Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/180

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[179]
Nächste Seite>>>
[181]
Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.



An


Dieselbe,


am 21. Juli 1829.


1.
Ein Weibchen, allerliebst und jung,
Elf Tage erst vermählt,
Dem Nichts, als an der Ausstattung
Noch ein Geringes fehlt,
Fängt sanft, wie holde Weibchen pflegen,
Zum Männchen also an zu sprechen:
2.
Leb' wohl, mein Lieber! Wandle bald,
Du weißt, wie ich's begehr',
Die Claus zum heitern Aufenthalt,
Eh' ich zurücke kehr'!
Ich will nur meine sieben Sachen
Zu Hause schnell in Ordnung machen!
3.
Sie zu begleiten geht der Mann
Gern eine Strecke mit;
Ihr folgt sein Blick, so lang er kann,
Nach schon getrenntem Schritt,
Und zärtlich neigt er aus der Ferne
Sich noch vor seinem Liebessterne.
4.
Auch sie blickt öfters nach ihm um
Auf thaubeperlter Flur,
Gar freundlich grüßend, aber stumm,
Dann wendet sie die Spur;
Und als sie seinem Blick entschwindet,
Er Thränen in den Augen findet.
5.
So wandle hin, Du reizend Kind!
Gott stärke Deinen Fuß!
Und mich, daß ich es überwind',
Bis mich der nächste Kuß,
So bald Du wieder kehrst zurücke,
Für die Entbehrung hoch beglücke!
6.
So spricht der Mann, und ruft herbei
Drei Tüncher auf der Stell',
Daß bald das Haus erneuert sei,
Und er sein Liebchen schnell,
Nach dem er brennet vor Verlangen,
In schönern Zimmern mög' empfangen.
7.
Er treibt die Handwerksleute an,
Und ärgert sich nur stets,
Daß er nicht flink sie machen kann;
Allein wie's geht, so geht's:
Sie regen langsam nur die Hände,
Als wollten nimmer sie an's Ende.
8.
Und geht er in Geschäften fort
Ins nahe Preußenland,
So sind sie an demselben Ort,
An welchem er sie fand,
Eh' er von ihnen mußte scheiden.
Man denke sich des Mannes Leiden!
9.
So plagt er sich — wer weiß, wie lang
Noch — mit den Leuten 'rum;
Es macht ihm ihre Trägheit bang,
Und er gäb' Vieles drum,
Wenn sie nur einmal fertig wären,
Und aus dem Hause sich verlören.
10.
Und obendrein noch weiß er nicht,
Wie's um sein Weibchen steht;
Ob Freude strahlt sein Angesicht;
Ob es ihm übel geht;
Elf Tage ist's schon ausgeblieben,
Und hat ihm noch kein Wort geschrieben!