Herforder Chronik (1910)/075

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Herforder Chronik (1910)
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13.

Der Güterbesitz des Stiftes nach der Hebeliste aus dem zwölften Jahrhundert.

Das Überwiegen der geistlichen Gewalt, der Kirche, wiederholte sich i» jenen Zeiten in allen Verhältnissen, auch den kleinsten. Wo immer eine geistliche Macht neben einer weltlichen zu wirken berufen war, finden wir letztere von der ersteren bevormundet. Auch in Herford.

Noch Jahrhunderte lang bis zur Reformation, und in einzelnen Stücken noch darüber hinaus, erkennen wir die Beeinflussung von seiten der Kirche bei der Entwicklung unserer Stadt. Und ob auch zuweilen das erwachende Selbstbewußtsein der Bürgerschaft sich gegen das Gängelband der Kirche auflehnte, so beugte man sich doch immer wieder unter den Krummstab, unter dem so gut wohnen war; von seinem Reichtum hing ja vieles, wenn nicht alles, ab.

Der Reichtum unserer Abtei stammte, wie vorher gezeigt worden, aus dem Güterbesitz, den ihr seit Ludwig dem Frommen Kaiser und Könige urkundlich überwiesen hatten, und über den die Äbtissin wie eine weltliche Herrscherin schalten und walten konnte.

Aus dem Umstände, daß die zu verschiedenen Zeiten dem Kloster vermachten Besitzungen in weit voneinander entfernten Gegenden lagen, können wir ermessen, warum der Besitzstand sich zu einem einheitlichen Ganzen nicht zusammenschließen konnte. Will man sich aber einen Begriff von der Größe des Kiosterbesitzes machen, so denke man sich alle Güter auf einer Flache vereinigt, es wird nicht viel an dem Umfange eines mäßigen Fürstentums fehlen.

Es muß den Herforder interessieren, von dem einstigen Güterbesitz und dein daraus herfließenden, ihren Glanz und ihre Macht begründenden Wohlstand der Abtei zu vernehmen. Um dies Interesse lebendig zu erhalten, geben wir im folgenden einen Überblick über die Einkünfte des Klosters zu der Zeit der höchsten Machtentwicklung der Kirche, wir meinen die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts.

Die wirtschaftliche Lage des Stifts Herford und seiner Besitzungen fällt deutlich in die Augen, wenn wir die noch vorhandenen, nach Verwaltungsbezirken geordneten Abgabenverzeichnisse, die Heberegister, durchblättern.

Das älteste aufbewahrte Heberegister[1] der Abtei Herford fällt in die oben erwähnte Zeit. Es befindet sich im Königlichen Staatsarchiv zu Münster und ist eine aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stammende, 20 Pergamentblätter in Kleinfolio von je 25,7 cm Länge und 16 cm Breite enthaltende Handschrift. Das Register ist in lateinischer Sprache geschrieben, die sorgfältige Minuskelschrift

  1. Darpe, a. a. O.