Lesepauker

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Informelles Lernen bei der Entzifferung von Handschriften, "Alphafit": Informelles Lernen kommt im Gegensatz zum formellen Lernen, vorwiegend im Alltag, in der Freizeit (Heimat- und Familienforschung), zu Hause (im Internet) oder am Arbeitsplatz vor. Informell kann man gezielt (Heimat- und Familienforschung) oder ohne Absicht lernen. "Erfolgversprechend bei der Kompetenzentwicklung ist ein Konzept zum informellen Lernen."

Hierarchie:

Familienforschung > Paläographie > Alte_deutsche_Handschriften > Lesepauker

Reihe Lesepauker

Die Reihe "Lesepauker" ist ein Lernprogramm, das darauf abzielt, die Lesefähigkeiten in der regionalen deutschen Kurrentschrift zu verbessern. Es handelt sich um eine Sammlung von Übungen und Texten in alter deutscher Schrift in der zeitlichen Amtssprache die darauf abzielen, die Lesefertigkeiten in dieser spezifischen Schriftart zu schulen. In der Bearbeitung erläutert werden die zeitlichen Begrifflichkeiten der Amtssprache in Deutsch, Niederdeutsch und Latein im 16. bis 18. Jahrhundert.

Nützlich ist die Reihe "Lesepauker" als Lernressource für Menschen, die die Kurrent- und Kanzleischrift lesen und verstehen möchten. Möglicherweise bietet sie sich auch als direktes Trainingsmodell für Künstliche Intelligenz zur Erkennung alter deutscher Kanzlei- und Kurrentschriften an.

Die Herausforderung bei der Entwicklung eines solchen Trainingsmodells besteht nämlich darin, die Künstliche Intelligenz auch bei der Heimat- und Familienforschung mit ausreichend Beispielen und Variationen der Kurrent- und Kanzleischrift zu trainieren, um sie in der Lage zu versetzen, verschiedene Schriftstile und individuelle Variationen zu erkennen und zu verstehen.

Die sich weiter entwickelnde Reihe "Lesepauker" bietet nun auch in Neuauflagen der Bände 1-4, wie auch in den folgenden Bänden unterschiedliche Übungstexte und Beispiele in alter deutscher Schrift, sie ist darauf ausgelegt, die Variationen und individuellen Stile der Kurrent- und Kanzleischrift breit abzudecken. Genutzt wurden dafür vielfältige Datenquellen mit einer breiten Palette von historischen Dokumenten und Schreibstilen in alten deutschen Schriften über einen Zeitraum von 300 Jahren.

In der Reihe Lesepauker wurden die unterschiedlichen Schriftformen und -varianten der Kurrent- und Kanzleischrift in enger Zusammenarbeit mit Archiven (öffentliche und private), Bibliotheken (Stadtbücherei Haltern am See, VHS-Dülmen anderen Organisationen ausgesucht und vorgeschlagen.

Von daher wäre es möglich, dass Übungen und Texte aus der Reihe als Teil eines umfassenderen Trainingsdatensatzes verwendet werden könnten, um die KI-Modelle zu ergänzen und ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Die Virtuelle Vestische Geschichtswerkstatt, gegründet im Jahre 2002 in der Residenz am Festspielhaus in Recklinghausen, plant in der 2. Jahreshälfte 2023, den Start eines KI Lernprogramms für regionale Handschriften im 16./17. Jahrhundert, in Verbindung mit der Vorbereitung zweier Buchdrucke im Laufe des Jahres 2024.

Schriftsprache und Zahlenzeichen in der Amtssprache

Jahr Bauerschaft Kirchspiel Abschrift Original
1539 Kusenhorst Lippramsdorf Item dyt nabeßrevene ys ynndreve
Recht up Ranstroper Marcke Ao MD
XXXIX
Kusenhorst
Item Steman XXIIII Waer.
* Item der Stemanschen 1 Brant up de
Lyftucht.
Item em gebrant XVII Stück geschart
up XIIII Brende. Der ßal he drey
Brende betalen.
* Item Stegeman XXIIII Waer.
Item em gebrant XVII Stück geschart
up XII Brende.
Markeneintrieb 1539

"Alphafit", alte Handschriften lesen lernen, Lesepauker: Ein Weg zum informellen Lernen

Lesepauker 1 (Neuauflage 2021): Informelles Lesen lernen in alten Schriften

Die Virtuelle Vestische Geschichtswerkstatt freut sich, mit der zweiten, völlig neu überarbeiteten Auflage des Lesepaukers 1 im Jahre 2021 ein erweitertes Konzept zum informellen Lernen bei der Entzifferung von Handschriften, durch die Einbindung eines Briefbüchleins mit über 80 verschieden ausgeprägter Handschriften für Werktagsschulen (1838), vorlegen zu können.

Lesepauker 2 (Neuauflage 2022): Kompendium zum Lesen lernen in alten Schriften

Behandelt werden zeitgemäße Themen in hochdeutscher Alltagssprache, in bekannten Örtlichkeiten, als Hilfestellung und Verankerung einzelner wiederkehrender Buchstaben und Silben. Bei den Briefübungen im Schulheft einer Schülerin der Elementarschule in Lippramsdorf aus dem Jahre 1822 (Biedermeierzeit) wird thematisiert die regionale Sprachlehre in der Behandlung von Buchstaben, Silben und Wörtern, wie auch der Aufbau der Satzteile und der Grammatik. Beschrieben wird ebenso die zeitliche Rechtschreibung und der Einsatz des runden oder spitzen s und des Eszett oder scharfen S an der richtigen Stelle.

Geschildert wird die Vorbildung der zu der Zeit in Lippramsdorf bei Haltern tätigen Lehrer und das Schulwesen um 1782 im Vest Recklinghausen und die Schulstruktur um Haltern zu Anfang des 19. Jahrhunderts.

Im bebilderten Anhang beschrieben werden Schreibschriften, Gänsekiele und deren Bearbeitung mit dem Federmesser, wie auch die richtige Schreibhaltung und die Herleitung der Kanzlei- und Kurrentschrift durch den Schreibmeister Mathey.

Inhalt der Neuauflage des Lesepaukers 2

  • Der kleine Schriftleser oder Uebungsstücke für das Lesen von Handschriften (1843)
  • Leseübung der Stadt- und Ratsprotokolle des Stadtsekretärs Johann Schierle der Stadt Haltern am See 1647

Lesepauker 9, Schriftauszug

Jahr Bauerschaft
Kirchspiel
Landwirt Abschrift Original
1629 Herne
Hamm-Bossendorf
Bleys Lenderie
der Große:
Bleys Lenderie der Große:
Erstlich vor dem Hove V Scheppell.
Uff dem Esche 2 Scheppell.
An den Feigen V Scheppell.
Noch 2 Scheppell.
Uff dem HaSsell Xj Scheppell.
Darbey noch lj Scheppell.
Noch darbai lj Scheppell.
In dem grunde 14 Scheppell.
An den Strücken 3 Scheppell.
Uff der Lindert 1 Scheppell.
An dem Harberge 4 Scheppell.
Noch 4 Scheppell.
Garden Landt lj Scheppell.
In Summa fünffe halb
Malt und ein Scheppell (lj = 1 1/2)

Ergänzende Literatur

  • Beumer, Philipp Jakob: Der kleine Schriftleser oder Uebungsstücke für das Lesen verschiedener Handschriften (15 Auflagen 1843 bis 1866), Lehrer am Lauerhaas
  • Trost, Vera: Skriptorum. Die Buchherstellung im Mittelalter (1991)
  • Wattenbach, W. Das Schriftwesen im Mittelalier, (Graz 1958)
  • Das Schreibbuch des Urban Wyss - "Libellus valde doctus" (Zürich 1549)
  • Johannes Neudorffer der Ältere, der große Schreibmeister der deutschen Renaissance (1956)
  • Joseph Aloys Mathey: Deutsche Schreibübung (Bruchsal 1798)
  • Joseph Anton Geist: Sprachübungen für deutsche Schulen (1844/1852)
  • Joseph Anton Geist: Briefbüchlein für Werktagschulen (Kemten 1838)
  • Joseph Anton Geist: Briefbüchlein für Sonntagschulen (Kemten 1844)
  • Bauer, J. (1886). Die Kunst des Lesens deutscher Handschriften des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann.
  • Böhmer, J. F. (1879). Paläographische Studien. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann.
  • Hauth, G. (1892). Deutsche Schrifttafeln für den Anfangsunterricht. Leipzig: Verlag von Anton Hiersemann.
  • Hensel, H. (1871). Deutsche Schreibschrift. Hannover: Verlag von Hahn'schen Buchhandlung.
  • Köhler, H. (1884). Deutsche Schriftkunde des Mittelalters und der Neuzeit. Leipzig: Verlag von S. Hirzel.
  • Reuschel, F. (1868). Deutsche Schrifttafeln für Anfänger. Berlin: Verlag von A. W. Hayn.
  • Schrift, J. (1877). Deutsche Paläographie. Berlin: Verlag von E. S. Mittler und Sohn.
  • Seybold, C. (1895). Die deutsche Schreibschrift. Stuttgart: Verlag von Julius Hoffmann.
  • Wattenbach, W. (1896). Das Schriftwesen im Mittelalter. Leipzig: Verlag von S. Hirzel.
  • Brause Übungsheft für die Deutsche Schrift

Kleine Forscher: Die Handschriftenschnüffler

Die Handschriftenschnüffler, Oma und Opa als Detektive auf ABC-Reise in der Schreibstube in Einbeck

Aus unseren Arbeitskreisen in öffentlichen Bibliotheken und Volkshochschulen erhielten wir eindeutige Hinweise, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen vom Einsatz einer Fibel bei der Erkennung und Einprägung alter Schriften profitieren. Leseverständnis der Begriffe förderte die Motivation zum Ausbau der Lesefähigkeit bei Handschriften.

Der Schlüssel zur Schrifterkennung ist nämlich das Leseverständnis, die Erkennung der Bedeutung. In der Heimat und Familienforschung wurde die Erkennung der sich im Laufe der letzten 200 Jahre verändernden Buchstaben und Wörter schrittweise und nach zeitlichen regionalen Schriftbildern angeboten. Zur Einprägung von Schriftbildern einer Bedeutung in den sich verändernden Schriften benutzten wir zum Einstieg lokal bekannte Namen von Begrifflichkeiten, Orten und Familien.

In dieser Präsentationsfibel einer vergleichenden Darstellung lehnten wir uns an bewährte Fibeln und bebilderten Anfängerlesebüchern aus dem Elementarunterricht des 19. Jahrhunderts an, welche wir jeweils auf der rechten Doppelseite darstellen, Die gezeigten Sinnbilder und ihre Anfangsbuchstaben werden jeweils in unterschiedlichen Kurrent- und Frakturschriften beschrieben. Dem stellen wir auf der linken Seite heutige Anfangsbuchstaben als große Druckbuchstaben in spielerischer Gestaltung gegenüber, erweitert durch zusätzliche, handschriftlich benannten Sinnbilder. Diese lassen sich jeweils nach eigenen Vorstellungen bearbeiten oder persönlich weiter gestalten. Die anhängenden Kinderrätsel dienen der Auflockerung und Vertiefung, je nach Lesefortschritt.

Leer: Historischer Arbeitskreis "Kleine Forscher" für Kinder und Jugendliche

  • Der Arbeitskreis für Kinder und Jugendliche richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 14 Jahren. Mitmachen kann jede/r, die/der Interesse und Begeisterung für Geschichte mitbringt und Lust hat, sich regelmäßig mit Gleichgesinnten im Museum zu treffen und auszutauschen.

Mit Tinte und Feder in Einbeck

  • Übungen mit Tinte und Feder in mittelalterlicher Schreibstube sind Angebote der Museumspädagogik im Stadtmuseum in Einbeck.

Rezepturhandschrift zur Hausväterzeit

Rezepturhandschrift eines Elementarschullehrers und Küsters zur Hausväterzeit

Eine Rezeptur ist heute, wie auch schon vor 2000 Jahren, eine schriftliche Anweisung, was und wie viel man von gewissen Dingen nehmen soll, um einen neuen künstlich vermischten Gegenstand oder Körper hervorzubringen, den man selber benötigte oder mit dem man Handel betreiben konnte. Rezeptur und Handel standen immer in enger Beziehung zueinander.

Das Wissen über historische Rezepturen, deren Anwendung und Wirkung, die Erschließung hochwertiger Wirkstoffe und Pigmente, bildet über die Arzneimittelherstellung hinaus auch eine wertvolle Grundlage für die Kunst, Malerei und Restaurierung. Beeinflusst wurden die Rezepturen im hohen Maße von der Entdeckung und Erschließung neuer Kontinente und Völker durch die Europäer im 15. und 16. Jahrhundert, da die dabei neu erschlossenen Pflanzenwelten die europäischen Rezepturen um viele Substanzen erweiterten.

Es ist sehr schwer etwas zuverlässiges über die Arbeit der Färber zu sagen. Obwohl die Bestandteile der Farben bekannt genug waren, machten doch die Färber aus ihrem Geschäft ein großes Geheimnis, zumal besonders seit der Kolonialisierung von Ost- und Westindien immer wieder neue Farbsubstanzen auf dem Markt neue Techniken und Farbvarianten ermöglichten. Über Erfahrungen mit überseeischen Substanzen berichteten wohl nicht nur Apotheker und Färber ihren Lieferanten der Rohstoffe, die diese wohl auch notierten.

Eine solche historische Sammlung handschriftlicher Rezepturen aus Westfalen, der Grafschaft Mark und dem klevischen Niederrhein, aus der Zeit der Konfessionalisierung und der regionalen Entwicklung von Kirche, Staat und Gesellschaft nach der Reformation. wurde im Hauptteil Ende des 18. Jahrhunderts abgeschlossen. Mit der anliegenden Bearbeitung wird diese Quelle nun erschlossen und zugänglich gemacht. Veröffentlicht wird damit eine ziemliche Palette unterschiedlicher historischer Rezepturen für Material-, Drogerie- und Apothekerwaren, darunter auch für Pigmente für unterschiedlichste Farbanwendungen.

In diesem Rezepturbuch schwebte auch der Geist der Gesundheit, der Langlebigkeit und sogar der Unsterblichkeit. Die Leute glaubten daran und die gebildeten und im wahrsten Sinne „gut betuchten“ Eliten der illustren Gesellschaft in den Großstädten konnten dafür zahlen. Zielgruppe war der Landadel, der bürgerlichen Privatmann und eigenständige Bauernstand, wie auch höhere und niedere Landgutaufsitzer.

Der großen Mehrheit des Landvolks und der Bewohner der Kleinstädte blieb der Zugang zu Ärzten und Apothekern in den Residenz- und Großstädten bei mangelhaften Angeboten und mangels finanzieller Möglichkeiten verwehrt. Ihnen verblieben die Hausmittel, der Spiritismus und die Spiritualität, mit den Möglichkeiten des Glaubens an Gott oder den bösen Geistern als besondere Kraft über die üblichen Wirkmittel hinaus bei Krankheiten.

Dies durch empirische Methoden zu hinterfragen und wahrzunehmen und die systematische Erfassung zu erproben und auszuwerten konnte mit einem sogenannten „Naturalienkabinett“ und einer „Wunderkammer“ eines Gymnasiums unterstützt werden. Untersuchbar waren dabei durchaus objektive Gegebenheiten, subjektive Meinungen oder auch individuelle Verhaltensweisen. Praktische Grundlagen für solche Untersuchungen in Offizinen konnten Rezepturbücher bieten.

Spätmittelhochdeutsche Begrifflichkeiten in einzelnen Rezepturen dieser Handschrift lassen deren eigentliche Ursprünge im 16,, 17. und 18.Jahrhundert vermuten. Abschnitte mundartlich eingefärbter Benennungen und Ausdrücke weisen auf westfälische Regionen und den Niederrhein um Rees, Bocholt, Wesel, Kleve hin.

Solche Rezepturen waren sicherlich nützlich für wohlhabende Privathaushalte der Hausväterzeit, deren Blüte etwa zwischen 1660 und 1730 lag. Die Handschrift der Rezeptur umfaßt das Tätigkeitsfeld eines Materialisten und war Anfang des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Spezereiwarenhändlers Joseph Bernhard Schild, geboren in Lippramsdorf, gekommen, welcher um 1816 einen Spezereiwarenhandel in Schermbeck eröffnet hatte.

Handschriftliche preußische Darstellungen von Kreisstatistiken um 1860

Statistische Darstellung des Kreises Halle in Westfalen 1859/67

In diesem Band bietet die Reihe Lesepauker: Bilder und Schriftbilder für Jung und Alt in Frakturschrift und eine handschriftliche Version in Kurrentschrift. Als Grundlage der Einleseübung dienten zwei aufeinderfolgende Drucke einer amtlichen Verwaltungsbeschreibung des Kreises Halle in Ostwestfalen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Dargestellt werden darin zeitliche bevölkerungs und sozialgeschichtliche Strukturen und Veränderungen im Kreisgebiet. Vorangestellt wird in lateinischer Druckschrift eine 1783 erstellte statistisch-geographische Kurzbeschreibung von Städten aus der Grafschaft Ravensberg und eine um 1832/1835 erstellte statistisch-geographische Kurzbeschreibung des Kreises Halle mit der zeitlichen Schreibweise von Lokalitäten und Begrifflichkeiten zur Orientierung und zur Auffindung textlicher Ankerstellen in den weiteren genannten Veröffentlichungen.

Zur Auflockerung der Einleseübung fügten wir aus einer Lese - Fibel, für den Leseunterricht aus dem Jahre 1883, Darstellungen von Begrifflichkeiten als Normalwörter gleichermaßen in Kurrent und Fraktur zwischendurch ein. Über diesen Weg möchten wir ergänzend Jung und Alt gleichermaßen einen zeitlicher Einblick in die Deutsche Druck- und Schreibschrift, wie auch in den Leseunterricht bieten. Mit diesem Handwerkszeug machen wir den Weg frei, für gemeinsames oder einzelnes, selbstorganisiertes und selbstgesteuertes Lernen. Dies kann auch Arbeitsgruppen oder Schulen bei der methodisch textlichen Schrifterschließung der anliegenden amtlichen Veröffentlichungen hilfreich sein.

Durch die statistischen Darstellungen der preußischen Kreise ab 1859 werden die zeitlichen lokalen und regionalen Lebensverhältnisse unserer Vorfahren in Ansätzen vergleichbar dargestellt und Sozialstrukturen und deren Veränderungen erkennbar. Die Berichte erschienen, wie hier dargestellt, entweder in handschriftlicher Kurrentschrift oder in Frakturdruck.

Wir sind es gewohnt, die in lateinischer Schreib- oder Druckschrift verfassten Texte nicht wie ein Schulanfänger zu buchstabieren, sondern wir erkennen vertraute Wörter und Begrifflichkeiten ganzheitlich am Schriftbild und wissen unmittelbar was da steht, gleich ob im Buch, auf dem Handy oder einem Monitor. Nur wenn wir ein Wortbild nicht erkennen, erscheint es uns wie ein abstraktes Kunstwerk und wir versuchen es über die einzelnen Buchstaben zu enträtseln und dann über vertraute Begrifflichkeiten zu entschlüsseln. Erschwert wird die Eingewöhnung in die heute für uns ungewohnten Schriftbilder und Begrifflichkeiten durch die sich im Zeitlauf wandelnden unterschiedlichen Schreibweisen von Orts- und Familiennamen und der Anpassung oder Auslegung von Begrifflichkeiten. Ortsnamen könnten hier erste sinnhafte Hilfspunkte bilden.

Für den Kreis Halle in Westfalen haben wir sowohl eine Druckversion in Frakturschrift für die Jahre 1859/61 vorliegen, als auch die handschriftliche Version in Kurrentschrift für den folgenden Zeitraum 1865/67. Durch Verwendung von Druckbuchstaben bei der Frakturschrift ergeben sich in den Drucken gleichmäßige Schriftbilder, welche dann den bekannten lateinischen Schriftbildern ähneln. Die anliegend anhängende handschriftliche Kurrentschrift wurde durchgehend vom selben Schreiber angefertigt, so ergibt sich auch hier ein gleichmäßiges und vergleichbares markantes Schriftbild für sinnentnehmende Lesetechniken.

Begrifflichkeiten: Regionale Darstellung zeitlicher Lebensumstände

Lippe als Wasserstraße, massive Abholzungen von Fruchtbäumen um Haltern

Flößer führten das, vorher von Holzhauern gefällte, ungeschnittenes Langholz und Schnittholz (Krummhölzer, Halbbäume, Kantlzer, Bretterholz), das mit Widen (aus gedrehten jungen Weiden, Birken, Buchen, Eichen oder Haselstauden), hölzernen Nägeln, Keilen und mit quer über das Holz gelegten Wegspangen zu einem Floß (Gestör) eingebunden wurde, auf der Lippe flussauf- und abwärts dem jeweiligen Bestimmungsort zu.

Die Beladung der Flöße, deren Aufteilung und Einbindung von Schniggen oder Archen sind unter andrem erfasst in den Zollrollen des Hauses Ostendorf. Mit Flößen konnten die Lippe und deren Nebenfluss Stever befahren werden, die für die Ruderschifffahrt unpassierbar waren, allerdings war die Steuerung durch ihre Schwerfälligkeit einigermaßen schwierig. Flussaufwärts wurden die Flöße durch Ein- oder Anbindung von Schniggen oder Archen getreidelt, während die Floßteile flussabwärts mit der Strömung des Flusses herab treiben konnten.

Gelenkt wurden die Flöße dabei durch die Einbindung der Archen oder durch Ruder, die vorn und rückwärts angebracht waren. Die Bremsung konnte durch Sperren erfolgen, das waren Stämme, die man durch Öffnungen im Floß auf den flachen Flußboden des Lippebettes stoßen konnte. Zum Anlegen gezwungen waren die Flöße durch über die Lippe gespannte Seile an den Fähren und Wegegeldstellen (Lippezoll).

Die Bauart der Flöße, die Größe einer Floßtafel, eines Teils (Gestör, Gestöß oder Kahr) und ob und wie viele Floßtafeln oder Teile zu einem Floßtrain (Fuhr) zusammengehängt werden konnten, wurde beeinflusst durch die Buhnen, die Enge der Flussschleifen, der Ufersicherung besonders im Bereich der Stevermündung und den Wassermühlen an den Ufern der Lippe.

Unter diesen Bedingungen war die Größe dieser Floßtafeln oder Teile ziemlich beschränkt. Kein Floßverband (Fuhr) wies mehr als 3 Teile auf oder überschritt die Menge von 32 Masten. Die Flößer waren mit Stangen ausgerüstet, welche mit eisernen Widerhaken versehen waren. Sie konnten an den Stiefeln Steigeisen tragen, um auf den durch ständiges Spritzwasser schlüpfrigen Holzstämmen nicht auszurutschen.

Im Buch eingebaut Abbildungen zu Jaegerschmids Handbuch für den Holztransport und das Floßwesen.

Dagmar Krauß & Bodo Stratmann (Virtuelle Vestische Geschichtswerkstatt Mai 2022)

Weblinks

Westfälisches Schulmuseum Dortmund

Haben Sie Omas alte Tagebücher oder Briefe auf dem Dachboden gefunden, können die alte deutsche Schrift aber nicht lesen? Bringen Sie Ihre Schriftstücke zur Sprechstunde ins Schulmuseum und wir helfen Ihnen gerne dabei, die Texte in die heutige Schrift zu übertragen.

Bitte beachten Sie, dass umfangreiche Texte eine längere Bearbeitungszeit benötigen und gegebenenfalls nicht in einer Sprechstunde bearbeitet werden können.

Anmeldung erforderlich unter Telefon 0231 613095. Eintritt frei

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