Braunschweiger kämpft für das alte Gestüt Trakehnen

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Ein Bericht von Katrin Teschner[1], Quelle: Braunschweiger Zeitung[2], Erscheinungsdatum 04. Oktober 2013.

Die schriftliche Einwilligung der Autorin zur Veröffentlichung im Portal Stallupönen/Ebenrode und hier in Trakehnen liegt vom 20.11.2013 schriftlich vor.

Hagen Mörig.
Foto: Katrin Teschner
Die Bronze-Statue des Hengstes „Tempelhüter“ steht wieder auf dem Gelände des ehemaligen Gestüts Trakehnen.
Foto: Katrin Teschner

Braunschweig:
Eine Pferde-Statue hielt Hagen Mörig jahrelang auf Trab.
Er wandte sich sogar an Putin, damit das Wahrzeichen
wieder an den Original-Ort zurückkehrt.

Ein Pferdemensch ist Hagen Mörig[3] nicht, wie er gerne betont. Im Gegenteil: „Ich habe sogar Angst vor Pferden." Auch zum ehemaligen Ostpreußen hat der Braunschweiger keine familiäre Beziehung. Vielmehr ist er über die Jagd in die Gegend gekommen und über Umwege auch nach Trakehnen, das heute Jasnaja Poljana[4] heißt und in Russland liegt.

Umso erstaunlicher ist es, dass der 70-Jährige jahrelang dafür gekämpft hat, das Abbild eines berühmten Pferdes zurück ins ehemalige Ostpreußen zu holen – hartnäckig wandte er sich an die russischen Behörden, schrieb sogar einen Brief an Ministerpräsident Wladimir Putin. Seit einigen Wochen thront eine Bronze-Kopie des legendären Hengstes „Tempelhüter“[5] nun wieder auf dem Sockel vor dem früheren Hauptgestüt in Trakehnen. Dort stand die Statue bis 1944, bis die Rote Armee sie als Siegestrophäe mit nach Moskau nahm.

„Die Enthüllung war ein eindrucksvolles Erlebnis“, sagt Mörig. Unter den rund 1000 Zuschauern waren auch Vertreter der Regionalverwaltung, des Trakehner-Verbandes[6] – und der Großneffe von Reinhold Kuebart[7], dem Bilderhauer der Original-skulptur. Besonders bemerkenswert sei, dass letztlich sogar ein Denkmal für die im Krieg gefallenen Soldaten für „Tempelhüter“ umgesetzt wurde, das die Russen nach dem Krieg auf den Sockel gesetzt hatten – vor Jahren wäre das wohl undenkbar gewesen.

Sieben Jahre lang hat das „Tempelhüter“-Projekt den Braunschweiger auf Trab gehalten. Immer ging es ihm um Hilfe für die Menschen in Trakehnen, die er durch die regelmäßigen Reisen in die Gegend ins Herz geschlossen hatte. „Die Arbeitslosigkeit dort ist groß. Der Tourismus könnte eine Chance sein“, sagt Mörig. Die Idee war, Spenden zu sammeln, um das ehemalige Hauptgestüt wieder aufzubauen und Gäste in die Region zu locken. 2007 gründete Mörig den Verein „Hilfe für Trakehnen.“[8]

Trakehnen war einst das berühmteste Gestüt des Deutschen Reiches, Ende 1944 wurde es vor der herannahenden Roten Armee evakuiert. Nur rund 700 Pferde der Rasse, darunter nur wenige Dutzend Hengste, überlebten den Zweiten Weltkrieg und die Flucht der Deutschen nach Westen. Viele der traditionsreichen Gebäude drohen zu zerfallen, einige wie das Landstallmeisterhaus sind inzwischen durch Spenden von anderen Förderern restauriert worden. „Doch meine Hoffnung ist es, dass irgendwann einmal das ganze Ensemble historisch korrekt wiederhergestellt werden kann“, sagt Mörig. Die Statue des „Tempelhüter“ ist ein wichtiger Baustein; der Hengst lebte bis 1932 im Gestüt, er ist zum Symbol für die einst so berühmte und erfolgreiche Pferdezucht in Trakehnen geworden.

Um die russischen Behörden von seinem Anliegen zu überzeugen, hatte Mörig 11000 Unterschriften gesammelt. Er hatte sich an den Bürgermeister von Jasnaja Poljana gewandt, an den Gouverneur der Region. Dieser empfahl, ein Bittgesuch an Putin zu schreiben. Also schrieb der Braunschweiger einen Brief an den Ministerpräsidenten. Dieser antwortete zwar nicht direkt, dafür kam 2010 ein Schreiben aus dem russischen Kulturministerium: Das Original der Statue bleibt in Moskau, im Landwirtschaftsmuseum. Das sei nicht verhandelbar. Er dürfe aber eine Kopie anfertigen.

Also sammelte Mörig rund 40000 Euro an Spenden und beauftragte eine russische Bronzegießerei mit dem Abguss, der jetzt auf dem Sockel vor dem Landstallmeisterhaus steht. Inzwischen spiele der Trakehner-Verband[6] sogar mit dem Gedanken, das ganze Areal zu rekonstruieren, sagt Mörig. „Für mich wäre es das Größte, wenn die Leute weitermachen, wenn die Region wieder einen Anziehungspunkt bekommt.“ Der Rentner könnte sich jetzt zurücklehnen und sich seinem Hobby, der Jagd, widmen. Doch noch ist das Projekt nicht abgeschlossen. Er ist wieder nach Jasnaja Poljana gereist, um zwei Tafeln mit Daten des berühmten Hengstes nachzuliefern – auf Russisch und auf Deutsch. Auch eine zweisprachige Schenkungsurkunde habe er im Gepäck; er will die Statue der Oblast Kaliningrad übereignen. „Und dann ist die Sache wirklich für mich erledigt.“



Fußnoten

  1. Katrin Teschner (20.11.2013)
  2. Braunschweiger Zeitung
  3. | Hagen Mörig (20.11.2013)
  4. Artikel Jasnaja Poljana. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (20.11.2013}}
  5. Artikel Hengst "Tempelhüter". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (20.11.2013)
  6. 6,0 6,1 Gemeint ist offensichtlich der russische Trakehnerverband, Anmerkung der Redaktion von GenWiki (03.12.2013)
  7. Artikel Reinhold Kuebart. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (20.11.2013)
  8. Verein „Hilfe für Trakehnen" (20.11.2013)

Weblinks

Informationen / Info-Briefe / Pressemitteilungen (22.11.2013)

Tempelhüter kehrt zurück(22.11.2013)

Artikel Trakehner . In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.(22.11.2013)

Trakehner Gestüt Hämelschenburg (22.11.2013)

Zuchtbezirk Niedersachsen-Hannover im Trakehner Verband (22.11.2013)

Trakehner Gestüt Gorlo (22.11.2013)

Trakehner Förderverein (22.11.2013)