Willkischken/Dampfboot

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Memeler Dampfboot

  • 1933 Nr.3 (Memelgau): 2. Januar [Ausbau eines alten Weges]
    Etwa ein Kilometer westlich des Kirchdorfes Willkischken zweigt sich von der nach Schmalleningken führenden Steinchaussee nordwärts eine sehr breite Landstraße ab, die von der Bevölkerung als ehemalige Heeresstraße angesehen und „Schillinner Weg“ genannt wird. Diese Straße durchschneidet die Heide von Willkischken, Kerkutwethen, Neppertlauken und Sodehnen und gabelt sich dann bei Schillinnen in zwei Strecken, wovon die eine durch Gintscheiten führt und bei Größpelken in die Tilsit-Laugßarger Chaussee mündet. Die andere, mehr südwärts führende Strecke durchquert das Dorf Gillandwirßen und tritt bei Sterpeiken in ebendieselbe Chaussee ein. Der Schillinweg war schon vor zweieinhalb Jahrhunderten vorhanden. Um 1680 wurde an ihm zur Beherbergung der Reisenden ein Krug erbaut, der noch heute in Betrieb ist und unter dem Namen „Schilline“ bekannt ist. In alter Zeit war diese Straße noch mehr als heute eine der wichtigsten Verkehrslinien des Kirchspieles Willkischken, verband sie doch eine ganze Reihe seiner im äußersten Norden liegenden und bis an die ehemalige Landesgrenze reichenden Dörfer mit dem Kulturzentrum, dem Kirchorte. Es ist indessen ganz unverständlich, aus welchem Grunde im Verlaufe einer so langen Vergangenheit niemals etwas Ordentliches zur Instandsetzung dieser so wichtigen Verkehrsstraße getan worden ist. Was Wunder, daß demnach vereinzelte Strecken zuweilen überhaupt nicht mehr zu passieren waren. Erfreulicherweise bemüht sich nun die Gegenwart, diese alter, teils versumpfte, teils mit kaum zu überwindenden, dachsteilen Bergen und ebenso steil zu Tal führenden Abhängen versehene Straße in ein ganz neues Gewand zu hüllen. Bereits vor einigen Jahren wurde die durch Gillandwirßen führende Strecke zur schönen Kieschaussee ausgebaut, ebenso das Südende der Straße bis zu dem Damm der Kleinbahn Pogegen-Schmalleningken. In den Monaten November und Dezember des eben verflossenen Jahres fand nun der Ausbau zweier weiterer Strecken statt, und zwar durch Schillinnen und durch die Willkischker Heide, letztere von den Schienen der Kleinbahn bis zur Grenze Kerkutwethen. Hier sind die Arbeiten, wobei zurzeit etwa 25-30 Mann Beschäftigung finden, noch im Gange und würden, falls die Witterung nicht zu hindernd einwirken sollte, im Januar beendigt werden können. Die Arbeiten auf dieser ein Kilometer langen Strecke schreiten nur langsam vorwärts, weil die Abtragung ganzer Berge und die Ausführung tiefer Stellen in dem hier sehr hügeligen Gelände viel Zeit erfordern. Außerdem besteht der Boden aus zähem Lehm. Die Gemeinde Sodehnen hat den Ausbau ihrer Teilstrecke gleichfalls beschlossen, und da zu hoffen ist, daß auch die noch übrig gebliebene Gemeinde Kerkutwethen sich nicht abseits dieses wichtigen Kulturwerkes stellen wird, so dürfte der Zeitpunkt nicht mehr fern sein, wo die schon lange ersehnte feste Verbindung der beiden Landeschausseen Tilsit-Laugßargen-Tauroggen und Mikieten-Willkischken-Schmalleningken endlich Tatsache geworden sein wird.


  • 1933 Nr.10 (Memelgau): 10. Januar [Kirchliche Nachrichten]
    Am Sonntag, nach Schluß des deutschen Gottesdienstes, fand in der hiesigen Kirche die übliche kirchliche Jahresversammlung der Gemeindemitglieder statt, welche nach dem Gesang der zwei ersten Verse des Liedes „Such, wer da will, ein ander Ziel“ durch Pfarrer Leidereiter mit Gebet eröffnet wurde. Alsdann der Geistliche folgende kirchliche Statistik für 1932 bekannt: Die Seelenzahl des Kirchspiels beträgt 4000. Wenn auch durch Abwanderung vieler Mitglieder infolge Option für Deutschland diese Zahl heruntergegangen war, so hat sie sich durch Neueingemeindung der Dörfer Bittehnen-Schillehnen und Bittehnen-Ußbitschen doch wieder auf ihren alten Stand erhöht. Getauft wurden 62 Kinder, darunter aus rein evangelischen Ehen 50, aus evangelisch-katholischen Mischehen 5, uneheliche Kinder 7. Getraut wurden 21 rein evangelische Paare. Kirchlich beerdigt wurden 43 Personen. Die Zahl der konfirmierten Kinder betrug 37, darunter aus rein evangelischen Ehen 33, aus evangelisch-katholischen Mischehen 1 und uneheliche Kinder evangelischer Mütter 3. Das heilige Abendmahl empfingen 1048 Personen, darunter 414 Männer und 634 Frauen, einschließlich 43 Personen auf dem Krankenbette. Zwecks Versorgung der konfirmierten Jugend mit Gottes Wort werden im Jugendverein regelmäßig Bibelstunden abgehalten. Nach Bekanntgabe dieser Zahlen gab der Rendant eine gedrängte Übersicht über das kirchliche Kassenwesen der Gemeinde, woraus hervorging, daß die wirtschaftliche Not sich auch bei der Einziehung der kirchlichen Umlage sehr bemerkbar mache. Es sollte nun eine allgemeine Aussprache über verschiedene kirchliche Angelegenheiten erfolgen, da sich aber außer einer ganz nebensächlichen Anfrage eines Mitgliedes, die hier übrigens nicht am Platze war, niemand zum Wort meldete, konnte Pfarrer Leidereiter sofort mit seinem Vortrage „Über die Gottlosenbewegung und deren Bekämpfung“ beginnen und die Versammlung längere Zeit durch seine interessanten Ausführungen fesseln. Alsdann wurde die Versammlung durch Gebet und Gesang des 4.Verses des obengenannten Liedes geschlossen. – Am Sonntag, dem 22.d.Mts., wird ein Kandidat der Berliner Missionsgesellschaft in der hiesigen Kirche predigen. Außerdem werden in nächster Zeit durch den Ortsgeistlichen im Kirchspiel folgende Außengottesdienste abgehalten werden: Am Donnerstag, dem 19.01. Januar, bei Besitzer Luttkus-Sodehnen, am Freitag, dem 20., bei Besitzer Bendler-Barsuhnen, am Sonnabend, dem 21., bei Besitzer Gerullis-Gillandwirßen und am Sonntag, dem 22.Januar, bei Besitzer Adomeit-Bittehnen.


  • 1933 Nr.11 (Memelgau): 11. Januar [Kirchenkollekten 1932]
    Im Jahre 1932 sind von den Mitgliedern der Kirche Willkischken folgende Gaben gespendet worden: Angeordnete Kollekte 1292 Lit, freie Kollekten 287 Lit, Gaben für die eigene Gemeinde 375,50 Lit, Missionsgaben 1067 Lit, Gustav-Adolf-Verein 200 Lit, Krüppelheim Angerburg 240 Lit, sonstige Anstalten der Mission 100 Lit, zusammen 3561,50 Lit.


  • 1933 Nr.16 (Memelgau): 17. Januar [Der Bienenzuchtverein]
    hatte seine Mitglieder am Sonnabend zu einer Generalversammlung eingeladen. Nachdem der Vorsitzende, Besitzer Bungies, eines verstorbenen Mitgliedes ehrend gedacht hatte, erstattete der Schriftführer Schäfer-Sodehnen, den Jahresbericht. Danach sind im verflossenen Jahr innerhalb des Vereins nur zwei Schadenfälle (Diebstähle von Honigkästen) vorgekommen. Diese Schäden sind durch den Imker-Versicherungsverein für das Memelgebiet geregelt worden. Nach Erledigung interner Vereinsangelegenheiten hielt der Vorsitzende einen Vortrag über die Bekämpfung der Ameisen auf den Bienenständen. Die nächste Versammlung soll auf dem Stande des Vorsitzenden abgehalten werden.


  • 1933 Nr.17 (Memelgau): 18. Januar [Wegebau]
    Die neubegrabene Schilliner Landstraße wird nunmehr mit Sand befahren, der aus dem Axtinat´schen Berge südlich der Landeschaussee entnommen wird. Auf der ein Kilometer langen Strecke werden tausend Kubikmeter benötigt, so daß auf jedes laufende Meter ein Kubikmeter Schüttung kommt. Der angefahrene Sand wird gleich ausplaniert. Sofort nach Beendigung dieser Arbeit wird auch die Bekiesung des Weges erfolgen, wozu 500 Kubikmeter Kies aus der Grube Axtinat vorgesehen sind. Dank des bis zur Abfuhrstelle vorhandenen guten Weges geht die Anfuhr flott vonstatten und wird, falls nicht sehr ungünstiges Wetter eintreten sollte, bis zum 1.April beendigt werden können.


  • 1933 Nr.70 (Memelgau): 21. März: Versammlung des Kreisverbandes der Freiwilligen Feuerwehren
    Der Kreisverband der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Pogegen hielt am Sonntag bei Kaufmann Pechbrenner eine außerordentliche Versammlung ab. Vertreten waren die Freiwilligen Feuerwehren Pogegen, Ußkullmen, Wischwill, Baltupönen, Robkojen, Absteinen, Trakeningken, Bittehnen, Lompönen, Rucken, Nattkischken und Jonikaten. Nach Eröffnung der Versammlung durch den Kreisvorsitzenden, Dürrenmat-Willkischken, gab der Schriftführer des Kreisverbandes, Nickel, einen Bericht über den Feuerwehrkursus in Tilsit, an dem er teilgenommen hatte. Er dankte dem Ostpreußischen Feuerwehrverband, der diesen Kursus veranstaltet hatte. Sodann wurde das neue Kreisverbandsstatut verlesen, das noch einige kleine Abänderungen erhalten soll. Aus dem Tätigkeitsbericht geht hervor, daß die im Kreise befindlichen achtzehn Wehren je zwei Rauchschutzmasken erhalten haben. Die Freiwilligen Feuerwehren Pogegen und Krakischken besitzen je eine Motorspritze. Im Jahre 1931/32 sind im Kreise Pogegen 74 Brände gewesen. An die Versicherten sind von der Feuerversicherung insgesamt 711 833 Lit gezahlt worden. Sodann gab der Vorsitzende bekannt, daß der nächste Kreisverbandstag Anfang Juni in Nattkischken stattfinden wird. Nach einer Aussprache über interne Angelegenheiten wurde die Versammlung vom Vorsitzenden geschlossen.
  • 1933 Nr.97 (Grenzgarten Nr.4): Menschenopfer des Unglücklichen Krieges im Kirchspiel Willkischken (von Schwarzien, Kerkutwethen)


Nach Ausweis des kirchlichen Totenregisters fanden infolge der Kriegswirren anno 1807 im Kirchspiel Willkischken folgende Fremdlinge ihren Tod:

Thomas Postek, brauner Husar von der Eskadron des Rittmeisters von Zawadsky des im Amte Schreitlaugken cantonierenden Regiments v. Schimmelpfennig, gestorben im Alter von 30 Jahren am hitzigen Fieber den 19.Januar in Barsuhnen. Er war aus dem Dorfe Lugnin, Kreis Oppeln, gebürtig, katholischer Religion, und hinterließ in Schlesien eine Witwe mit 1 Tochter. (Nr.14.)
Kasper Reimhild, Musketier von der Kompagnie des Herrn Obersten und Kommandeurs des 3.Bataillons v. Thile in Warschau, gestorben im Alter von 64 am hitzigen Fieber in Kellerischken. Er stammte aus Hildburghausen. (Nr. 40.)
Johann Kryßuk, Musketier von der Kompagnie des Herrn Major von Glowczewsky vom 3.Bataillon des Regiments v. Thile in Warschau, gestorben im Alter von 30 Jahren an Auszehrung den 19.März in Kellerischken. Er war katholisch und stammte aus dem Kreise Petrikau in Südpreußen. (Nr. 81.)
Gottfried Sorcke, Trompeter von der Eskadron des Herrn Obersten v. Kaphengst, Fürst v. Anhalt-Pleß´schen braunen Husarenregiments, gestorben im Alter von 28 Jahren an der Schwindsucht den 30.April in Willkischken. Er war eines Soldaten Sohn aus Gleiwitz in Oberschlesien, lutherischer Religion und hatte 11 Jahre gedient. Er hinterließ in seiner Heimat eine Witwe mit 2 Töchtern im Alter von 4 und 2 Jahren (Nr. 141.)
Karl Manstein, Wachtmeister von der Eskadron des Herrn Obersten v. Schauroth vom Bila´schen Husaren-Bataillon, gestorben im Alter von 37 Jahren an Friesel den 7.Mai in Barsuhnen. Er war aus der Altmark gebürtig und hinterließ in Zeuchtwang eine Witwe von 5 Kindern. (Nr. 152.)
Karl Mament, Unteroffizier von der Eskadron des Herrn Majors v. Hobe vom Bila´schen Husaren-Bataillon, gestorben im Alter von 37 Jahren an Nervenfieber den 19.Juni in Absteinen. Er war aus Danzig gebürtig und hatte 20 Jahre gedient. Ob er verheiratet gewesen, ist nicht bekannt geworden. (Nr. 180.)
Ein Musketier von einem Reservebataillone ist bei dem Durchmarsch krank zurückgelassen worden und am 21.Juni bei dem Wirt Christups Sutmons in Willkischken gestorben, ohne daß man seinen Namen und Alter sowie den Namen des Bataillons hatte erfahren können (Nr. 182.) >br>
Johann Orloff, russischer Premierleutnant vom 23.Regiment, verstarb im Alter von 25 Jahren an Durchfall den 8.Juni in Willkischken. Er war aus dem Gouvernement Orel gebürtig, griechischer Religion, unverheiratet und hatte 10 Jahre gedient. (Nr. 190.)


Von der einheimischen Bevölkerung brachte die Kriegsgeißel damals folgende Personen ums Leben:

Christups Preugschatis, ein lahmer Wirt aus Kerkutwethen, starb im Alter von 36 Jahren am 25.Juni an den Folgen des Schreckes, den ihm die Plünderung durch die Kosaken und Kalmücken verursacht. Er hinterließ eine Witwe mit 3 unerzogenen Kindern. (Nr. 184.)
Bernhard Grigul, ein Schneidermeister aus Kalwaiten, starb im Alter von 59 Jahren am 9.Juli an den Folgen des Schreckes, den ihm die russische Plünderung verursacht hatte. Er hinterließ eine Witwe mit 5 Kindern, von denen nur eine Tochter mündig war. (Nr. 191.)
Erdmons Mertineitis, ein Wirt aus Größpelken, starb im Alter von 62 Jahren am 28.Juli in Russisch Gilwiczen und wurde in Garyßen begraben. Er hatte den Russen Vorspann gegeben und war weiter gefahren, als man verabredet hatte. Als seine Pferde ermüdet waren und er den Russen die Unmöglichkeit des Weiterfahrens vorstellte, fiel man über ihn her und prügelte ihn so barbarisch, daß er schon nach einigen Stunden verstarb. Er hinterließ eine Witwe und vier unerwachsene Kinder. (Nr. 212.)

Die eingeklammerten Zahlen sind die betreffenden Nummern des Totenregisters.

  • 1933 Nr.104 (Memelgau): 2. Mai [Durchgehende Pferde]

Als der Käsereibesitzer M. von Pogegen nach Hause gefahren kam, scheuten zwischen Lompönen und Polompen die Pferde und gingen durch. Dabei wurde Frau M. aus dem Wagen geschleudert und blieb auf der Chaussee besinnungslos liegen. Die Verunglückte wurde auf ein in der Nähe befindliches Grundstück gebracht, wo sie sich später wieder erholte.

Memeler Dampfboot vom 10.01.1926

Aus der Geschichte des Kirchspiels Willkischken

Willkischken wird nach der Topographie von Goldbeck 1785 als „ cölmisch Gut und Dorf mit 70 Feuerstellen“ angegeben und ist demnach damals eins der größten Dörfer gewesen. Im nachstehenden Schreiben bittet der Kämmerer des moskowitischen Gesandten, Heinrich Hausschulz 1697, seiner Mutter zwei wüste Huben im Dorfe Willkischken zu verleihen: „Durchlauchtigster Großmächtigster Kurfürst! Allergnädigster Herr… Da mich das Glück soweit gebracht, daß ich mit meiner Herrschaft dieses Land Preußen betreten, in demselben aber meine in der Jugend verlassene Mutter bei jetziger Zurückkunft krepierend gefunden, führnehmlich da sie in dem Dorf Größpelken… Ragnitschen Amtes unter dem Landschöppen Dressler über die 30 Jahre auf zwei Verahmungshuben gewohnt, während der Zeit aber durch Mißwachs, absterben des Viehes und anderen unglücklichen Zufällen ganz zurückgesetzt worden; deshalb habe aus kindlicher Pflicht mich ihrer erbarmend annehmen müssen, auch die Resolution gefaßt, mich zu Ihrer Kurfürstl. Durchl. Füßen untertänigst zu legen auch demütigst zu bitten: Sie geruhen gnädig, daß meiner betagten Mutter zwei Huben im Dorf Willkischken, weil daselbst nicht nur wüste Huben vorhanden, besonders auch der Kirche nahegelegen, erblich und ewig zu cölmischen Rechten zu verleihen, insonderheit da sie sich erbietet jährlich jede Hube 15 Mark richtig zu verzinsen…Sie wird vor Ihre Kurfürstl Durchl. leben und glückliche Regierung nicht ermüden, Tag und Nacht zu bitten. Ich aber bin einer ganz gnädigen Erhörung gewärtig. Der ich verharre, Kurfürstl. Durchlauchtigkeit untertänigster Knecht Heinrich Hausschulz, des polnischen Großabgesandten Kammerdiener“. Er erhielt das Land gegen 30 Mark oder 6 Taler 60 Groschen jährliche Zinsen.

Das erste Gasthaus am Orte besaß Heinrich Büchner, dessen Privileg vom Jahre 1556 datiert ist.1674 kam der erste Bäcker, Christian Schwarz nach Willkischken und schon 30 Jahre vorher gab es hier einen Leinweber und einen Ziegler. Im Kirchspiel Willkischken fielen im Jahre 1710 in 29 Dörfern 2665 Menschen der Pest zum Opfer, darunter auch der Pfarrer. Ein trauriges Kapitel begann mit dem Raubzug der russischen Truppen 1757. Die ganze Gemeinde kam an den Bettelstab und Willkischkener Einwohner flohen zum Teil bis Polen. Pfarrer Schwenner wurde von den Russen derart mit Feuerbränden zugerichtet, daß er bald darauf unter großen Qualen starb. Der Präzentor Vorhof war nach Absteinen geflüchtet, das ebenfalls abgebrannt war. Das Kirchspiel war so verarmt, daß nicht das geringste an Kirchendezem einkam. Der geringen Besoldung wegen war es zu damaliger Zeit Pflicht und Sitte, daß dem Pfarrer Geschenke ins Haus gebracht wurden. So schreibt z.B. Pfarrer Krippenstapel in einem Briefe: „ Geschenke werden fast täglich ins Haus gebracht. So habe ich in vier Wochen erhalten: ein neues Himmelbettstelle mit blauangestrichener vergüldeter Krone, 1 Stück Butter, 1 frisches Brodt, 1 Gericht Fische, 1 Kurre, so 15 junge Enten führt, 1 Kurre, so 12 junge Kurren führt, 1 Tonne Bier, 1 Seite Speck, 1 Scheffel Roggen, 1 Sack Weitzen Mehl, von einem Herrn von Adel 24 Taler bares Geld.“

1805 ließ sich hier der erste praktische Arzt nieder und im Jahre 1900 wurde eine Apotheke erbaut, für die der Apotheker Lotty eine Konzession erhielt. Am 12. August 1902 fuhr die erste Kleinbahn von Pogegen über Willkischken nach Schmalleningken. Die Postagentur wurde am 1.Oktober 1925 in ein Postamt umgewandelt. Die erste vorhandene Urkunde über das Gut Willkischken ist nur in Abschrift vorhanden und lautet folgendermaßen: „Von Gottes Gnaden wir Georg Wilhelm, Markgraf von Brandenburg usw. usw. tun kund und zu wissen und bekennen hiermit für uns und unsere Nachkommen in der Herrschaft gegen jedermänniglich, insonderheit denen so daran gelegen und zu wissen nöthig: Nachdem wir die gnädigste Verordnung gethan, daß in unserem Amt Ragnit all die Uebermaß so vorhanden sein möchten und die Dorfschaften losschlagen und verkaufen nicht können, andern um ein billiges Geld oder Zins überlassen werden sollen; und beim Dorf Willkischken fünf Huben Uebermaß befunden, welches die Dorfschaft an sich zu kaufen nicht begehret und welches Uebermaß unserKornschreiber zu Ragnet Wolf Michael Müllkünzel unterthänigst angehalten zu erwerben, ihm solches nebst einem Kruge Recht, zu Kauf zu setzen: als haben wir erwähnten Müllkünzel mit Ueberlassung des Uebermaßes und Kruggerechtigkeit gnädigst willfahren dergestalt, daß er vor jede Hube hundert Mark und vor das Krugrecht auch hundert Mark baar erlegen, vor jede Hube acht Mark oder acht Thaler 30 Groschen preußisch jährlichen Zins wegen des Kruges jährlich 1 Thaler 10 Groschen Zapfengeld zu geben schuldig und zu thun verbunden sein soll. Verschreiben hienach dem Wolf Michael Müllkünzel die vorgedachten fünf Huben Uebermaß beim Dorfe Willkischken wie auch das Krugrecht verliehen zu erblichen und ewiglichen cölmischen Rechten seinem besten nach zu genießen und zu gebrauchen. Urkundlich mit unserem fürstlichen Secret bekräftigt und gegeben Königsberg, den 17. Januar 1628.“ – Am 17. Februar 1644 wurde Müllkünzel eine Teichstätte von 7 Morgen 278 Ruten im Dorfe Willkischken auf 20 Jahre verliehen, wofür er jährlich 1 Mark pro Morgen bezahlen mußte. Einen Hellar von 5 Ruten Länge und vier Ruten Breite besaß er schon, konnte diesen aber „wegen Enge des Platzes im harten Winter und trockenen Sommer nicht unter Wasser halten“. – „Das Wasser ist aus dem Strom Jura über anderthalb Meilenweges mit großer Beschwere geholt.“ Zur Räumung dieses Hellars wurde Müllkünzel ein größerer Platz zugewiesen, „damit der ganzen Dorfschaft, welche großen Wassermangel leidet, sowie dem fremden reisenden Mann geholfen werde.“ Als er 1645 starb, hinterließ er der Kirche eine schuldige Rechnung von 1523 Talern, für die er als Kirchenvorsteher aufzukommen hatte. In den Kirchenakten heißt es: „ Manko 1523 Taler, die des Künzels Erben zu belegen schuldig sind.“ Abel von Tettau bemerkt unter einer Kirchenabrechnung von 1649: „ Mengell der Kirch: Wenngleich die Kirch aus Holz aufgebaut ist, mangelt doch an derselben das Dach. Es wird allhier auf die Gebäude ein Vieles verrechnet, aber nichts angebracht noch einiges Inventarium geführt, derowegen solches jetzt zu geschen hat. Seint die Kirchenväter nachlässigt in erforderung der Rechnung, wissen wenig oder nichts von einem und andern.“

Im Jahre 1635 war unter Müllkünzels Kirchenregiment eine 66 Schuh hohe Aufmauerung des Kirchenturmes und eine Fachwerkausbesserung der Widdim vorgenommen, wofür „der Meister“ (Schloßmaurer Simon Smilo aus Ragnit) 40 Taler bar, und „als Zuforderung“ ein Viertel vom Ochsen, eine Seite Speck, eine Tonne Korn, eine Tonne Erbsen und eine Tonne Gerste nebst Tafelbier erhielt.

Am 13. Juni 1708 verkaufte Frau Dorothea Müllkünzel den Krug nebst allen dazugehörenden Huben an den Wachtmeister Joachim Haldt für 4100 Mark, von denen „3000 Mark bar und auf einem Haufen, die restlichen 1100 Mark nach einem Jahr zu bezahlen waren.“ Haldt hat das Gut nur kurze Zeit besessen und es an einen Ziegler verkauft, der 1720 starb. 1714 war ein „totales Viehsterben“ in Willkischken, wofür der Besitzer des Gutes „keine Remission erhalten, trotzdem er sich gleich beim Amte gemeldet.“

Die Witwe Ziegler verkaufte am 17. August 1751 das Gut an den Amtmann Schön und es wurde in Absteinen folgender Vertrag geschlossen: „ Frau Regina Lowisa, verwitwete Zieglerin, geb. Columbia, verkauft nach genugsamer Ueberlegung und nach gutfinden ihres respektiven Verwandten, besonders kränklichen Zustandes und schwächlichen Leibes wegen, ihr proper eignes cölmisches Gut im Kirchdorf Willkischken gelegen, mit Krug und anderen Gebäuden, in den Grenzen so sie und ihre Vorfahren es besessen an den zeitigen Beamten in Schreitlauken, Herrn Gottfried Theodor Schön, um und vor 850 Thaler.“ – Der Kontrakt schließt mit den Worten: „ So geschehen ohne List und Gefährde.“ Im Inventariumsverzeichnis sind u.a. aufgeführt: 90 Bretter à 15 Groschen, 15 Thaler, 13 Tonnen Roggen à 60 Groschen, 10 lederne Halfter mit Ketten 1 Thaler 60, zwei beschlagene Schlitten 4 Thaler.“

Kurze Zeit nach dem Verkauf bittet Frau Ziegler Herrn Schön, den Kauf rückgängig zu machen und auch ein F.Werner aus Ragnit schreibt an ihn in dieser Angelegenheit: „ Wie ich wohl aus allem bemerke, so hat die Frau Zieglerin mit dem Herrn Justizrat von Essen als ihrem Stiefbruder, welcher die vorige Woche bei der Abnahme in Lenken gewesen, in dieser Sache gesprochen, denn ich habe auch bemerket, daß Amtmann Simon mit der Frau Zieglerin jetzigem Verhalten schlecht zufrieden ist. Sie weinet ihm den Kopf voll, und gibt ihm Schuld, daß sie ihr Gut hat verkaufen müssen, noch dazu so wohlfeil. Auch soll dieselbe auf die Einholung ihres Gutes so verpicht sein, daß sie weder Tag noch Nacht Ruhe hat und soll es aufs Aeußerste ankommen lassen.“ Frau Ziegler hat sich dann aber doch wohl mit dem Verkauf abgefunden, denn in einem Schreiben vom 18. Juli 1752 an Schön heißt es: „ Anbey gebe die Ehre Ew. Hochedlen allen sich selbst anzuwünschenden Seegen, mit meinem Gütchen Willkischken anzuwünschen.“

Nach einem Vertrag vom 4.Juli 1801 mit Gottlieb Dressler und dessen Ehefrau ging das Gut für 24.000 Taler in deren Besitz über, nachdem es 1799 an den Amtmann Paulikat verpachtet war. In dieser Familie blieb das Gut bis 1906, dann ging sein Besitz auf den Rittmeister Hans von Sperber – Lenken über.


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