Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/227

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Mit dunkelbraunen Augen
Und rabenschwarzem Haar,
Das mir und meinem Frauchen
Auch sehr willkommen war.
Und weil wir an ihm fanden
Mit Minchen Aehnlichkeit,
Wir es auch Minchen nannten
Für seine Lebenszeit.
Die Kleine wollte eben
In Kurzem werden groß,
Drum trank sie um ihr Leben
Auch tüchtig darauf los.
Sie ging nicht von der Schenke,
Bis daß dieselbe leer,
Und dann selbst mit Gezänke
Verlangte sie noch mehr.
In einem halben Jahre
Trank sie sich dick und rund,
Und wog bei einem Haare
Schon ihre achtzehn Pfund.
Wenn später wollte wiegen
Ihr Mädchen sie zur Ruh',
Blieb sie wie schlafend liegen,
Und schloß die Augen zu;
Doch kaum ging jenes weiter,
Sie selbst die Wiege schwang,
Und sang dazu so heiter,
Daß es im Zimmer klang.
Auch mußte ich mich setzen
Oft zu ihr auf die Wieg',
Wodurch dann ihr Ergötzen
Noch immer höher stieg.
Im dreiundvierz'ger Jahre
Entstand in Hermannstein
Am zehnten Januare
Ein Spinn- und Singverein.
Die Fräulein Meyer beide,
Der Schulvicar und wir
Genossen große Freude
Bei'm Singen zum Clavier.
Wie sehr indeß erquickte
Uns manche Symphonie,
Weit mehr uns noch entzückte
Die Seelenharmonie.
Bevor Kathinka Meyer
Aus uns'rem Kreise schied,
Ertönte ihr zu Feier
Noch dieß Geburtstagslied:
Herbei! herbei zum Festgesang!
Kathinka Meyer lebe lang!
Heut zählt sie sechsundzwanzig Jahr'!
Sie lebe glücklich immerdar!
Das wünschen wir der holden Braut,
Und singen's aus dem Herzen laut;
Wir schätzen hoch und lieben sie,
Und uns're Liebe stirbet nie!
Lang war uns wohl in ihrer Näh',
Ihr Scheiden wird ein langes Weh';
Den unersetzlichen Verlust
Empfinden wir in tiefer Brust!
Doch keine Klage ziemet heut';
Der Freude sei der Tag geweiht,
Der eine Freundin uns gebracht,
Die uns das Leben froh gemacht!
Wir danken ihr für jede Zeit,
Worin sie unser Herz erfreut!
Gott thu' ihr, wie sie uns gethan,
Auf ihrer ganzen Lebensbahn!
Wir schmeicheln nicht, wir meinen's so.
Und rufen jetzo Alle froh
Und rufen auch in Zukunft noch:
Kathinka Meyer lebe hoch!!!
Indem wir dieses sangen
Mehrstimmig und im Chor,
Der Rührung Thränen drangen
Aus ihrem Aug' hervor. —
Auch wenn mit meinem Frauchen
Ich Hektors Abschied sang,
Oft kaum in feuchten Augen
Die Zähren ich bezwang.