Die Probstei in Wort und Bild/016

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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sehen, welche die Kirche in der „Wisch“ erhielt, „wenn solche daselbst erbaut würde“. Diese von dem Geber gesetzte Bedingung ist erfüllt, und die hier erwähnte Kirche in der Salzenwiese wirklich erbaut worden; denn der Lüb. Bischof Johann verlieh um das Jahr 1251 dem Kloster Preetz Seelsorge nebst Bann und Archidiakonat „in der Wisch und dem anliegenden Walde“, wodurch das Vorhandensein einer Kirche an jenem Orte klärlich vorausgesetzt wird. Auch lebt noch gegenwärtig die gedachte Kirche in der Sage der Probsteier unter dem Namen „Kapelle“. Der dazu gehörige Kirchhof und ein altes Taufbecken wurden bei Anlegung des Wischler Deiches im Jahre 1821 wieder aufgefunden, und die jener Kirche ehemals zugehörigen Ländereien machen unter dem Namen der „Kapellen“ noch jetzt ein Besitztum der Schönberger Kirche aus. Hiernach lag die im Jahre 1216 beabsichtigte Kirche, nächst der Preetzer Pfarrkirche die älteste im ganzen klösterlichen Gebiete, samt der ihr von Albert geschenkten Hufe nordwestlich vom heutigen Dorfe Wisch auf einer Anhöhe in der Salzenwiese, und in geringer Entfernung von der dort ebenfalls befindlichen Hufe „Fernwisch“. Hier haben wir daher auch Marquard's Hufe zu suchen, da ja der Lehnsherr die Hufe des ersten Anbauers der Salzenwiese und die zu erbauende Kirche nicht so gar weit auseinander gelegt haben wird, und da das Urbarmachen der Wiese und des Waldes doch gewiß an einem Punkte, und zwar mit der dem Marquard geschenkten Freihufe selbst, seinen Anfang nehmen mußte, ehe der Anbau sich über das ganze Küstenland verbreiten konnte. Wir irren daher schwerlich, wenn wir Marquard's Hufe wieder zu erkennen vermeinen in der seit beinahe 300 Jahren der Familie Stoltenberg zugehörigen Hufe „Fernwisch“, zumal da diese bei einem bedeutenden Landbesitze - wozu auch ein Teil der Heide am Strande gehört - noch jetzt verhältnismäßig nur geringe Leistungen abzuhalten hat. Hierzu kommt, daß der Ort, wo Marquard's Wohnsitz und die untergegangene Kirche sich befanden, nicht nur den Namen „Wisch“ geführt, sondern auch eine westliche Lage von dem heutigen Dorfe Wisch gehabt haben muß; denn letzteres heißt schon im Jahre1286 bei C. Bocholt „Osterwisch“: setzt also einen früher vorhandenen und westlich belegenen bewohnten Ort, Namens Wisch, ausdrücklich voraus. Dieses alles aber paßt durchaus auf die Gegend, wo wir gegenwärtig Fernwisch und den Kapellenberg finden.

Hiernach begann der erste Anbau der Salzenwiese und der heutigen Probstei im Jahre 1216 in der Nähe von Fernwisch, indem Marquard von Stenwer anfing, die ihm geschenkte Hufe urbar zu machen und hierdurch wahrscheinlich den Grund legte zu dem in der Probsteier Sage so bekannten „Verwellenhofe“, welcher schon innerhalb eines halben Jahrhunderts samt der Kirche vom Meere verschlungen ward. Und weil Marquard zur Ausführung des von ihm übernommenen Geschäfts, die Salzenwiese und den Wald anzubauen, der Arbeiter bedurfte: so wird er aus seinem früheren Wohnorte, also aus Holstein, Leute mitgebracht haben, unter welche er das, jetzt größtenteils vom Barsbeker Binnensee bedeckte, Land zum Anbau verteilte. So entstand im Jahre 1216 oder 1217 in der Probstei das erste Dorf Wisch (Pratum, welches wir zum Unterschiede von dem heutigen Dorfe gleichen Namens „Alt- oder Westerwisch“ nennen können) mit der vorerwähnten Kirche. Ihr Entstehen um 1216 wird schon dadurch im höchsten Grade wahrscheinlich, daß Graf Albert bereits eine Hufe Landes für sie ausgewiesen und hierdurch ihre Erbauung in nahe Aussicht gestellt hatte. Hierzu kommt aber noch eine andere Thatsache, welche uns nötigt, den Ursprung der gedachten Kirche auf Marquard von Stenwer zurückzuführen und also vor das Jahr 1226 zu setzen. Nämlich bis zum Jahre 1231 gehörte sie nicht dem Preetzer Konvente, obgleich dieser seit 1226 die Salzenwiese mit dem Walde besaß; denn Graf Adolf verlieh ihm die Kirche in Wisch nicht, obgleich er ihm Wiese und Wald und sogar die Preetzer Kirche schenkte; ebensowenig erhielt der Konvent die Wischler Kirche vom Bischofe Bertold (starb 1230) geschenkt; sondern erst sein Nachfolger Johann gab sie den Preetzer Nonnen. Aus diesem Umstande folgt notwendig, daß die Kirche in Wisch nicht durch letzteren nach dem Jahre 1226 entstanden ist; denn in diesem Falle