Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/224

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Einst, als allein geblieben
Sie war nur eine Stund',
Hatt sie in Angst getrieben
Ein frecher Vagabund.
Nur dadurch, daß sie sagte,
Ihr Bruder sei im Haus,
Den Kerl sie endlich brachte
Mit Frauenlist hinaus.
Kaum hatte ich vernommen,
Daß dadurch in Gefahr
Sie plötzlich war gekommen,
Daß ich nicht bei ihr war,
So rief ich voll Entsetzen:
„Ach, unschätzbare Perl!
„Wie leicht hätt' auch verletzen
„Dich können dieser Kerl!
„Nun laß' aus diesem Grunde
„Ich nie Dich mehr allein!
„Es soll zu jeder Stunde
„Doch Jemand um Dich sein!
Denn hörte Einer pfeifen,
„Du seist alleine hier,
„So könnte er vergreifen
„Sich mit Gewalt an Dir!
„Gelegenheit macht Diebe,
„Bei welcher mancher stiehlt!
„Und ich hab' meine Liebe
„Nie eif'riger gefühlt!
Ich lief zum Bürgermeister,
Der suchte auch sofort;
Doch fand sich unser Dreister
Schon nicht mehr in dem Ort.
Als einst sie Futter brachte
Am Fenster einem Huhn,
Und auch zugleich bedachte,
Was Spory solle thun,
Lockt': „Spory! Spory! Spory!“
Sie laut statt: Pi! Pi! Pi! —
„Du hast Dich an Cichorie
„Benebelt heute früh!
„Ach, Du confuses Liebchen!“
Rief ich, indem ich's küßt',
„In Deinem Oberstübchen
„Es nicht mehr richtig ist!“
„Ja,“ sprach's, „jetzt magst Du lachen!
„Ich habe es verdient;
„Denn ich mach' wahrlich Sachen,
„Noch schlechter, als ein Kind!
Nachdem wir um die Wette
Uns herzlich abgelacht,
Sprach ich: „Nun aber hätte
„Ich gründlichen Verdacht!“
„Denn Spory hat ja gräulich
„Dir Sinn und Sprach verwirrt!
„Und ich Hab' mich abscheulich
„Bisher in Dir geirrt!
„Ich Narr dacht: Hast ein Weibchen,
„Das liebt Dich ganz allein!
„Das ist ein schuldlos Täubchen,
„Selbst in Gedanken rein!
„Doch nun hab' ich gehöret,
„Daß es auch And're lockt!
„Da bin ich so empöret,
„Daß mir das Herzblut stockt! —“
„Und daß es wieder fließen
„Soll gleich in dieser Stund,“
Sprach sie, „so soll Dir schließen
„Ein Kuß den Lästermund! —“
So hatten wir — wie kläglich! —
Zusammen immer Streit,
Und führten ihn tagtäglich
Aus lauter Einigkeit.
Doch nicht mit purem Lachen
Vertrieben wir die Zeit,
Es ward auch ernsten Sachen
Gar manche Stund' geweiht.
So oft ich sie auch fragte
Im Amte selbst um Rath,
Mir jederzeit behagte
Der angezeigte Pfad.