Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/090

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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      2. Befindet man sich aber im Reitsitz auf dem Baum, dann stützt man die Hände im Zwiegriff auf, schwingt die Beine rückwärts so hoch, daß man dieselben im Hockstand so nah wie möglich an die Hände heranstellen kann, läßt dann die Hände los und richtet sich ruhig auf. Zum Niederlassen in den Reitsitz muß man sich wieder beugen, um einen festen Stütz in den Händen zu gewinnen, weil man sonst in den Reitsitz fallen würde, anstatt sich langsam aus der Hockstellung in den Reitsitz niederzulassen.

      Zum Aufrichten aus dem Reitsitz nach vorn mit Handhülfe setzt man einen Fuß nach vorn auf den Baum, zieht ihn mit der entgegengesetzten Hand dicht an den Oberkörper heran, während die gleichseitige Hand hinten den Körper unterstützt, damit er sich leichter nach vorn über den stehenden Fuß neigen und aufrichten kann.

      Diese beiden Arten des Aufrichtens aus dem Reitsitz wird man da zur Anwendung bringen, wo der Baum so hoch liegt, daß man sich erst auf denselben hinaufschwingen muß.

      3. Nun kann man auch noch durch Hinaufspringen mit drei Schritt Anlauf oder durch Stützschlußsprung den Stand auf einem in entsprechender Höhe liegenden Baum gewinnen; doch ist dies schon schwieriger und als Uebung mehr für die heranzubildenen Lehrer geeignet.

       4. Balancirstand. -- Will man möglichst sicher auf einer schmalen Fläche stehen, so ist es nöthig, sich eine breite Basis zu verschaffen, auf welcher der Oberkörper seine gerade Haltung bewahren kann. Die Füße stehen deshalb im Balancirstande um etwa halbe Fußlänge von einander, die Beine sind im Knie-Gelenk leicht gebeugt, der Oberkörper ruht möglichst senkrecht auf den Hüften und wird der Blick geradeaus gerichtet. In dieser Stellung, die wir auch beim Matrosen, wenn er sich auf dem schwankenden Deck befindet, oder beim Fuhrmann, wenn er, auf dem Wagen stehend, die Pferde lenkt, in ähnlicher, ganz naturgemäßer Weise sehen, kann der Oberkörper durch leichte Bewegungen im Hüft-Gelenk die gute Balance erhalten. Die Arme werden hierzu noch als Balancirstange benutzt, indem die Oberarme beinahe bis zur Wagerechten erhoben, die Unterarme gegen die etwas nach vorn gewinkelt wind, um so durch leichte Streckung oder Beugung im Ellenbogen-Gelenk die gerade Haltung bei leichten Schwankungen besser erhalten zu können.

      Hat man nun in dem Balancirstand einige Sicherheit, dann geht man zu den

Uebungen im Balancirstande

über, die den Mann dahin bringen sollen, sich eine vollständige Herrschaft über den Körper anzueignen, um dieselbe dann bei den practisch zu verwerthenden Gang-Uebungen zur Anwendung zu bringen.

      1. Wechselfußlüften. -- Der Körper ruht nur auf einem Fuße, während der andere ruhig gehoben und gesenkt wird.

      2. Positionswechsel der Füße. -- Der hintere Fuß wird um halbe Fußlänge vor den anderen resp. der vordere hinter den hinteren Fuß gesetzt.

      3. Wendungen auf der Stelle und mit Uebertritt.

      4. Arm- und Bein-Bewegungen, wie sie bei den Frei-Uebungen vorkommen, gehören ebenfalls hierher, wie z. B.: Armstrecken, Knieaufwärtsbeugen sc., Beinseitwärtsheben und Wechselkniebeugen abwärts mit vorwärts gestreckten Armen, wozu der eine Fuß so weit einwärts gedreht wird, daß er mit der ganzen Sohle auf dem Baume ruht. Das andere gestreckte Bein legt sich während der Uebung leicht an den Baum an.

      Da diese Uebungen aber zum Theil an und für sich eine größere Geschicklichkeit bedingen, so wird man sie auch gleichzeitig mit den leichtern Gang-Uebungen zweckentsprechend verbinden müssen.