Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/070

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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Rührt Euch! fortschreiten zu wollen, so wird er sehr bald erkennen, weshalb die Hacken bei der Stellung zusammengenommen werden müssen. Es ist aber auch nicht willkürlich angeordnet, daß die Füße gerade in einem sogenannten rechten Winkel stehen sollen, denn bei jeder anderen Richtung der Füße steht der Körper nicht so fest; werden die Spitzen zu sehr nach auswärts genommen, so wankt der Körper leicht hin und her; werden die Füße, wie bei den Krähe, einwärts mit den Spitzen gestellt, so sieht das nicht allein sehr schlecht aus, sondern nimmt auch dem Oberkörper einen Theil seiner Kraft.

      Wenn es heißt: Brust heraus! Schultern zurück! so geschieht das, um den Brustkasten zu erweitern, also das Athmen zu erleichtern und dadurch den Körper geschickter zu jeder Anstrengung zu machen. Je mehr die Schultern zurückgenommenen werden, je größeren Spielraum haben die Lungen, und je leichter die Lungen athmen können, je freier ist der Körper in allen seinen Bewegungen.

      Je höher man endlich den Kopf hält, je aufmerksamer kann man auf alles sein, was um uns her vorgeht, je weniger kann sich der Körper seiner natürlichen Trägheit überlassen, je bereiter sind die Gliedmaßen zur sofortigen Ausführung jedes Befehls.

      Daß alle dies Einzelheiten im Anfange so genau, ja fast übertrieben und so verlangt werden, daß die Stellungen bis zu dem Augenblicke, wo die nothwendige Fertigkeit erreicht ist, beinahe nicht naturgemäß aussehen, hat ebenfalls seinen guten Grund, und braucht man nur die Haltung und Bewegung eines vollkommenen ausexerzirten Soldaten mit derjenigen eines Rekruten zu vergleichen, um sich zu überzeugen, wozu dieses anscheinende Uebermaß dient. Die Gliedmaßen sind widerspenstig und müssen gerade Anfangs gezwungen werde, mehr als nöthig zu thun, damit sie später zu seiner Zeit leicht und natürlich gerade das Rechte thun können.

      Ganz dasselbe ist es auch mit dem Marschiren, mit dem Handhaben des Gewehrs und mit der Bewegung zwischen Vorder-, Hinter- und Nebenmann. Ist der Soldat in den Bewegungen seines eigenen Körpers fertig ausgebildet, so soll er ihn auch mit voller Ausrüstung an Gepäck und Bewaffnung so zu gebrauchen wissen, daß er seine Nebenleute nicht hindert und im Stande ist, all seine Obliegenheiten auf dem kleinsten Raume zwischen ihnen und zwar so zu erfüllen, daß auch sie dieselben erfüllen können, wodurch allen die Gleichmäßigkeit und durch diese die Kraft oder Wirkung erreicht wird. Fühlung und Distance können Anfangs nur durch Zwang erlernt werden, wenn das richtige Innehalten Beider so wesentlichen Nothwendigkeiten für die Bewegung in Massen zur zweiten Natur, zur unwillkührlichen, mechanischen Gewohnheit werden soll.

      Es ist eine schwere Zeit, die der junge Soldat in den ersten sechs Wochen seiner Dienstzeit auf dem Exerzirplatze durchzumachen hat, und je ungeschickter er von Natur ist, je schwerer wird die ihm; denn nachgelassen kann ihm nichts werden, und er muß ganz dasselbe lernen, wie der von Natur Geschickteste. Wird es ihm aber schon schwer, so ist es für seinen Vorgesetzten, den Exerzir-Gefreiten und den Unteroffizier, der ihn ausbilden soll, auch kein Kinderspiel, und es gehört eine unglaubliche Geduld dazu, alle Unbeholfenheiten, das Linkische und auch wohl Unlustige Tag für Tag mit anzusehen, unverdrossen zu verbessern und in Uebereinstimmung mit dem Uebrigen zu bringen, was so ein Exerzirglied im Laufe der erste vier bis sechs Wochen fertig bringt. Der Vorgesetzte muß eben so lange da sein, wie der Rekrut, er muß vom ersten Stillgestanden! bis zum letzten Augenblicke gespannt aufmerksam sein; denn wie er die Mannschaften beobachtet, so beobachtet der die Aufsicht führende Offizier ihn und flüstert ihm nachher seine Meinung darüber zu, ob er es recht oder schlecht gemacht; -- er soll und darf nicht müde werden, und wenn nachexerzirt werden muß, so trifft ihn das nicht weniger, wie die Rekruten. Da muß der junge Soldat sich denn nicht wundern, wenn er etwas rauher, heftiger und herrischer behandelt wird, als ihm das bis