Die Deutschen Personennamen/004

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Die Deutschen Personennamen
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nomen et omen. Vor der Schlacht bei Mykale 479 kommen Gesandte der Samier zum Führer der griechischen Flotte und bitten um Hilfe. Der Grieche zögert, als er aber hört, daß der Sprecher der Gesandtschaft Hegesistratos heiße, d. h. der Heerführer, da nimmt er das für eine gute Vorbedeutung. Er schließt das Bündnis, und den Hegesistratos nimmt er wegen seines verheißungsvollen Namens mit auf die Flotte, mit der er zum Kampf gegen die Perser ausfährt (Herodot 9, 91f.). Ebenso achteten die Römer bei den Soldatenverzeichnissen darauf, daß der erste in der Reihe einen Namen guter Vorbedeutung trug. Am Morgen der Schlacht von Aktium trifft Oktavian einen Mann mit einem Esel, der auf sein Befragen sagt, er heiße Eutychus (der Glückliche) und sein Esel Nikon (Sieger). Das Glück, das diese Namen weissagten, erfüllte sich glänzend in der Schlacht, und Oktavian ließ zum Andenken daran das Standbild eines Mannes mit einem Esel aufstellen.

Im Gegensatz zu der Einnamigkeit der alten Zeit führt nun der Mensch heute im wesentlichen zwei Namen, einer unserer Dichter heißt Friedrich Schiller. Wir nennen den ersten Vornamen, den zweiten den Familiennamen.

Und zwar sind unsere Familiennamen im wesentlichen von vierfacher Art: Es ist entweder noch ein zweiter Vorname beigefügt: Konrad Martin, oder der zweite Name ist von der Herkunft oder Wohnstätte hergenommen: Konrad der Baier, Konrad der Wiesner (der sein Haus an der Wiese hat), oder er bezeichnet eine Eigenschaft: Konrad der Lange, oder Stand oder Gewerbe: Konrad der Schmied. Ich habe den ursprünglichen Artikel eingefügt, weil die Namen dadurch sofort verständlicher werden.

Es sind dieselben Zusätze, die wir auch bei anderen Völkern finden, dieselben, die man zu allen Zeiten bei Regentennamen angewendet hat, und die wir noch heute an Stelle des Namens frei erfinden, wenn wir Personen bezeichnen wollen, deren Namen wir nicht kennen oder vergessen haben. Wir nennen einen aus der Ferne zugezogenen Handwerker nach seiner Heimat den Bayern, einen Pastor nach seinem Dorfe den Hermsdorfer, einen Arbeiter den Stelzfuß. Besonders oft machen wir es so auf Reisen, wo wir mit vielen Leuten zusammenkommen, oft täglich, deren Namen wir nicht kennen; da sprechen wir von den Berlinern im zweiten Stock oder dem langen Jungen im Nebenhause.