Die Probstei in Wort und Bild/138

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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Amtswirksamkeit nicht zur Kirche gekommen. Er fing in der kurzen Laufbahn seines Lebens die abscheulichsten Dinge an. Er zog in ein anderes Kirchspiel und soll dort laut Zeugen, was mehr als wahrscheinlich, sein Haus angesteckt haben. Er, als geheimer Jude, der auch seine Kinder nicht zur Schule und zum Gebete kommen ließ, hatte nun einen wahren Haß gegen alle Christen, die sich ihm irgend widersetzten. Kenntnisse vom Judentum hatte er so wenig, wie er sie gar nicht vom Christentume hatte, sondern er war, wie so viele Namenchristen, Ignorant, Lügner und Betrüger war er sein ganzes Leben. Er leugnete und wußte echt jüdisch, vor Richtern zu schmeicheln, bezahlte aber niemand, ja von dem neuen Hause, in dem er wohnte, nichts. Er zog Betrüger durch Geld ins Haus, überlistete sie und drohte ihnen, ihre ihm entdeckten Geheimnisse bekannt zu machen, wenn sie ihm zu nahe gingen; ihre geraubten Schätze behielt er zum Pfand und klopfte sie öffentlich zum Hause hinaus. Jedem drohte er den Tod mit seinem Schlachtermesser, der ihm nicht gut war. Die Armut drang bei ihm ein und nun stahl er nachts mit seinen Gesellen und seinem wohl dazu abgerichteten Sohne ganze Ladungen Korn im Stroh während der Ernte auf seinem Karren, so auch Holz in der Nacht um 2 Uhr, ja er nahm ersteres vor der Bauern Augen weg und das Gericht gab ihm nie Unrecht. Er jagte hier auf des Pastors Kornfeld sein altes Pferd, zum Schrecken des Häuermannes und Pastors, nächtlich ins Korn, schnitt das Korn ganzer Gegenden nachts ab, riß, Holz zu erhalten, die Pastoratzäune weg und sagte beim Ertappen: das sei nicht Sünde. So hat der vorletzte Häuersmann meines Landes, Halbhufner Claus Süverkrübbe in Prasdorf außer dem Verlust am Ertrag seines Landes, seiner Gesundheit, den Tod davongenommen. Da er nämlich durch Anzeigen nichts ausrichtete, sah er selbst nach Hagens Pferd, ob es im Pastoratlande und Zäunen sei. Im Anfange des Wulfsdorfer Redders, aber noch am Pastoratslande sucht er auch das Pferd, als Hagen, durch seine Frau aufgebracht, mit großem Schlachtermesser ihm nachläuft, ihn in der Dämmerung im Munde, in der Meinung den Hals zu treffen, verwundet. Süverkrübbe setzte sich zur Wehre. Hagen wird durch das Messer am Finger und durch Süverkrübbes Hund am Fuß verwundet. Er klagt wegen Angriffs durch den Hund und wegen Beleidigung, hilft sich jüdisch durch und erweckt solche Furcht, daß bei Süverkrübbe kein Knecht, nicht einmal zwei wagen, nach 10 Uhr und später nach dem Lande zu sehen, während Hagen sein Pferd ruhig ins Kornfeld jagte und Verwüstung und Wegschnitt machte. Dies Ereignis ergriff Süverkrübbe so sehr, daß er, sonst gesund, vor einem halben Jahre in der Blüte der Jahre starb, 31 Jahre alt. So fuhr der Räuber im Drohen und Morden fort. Jeder gab, wenn Hagen kam, gleich alles her. Doch, wann würde ich enden? Gott bewahre doch fernerhin jeden Prediger, nie wieder einen Juden zu taufen, weil nichts anderes als Unglück daraus hervorgeht.

In der Amtszeit des Pastor Chrysander ist der Missethäter Wulf Hinrich Jürnsen, Dienstknecht in Fahren, der mehrere Häuser in Bendfeld in Brand gesteckt hatte, hingerichtet worden in der Nähe von Preetz am 30. April 1784. Nach der Exekution wurde der Leichnam verbrannt. Pastor Chrysander hat den Delinquenten auf seinem letzten Wege begleitet und nach der Hinrichtung noch eine lange eindringliche Rede an die Zuschauer gehalten. Das Leben und Ende des Brandstifters hat er nachher beschrieben und in Buchform unter dem Titel: Kurze Geschichte des Missethäters Wulf Hinrich Jürnsen nebst den letzten Worten, die an der Todesstätte und nach der Hinrichtung desselben bei Preetz den 30. April 1784 geredet worden sind, herausgegeben.

Während der Amtstätigkeit des Pastor J. G. Schmidt in hiesiger Gemeinde ist die erste öffentliche und allgemeine Impfung hieselbst vorgenommen; durch sein Zureden und seine eindringlichen Ermahnungen wie lehrreichen Vorträge über diese heilsame Erfindung hat er viel zur Beruhigung der Leute, die anfangs dieser Neuerung sehr mißtrauisch gegenüberstanden, beigetragen.