Technische und wirtschaftliche Entwicklung des deutschen Mühlengewerbes/004: Unterschied zwischen den Versionen

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übergegangen und hat hier besonders die Produktion der er-  
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übergegangen und hat hier besonders die Produktion der er- <br>
tragreichen, aber geringwertigen, sogenannten englischen  
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tragreichen, aber geringwertigen, sogenannten englischen <br>
Weizensorten gepflegt. Der Grund ist folgender: der deutsche  
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Weizensorten gepflegt. Der Grund ist folgender: der deutsche <br>
Weizen entwickelt in einer Ahre nur zwei bis drei, nur selten  
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Weizen entwickelt in einer Ahre nur zwei bis drei, nur selten <br>
aber vier Samen, der englische dagegen mindestens vier, in  
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aber vier Samen, der englische dagegen mindestens vier, in <br>
der Regel aber fünf, häufig sogar sechs Samen, Für die  
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der Regel aber fünf, häufig sogar sechs Samen, Für die <br>
Landwirtschaft stellt sich also der Anbau dieses Weizens  
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Landwirtschaft stellt sich also der Anbau dieses Weizens <br>
günstiger; der Vorteil wird für sie aber noch um so größer,  
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günstiger; der Vorteil wird für sie aber noch um so größer, <br>
als der englische Weizen ihr mehr Stroh bringt als der ge-  
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als der englische Weizen ihr mehr Stroh bringt als der ge- <br>
wöhnliche deutsche Weizen. Die Qualität ist dagegen be-  
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wöhnliche deutsche Weizen. Die Qualität ist dagegen be- <br>
deutend schlechter; der Gehalt an Kleber ist zu gering, und  
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deutend schlechter; der Gehalt an Kleber ist zu gering, und <br>
daraus resultiert eine schlechte Backfähigkeit; die Qualität  
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daraus resultiert eine schlechte Backfähigkeit; die Qualität <br>
wird noch mehr verringert, je mehr der Rübenbau zunimmt,  
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wird noch mehr verringert, je mehr der Rübenbau zunimmt, <br>
der die Bodenkraft völlig aussaugt und für den nachfolgenden  
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der die Bodenkraft völlig aussaugt und für den nachfolgenden <br>
Weizenanbau eine äußerst starke künstliche Düngung er-  
+
Weizenanbau eine äußerst starke künstliche Düngung er- <br>
forderlich macht. Aus dem Grunde der immer schlechteren  
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forderlich macht. Aus dem Grunde der immer schlechteren <br>
Kornbeschaffenheit wurde die Beimischung und Mitvermahlung  
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Kornbeschaffenheit wurde die Beimischung und Mitvermahlung <br>
kleberreichen ausländischen Weizens eine immer kategorischere  
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kleberreichen ausländischen Weizens eine immer kategorischere <br>
Forderung, besonders da die Anforderungen an gute Mehle  
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Forderung, besonders da die Anforderungen an gute Mehle <br>
seitens der Konsumenten ganz gewaltig gestiegen sind. So  
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seitens der Konsumenten ganz gewaltig gestiegen sind. So <br>
sieht sich Deutschland hinsichtlich seiner Weizenversorgung  
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sieht sich Deutschland hinsichtlich seiner Weizenversorgung <br>
auf eine Einfuhr aus dem Auslande angewiesen.  
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auf eine Einfuhr aus dem Auslande angewiesen. <br>
Beim Roggen ist die Änderung in den Produktionsquellen  
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Beim Roggen ist die Änderung in den Produktionsquellen <br>
eine weniger starke; die Roggeneinfuhr ist mehr konstant ge-  
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eine weniger starke; die Roggeneinfuhr ist mehr konstant ge- <br>
blieben, da einerseits durch immer intensivere Bodenkultur  
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blieben, da einerseits durch immer intensivere Bodenkultur <br>
die Produktion erheblich gesteigert wurde, anderseits aber die  
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die Produktion erheblich gesteigert wurde, anderseits aber die <br>
Bevölkerung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts sich in  
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Bevölkerung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts sich in <br>
immer steigendem Maße dem Weizenmehlkonsum zugewandt  
+
immer steigendem Maße dem Weizenmehlkonsum zugewandt <br>
hat. So nimmt der Bedarf an reinem Roggenmehl kaum zu;  
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hat. So nimmt der Bedarf an reinem Roggenmehl kaum zu; <br>
heute käufliches Roggenbrot ist sogar oft aus einem Gemisch  
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heute käufliches Roggenbrot ist sogar oft aus einem Gemisch <br>
von Roggen- und Weizenmehl hergestellt. Immerhin ist der  
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von Roggen- und Weizenmehl hergestellt. Immerhin ist der <br>
Roggen noch heute Hauptnahrungsmittel in großen Teilen von  
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Roggen noch heute Hauptnahrungsmittel in großen Teilen von <br>
Ost- und Norddeutschland, ferner in Dänemark, in Rußland  
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Ost- und Norddeutschland, ferner in Dänemark, in Rußland <br>
und Teilen von Österreich; der Weizen ist Hauptnahrungs-  
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und Teilen von Österreich; der Weizen ist Hauptnahrungs- <br>
mittel in Süd- und Westdeutschland, sowie in einigen Teilen  
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mittel in Süd- und Westdeutschland, sowie in einigen Teilen <br>
Mitteldeutschlands, ferner in dem deutschen Österreich, in  
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Mitteldeutschlands, ferner in dem deutschen Österreich, in <br>
Frankreich und England.  
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Frankreich und England. <br>
Das Getreide ist heute der wichtigste Welthandelsartikel  
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Das Getreide ist heute der wichtigste Welthandelsartikel <br>
geworden und immer mehr tritt eine Teilung der Handels-  
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geworden und immer mehr tritt eine Teilung der Handels- <br>
staaten in Ein- und Ausfuhrstaaten ein. Eine nähere Be-  
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staaten in Ein- und Ausfuhrstaaten ein. Eine nähere Be- <br>
trachtung dieser Verhältnisse dürfte sich schon an dieser  
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trachtung dieser Verhältnisse dürfte sich schon an dieser <br>
Stelle empfehlen, wozu die von Fridrichowicz (1) für das  
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Stelle empfehlen, wozu die von Fridrichowicz (1) für das <br>
Jahr 1905 aufgestellten Tabellen dienen mögen. Nach ihnen  
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Jahr 1905 aufgestellten Tabellen dienen mögen. Nach ihnen <br>
stellt sich:  
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(Siehe die Tabellen auf S. 5 und 6.)  
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(Siehe die Tabellen auf S. 5 und 6.) <br>
 
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(1) Vgl. Fridrichowicz, Technik des internationalen Getreidehandels,  
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(1) Vgl. Fridrichowicz, Technik des internationalen Getreidehandels, <br>
Berlin 1908, S. 3 und 4. (Die Erntezeiten sind vom Verfasser hinzugefügt.)
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Berlin 1908, S. 3 und 4. (Die Erntezeiten sind vom Verfasser hinzugefügt.)<br>

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4 XXIV 4.

übergegangen und hat hier besonders die Produktion der er-
tragreichen, aber geringwertigen, sogenannten englischen
Weizensorten gepflegt. Der Grund ist folgender: der deutsche
Weizen entwickelt in einer Ahre nur zwei bis drei, nur selten
aber vier Samen, der englische dagegen mindestens vier, in
der Regel aber fünf, häufig sogar sechs Samen, Für die
Landwirtschaft stellt sich also der Anbau dieses Weizens
günstiger; der Vorteil wird für sie aber noch um so größer,
als der englische Weizen ihr mehr Stroh bringt als der ge-
wöhnliche deutsche Weizen. Die Qualität ist dagegen be-
deutend schlechter; der Gehalt an Kleber ist zu gering, und
daraus resultiert eine schlechte Backfähigkeit; die Qualität
wird noch mehr verringert, je mehr der Rübenbau zunimmt,
der die Bodenkraft völlig aussaugt und für den nachfolgenden
Weizenanbau eine äußerst starke künstliche Düngung er-
forderlich macht. Aus dem Grunde der immer schlechteren
Kornbeschaffenheit wurde die Beimischung und Mitvermahlung
kleberreichen ausländischen Weizens eine immer kategorischere
Forderung, besonders da die Anforderungen an gute Mehle
seitens der Konsumenten ganz gewaltig gestiegen sind. So
sieht sich Deutschland hinsichtlich seiner Weizenversorgung
auf eine Einfuhr aus dem Auslande angewiesen.
Beim Roggen ist die Änderung in den Produktionsquellen
eine weniger starke; die Roggeneinfuhr ist mehr konstant ge-
blieben, da einerseits durch immer intensivere Bodenkultur
die Produktion erheblich gesteigert wurde, anderseits aber die
Bevölkerung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts sich in
immer steigendem Maße dem Weizenmehlkonsum zugewandt
hat. So nimmt der Bedarf an reinem Roggenmehl kaum zu;
heute käufliches Roggenbrot ist sogar oft aus einem Gemisch
von Roggen- und Weizenmehl hergestellt. Immerhin ist der
Roggen noch heute Hauptnahrungsmittel in großen Teilen von
Ost- und Norddeutschland, ferner in Dänemark, in Rußland
und Teilen von Österreich; der Weizen ist Hauptnahrungs-
mittel in Süd- und Westdeutschland, sowie in einigen Teilen
Mitteldeutschlands, ferner in dem deutschen Österreich, in
Frankreich und England.
Das Getreide ist heute der wichtigste Welthandelsartikel
geworden und immer mehr tritt eine Teilung der Handels-
staaten in Ein- und Ausfuhrstaaten ein. Eine nähere Be-
trachtung dieser Verhältnisse dürfte sich schon an dieser
Stelle empfehlen, wozu die von Fridrichowicz (1) für das
Jahr 1905 aufgestellten Tabellen dienen mögen. Nach ihnen
stellt sich:

(Siehe die Tabellen auf S. 5 und 6.)

(1) Vgl. Fridrichowicz, Technik des internationalen Getreidehandels,
Berlin 1908, S. 3 und 4. (Die Erntezeiten sind vom Verfasser hinzugefügt.)