Borgentreich

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Borgentreich: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Detmold > Kreis Höxter > Borgentreich

Lokalisierung von Borgentreich innerhalb des Landkreises Höxter

Früherwähnung

Name

„Borguntriche" 1280; „Borchentrike" 1283; „Berichintrike" 1288 (Borgentrice (lat.)); „Borichintrike" 1293; „Burgentrike" 1296.

Stadtbefestigung

1280 gelobt der Elekt Otto v. Paderborn, der mit Genehmigung des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westerburg die in dessen Herzogtum gelegene Stadt Borgentreich. befestigt hat, deren Befestigung nach Ablauf von 2 Jahren niederzulegen, falls nicht der Erzbischof dauernde Befestigung gestattet; 1288 Ratmänner in Borgentreich erwähnt.

Güterbesitz

1293 verkauft Bischof Otto von Paderborn eine Rente aus 2 Mühlen bei Borgentreich an das Kloster Hardehausen.

Kirche

Joh. plebanus in Borgentreich 1283.

Landschaftslage

Borgentreich liegt 203 m hoch in flacher Wiesenmulde („Emmerker Bruch") in der nördlichen Warburger Börde, einer zum Oberwälderland gehörenden, sehr fruchtbaren Ackerbauebene nördlich der Diemel und nahe dem Ostfuß des Eggegebirges.

Ursprung der Ortschaft

Borgentreich ist zusammengewachsen aus mehreren Ortschaften, von denen Emmerke (Amhrikak 920, Emerikae) und Sünnerke (1036: regnum singulare Sunderike, Sunrike) noch vor Borgentreich erwähnt sind. Ruine des Kirchturms von Emmerke noch 1954 erhalten. Erste Erwähnung einer gegen Köln gerichteten Burg des Bischofs von Paderborn um 1285.

Stadtgründung

Civitas“ Borgentreich 1283, 1312. Bald zur vierten Hauptstadt des Paderborner Landes entwickelt (1370). Das Stadtrecht Borgentreichs ging (1323) auf Dringenberg über. Erneuertes Stadtrecht 1330. Revidierte Städteordnung 1831 angenommen. Eingliederung in das Amt Borgentreich 1935.

Stadt als Siedlung

Bauliche Entwicklung

Planmäffig angelegte Einzelstadt, angelehnt an bischöfliche Burg, mit kreisförmigem Umriß und gitterförmig gekrümmten Straßen. Rechteckiger Marktplatz im Stadtmittelpunkt. Die frühere Lage der Burg noch ungewiß; östlich der Stadt existiert der Flurname „Burgfeld". Ringförmige Stadtmauer mit 7 Türmen, von denen der „Balkenturm" noch steht. 1712 war Borgentreich eingeteilt in die 5 Bauerschaften: Möllenstraßen-, Risch-, Markt-, Steinweg- und Winkelbauerschaft. 4 Meiergenossenschaften, die in der Feldflur der in Borgentreich aufgegangenen Ortschaft, aus der sie stammten, noch gemeinschaftlichen Besitz hatten: Emmerker, Sünnerker, Holtrupper und Echeler Meiergenossenschaft.

Gebäude

Die romanische oder frühgotische Pfarrkirche Johannes der Täufer vom Bischof von Paderborn gegründet, Pfarrer 1286-93 erwähnt, 1833 bis auf das Westwerk abgebrochen, Neubau 1833-36. Eine Kapelle vor dem Emmerketor bestand vor 1504, Apolloniakapelle 1870 abgebrochen, 1871 Neubau. Eine Cosmas- und -Damian- Kirche in Emmerke, die als Filialkirche von Lütkenbühne bei Borgentreich 1559 der Pfarrkirche in Scherfelde inkorporiert wurde, sowie eine Erasmuskirche in Sünnerke sind seit dem 17. Jhdt. zerstört. Kapelle der ev. Gemeinde 1878 erbaut. Rathaus 1806 abgebrannt, Neubau 1850. Steinernes Haus, 14. Jhdt., später Zehnthof des Klosters Hardehausen, 1820 dem Armenhospital vermacht, seit 1922 Rektoratschule.

Brände

Brände: 1413, 1655, 1682 (280 Häuser mit Kirche, 21 Häuser erhalten), 1693, 1715 (144 Häuser), 1738 (fast die ganze Stadt), 1806 (290 Häuser einschließlich Rathaus).

Zerstörung im 2. Weltkrieg

  • Zerstört etwa 120 Wohnhäuser mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden.
    • 1950 zwei Drittel wieder aufgebaut.

Bevölkerung

Seuchen

Pest 1638.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Kirchenbücher Kath. seit 1781
  • Kirchenbücher ev. seit 1826

Abschriften der Mormonen

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

  • 1809-1813 (Zivil) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
  • 1815-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1810-1814 (Zivil, Juden) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1815-1822 (Pfarrbezirk, Juden) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1849-1874 (Gerichtsbezirk, Juden) Geburten, Heiraten, Tote

Die Kirchenbuchduplikate bzw. Zivilstandsregister von 1809 - 1874 liegen inzwischen auch als Digitalisate in der Edition Detmold (Vol. 102) vor. Bezugsquelle: Geneashop Edition Detmold Vol. 102 Borgentreich

Jüngere Einwohnerzahlen

1802: 1.303 Einwohner (E.), 1818: 1.583 E., 1843: 1.812 E., 1858: 1.718 E., 1871: 1.546 E., 1885: 1.539 E., 1895: 1.597 E., 1905: 1.603 E., 1925: 1.685 E., 1933: 1.679 E., 1939: 1.646 E., 1946: 2.002 E., 1950: 2.058 Einwohner.

Sprache

Die niederdeutsche Mundart der kleinen Ackerbürgerstadt war noch 1954 ganz im Rahmen der bäuerlichen Lebensart geblieben und hatte diese bewahrt; sie gehört schon in das mik- Gebiet (Raum: Göttingen - Einbeck - Springe ; Kennzeichen: Gäse 'Gänse', ik säi 'ich bin', sai 'sei', jäi 'ihr', juck 'euch', buggen 'bauen', mägget (sie) mähen.

Wirtschaft

Handel u. Gewerbe

Borgentreich ist seit alters Ackerbürgerstadt. Mühlen und Märkte (1350), im 15. Jhdt. starker Getreidehandel. Innungen vom 16. Jhhdt. bis 1809. Im 18. Jhdt. 4 Jahrmärkte. Ein bischöflicher Versuch der Steinkohlenförderung bei Borgentreich scheiterte 1717. Im 19. Jhdt. kaum industrielle Entwicklung. Ziegelei zuerst 1742 erwähnt. Daneben 1954 Sägewerk und Molkerei.

Verkehrseinrichtungen

Borgentreich liegt 1954 im Kreuzungsbereich mehrerer hochmittelalterlicher Handelsstraßen vom Ostmünsterland und dem nördlichen Weserbergland in den Raum von Kassel. 1954 Verbindung durch Bundesstraße mit Warburg bzw. Kassel sowie mit Karlshafen bzw. Holzminden (Weser) und Northeim (Leine). Mehrere Straßen in die landwirtschaftliche Umgebung. Borgentreich ist 1954 ohne Bahnverbindung, die nächsten Bahnhöfe waren zu der Zeit 5 km entfernt (Eißen und Borgholz), zur Hauptstrecke Scherfelde - Holzminden (1876). In 9 km Entfernung Lamerden zur Hauptstrecke Hagen - Kassel.

Umgebungsbedeutung

Borgentreich lag 1954 im Einflußbereich von Warburg und hatte nur geringe Bedeutung für die nördliche Warburger Börde. Nächste Großstadt war Kassel.

Verwaltung

Rat

Bürgermeister und Ratleute (1312), „consules“ 1288. Einzelheiten der mittelalterlichen Stadtverfassung nicht mehr festzustellen. Bis 1744 alter und neuer (regierender) Rat, dann Neufestsetzung: nur noch regierender Rat; in jedem der 5 Nachbarschaftsbezirke kürten 2 Wahlmänner.

Gericht

1401 Verpfändung des ganzen Gerichtes in der Stadt mit dem Gogericht in den Marken durch den Bischof von Paderborn an den Rat der Stadt, der selbst die Richter anstellen durfte und alle mit dieser Regelung verbundenen Vorteile genoß. 1500 Verpfändung des halben Stadt- und Gogerichts an den Rat, Wiedereinlösung 1603. Seit 1621 übte der Rat eine niedere Polizeigerichtsbarkeit aus. Das Gogericht stand im 14., 17. und 18. Jh. unter bischöflicher Gewalt. 1804 Einrichtung eines Stadtgerichtes.

Vertretung der Bürgerschaft

Die 5 Bauerschaften bildeten auch die politische Einteilung für die Ratswahlen. Je 2 Deputierte von jeder Bauerschaft nominierten die 12 „Stadträte". Diese Deputierten berieten mit dem alten und dem „abgestandenen" Rat bei wichtigen Angelegenheiten. Ab 1744 regierten nur noch die für das jeweilige Jahr gewählten 12 Räte. Die Schuhmacherzunft war wohl besonders bedeutend unter den Zünften, Zunftbrief von 1541.

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

Einordnung im Fürstbistum Paderborn 1779

Kreis Warburg, Ritterschaft

Landesherrschaft

Landesherren

Borgentreich gehörte seit seiner Gründung zum Stift Paderborn, später als dessen „vierte Hauptstadt", im oberwaldischen Distrikt. 1372 wurde es vom Bischof von Paderborn in den Westfälischen Landfriedensbund von 1298 einbezogen, 1413 war es in der gegen den Bischof Wilhelm von Berg gerichteten landständischen Einung des Stiftes. Schon 1327 wird Borgentreich als Mitglied der Hanse genannt.

Kriegerische Ereignisse

Kriegerische Ereignisse vor Borgentreich 1394, 1442, 1449, 1469/70, 1622-23 (Ausplünderung durch Christian von Braunschweig) und 1760.

Reichstage

Amtsgericht 1879-1936.

Kriegswesen

Schützengilde

Statuten der Schützengilde betrift Stadtverteidigung 1502.

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen Stadt Borgentreich Kreis Höxter.png Beschreibung des Wappens ab 1976:

Wappen : Von Rot und Gold (Gelb) gespalten, vorn ein goldenes (gelbes) Vortragekreuz, hinten eine rote Lilie, darunter ein blauer dreifach gestaffelt-gezinnter Schildfuß.

Das Vortragekreuz ist ein Zeichen der ehemaligen Stadt Borgentreich, die rote Lilie eines der ehemaligen Stadt Borgholz. Die Mauerzinnen in blauer Farbe darunter repräsentieren die heutigen Ortsteile.

Farben Flagge: von Rot und Gelb längsgestreift mit dem Wappenschild der Stadt.

Borgentreich-Wap1954.jpg Beschreibung des Wappens bis 1975:

Wappen : In Rot ein goldenes Nagelspitz-kreuz mit geschweiften Armen.

Siegel: Hauptsiegel (1341, 1413): Burg mit hohem, pyramidalen Mittelturm und kleinen gezinnten Seitentürmen, der Mittelturm belegt mit einem Vortragekreuz auf hoher Stange. Die Sekretsiegel (seit 1341) zeigen nur das Vortragekreuz, später Nagelspitz-kreuz (1640 ohne Spitze), das zum Wappenbild wurde.

Farben: Farben des Wappens 2. Hälfte 18. Jh.: Rotes Nagelspitzkreuz in Silber; 1954 wie oben.

Stadtgebiet

  • Nach der Landgemeindeordnung von 1856 wurde der Gutsbezirk Dinkelburg selbständig mit 294 ha; davon kamen um 1890 161 ha an Borgentreich zurück.
  • 1847: 12364 Morgen (Feldmark). 1885: 2789 ha, 195Q/51: 2954 ha, einschließlich großer Feldmark.
  • Stadt Borgentreich ab 1937 in das Amt Borgholz bzw. Borgentreich eingegliedert.
  • 1975 kommunale Neugliederung: Stadt Borgentreich aus den Städten Borgentreich und Borgholz und den Gemeinde Bühne, Drankhausen, Großeneder, Körbecke, Lütgeneder, Manrode, Muddenhagen, Natingen, Natzungen und Rösebeck.

Politische Einteilung

Stadt- Ortsteile

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Borgentreich gehörte seit seiner Gründung zum Bistum Paderborn, zum Archidiakonat Driburg des Paderborner Domkämmerers (1297), nachdem vorher der Pfarrer von Borgentreich eigene Sendgerichtsbarkeit ausübte. Der Bischof von Paderborn hatte stets die Kollation der Pfarrstelle für die Pfarrkirche. 1954 Dekanat Gehrden.

Reformation

Von der Reformation wurde Borgentreich kaum berührt (1582). Die kleine ev. Gemeinde (1826) war Filiale von Peckelsheim, eigene Kapelle 1878, eigener Pfarrbezirk 1949, Kreissynode Paderborn.

Bekenntnisse

Borgentreich 1871: 38 Ev., 1925: 57 Ev., 1946: 90 % kath.

Juden

1719: 7,1794: 18 Familien, 1802 : 76 Juden, die die Grenzstadt als Handelsplatz benutzten; 1840: 104, 1870: 69 Juden. Synagoge. Im Laufe des 19. Jhdts. ließ ihre Bedeutung nach. 1925: 21 Juden.

Bildungswesen

Schulen

Schule zuerst 1578/79 und 1682 (Lehrerin) genannt, im 18. Jhdt. genauere Angaben. Rektoratschule seit 1920, wurde 1926 private, 1941 öffentliche Mittelschule.

Wohlfahrtspflege

  • Apotheke: Apotheke Sander bis (1706), Umzug der Apothekerfamilie nach Hofgeismar.

Archiv

Artikel-Quellen

  • Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte, Bd. III. Nordwest-Deutschland, II. Westfalen (1954) W. Kohlhammer Verlag Stuttgart
  • Adreßbücher, Stadtarchiv

Bibliografie

  • Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Warburg (1938).
  • Brand, J.: Studien zur Dialektgeographie des Hochstiftes Paderborn und der Abtei Corvey (1914).
  • Bremer,Clemens: Chronik des Dorfes Körbecke, o.J.
  • Brilon, Cl.: Geschichtliche Nachrichten über Stadt und Pfarrei Borgentreich in Westfalen, II. Auflage, Borgentreich 1930.
  • Festschrift zur 1100 Jahr-Feier 887 Villa Nadri 1987 Lütgeneder.
  • Giefers, W. E.: Die Anfänge der Städte Borgentreich usw., in: Westfäl. Z. (18S1).
  • Gottlob, A.: Inventare der nichtstaatlichen Archive des Kreises Warburg (1929).
  • Kindl, Harald: Geschichte der Pfarrgemeinde St. Marien Borgholz. 1980.
  • Kleinen,Adalbert: Großeneder, vom karolingischen Königshof Nadri zur Gemeinde Großeneder 887-1987.
  • Krus,Horst-D.: 1.150 Jahre Rösebeck 840-1990. 1990.
  • Mönks, A.: Beitr. zur Geschichte des Schützenwesens im Hochstift Paderborn, in: Westfälische Zeitschrift (1929).
  • Natzungen 1036-1986, hg. von Gerhard Sendler. 1986.
  • Schrader, F. X.: Kleine Beiträge zur Geschichte der Stadt Borgentreich, in: Westfäl. Z. (1892).
  • Stadt Borgentreich 1280-1980, hg. von Franz Mürmann. 1980.

Bibliografie-Suche

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen.

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Wappen vom Kreis Höxter

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