Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/005

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Sollten die seltenen, im Vokal abweichenden Formen Spenemer und Sponemer zum Unterschiede für einzelne Zweigfamilien gebraucht und festgehalten worden sein — was aber wenig wahrscheinlich ist — so müßte, da diese Namensformen später verschwinden, angenommen werden, daß die Träger derselben ihren Stamm nicht weiterhin erhalten haben. Die heutige Form Spamer, welche im Kopulations-Protokoll im Jahre 1661, im Taufbuch im Jahre 1648 zum erstenmal auftritt, hat offenbar wegen ihrer Kürze über die ältere Form Spanemer den Sieg der allgemeinen und dauernden Anwendung davon getragen. — Ist man nach diesem allem berechtigt, als Tatsache anzunehmen, daß der Name Spamer in Schotten selbst aus Spanheimer entstanden ist, so erklärt und bestätigt sich damit auch wiederum die vorher besprochene Erscheinung, daß alle oben angeführten Spamer aus der Stadt Schotten und weiterhin aus deren Umgegend herstammen.

Um nun fernerhin den ersten Namen Spanheimer zu deuten, so weist derselbe wohl ohne Zweifel darauf hin, daß mit demselben ein solcher Mann belegt wurde, welcher aus der früheren Grafschaft Sponheim stammte, die im 17. Jahrhundert, wie a. a. O. aus Merian, Topographia Hassiae et regionum vicinarum 1655 ersichtlich, Spanheim genannt wurde.

Diese häufig geübte Bildung der Familiennamen nach Heimatsorten war inzwischen nur dann eine bezeichnende, wenn auf den Benannten allein der betreffende Heimatsname paßte, und wird deshalb zugleich anzunehmen sein, daß es zur Entstehungszeit der Familiennamen nur einen Mann in Schotten gab, welcher aus der Grafschaft Spanheim stammte.

Übrigens finden sich im 17. und 18. Jahrhundert auch anderwärts Familiennamen, welche auf die Grafschaft Sponheim bezw. Spanheim als den Heimatsort ihrer Träger zurückweisen. Im Kirchenbuche der Pfarrei Heuchelheim bei Gießen z. B. sind verzeichnet: Johannes Sponheimer, welcher am 26. März 1694 ein Töchterchen taufen ließ, und ein Johann Eberhard Sponheimer, der am 15. April 1717 ebenfalls ein Töchterchen zur Taufe brachte und am 7. Oktober 1767 fast 80 Jahre alt gestorben ist. Diese Eintragungen des Namens Sponheimer im Heuchelheimer Kirchenbuch sind vereinzelt geblieben.

Ferner finden sich in Meyers Konversationslexikon verzeichnet die beiden als Staatsrechtslehrer und Kirchenhistoriker bedeutenden Gebrüder Spanheim, welche in den Jahren 1629 und 1632 in Genf geboren wurden und in Leyden studierten. Ersterer starb 1710 als preußischer Gesandter in London, letzterer als Professor der Theologie in Heidelberg.

Um hier einiges über Belegenheit und Geschichte des Ursprungslandes der Spanheimer bezw. Spamer einzuschieben, so lag die frühere Grafschaft Sponheim zwischen Nahe, Mosel und Rhein, stand unter Pfalzgrafen, war reichsunmittelbar und gehörte zu dem oberrheinischen Kreise. Als Erster seines Geschlechts ist Graf Stephan von Sponheim im Jahre 1075 hervorgetreten. Er nannte sich nach der bei dem Dorfe Sponheim, etwa 12 Kilometer westlich von Kreuznach gelegenen Burg Sponheim und stiftete im Jahre 1101 mit seinem Sohne Meginhard auf dem nahen Feldberg ein Mönchskloster — die Abtei Sponheim. Diese wegen ihres gelehrten Abtes Trithemus ihrer Zeit berühmte Abtei unterstand dem Erzbischof von Mainz und wurde 1124 mit 12 Mönchen der Benediktiner-Abteien St. Alban und St. Jakob bei Mainz besetzt. Nach der Reformation 1565 erfolgte die erste Aufhebung des Klosters.

Indessen später im 30jährigen und dann im orleanischen Kriege wurde das Kloster den Benediktinern wieder eingeräumt und fristete sein Dasein noch bis zur französischen Revolution, in welcher seine Aufhebung erfolgte. — Von Burg Sponheim ist heute nur noch ein mächtiger viereckiger Turm übrig geblieben — einer der ältesten, wenn nicht der älteste und wohl auf die Zeit der Karolinger zurückzuführende Burgbau am Rhein —, der fünf Stockwerk hoch aus einem Trümmerhaufen emporragt. (Schnegans, Geschichte des Nahetals.)