Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/049

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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Instruktionsbuches auch an guter Statt. Erstens: Geduld! zweitens sich selbst helfen! drittens: nicht gleich klagen und sich beim Vorgesetzten beschweren! viertens: daran denken, daß man übers Jahr auch ein Alter ist, und fünftens: das dieselben Kameraden, die uns im Quartier das erste Jahr noch nicht für voll gelten lassen wollen, auf dem Marsche, im Bivouacq, auf dem Schlachtfelde unsere nächsten und besten Stützen, Rather und Helfer sein können und auch immer sind, wenn man sich nicht auf ein Pferd gegen sie setzt, sich von ihnen absondert, oder gleich den Vorgesetzten gegen sie zu Hülfe ruft. Das letztere hilft allerdings für den Augenblick jedesmal, aber der guten Kameradschaft hilft es nicht, und auf diese kommt es schließlich doch immer an. Noch ein ganz vortreffliches Mittel giebt es, solchen Rekruten-Erfahrungen aus dem Wege zu gehen, nämlich seinen Dienst musterhaft thun, immer der Erste beim Antreten sein, Knöpfe spiegelblank, Waffenrock tadellos reinlich, Gewehr so gut behandelst wie seine Liebste, Haare glatt und kein Loddern auf dem Exerzirplatz, gefällig gegen die Stuben-Kameraden und jederzeit ein properer Soldat -- dann geht es ganz von selber. Ist freilich Alles leichter gesagt, als gethan, und noch weit leichter gedruckt zu lesen, als ausgeführt, kann aber doch nicht schaden, daß der junge Soldat zum Nachdenken über diese Dinge angeregt wird, damit er sich, so weit dies möglich ist, manche trübe Erfahrung spart. Was ächte Kameradschaft ist, darüber muß er mit Männern sprechen, welche einen Feldzug mitgemacht haben. Die können es ihm erzählen und ihm als bestes Beispiel dienen.

      Was man im Quartier zu thun oder zu lassen hat, das lehrt in den Kasernen die meist gedruckt in den Zimmern angeschlagene Kasernen-Ordnung und in den Bürger-Quartieren die Anleitung des Stuben-Aeltesten. Auch diese Vorschriften sind sämmtlich auf der Erfahrung und aus der Nothwendigkeit hervorgegangen und haben ihren Grund in der Rücksicht auf ein Zusammenleben Mehrerer, von denen Jeder dieselben Rechte, aber auch dieselben Pflichten hat. Was ein Einzelner in seinem Zimmer thut, macht er sich nichts aus Reinlichkeit, so trägt er auch allein die Folgen davon, genießt den Schmutz allein und kann gelegentlich auch einmal selbst aufräumen, Beim Zusammenwohnen und Zusammenwirthschaften mit Anderen hat er aber darauf zu sehen, daß er seinen Kameraden keine Veranlassung zur Unzufriedenheit giebt, eben so gut wie er das Recht hat, zu verlangen, daß sie Rücksicht auf seine Ruhe und Bequemlichkeit nehmen. Er darf nicht bei Licht aufbleiben, wenn seine Zimmergenossen schlafen wollen; er darf den Gebrauch der Stubengeräthschaften nicht für sich allein beanspruchen, braucht aber auch nicht zu leiden, daß es die Andern thun; kurz er hat sich allezeit so zu benehmen, daß er nicht thut, was er nicht will, das man ihm thue. In keinem Stande und Beruf herrscht eine so vollkommenen Gleichheit in allen Dingen, wie im Soldatenstande innerhalb der gleichen Charge. Da giebt es keine Vorzüge und Begünstigungen, darum soll sich auch kein Einzelner dergleichen herausnehmen wollen. Die Zurechtweiung bleibt wenigsten nie aus.

      Schon am nächsten Tage nach der Ankunft in der Garnison beginnt das Exerziren. Dazu werden die jungen Mannschaften der Compagnie vereinigt in militärischer Ordnung nach dem Exerzirplatz geführt und dort an Unteroffiziere und Exerzier-Gefreite vertheilt, welche sie Einzeln oder in Glieder zusammengestellt zu unterrichten haben. Schon jetzt und in den ersten Tagen kann der junge Soldat sich durch Pünktlichkeit beim Heraustreten aus dem Quartier und durch Sauberkeit in seiner äußeren Erscheinung auszeichnen. Alt kann eine Uniform sein, auch geflickt, aber rein muß sie sein, wenn die Finger beim Bürsten auch wehthun sollten. Waschen und Bürsten, Knöpfeputzen und seinen Anzug nach Vorschrift in Ordnung Halten hat noch keinem Menschen geschadet, Jedem aber, der es thut, noch immer zur Empfehlung gereicht. Es giebt zwar Schmutzfinken, die sich in ihren früheren Verhältnissen als Knechte Tagelöhner u. s.w. höchstens alle Sonntage