Herforder Chronik (1910)/005

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Herforder Chronik (1910)
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Herforder Chronik 1910.djvu
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enger zusammen, ein weitgedehnter Kranz von Garten ist ihre Umgebung, der Turm des Gotteshauses überragt sie.

Die ganze, von Wohnstätten der Menschen übersäte Landschaft erscheint von der Bergeshöhe aus wie eine sich weithin dehnende, von Baumgruppen durchzogene Stadt, wie ein mächtiges Gemeinwesen. Und es umschlingt sie auch alle ein Band; die Menschen in diesen Wohnstätten sind nach ihrer Art, Sprache, Sitte und Gewohnheit eines Stammes, kernfeste Ravensberger. Wie jeder von ihnen treu an dem hält, was er von seinen Vätern an Gütern und Gedanken ererbt, ebenso treu hegt er auch die den Ravensberger auszeichnende Liebe zu seiner engeren Heimat. Und wenn er auch seine Gefühle nicht zur Schau tragt, in seinem Herzen jubelt's doch:

„Schön bist du, mein Vaterland!“

Du mußt noch mit mir stehen bleiben auf der hohen Warte des Berges, mußt mit mir hinunterschauen ins tiefe Tal; ich will deinen Blick aus der sonnenhellen Gegenwart lenken in die dämmerige Ferne der Vergangenheit, da werden noch Wunderdinge an deinen Augen vorüberziehen. Die weiten Gefilde, die sich anmutig zu deinen Füßen ausbreiten, sie bergen Erinnerungen von solcher Mannigfaltigkeit, wie wenige Landstriche unseres Vaterlandes. Diese zu deuten haben sich in jüngster Zeit viele Forscher zur Aufgabe gemacht, die Hauptergebnisse dir, lieber Leser, vorzuführen ist der Zweck dieser Blätter. Du wirst hören von einer mehr als 2000jährigen Geschichte unseres Landes, die mit den vorgeschichtlichen, in Tierfelle gehüllten und mit Steinwaffen ausgerüsteten Menschen anhebt, zu den wehrhaften Bauern, den Bürgern in der Eisenrüstung, den Kavalieren im höfischen Staatskleide übergeht und schließlich das Leben und Weben der neueren Zeit betrachtet.

Nicht immer ruhte Friede auf dieser Landschaft.

In tollem Wirbel jagten sich auf dem jetzt so friedlichen Boden Kriegerscharen von Osten, Süden und Westen, zerwühlten den Acker, zerstampften die Saaten und vernichteten die Wohnstätten. Den Zeiten wilden Aufbrausens der Völker folgten ruhigere Tage. Der Landmann richtete seine vier Pfähle wieder auf und begann von neuem sein Friedenswerk. In Städten und Klöstern pflegte man die in den unruhigen Zeiten vernachlässigten Künste und Wissenschaften, auf den Heerstraßen zogen die unter der Last der Güter ächzenden Frachtwagen, - fleißige, schassende Hände überall. Sie ruhen von ihrer Arbeit. - Was aber unsere Vater erfahren und errungen, haben sie uns hinterlassen, und dies ihr Erbe, ihre Geschichte ist wert, daß wir's treu bewahren um derer willen, die vordem Ravensberger waren, aber auch um unser selbst und unserer Nachkommen willen. Die Erlebnisse und Erfahrungen der vergangenen Zeiten, seien es frohe oder trübe, sonnenhelle oder nachtdunkle, sollen uns Nachfahren ein unentbehrlicher Schatz bleiben, ein Jungbrunnen, aus dem Interesse, Verständnis und Liebe zur Heimat gestärkt und neu geweckt werden. Wie belebt sich dem Geschichtsforscher alles, was anscheinend so stillzufrieden vor dir ausgebreitet