Wien/Archive/Bestände Verwaltungsarchiv Staatsarchiv

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Bestände Staatsarchiv - Verwaltungsarchiv

Heute gliedert sich das Allgemeine Verwaltungsarchiv in fünf Referate, die sechs Bestandsgruppen (Inneres, Justiz, Unterricht, Landwirtschaft, Handel, Verkehr) und in vier thematische Archivkörper (Adelsarchiv, Nachlässe, Familienarchive, Plan-, Karten- & Photosammlung) und ist die zentrale Abteilung des Österreichischen Staatsarchivs für Leihvertragsangelegenheiten, Reproduktionen und Resaturierung.


Bestandsgruppe 01: Inneres, Adel, Plan- und Kartensammlung

Kaiser Maximilian I. war es, der an seinem Hof ein Behördensystem schuf, in dem auch eine „Schreibstelle“ fungierte, welche die gefaßten Beschlüsse des Monarchen und seiner obersten Zentralstellen auszufertigen und weiterzuleiten hatte: die Hofkanzlei. Unter den späteren österreichischen Landesfürsten und Kaisern Ferdinand I. und Maximilian II. (1527–1576) wurde die Geschäftstätigkeit der Hofkanzlei weiter ausgebaut und es entwickelten sich allmählich die böhmische, die ungarische und österreichische Abteilung als selbständige, unabhängige Organe. So wie die Hofkanzlei als Zentralorgan für Österreich ob und unter der Enns (Nieder- und Oberösterreich), Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain und die Länder bis zur Adria) und Tirol mit den Vorlanden amtierte, verwaltete in gleicher Weise die böhmische Hofkanzlei die Länder der böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Schlesien). Maria Theresia vereinigte die beiden Kanzleien und schuf das „Directorium in publicis et cameralibus“ (seit 1762 in die „Vereinigte Böhmisch-österreichische Hofkanzlei“). Diese Kanzlei bildet mit Ausnahme der ungarischen Länder unter verschiedenen Namen und öfter wechselnden Kompetenzen bis zum Jahre 1848 die oberste Zentralstelle der politischen Verwaltung. Zu den seinerzeitigen Agenden gehörten u. a. auch Angelegenheiten der Landwirtschaft, des Sanitätswesens, des Handels und Gewerbes, des Steuer- und Abgabenwesens, der Justizbehörden, der Gesetzgebung, des Bürgermilitärs und ähnliches. Aus der Vereinigten Hofkanzlei ging nach 1848 das Ministerium des Innern hervor, wobei die einschlägigen Agenden nunmehr an die ebenfalls neugegründeten Fachbehörden, die Ministerien des Handels, des Ackerbaus (Landwirtschaft), der Justiz und der Finanzen abgegeben wurden.

Ein Sonderbestand im Bereich des Innenministeriums stellen die Archivalien des Wiener Stadterweiterungsfonds dar. Der Wiener Stadterweiterungsfonds wurde 1858 gegründet, als Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) den Startschuß gab, die Wiener Stadtmauer und das ihr vorgelagerte Glacis zu schleifen und einer Verbauung zuzuführen. Die Akten des Stadterweiterungsfonds dokumentieren die städtebauliche Entwicklung der Wiener Ringstraßenzone über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahrzehnten.

Die Akten des Polizeiarchivs umfassen den schriftlichen Niederschlag der Tätigkeit der Polizei- und Zensurhofstelle und der Obersten Polizeibehörde. Als letzte der „Hofstellen“ genannten Zentralbehörden wurde die Polizeihofstelle eingerichtet, zu deren Aufgaben die Wahrnehmung sämtlicher Polizeiagenden einschließlich des Zensurwesens gehörte. Nachdem die Polizeihofstelle nach der Revolution von 1848 aufgelöst worden war, trat an ihre Stelle bis 1867 die Oberste Polizeibehörde als zentrale Leitstelle der polizeilichen Tätigkeiten.

Die Akten des k.k. Adelsarchivs stellen eine der kostbarsten kulturhistorischen Quellen dar. Es handelt sich dabei um sämtliche Adelserhebungen, Wappenverleihungen und andere Gnadenakten, die von den Habsburgern als Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches bzw. als österreichische Landesfürsten, vom 16. Jahrhundert bis 1918 vorgenommen worden war. Die geographischen und juristischen Dimensionen dieser Dokumente reichen weit über die heutigen Grenzen Österreichs hinaus. Ebenso ist der Kreis der darin vorkommenden Personen weit gespannt, er reicht von erlauchten Namen der Kunst, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft bis zu weniger bekannten Bürgerlichen.

Die Plan- und Kartensammlung enthält hauptsächlich Aktenbeilagen aus fast allen Bestandsgruppen des Allgemeinen Verwaltungsarchivs, die infolge ihres übergroßen Formates gesondert in Planschränken aufbewahrt werden. Es sind darin vor allem Baulichkeiten enthalten, bei denen der Staat als Bauherr aufgetreten war.


Bestandsgruppe 02: Unterricht/Kultus, Handel, Landwirtschaft

Das 1896 gegründete Unterrichtsarchiv ist für die österreichische Geistesgeschichte von ebenso großer Bedeutung wie für die Religionsgeschichte. Damals umfaßten die Bestände das alte Aktenmaterial der Unterrichtsabteilung (Studien-Hofkommission bis 1848, die Kultusabteilung von 1360 bis 1848 und das Buchhaltungsarchiv 1760–1867). Später kamen die jüngeren Bestände, herauf bis 1940, hinzu. Inhaltlich geben die Akten Auskunft über alle Stufen des Unterrichtswesens, von der Grundschule bis zur Universität in der österreichischen Reichshälfte der Monarchie.

Diese Bestandsgruppe Handel besteht aus den drei großen Fonds Handelsministerium (1848–1918), Ministerium für öffentliche Arbeiten (1908-1918) und verschiedenen Post- und Telegraphenbehörden (1829–1918). Die weitgefächerten Aufgaben des Handelsministeriums reichten von Handel und Gewerbe, Industriepolitik und öffentliches Bauwesen über die Agenden des Post- und Telegraphenwesens, der See- und Binnenschiffahrt bis hin zu den Planungen zur Errichtung neuer Schiffahrtskanäle zwischen Donau-Oder, Donau-Moldau, Donau-Oder-Weichsel und Donau-Oder-Elbe. Das Handelsministerium war aber auch auf dem Gebiete des Bildungswesens tätig.

Diese Bestandsgruppe Landwirtschaft setzt sich zusammen aus den Fonds des Ackerbauministeriums (1868–1918), den Bergbaubehörden (1868–1923) und den verschiedenen Forstbehörden (1805–1930). Der Informationsgehalt dieser Archivalien erstreckt sich über alle Bereiche der Land- und Forstwirtschaft in der österreichischen Reichshälfte der Donaumonarchie: vom Getreideanbau über die Seidenraupenzucht bis zur Trockenlegung von Sümpfen oder die Bekämpfung der Reblaus, von der Pferdezucht bis hin zu Aufbau und Koordinierung der Wildbach- und Lawinenverbauung.


Bestandsgruppe 03: Verkehr, Justiz

Im Verlauf der Organisierung eines Eisenbahnministeriums im Jahre 1897 war auch ein eigenes Eisenbahnarchiv geschaffen worden. In seinen Beständen ist die Entwicklung des österreichischen Eisenbahnwesens seit seiner Entstehung enthalten, beginnend mit den Planungen und dem Bau des Streckennetzes, über den Bahnhofsbau, bis zur Bereitstellung des rollenden Materials (Lokomotiven, Waggons).

Das Justizarchiv war 1896 offiziell im Justizministerium ins Leben gerufen worden und betreute es vor allem das Schriftgut der 1749 gegründeten Obersten Justizstelle, die noch keine klare Trennung zwischen Verwaltung und Rechtsprechung bewirkte. Seit 1848 fiel die Justizverwaltung fiel dem neugeschaffenen Justizministerium zu, die Rechtsprechung in oberster Instanz oblag nunmehr dem Obersten Gerichtshof. Das für die österreichische Rechtsgeschichte so bedeutende Archiv enthält unter anderem die kommissionellen Beratungen zum Codex Theresianus (Theresianisches Gesetzbuch, Vorläufer des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches), zur Constitutio Criminalis Theresiana (Theresianische Halsgerichtsordnung, eine Sammlung von Strafrechts- und Strafprozeßvorschriften), zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch, zur Gesetzgebung im allgemeinen, weiters Fideikommißakten, sowie Verlassenschaftsabhandlungen des Niederösterreichischen Landrechts. Der Archivkörper wird ergänzt durch die in zwei Fonds gegliederte Patentesammlung, die sogenannte Alte Miscellanea (gemeint ist damit eine vermischte Sammlung von Privilegien aller Art, sowohl im Original, als auch als Abschrift) und die jüngere Patentesammlung. In zwei Reihen sind darin Patente, Hofkanzleidekrete, Cirkulare und Privilegien im Original oder in Abschrift enthalten, die bis 1130 (Privilegium für das Bistum Olmütz) zurückreichen. Die Akten des Justizministeriums selbst betreffen alle Felder der Justizadministration, einschließlich Gefängniswesen und Strafvollzug, und reichen von 1848 bis 1945.


Bestandsgruppe 04: Nachlässe und Familienarchive

Die Nachlaß-Sammlung entstand unter zwei Gesichtspunkten: einerseits war man bestrebt, die „Schreibtischnachlässe“ jener hohen Beamten (Sektionschefs, Minister, etc.), die in den Ministerien tätig waren, deren Schriftgut auch im Allgemeinen Verwaltungsarchiv erliegt, zu erlangen. Andererseits wollte man mit den Nachlässen jene Lücke, die durch den Justizpalastbrand entstanden ist, auffüllen.

Bei den Familienarchiven handelt es sich um die Privatarchive einiger großer österreichischer Adelsfamilien, wie der Harrach, Trauttmansdorff, Paar oder Hohenwart. Die Bestände sind in der Regel in zwei Reihen unterteilt, einerseits die Herrschafts-, andererseits die Familienarchivalien. Dazu kommt noch das aus der Amtstätigkeit erwachsene Schriftgut einzelner Familienmitglieder, die für den Kaiser oder österreichischen Landesfürsten in hochrangigen Positionen im In- oder Ausland tätig waren.


Bestandsgruppe 05: audiovisuelle Sammlung

Diese Bestandsgruppe besteht erst seit 2003 im Allgemeinen Verwaltungsarchiv und ist derzeit (2005) im Aufbau.

Die Fotosammlung wurde durch das Österreichische Staatsarchiv/Allgemeines Verwaltungsarchiv im Oktober 2003 vom Bundespressedienst des Bundeskanzleramtes übernommen. Es handelt sich dabei um einen Bestand von rund 67.000 Fotos, die der Bundespressedienst seit seiner Entstehung zu Beginn der 2. Republik bis zur Eingliederung in die Sektion I des Bundeskanzleramtes im Herbst 2003 ansammelte.

Die Fotos zeigen alle Bereiche des Lebens in Österreich - von der Politik, über Kunst und Kultur, Geschichte, Wissenschaft und Technik, den Sport, bis hin zu einer großen Anzahl von Landschaftsaufnahmen. Dies in allen Formaten von 4x4 cm bis 30x40 cm, zum größten Teil in schwarz/weiß, teilweise aber auch in Farbe, sowie vereinzelte Dias.

Literatur

  • DASSEL, O.v. Namensliste von 752 meist schlesischen und österreichischen Familien aus dem Adelsarchiv in Wien in: Familiengeschichtliche Blätter, Band II, Leipzig 1906/07, Seite 48