Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/042

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Ich nun mit Jedem, der Lust dazu hat,
Sie wandelt auch fort den Genesungspfad.
Mit dieser Hoffnung will ich jetzt schließen,
Und Euch von uns allen recht herzlich grüßen.
Dem Bruder Louis läßt Lina danken,
Daß er so viel Gut's gesendet der Kranken;
Sie habe sich innig darüber gefreut,
Und vergesse es nicht in Ewigkeit.
Lebt wohl! Wie's weiter geht, schreibt Euch spater,
Wenn er's erst selber weiß,
Euer Vater.“

Am 9. Juli 1857 ward, wie die von Vater und Tochter geführten Badejournale berichten, die Reise nach Salzhausen ausgeführt und am folgenden Tage die Trink- und Badekur begonnen. Lina befand sich zuerst auch verhältnismäßig wohl bei ihrer Kur, doch zeigte sich leider schon bald wieder eine Anschwellung ihres einen Knöchels, welche sie schmerzte und auch, nach der am 7. August erfolgten Rückkehr nach Hermannstein, noch bestand. Diese glaubte der Arzt durch Einreibung einer Salbe rasch beseitigen zu können. Es trat aber das Umgekehrte des erhofften Erfolges leider ein: Lina mußte bald, weil sie das Bein nicht mehr gebrauchen konnte, das Bett aufsuchen — um nicht wieder zu gesunden. Nach einem über Jahresfrist geduldig ertragenen Krankenlager ward sie von Gehirnentzündung ergriffen, die ihr das Bewußtsein nahm und am 6. September 1858 das frühe Ende der liebevollen Tochter und Schwester herbeiführte. Ihr irdisches Teil ruht als das letzte, das achte, in der Grabstätte unserer Lieben auf dem Hermannsteiner Friedhofe. In der Darmstädter Zeitung vom 8. September erschien die Anzeige ihres Todes in folgenden Worten:

„Den heute frühe ¼ vor 6 Uhr im 14. Jahre ihres Alters erfolgten Tod meiner guten Tochter Caroline zeige ich meinen auswärtigen Freunden und Bekannten hiermit an.

Hermannstein, am 6. September 1858.
Christian Spamer, Pfarrer.“

Schon im Jahre 1857, nach Verheiratung der ersten Haushälterin, hatte Minchen, die aus der Pension zurückgekehrte nun 16jährige Tochter, die Führung des väterlichen Haushaltes übernommen und es in trefflicher Weise verstanden, den ihr übertragenen Pflichten gerecht zu werden. Gar bald aber wurde das liebliche, frohherzige Pfarrerstöchterchen dem Vaterhause entführt. Am 30. Dezember 1857, auf einem Kasinoballe in Wetzlar, knüpfte sich ein Herzensband zwischen ihr und Julius Kellner, welcher, aus Roßleben in Thüringen stammend, vor nicht langer Zeit ein Tuch- und Bankgeschäft in Wetzlar erworben hatte. Der Vater gab, wenn auch nach Bedenken wegen der Tochter Jugend, dem liebenswürdigen und geachteten Bewerber seine Zustimmung. Die Hochzeit wurde am 17. Oktober 1858 in Hermannstein, und wegen der Trauer um Tochter Lina, in stiller Weise gefeiert.

Die Führung des Haushaltes ward nunmehr einer Frau Pauli übertragen; ihr folgte Fräulein Brauneck und von März 1863 bis 1864 Fräulein Emilie Loeber, letztgenannte die Tochter einer befreundeten Familie. Dem Vater blieb, nach Minchens Heirat, nur mehr sein jüngstes Töchterchen Anna im Hause zurück, und wanderte er mit ihr nun auch oft ins Haus seiner Wetzlarer Kinder, wo sie ein immer mit Freude empfangener Besuch waren. Auch für die Folgezeit und alle Familienglieder bot das gastliche Haus Kellner einen stets lieben und oft besuchten Aufenthalt. — Zu Ostern 1858 hatte Hermann zum Studium bergwissenschaftlicher Fächer die Universität Gießen bezogen, Ludwig besuchte noch das Gymnasium; beide aber