Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/106

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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aber nur von den kräftigsten Leuten machen lasssen, schwächere würden eben nicht im Stande sein, solche Uebungen auszuführen, oder sie würden ihre Kräfte übermäßig anspannen und sich dadurch Nachtheil für die Gesundheit zuziehen. Man muß diese Uebungen mit Tornister selbst durchgemacht haben, um zu wissen, wie sehr dieselben die Kräfte in Anspruch nehmen.

      Die Uebungen an einem Tau, mit Ausnahme des Wechselarmstreckens im Klimmhand, werden auch

F. an der Kletterstange

geübt. Festes Zufassen der Hände und zum Klettern noch ein guter Schluß mit den Beinen gehören vor allen Dingen dazu und müssen erst am Tau gelernt werden, sonst gleitet man, wie es dem Anfänger häufig passirt, von der glatten Stange herunter. Bei schräggestellen Bäumen hängt der Körper beim Klettern selbstredend unter dem Baum, an geraden Baum, dem Mast, müssen Arme und Brust sich fest anlegen, um den Unterkörper zum neuen Kletterstoß nachzuziehen.

G. Uebungen am Sprossenständer.

      Uebungen im Steigen sind nicht so leicht, wie man sich denkt, dazu gehört ein gewisser Raum- und Taktsinn, denn Arme und Beine müssen in Stande sein, gleichmäßig und gleich weit zu greifen resp. zu steigen, ohne daß das Auge erst nöthig hat, hinzusehen. Um das Gefühl recht auszubilden, haben wir Uebungen im Hinauf- und Herabsteigen: a) wechselseitig(d. h. rechte Hand und linker Fuß oder umgekehrt), b) gleichseitig mit Uebergriff und auch mit Nachgriff, ferner das Hüpfsteigen mit beiden Händen und Füßen. Diese Steige-Uebungen gewöhnen aber gleichzeitig auch den Mann daran, das Gefühl des Schwindels zu überwinden.

      Nun lassen sich noch einige andere Uebungen, sogenannte Special-Uebungen am Sprossenständer ausführen, die recht vortheilhaft auf die Durchbildung des Körpers einwirken:

      1. Wechsel- und Doppel-Beinheben im Lehnlanghang. -- Der Uebende ergreift, mit dem Rücken an den Ständer gelehnt, die Sprosse im Untergriff und hebt aus diesem Lehnhang anfänglich ein Bein, später beide Beine gestreckt in die Höhe. Die Uebung hat insofern noch eine günstigere Wirkung als das Beinheben am Querbaum, weil der Rücken fest angelehnt ist. Das Heben muß ruhig und ohne Schwung ausgeführt werden, ebenso das Senken der Beine, um die Bauchmuskulatur gehörig zu kräftigen.

      2. Wechselkniespannung. -- Der Uebende tritt auf Armlänge an dem Sprossenständer, ergreift die in Schulterhöhe stehende Sprosse und setzt nun den rechten (linken) Fuß erst auf die unterste Sprosse, drückt das hierzu gebeugte Knie leicht durch, und steigt so von Sprosse zu Sprosse bis das Bein möglichst in horizontaler Lage durchgedrückt wird. Diese Uebung hat den Vortheil, daß der Rekrut einmal ein freies Hüftgelenk bekommt, dann aber die häufig zu straffen Bänder an der Rückseite des Knies geschmeidiger macht und das Bein besser im Knie beim Stehen wie Marschiren durchdrücken kann. Man hüte sich indeß, diese Uebung von den Uebenden übertreiben zu lassen; die Bänder dürfen nicht zu übermäßig engespannt werden, weil sie sonst an der gehörigen Festigkeit verlieren.

      3. Rumpfrückwärtsbeugung. -- Der Uebenden tritt ebenfalls auf Armlänge an das Geräth, macht khrt und führt mit aufwärts gestreckten Armen die Rumpfrückwärtsbeugung aus, ergreift die der Hand zunächst befindliche Sprosse, beugt und streckt die Arme einige Male und streckt sich wieder ruhig mit dem Körper. Da hierurch eine energische Beugung der Wirbelsäule nach rückwärts bewirkt worden ist, so führe man zur Ausgleichung sofort aus der Streckstellung eine Rumpfvorwärtsbeugung aus. Diese Uebung erfordert schon einige Durchbildung und ist deshalb am besten nur von den Lehrergehülfen zu üben.