Herforder Chronik (1910)/038

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[037]
Nächste Seite>>>
[039]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



An der Spitze eines glänzenden Gefolges betrat der hohe Herr, eine echt kaiserliche Erscheinung[1] von hohem Wuchs, edler Gesichtsbildung und blitzenden Augen, den Frieden des Klosters, der erste deutsche Kaiser, den Herford sah.

Wie wir oben gezeigt haben, war die Abtei aus den ersten einfachen Verhältnissen herausgewachsen und bot schon ein Bild ansehnlicher Wohlhabenheit, durchaus würdig, einen königlichen Gast aufzunehmen. Dieser Umstand sowohl, wie der sicherlich feierliche und ehrenvolle Empfang des königlichen Herrn und seine Eindrücke von der mustergültigen Verwaltung des Stiftes stimmten ihn günstig. Um nun dem Stifte ein Zeichen seiner Huld zu geben, schenkte er ihm und den in demselben aufbewahrten Reliquien der Jungfrau Maria, von denen weiter unten die Rede sein wird, in den Gauen Grainga (s. Anm. Waltger) und Sutherbergi das Gut Kelveri (Kilver bei Rödinghausen), Dorf Lodre (Laar bei Melle) und Bauerschaft Arpingi (Erpen bei Dissen) mit allen Wohnhäusern, Gebäuden, Eigenbehörigen, Ländereien, Wiesen, Wäldern und Weiden. Durch seine im Kloster Herford (in monasterio Herifurd) am 8. Dezember 851 ausgestellte Urkunde[2] bestätigt er diese Schenkung, die noch dadurch an Bedeutsamkeit gewinnt, daß er gleichzeitig dem Kloster die Befreiung von aller fremden Gerichtsbarkeit zusichert (... praecipimus atque jubemus, ut nullus judex publicus in homines ipsius loci aspicientibus (?) potestatem habeat, praeter advocatum eorum ...) Das Stift hatte viel erreicht und mit dankerfüllten Herzen mögen Vorsteherin und Stiftsdamen dem scheidenden König, welcher für die genossene Gastfreundschaft so reiche Gaben hinterließ, nachgeschaut haben. Sicherlich hatte der Kaiser sein Wohlgefallen an dem Aufblühen der Stiftung seines Vaters ausgesprochen, und da ist es nicht undenkbar, daß der begehrliche Sinn der geistlichen Damen die offenbarte Wohlgesinntheit Ludwigs dazu benutzt hat, um ihn auf noch weitere Gaben hinzuweisen. Wir schließen das daraus, daß er, dem wie seinem Vater Frömmigkeit und Freigebigkeit gegen die Kirchen nachgerühmt werden, schon zwei Jahre nach seinem Herforder Besuche in der Ferne des Klosters gedenkt, indem er in einer Urkunde[3] von, 22. Mai 853 aus der Königspfalz Frankfurt das Stift nicht nur seines königlichen Schutzes versichert und die Schenkungen seines Vaters, Rheine und Bünde, bestätigt, sondern zum besseren Unterhalte der geistlichen Stiftung neue Gaben hinzufügt.

Es dürfte vielleicht den geneigten Leser interessieren, aus der erwähnten Urkunde zu erfahren[4], was damals ein Bischof auf seinen Visitationsreisen für seinen und seiner Begleiter Unterhalt zu beanspruchen hatte, nämlich

4 Schweine im Werte von je 12 Denaren oder
8 Hammel von demselben Werte wie die 4 Schweine,
4 Ferkel,


  1. Dittmar, a. a. O., S. 109.
  2. W. U. B I, Nr. 28
  3. W. U. B I, Nr. 29.
  4. Daselbst S. 121, auch Rose a. a. O., S. 131.