Pflug (Landwirtschaft)

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Die Lebensumstände im lokalen und regionalen Bereich mit den natürlichen und kulturellen zeitlichen Gegebenheiten geben Hinweise zur Anlage von Biografien unserer Vorfahren in der jeweiligen Generation. Land und Leute in ihrer Zeit, ihre Siedlung, Sprache, Kirche, und die Vernetzung ihres Lebensraumes. Kurzgefasste Informationen mit Grundlagen für notwendige Einblicke finden sich u.a. (Ackerbürger) im Deutschen Städtebuch ...

Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Lebensumstände > Dorfwirtschaft > Landwirtschaft > Landwirtschaftsgerät > Pflug

F.P.Florini: „Oeconomus prudens et legalis“ fol. 557 (1722)
Kuperstich: Pflügen von Feldern mit Ochsen- oder Pferdegespannen

Pflug und pflügen

Die zur Bodenbearbeitung anfänglich eingesetzten Pflüge entwickelten sich erst im Laufe von Jahrhunderten. Noch um 1790 wurden Pferde, Ochsen oder auch Kühe vor den Pflug gespannt, welche von einem Jungen geführt wurden, dann wurde das vorher mit Mist, Jauche oder Plaggen gedüngte Land umgepflügt.

Der Ackerer oder Ackererknecht führte den Pflug mit seiner Pflugschar am Pflugsterz mit der linken Hand, da er mit der rechten die Reute (langer Stecken mit Eisenbeschlag) zur Umlage der Erdschollen führen mußte.

Warum pflügen?

1790: Das Land muß notwendig so tief und noch wohl etwas tiefer gepflügt (umgebaut) werden, als die Tiefe der Wurzeln der anzubauenden Früchte reicht.

Man muss das Land gehörig pflügen und eggen (bebauen), damit:

  1. die Erde aufgelockert und so mürbe wird, daß die Pflanzenwurzeln leicht durchdringen und die notwendige Nahrung erhalten.
  2. Regen und Luft die Erde durchdringen und die notwendige Düngung ermöglicht wird.
  3. das Land vom Unkraut befreit wird.
LWL-Freilichtmuseum Detmold:
beschlagener Holzpflug noch bis um 1950 in Gebrauch

Technik des Pflügens

Zunächst wurde der Boden des Feldes mit dem Pflug erst senkrecht (mit Sech), dann waagerecht (mit Schar) geschnitten, um dann mit dem Streichbrett/-blech nach einer Seite gewendet zu werden. Mit dem "Beetpflug" ließ sich die Scholle nur zu einer Seite wenden, somit konnte man den Acker nur in eine Richtung pflügen und nicht neben der bereits gezogenen Furche zurückackern. Hier behalf man sich, indem man das Ackerfeld beispielsweise von außen nach innen pflügte

Das Zugtier oder Gespann wurde dabei noch regelmäßig im 19. Jahrhundert auf und in der Spur von einem Pherde- oder Ochsenjungen (Kind über 14 Jahren) geführt und angetrieben, während die Pflugschar vom Knecht oder Bauern geführt wurde, welcher auch dem Jungen den Erfordernissen entsprechende Anweisungen gab.

Pflugtechnik

1790: Der Pflug soll so eingerichtet, gestellt und geführt werden, dass er die Furche völlig vom Grunde abschält und dabei insgesamt umwirft. Durch diesen Vorgang sollen Unkraut und Gräser abgeschnitten und so unter die Erde umgepflügt werden, das sie danach verfaulen und zur Düngung beitragen.

Bestandteile des Pfluges

1790: Der Schmied und der Stellmacher machen meistens Pflüge nach ihren alten Modellen in gewöhnlicher Weise, ohne deren Vor- und Nachteile wirklich zu kennen, diese kennt auch der gewöhnliche Bauer nicht.

Maschinen- und Heimatmuseum Eslohe
Angespannter Holzpflug (einspännig) mit Zügel

Bei einem Pflug kommt es meistens auf vier Hauptstücke an:

  1. die Schar (oder Pflugeisen)
  2. das Haupt (oder Heet, Pflugsohle)
  3. den Kolter (oder Sech, Pflugmesser)
  4. den Rester (oder Streichbrett)

Die Schar

1795: Die Schar wird von unseren Schmieden insgemein zu schmal angefertigt. Daher wird die Furche durch die schmale Schar unten nicht ganz, sondern nur halb uder zu 2/3 abgeschnitten, der Furchenrest wird dann durch den folgenden Rester mit vermeidbarem Aufwand weggerissen, was die Zuggkraft des Pferdes unnötig belastet.

Infolgedessen wird die durch die Schar abgeschälte Furche auch nicht insgesamt umgewendet, sondern nur unsauber auf die Seite oder Kante geworfen wodurch ein Teil des Unkrauts weder abgeschnitten noch unter die Erde gebracht wird.

Einrichtung der Schar:

  1. Die Schar sollte unten etwas hohl und oben allmählich erhoben sein, damit die abgeschälte Erde angehoben und das Streichbrett diese unterfassen kann.
  2. Die Schneide selber sollte vorne eine gerade Linie haben
  3. Die Schnittkannte (Schärfe) der Schneide sollte wegen der Haltbarkeit nicht zu dünn sein, eher keilartig.

Stellung der Schar:

  • Der Ansatz der Schar an das Pflughaupt soll etwas vorstehend in Richtung des Landes vorstehen, um eine zu starke Reibung des folgenden Hauptes und der Fasse zu vermeiden.

Pflughaupt oder Pflugsohle

1795: Das sogenannte Pflughaupt hinter der Schar wird von den Stellmachern ebenfalls zu schmal gemacht. Es muß zukünftig, wie auch die Schar selber, verbreitert und dementsprechend auf die vorangestellte Schar eingerichtet werden.

LWL-Freilichtmuseum Detmold: einfacher Holzpflug, unberädert 16./17. Jhdt,
Pflugbaum als "Plogsleppe", Scharschleppe

Kolter, Sech oder Langmesser

1795: Ein Langmesser verbessert die Zerteilung und Krümelung und Zermürbung des Kleybodens und verbessert die Aussonderung von Quecken und Unkraut für das spätere Eggen. Der Kolter, das Sech oder Langmesser sollte aus bestem Stahl und einen Fuß lang sein, und geht von in gerader Linie (rechtwinklich von Pflugkörper) herunter, doch so, daß die Spitz ein wenig nach vorn geneigt ist, um sich als Keil von unten in die Erde zu wühlen. Diese Schneide soll oben 3 Zoll, in der Mitte 2 Zoll und an der Spitze 1 Zoll breit sein. Der Rücken der der Schneide mag oben ¾, in der Mitte ½ und an der Spitze ¼ Zoll, dick sein. Er ist in der Mitte etwas gerundet und läuft beinahe spitz zu. Das ganze Messer oder die Schneide wird auf der linken Seite (Landseite) von oben bis unten gerade geschmiedet, womit die Schräge des Messers, von oben bis unten, an die rechte Seite kommt. Ist der Kolter unten abgeschliffen, so muß er aus dem Pflugbaum heruntergelassen und wieder zugeschliffen werden. Von daher sollte der Griff des Kolters 1 ½ bis 2 Fuß lang sein.

Wie muß der Kolter ausgerichtet sein?

1795: Um den Kolter, das Sech oder Langmesser gut auszurichten, muss

  1. die Spitze des Kolters un einige Zoll vor der Schar stehen, und zwar
  2. ebenso tief stehen, wie sie Spitze der Schar.
  3. soll die Schneide in der selben Linie und Richtung stehen in welche die Schar steht, alledings sollte die Schneide des Kolters um eine Kleinigkeit weiter inwendig in`s Land nach der linken Seite hin gerichtet sein, damit diese und das nachfolgende Holz mit der eisernen Platte ohne große Reibung leichter folgen kann.

Streichbrett oder Rester

  1. 1795: Unsere Stellmacher machen allgemein den Rester oder das Streichbrett nur ½ Fuß breit oder hoch, dies ist zu schmal. So fällt ein Teil der Erde zur linken Seite in die frisch aufgeworfene Furche zurück. Zur Vermeidung dieser unreinen Arbeitsweise muß der Rester zukünftig breiter und höher gestaltet werden, und zwar so hoch, wie die Furche selber ist, nämlich 9 Zoll hoch oder breit.
  2. Die Länge des Resters soll so gemacht werden, daß er mit der Schar auf dem zähen Kleygrund wenigstens 4 Fuß hat, auf dem Sandboden mag er kürzer sein.
  3. Der Rester soll soll am seinem hinteren Teil unten etwas schräg und abgerundet sein, und zwar so, daß am Ende des Resters die obere äußerste Kante um 3 Zoll wieter nach der rechten Seite heraussteht. Dies ermöglicht im Vorderteil das Auffangen der Furche und ermöglicht im Hinterteil das völlige Umwerfen der Erde.
  4. Abschließend muß der Rester am Pflug so eingerichtet werden, das daß untere äußerste Ende des Resters von dem äußersten Ende der Fasse 1 Fuß absteht.

Quelle

  • Bruchausen, Anton: Anweisung zur Verbesserung des Ackerbaus und der Landwirthschaft des Münsterlandes (1790)

Plogsleppe als Mordinstrument

Anno 1682 den 27. Mai ist Engelbert Berckmeyer auf Johann Heisingk Kamp von Joest slickmann todtgeschlagen mitt der Plogsleppe; wie man sagt mitt einem Slag todtgeschlagen;des gemelten Tages zwischen 1 und 2 Uhren von den Heren

Zeitliche Preise

Beruf als Familienname

Frühe Pflugfabrik

Weblinks

Zeitlich, regionale Begrifflichkeit

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