Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/010

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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mit seiner Familie das Obergeschoß. Doch flossen diese zehn, wie auch die ferneren acht Jahre ihres Verbleibens in Burkhards abgesehen nur von Verdrießlichkeiten, welche die öftere Einquartierung französischer Truppen mit sich brachte, glücklich und ohne ernste Sorgen dahin. Drei gesunde Söhne erhöhten das Glück der Eltern. Es wurde ihnen Theodor am 10. Februar 1798, Christian am 2. Februar 1803 und Karl am 3. Februar 1810 geboren. Auch war, nach dem am 16. Februar 1800 in Schotten erfolgten Tode des Vaters Jacob Spamer, dessen Witwe Agnesa Hausgenossin ihrer Kinder in Burkhards. — Förster Schmidt, Amtmann Geist, Schullehrer Schmehl in Burkhards bildeten den engeren, die Pfarrer Schmidt in Herchenhain, Löber in Breungeshain und andere den weiteren Bekannten- und Freundeskreis der Familie. Bei Gesprächen und Solospiel, denen die Frauen als fleißige Spinnerinnen beiwohnten, wurde mancher gesellige Abend verbracht. Doch trug auch die musikalische Begabung des Hausvaters, dem Fertigkeit auf Klavier, Harfe und Flöte zu Gebote stand, oft und viel zur Freude im engeren häuslichen Kreise bei. Es ließen dann der Vater, seine zwei älteren Söhne und Schullehrer Schmehl im Konzert Klavier, zwei Geigen und den Baß (des Sohnes Christian's Teil) erklingen, zuweilen in Begleitung ihrer eigenen Singstimmen, sowie derjenigen der Frau Pfarrin und der mit hohem Sopran begabten Frau Schullehrer Schmehl. — Eine gerne gepflegte Beschäftigung Christian Spamer's war die Wiederinstandsetzung von Uhren, zu welchem Zwecke er sich besonderen Handwerkszeugs bediente. Vielleicht besaß er diese Geschicklichkeit in mechanischen Dingen als ein Erbstück aus der Beschäftigung seiner Vorfahren. — Als der älteste Sohn Theodor konfirmiert war und einen Beruf ergreifen sollte, wünschten seine Eltern, daß derselbe auf der Papiermühle seines Onkels Dornemann in Kesselbach die Papiermacherei erlerne, und ward auch der Anfang hiermit gemacht. Doch konnte Theodor mit dieser Beschäftigung sich durchaus nicht befreunden. Er kam wieder nach Hause zurück und ward nun der Entschluß gefaßt, daß die beiden älteren Söhne studieren sollten. Nachdem zu diesem Behufe der Vater einige Zeit die Söhne im Latein unterrichtet, brachte er sie Ostern 1815 nach Breungeshain in das Institut des Pfarrers Löber. Christian besuchte hier auch die Christenlehre, wurde jedoch Ostern 1816 zu Crainfeld, wohin die Eltern inzwischen als Pfarrleute übergesiedelt waren, konfirmiert. Nach 1 ½ jährigem Verbleib in Breungeshain, also zu Herbst 1816, bezogen die beiden Brüder die Sekunda des Pädagogs zu Gießen. Theodor, weil er fünf Jahre älter war, ward in die erste, Christian in die zweite Ordnung dieser Klasse gesetzt. Zu Ostern 1820 erhielten beide von der Prima zweiter Ordnung ab, auf Grund einer abgelegten Prüfung, das Zeugnis der Reife für die Universität und bezogen diese als studiosi theologiae. — Auch ihrem jüngsten Sohne Karl gewährten die Eltern später die Mittel, sich dem Studium zu widmen.

Mit dem Beziehen der Hochschule seitens ihrer Söhne wurden die geldlichen Opfer der treusorgenden Eltern naturgemäß größer. Ihre einfache und sparsame Lebensweise, wie das unausgesetzte Streben, ihre Vermögenslage zu bessern, hatten sie indes glücklicherweise in den Stand gesetzt, ihren Söhnen dauernd die nötige finanzielle Stütze zu sein. So war, auch als sorgender Familienvater, der Crainfelder Pfarrherr ein nachahmenswertes Beispiel, und wurde er bei dieser Fürsorge in hohem Maße unterstützt von seiner fleißigen und tatkräftigen Gattin. Die Vermögenslage seiner Eltern war eine nur bescheidene gewesen, und wohl allein aus dem Umstande, daß Jacob Spamer das einzige Kind seiner Eltern war, und sich dies bei dem Sohne Christian (nachdem ein Brüderchen Georg frühe gestorben) wiederholte, entfloß die Möglichkeit, daß Jacob Spamer seinem Sohne die Mittel zum Studium hatte gewähren können. In günstigerer Lage befand sich Joh. Konrad Rühl, der Schwiegervater Christian Spamer's, welcher seiner Tochter, außer dem Hausrat, 600 Gulden als Mitgift aussetzen konnte. Auch ist anzunehmen, daß aus dessen Hinterlassenschaft später ein verhältnismäßig erheblicher Vermögenszuwachs für die Familie