, um diesen gewisse Eigenschaften (Farbe, Glanz, Griff, Dichte) zu verleihen um dadurch einen höhern Gebrauchswert oder die für den Markt geeignetste Beschaffenheit (Appretur), zu geben. Bei den Webstoffen schloß der Beginn dee ersten Appreturschritts in der Walkmühle unmittelbar an die Herstellung auf dem Webstuhl an.

Fußnoten

  1. Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (1854-1960)
  2. Quelle: Stratmann, Bodo: Die Lebensverhältnisse der Stadt Haltern (1769-1816)

Weblinks

Zeitlich, regionale Begrifflichkeit

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