Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/109

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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des Soldaten, sobald sie mit andern zusammen geschieht, wird gewöhnlich in Einem Gliede vorgenommen, auch der Parademarsch erst gliederweise geübt, ehe die Züge zusammentreten, zu diesem Zweck auch das Glied so geordnet, daß zwischen den einzelnen Mannschaften ein paar Armlängen Zwischenraum bleibt, weil man so am Besten die gleichmäßige Haltung und Bewegung übersehen kann. Gliederfeuer heißt es, wenn gliederweise chargirt wird, wobei das 3 te Glied früher nur zu laden hatte, und das geladene Gewehr seinem Vordermann gab. Eine in Zügen rechts abmarschirte Bataillons-Colonne hat also 24 Glieder, die stets in sich genau gerichtet sein müssen, so daß die Außenlinien jedes Zuges, wie des ganzen Bataillons ein regelmäßiges längliches Viereck beschreiben.

      Rotte heißen die 3 oder 2 hintereinander stehenden Soldaten der 3 oder 2 Glieder. Sie bilden zusammen einen in sich geschlossenen Theil der militärischen Aufstellung und sind gewissermaßen die einzelnen Glieder einer Kette, in sich beweglich und doch mit den andern zu einem Ganzen verbunden. Die Flügel-Rotte ist diejenige, welche aus dem Flügelmann der Compagnie oder des Zuges und der hinter ihm stehenden Mannschaft des 2 ten und 3 ten Gliedes gebildet wird. Die rechte Flügelrotte muß bei der Aufstellung immer aus 3 Mann bestehen, die linke Flügelrottee kann, wenn die Zahl der zum Antreten bestimmten Mannschaft nicht ausreicht, auch aus 2 oder 1 Mann bestehen und heißt dann eine blinde Rotte. In andern Deutschen Armeen heißt der Mann des 1 sten Gliedes Rottenführer, der des 3 ten Gliedes Rottenschließer und der des 2 ten Gliedes Rottengast. Beim Tirailliren heißt beim Ausschwärmen der hinten gehende Mann, der Sekundant des vordern; man kann aber auch sagen, derjenige, welcher gerade nicht geladen hat oder damit beschäftigt ist, heißt der Sekundant des andern. Bei der Richtung in einer Truppen-Abtheilung kommt es nicht allein auf die Richtung der Gliederm, sondern auch auf die der Rotten an, welche der Commandeur vom ersten Zuge aus übersiht und ordnet. Gerade und ungerade Rotte heißen sie vom rechten Flügel anfangend je nach der geraden oder ungeraden Zahl. Die 1 ste und 3 te Rotte sind also ungerade, die 2 te und 4 te gerade Rotten. Nach der Zahl der Rotten berechnet man am leichtesten die Stärke eines Bataillons. Im Frieden kommen gewöhnlich 13 --15 Rotten auf den Zug vor; im Kriege -- wenigstens beim Aufmarsch -- 39 --36. Rottenfeuer heißt, wenn abwechselnd nach einander der Mann im ersten und dann im zweiten Gliede feuert.

      Flügel nennt amn die beiden Endpunkte einer Truppenlinie, oder auch die Truppentheile selbst, wenn sie im Verhältniß zu anderen, an den äußersten rechten oder linken Endpunkten stehen. Man kann daher sagen, der rechte oder linke Flügelmann, oder die rechte oder linke Flügel-Compagnie, oder rechtes oder linkes Flügel-Bataillon. Was zwischen den beiden Flügeln in der Mitte steht wird "Centrum", wörtlich Mittelpunkt, genannt. Bei einem Bataillon in Linie würde die Fahne mit ihren Unteroffizieren das Centrum sein, während die beiden ersten Compagnien desselben den rechten und die beiden letzten den linken Flügel desselben bilden. Bei einem in Linie aufgestellen Regiment würde das 1 ste Bataillon des rechte Flügel-Bataillon, das 2 te das Centrum und das 3 te oder Füsilier-Bataillon das linke Flügel-Bataillon sein. Das Bild ist wohl von einem im Fluge schwebenden Vogel, seinem Körper und seinen beiden ausgebreiteten Flügeln hergenommen. Auf einem der Flügel kann also ein einzelner Mann oder ein Armee-Corps stehen. Flügel-Adjutantnen Sr. Majestät des Königs heißen diejenigen Offiziere bis zum Ranges eines Obersten, welche dazu bestimmt sind, im Gefecht die Befehle Sr. Majestät auf die weitesten Entfernungen des Schlachtfeldes, also bis zu den Flügeln der Schlachtordnung zu überbringen und sich daher immer bis zur Verschickung in der unmittelbarten Nähe des Königs befinden. Sie haben eine durch silberne Achselschnüre besonders ausgezeichnete Uniform, damit man sie gleich erkennt, wenn sie einen Befehl Sr. Majestät des Königs überbringen.