Georg Schweinesbein: Unterschied zwischen den Versionen

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:''Im nahen Indernbuch vollendet am 18. Februar 1931 der Altsitzer Georg Schweinesbein sein hundertstes Lebensjahr. Ao 18. Februar zu Indernbuch geboren, besuchte er die Volkschule in Burgsalach. Ist auch sein Gehör und Augenlicht nicht mehr besonders, so ist doch das Gedächnis noch ausgezeichnet. Er erzählt von seiner Schulzeit, die er im heutigen „Boderhaus“ (Neumüller) verbrachte, von seinem Lehrer H. Krauß, „der nur Lehrer war und nicht noch nebenbei ein Handwerk ausübte, wie z. B. der, bei dem mein Großvater lesen und rechnen lernte“. Schulzeugnis und Entlassungsschein aus der Sonntagsschule bewahrt er heute noch peinlich auf. Letzterer ist am 27. April 1848 ausgestellt. „1848! Ja, damals ging es drunter und drüber. Wir durften alle auf die Jagd. Es war auch notwendig, denn die vielen Hirsche richteten großen Schaden im Feld an.“ Bald wurde die Jagd verpachtet, da man im Dorfe Geld brauchte. Als Dienstknecht war der Jubilar in Burgsalach und Indernbuch tätig und sein Dienstbuch, ausgestellt am 24. Juli 1852, enthält darüber lobende Einträge.''
 
:''Im nahen Indernbuch vollendet am 18. Februar 1931 der Altsitzer Georg Schweinesbein sein hundertstes Lebensjahr. Ao 18. Februar zu Indernbuch geboren, besuchte er die Volkschule in Burgsalach. Ist auch sein Gehör und Augenlicht nicht mehr besonders, so ist doch das Gedächnis noch ausgezeichnet. Er erzählt von seiner Schulzeit, die er im heutigen „Boderhaus“ (Neumüller) verbrachte, von seinem Lehrer H. Krauß, „der nur Lehrer war und nicht noch nebenbei ein Handwerk ausübte, wie z. B. der, bei dem mein Großvater lesen und rechnen lernte“. Schulzeugnis und Entlassungsschein aus der Sonntagsschule bewahrt er heute noch peinlich auf. Letzterer ist am 27. April 1848 ausgestellt. „1848! Ja, damals ging es drunter und drüber. Wir durften alle auf die Jagd. Es war auch notwendig, denn die vielen Hirsche richteten großen Schaden im Feld an.“ Bald wurde die Jagd verpachtet, da man im Dorfe Geld brauchte. Als Dienstknecht war der Jubilar in Burgsalach und Indernbuch tätig und sein Dienstbuch, ausgestellt am 24. Juli 1852, enthält darüber lobende Einträge.''
 
:''Am 10. März 1853 begann seine Militätzeit auf der Wülzburg. Dort mußte er auch Strafgefangene bewachen, Aus dem tiefen Brunnen hat er mit dem Tretrad das Wasser heraufbefördert. Im Sommer wurde er öfter in die Weiher unterhalb der Wülzburg in die Schwemme getrieben. Weiter war er während seiner 6jährigen Dienstzeit in Eichstätt auf der Willibaldsburg und in Neuburg. Täglich gab es nur 2 mal „Menage“ (Essen). Von daheim bekam er Nichts, den die Eltern waren mit 50 bzw. 58 Jahren alt verstorben und die Geschwister alle im Dienst. Die Militärzeit war ja durch viel Ernteurlaub oft unterbrochen. „Einmal kam ein Indernbucher zur Wülzburg, um mich zu Erntearbeiten anzufordern. Er brachte mir ein Stück Nudel mit. Oh, hab ich danach geschnappt. Am 9. März 1859 wurde ich in Neuburg vom 15. Inf. Regiment 7. Komp. entlassen.“ Später erwarb er sein Anwesen in Indernbuch Nr. 6. Schlechtes Feld, kein Geld, 10 Kinder, wovon noch heute 8 leben, haben das Leben schwer gemacht. Die Arbeit half darüber weg. Noch heute können die alten Hände nicht ruhen. Am warmen Ofen schleißt er noch Späne, seine Lieblingsbeschäftigung.''  
 
:''Am 10. März 1853 begann seine Militätzeit auf der Wülzburg. Dort mußte er auch Strafgefangene bewachen, Aus dem tiefen Brunnen hat er mit dem Tretrad das Wasser heraufbefördert. Im Sommer wurde er öfter in die Weiher unterhalb der Wülzburg in die Schwemme getrieben. Weiter war er während seiner 6jährigen Dienstzeit in Eichstätt auf der Willibaldsburg und in Neuburg. Täglich gab es nur 2 mal „Menage“ (Essen). Von daheim bekam er Nichts, den die Eltern waren mit 50 bzw. 58 Jahren alt verstorben und die Geschwister alle im Dienst. Die Militärzeit war ja durch viel Ernteurlaub oft unterbrochen. „Einmal kam ein Indernbucher zur Wülzburg, um mich zu Erntearbeiten anzufordern. Er brachte mir ein Stück Nudel mit. Oh, hab ich danach geschnappt. Am 9. März 1859 wurde ich in Neuburg vom 15. Inf. Regiment 7. Komp. entlassen.“ Später erwarb er sein Anwesen in Indernbuch Nr. 6. Schlechtes Feld, kein Geld, 10 Kinder, wovon noch heute 8 leben, haben das Leben schwer gemacht. Die Arbeit half darüber weg. Noch heute können die alten Hände nicht ruhen. Am warmen Ofen schleißt er noch Späne, seine Lieblingsbeschäftigung.''  
:''Humor hat er auch noch. So besuchte im Herbst eine Schulklasse von [[Nürnberg]] im Vorbeiweg den Hundertjährigen. Als beim Abschied der Freude Ausdruck gegeben wurde, einen Hunderjährigen besucht zu haben: „Mein Lebtag habe ich keinen Gedanken gehabt, hundert Jahre alt zu werden und hab auch nie einen mit hundert Jahren gesehen. Aber jetzt bin ich es selbst bald.“ Die drei in Indernbuch lebenden Kinder des Jubilars gestalten den Lebensabend des Hundertjährigen angenehm. Möge er nach harter Arbeit noch lange die wohlverdiente Ruhe genießen !''  
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:''Humor hat er auch noch. So besuchte im Herbst eine Schulklasse von [[Nürnberg]] im Vorbeiweg den Hundertjährigen. Als beim Abschied der Freude Ausdruck gegeben wurde, einen Hunderjährigen besucht zu haben: „Mein Lebtag habe ich keinen Gedanken gehabt, hundert Jahre alt zu werden und hab auch nie einen mit hundert Jahren gesehen. Aber jetzt bin ich es selbst bald.“ Die drei in Indernbuch lebenden Kinder des Jubilars gestalten den Lebensabend des Hundertjährigen angenehm. Möge er nach harter Arbeit noch lange die wohlverdiente Ruhe genießen !'' <ref>Chronik Burgsalach - Indernbuch - Pfraunfeld, 1995 →Seite 166–167</ref>
:::::::::::::::::::::<small>(Weißenburger Tagblatt, [[Weißenburg in Bayern]], Februar 1931)</small> <ref>Chronik Burgsalach - Indernbuch - Pfraunfeld, 1995 →Seite 166–167</ref>
 
  
 
Am 22. April 1931, zwei Monate nach seinem 100. Geburtstag, stirbt Georg Schweinesbein als [[Altsitzer]] auf dem <font color=#006400>''Zahnbauer-Hof''</font> in [[Indernbuch]].
 
Am 22. April 1931, zwei Monate nach seinem 100. Geburtstag, stirbt Georg Schweinesbein als [[Altsitzer]] auf dem <font color=#006400>''Zahnbauer-Hof''</font> in [[Indernbuch]].

Version vom 22. September 2017, 12:27 Uhr

Georg Schweinesbein (* 18. Februar 1831 in Indernbuch, Kgr. Bayern; † 22. April 1931 ebenda) war ein deutscher Ökonom, in der Region Weißenburg in Bayern bekannt als der 100jährige Altsitzer vom Zahnbauer-Hof.

Leben

Georg Schweinesbein wurde 1831 als Sohn des Landwirts Matthias Schweinesbein (1789–1848) und der Landfrau Anna Magdalena Strauß (1796–1846) als viertes von sechs Kindern in Indernbuch (Kgr. Bayern) [1] geboren.

Von 1837 bis 1848 besuchte er die Volksschule [2] in Burgsalach, sowie die Sonntagsschule [3]. Danach war er als Jungbauer einige Jahre Dienstknecht [4] auf anderen Höfen. Von 1853 bis 1859 leistete er dann seine sechsjährige Militärzeit [5] ab, zuerst auf der Wülzburg [6] bei Weißenburg, später in Eichstätt auf der Willibalsburg [7] und in Neuburg an der Donau.[8]

1864 kauft er den elterlichen Hof und heiratet Katharina Kranz (1840–1873) aus Oberhochstatt, das Paar hat vier Kinder. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau, heiratet er 1873 Margaretha Maderholz (1846–1926) vom "Weberhof" in Indernbuch, mit ihr hat er sechs weitere Kinder.

Nach dem Kauf von weiteren Grundbesitz war er viele Jahrzehnte ein bekannter Ökonom in Indernbuch.

Historischer Beitrag

Es ist ein besonderes Ereignis, als am 18. Februar Georg Schweinesbein von Hs. Nr. 6 seinen 100. Geburtstag begehen kann. Lehrer Friedrich Grimm aus Burgsalach schreibt folgenden Beitrag für das Weißenburger Tagblatt:[9]

Im nahen Indernbuch vollendet am 18. Februar 1931 der Altsitzer Georg Schweinesbein sein hundertstes Lebensjahr. Ao 18. Februar zu Indernbuch geboren, besuchte er die Volkschule in Burgsalach. Ist auch sein Gehör und Augenlicht nicht mehr besonders, so ist doch das Gedächnis noch ausgezeichnet. Er erzählt von seiner Schulzeit, die er im heutigen „Boderhaus“ (Neumüller) verbrachte, von seinem Lehrer H. Krauß, „der nur Lehrer war und nicht noch nebenbei ein Handwerk ausübte, wie z. B. der, bei dem mein Großvater lesen und rechnen lernte“. Schulzeugnis und Entlassungsschein aus der Sonntagsschule bewahrt er heute noch peinlich auf. Letzterer ist am 27. April 1848 ausgestellt. „1848! Ja, damals ging es drunter und drüber. Wir durften alle auf die Jagd. Es war auch notwendig, denn die vielen Hirsche richteten großen Schaden im Feld an.“ Bald wurde die Jagd verpachtet, da man im Dorfe Geld brauchte. Als Dienstknecht war der Jubilar in Burgsalach und Indernbuch tätig und sein Dienstbuch, ausgestellt am 24. Juli 1852, enthält darüber lobende Einträge.
Am 10. März 1853 begann seine Militätzeit auf der Wülzburg. Dort mußte er auch Strafgefangene bewachen, Aus dem tiefen Brunnen hat er mit dem Tretrad das Wasser heraufbefördert. Im Sommer wurde er öfter in die Weiher unterhalb der Wülzburg in die Schwemme getrieben. Weiter war er während seiner 6jährigen Dienstzeit in Eichstätt auf der Willibaldsburg und in Neuburg. Täglich gab es nur 2 mal „Menage“ (Essen). Von daheim bekam er Nichts, den die Eltern waren mit 50 bzw. 58 Jahren alt verstorben und die Geschwister alle im Dienst. Die Militärzeit war ja durch viel Ernteurlaub oft unterbrochen. „Einmal kam ein Indernbucher zur Wülzburg, um mich zu Erntearbeiten anzufordern. Er brachte mir ein Stück Nudel mit. Oh, hab ich danach geschnappt. Am 9. März 1859 wurde ich in Neuburg vom 15. Inf. Regiment 7. Komp. entlassen.“ Später erwarb er sein Anwesen in Indernbuch Nr. 6. Schlechtes Feld, kein Geld, 10 Kinder, wovon noch heute 8 leben, haben das Leben schwer gemacht. Die Arbeit half darüber weg. Noch heute können die alten Hände nicht ruhen. Am warmen Ofen schleißt er noch Späne, seine Lieblingsbeschäftigung.
Humor hat er auch noch. So besuchte im Herbst eine Schulklasse von Nürnberg im Vorbeiweg den Hundertjährigen. Als beim Abschied der Freude Ausdruck gegeben wurde, einen Hunderjährigen besucht zu haben: „Mein Lebtag habe ich keinen Gedanken gehabt, hundert Jahre alt zu werden und hab auch nie einen mit hundert Jahren gesehen. Aber jetzt bin ich es selbst bald.“ Die drei in Indernbuch lebenden Kinder des Jubilars gestalten den Lebensabend des Hundertjährigen angenehm. Möge er nach harter Arbeit noch lange die wohlverdiente Ruhe genießen ! [10]

Am 22. April 1931, zwei Monate nach seinem 100. Geburtstag, stirbt Georg Schweinesbein als Altsitzer auf dem Zahnbauer-Hof in Indernbuch. Seine Nachfahren leben heute in Deutschland (Bayern, Niedersachsen) und Dänemark.

Anmerkungen

  1. Königreich Bayern. (1806 - 1918)
  2. Artikel Volksschule. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
  3. Artikel Sonntagsschule. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
  4. Begriff Dienstknecht. In: Enzyklo.de Deutsche Enzyklopädie.
  5. Artikel Bayerische Armee. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
  6. Artikel Wülzburg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
  7. Artikel Willibaldsburg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
  8. Kgl. Bayer. 15. Infanterie-Regiment König Friedrich August von Sachsen
  9. Artikel Weißenburger Tagblatt. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
  10. Chronik Burgsalach - Indernbuch - Pfraunfeld, 1995 →Seite 166–167

Siehe auch

Schweinesbein (Familienname)

Literaturhinweise

  • Hartwig Neumann: Die Festung Wülzburg. Streifzüge durch Vergangenheit und Gegenwart der ehemals ansbachischen Festungsanlage. Lühker, Weißenburg 1980, ISBN 3-921354-07-2.
  • Karl Treiber: Chronik Burgsalach, Indernbuch, Pfraunfeld; 1995 (Digitalisat der Google Buchsuche (xL6yGwAACAAJ) / Nachweis im Bibliotheksverbund Bayern (BVB)) →Seite 166–386
  • Sabine Glaser: Die Willibaldsburg in Eichstätt. Amtlicher Führer; 23., neu gestaltete Aufl.; München: Bayer. Verwaltung der Staatl. Schlösser, Gärten u. Seen, 2000.

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