Herforder Chronik (1910)/233: Unterschied zwischen den Versionen

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war. Die meist mutwillig verstopften Röhren der Quelle wurden gereinigt und in Gang gebracht, das Häuschen gesäubert und in „vesten“ Stand gesetzt. Seine beiden Türen sollten beständig geschlossen, die Schlüssel davon aber von dem Wachtposten am Lübbertor aufbewahrt bleiben. Dort hingen sie am Schilderhaus, und jeder, der den Brunnen gebrauchen wollte, mußte sie dort abholen und wieder zurückbringen. Es mögen aller dieser Vorsichtsmaßregeln ungeachtet dennoch Ungehörigkeiten vorgekommen sein, denn man sah sich genötigt, die nach der heutigen Kleinbahnseite sich öffnende Tür überhaupt zu schließen und allein durch die nach dem Lübbertore gerichtete Tür den Eingang zu verstatten. Der Posten am Tor bekam vom Major v. Bandemer den Befehl, auf die am Brunnen Aus- und Eingehenden ein wachsames Auge zu haben. Es half alles nichts, es wollte kein Zug mehr in den Badebetrieb kommen. Wohl blieben unter der Einwohnerschaft Herfords manche ihrem Brunnen treu, doch ließen sie, vielleicht wegen der Scherereien mit dem Schlüssel, sich das Wasser in die Häuser holen; an der Quelle war in Jahren kein Kurgast mehr erschienen. Manche konnten den Verlust des Bades nicht verschmerzen, unter ihnen Dr. Heidsiek, der, um das Vertrauen zu dem Gesundbrunnen wieder zu heben, im Jahre 1778 eine Reihe von Krankengeschichten veröffentlichte, in denen er die allseitige Heilkraft des Wassers ins rechte Licht zu setzen suchte. Zunächst ruft er seinen Mitbürgern die Eigenschaften des Brunnens ins Gedächtnis, indem er sagt: „Die vitriolische Säure in unserem Brunnen ist sehr flüchtig, so daß sie nicht anders als auf der Stelle genau kann untersucht werden. Sie erweiset sich 1. dadurch, daß sie aus einer festverstopften Flasche mit einem merklichen Geräusch wegfliegt, 2. daß sie die Gläser, worin der Brunnen gefüllt, bisweilen zerschlägt, 3. daß sie in einem offenen Glase in kurzer Zeit völlig vergeht und die aufgelößte Materie fallen läßt, wobei das Wasser sogleich milchicht wird, 4. daß sie, wenn das Wasser frisch getrunken wird, eine merkliche Trunkenheit, 5. eine Vermehrung des Pulses und 6. eine merkliche angenehme Wärme im ganzen Körper erweckt, auch 7. nachmittags sehr schläfrig macht. Ja, daß sie gar 8., wenn der Brunnen bei Verletzung des Gehirns unvorsichtig getrunken wird, oder zur Gicht und Krampf Geneigte sich bei dessen Gebrauch an heißen Tagen zu stark bewegen, Rasereien und Konvulsionen (Juckungen) erweckt.
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Die eisenartige Erde ist gleichfalls sehr subtil (fein) und eindringend. Denn 1. färbt sie die Gläser, in denen das Wasser oft gewesen ist, als wäre es eine alte Vergoldung, und 2. kann diese Farbe gar nicht wieder aus dem Glase gebracht werden. 3. So zerfrißt sie endlich das Glas und macht es löcherig und dünn.
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Hieraus und aus anderen Versuchen zeigt sich die verdünnende, auflösende und stärkende Kraft, welche sich bald durch Trübung des Urins und zuweilen auch des Schweißes, bald durch ein gelindes oder bei einigen stärkeres Laxieren zeigt und besonders die stärkende (erg. Kraft) durch merkliche Vermehrung des Appetits und der Kräfte sich ‚ohngezweifel‘ offenbart.“

Aktuelle Version vom 22. Juni 2018, 19:38 Uhr

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Herforder Chronik (1910)
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war. Die meist mutwillig verstopften Röhren der Quelle wurden gereinigt und in Gang gebracht, das Häuschen gesäubert und in „vesten“ Stand gesetzt. Seine beiden Türen sollten beständig geschlossen, die Schlüssel davon aber von dem Wachtposten am Lübbertor aufbewahrt bleiben. Dort hingen sie am Schilderhaus, und jeder, der den Brunnen gebrauchen wollte, mußte sie dort abholen und wieder zurückbringen. Es mögen aller dieser Vorsichtsmaßregeln ungeachtet dennoch Ungehörigkeiten vorgekommen sein, denn man sah sich genötigt, die nach der heutigen Kleinbahnseite sich öffnende Tür überhaupt zu schließen und allein durch die nach dem Lübbertore gerichtete Tür den Eingang zu verstatten. Der Posten am Tor bekam vom Major v. Bandemer den Befehl, auf die am Brunnen Aus- und Eingehenden ein wachsames Auge zu haben. Es half alles nichts, es wollte kein Zug mehr in den Badebetrieb kommen. Wohl blieben unter der Einwohnerschaft Herfords manche ihrem Brunnen treu, doch ließen sie, vielleicht wegen der Scherereien mit dem Schlüssel, sich das Wasser in die Häuser holen; an der Quelle war in Jahren kein Kurgast mehr erschienen. Manche konnten den Verlust des Bades nicht verschmerzen, unter ihnen Dr. Heidsiek, der, um das Vertrauen zu dem Gesundbrunnen wieder zu heben, im Jahre 1778 eine Reihe von Krankengeschichten veröffentlichte, in denen er die allseitige Heilkraft des Wassers ins rechte Licht zu setzen suchte. Zunächst ruft er seinen Mitbürgern die Eigenschaften des Brunnens ins Gedächtnis, indem er sagt: „Die vitriolische Säure in unserem Brunnen ist sehr flüchtig, so daß sie nicht anders als auf der Stelle genau kann untersucht werden. Sie erweiset sich 1. dadurch, daß sie aus einer festverstopften Flasche mit einem merklichen Geräusch wegfliegt, 2. daß sie die Gläser, worin der Brunnen gefüllt, bisweilen zerschlägt, 3. daß sie in einem offenen Glase in kurzer Zeit völlig vergeht und die aufgelößte Materie fallen läßt, wobei das Wasser sogleich milchicht wird, 4. daß sie, wenn das Wasser frisch getrunken wird, eine merkliche Trunkenheit, 5. eine Vermehrung des Pulses und 6. eine merkliche angenehme Wärme im ganzen Körper erweckt, auch 7. nachmittags sehr schläfrig macht. Ja, daß sie gar 8., wenn der Brunnen bei Verletzung des Gehirns unvorsichtig getrunken wird, oder zur Gicht und Krampf Geneigte sich bei dessen Gebrauch an heißen Tagen zu stark bewegen, Rasereien und Konvulsionen (Juckungen) erweckt.

Die eisenartige Erde ist gleichfalls sehr subtil (fein) und eindringend. Denn 1. färbt sie die Gläser, in denen das Wasser oft gewesen ist, als wäre es eine alte Vergoldung, und 2. kann diese Farbe gar nicht wieder aus dem Glase gebracht werden. 3. So zerfrißt sie endlich das Glas und macht es löcherig und dünn.

Hieraus und aus anderen Versuchen zeigt sich die verdünnende, auflösende und stärkende Kraft, welche sich bald durch Trübung des Urins und zuweilen auch des Schweißes, bald durch ein gelindes oder bei einigen stärkeres Laxieren zeigt und besonders die stärkende (erg. Kraft) durch merkliche Vermehrung des Appetits und der Kräfte sich ‚ohngezweifel‘ offenbart.“