Die Probstei in Wort und Bild/068

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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in welchem Stellen, wie diese: der Satan wandert in der Propste gleichsamb vom Dorf zu Dorf, und weiter: der Satan übt seine Tyranney an Jungen und Alten düchtiglich, und endlich: der Satan sagt nach seiner Unverschämtheit aus den Besessenen, er habe Macht in viel mehr Personen zu fahren, und können keine erlöset werden, bevor die Exekution an den Schuldigen vollstrecket sey. Gott schelte Dich, Satan! hinlängliche, aber bejammernswürdige Aufschlüsse geben, wie der finsterste Aberglaube von Teufelseinwirkung den gemeinen Mann so lange blenden, und so schreckliche Folgen haben konnte.

Man kann diese Akten nicht lesen, ohne auf der einen Seite zu der innigsten Wehmut gerührt zu werden, und es tief zu empfinden, zu welchen Schrecknissen eine durch Vorurteil verderbte Religion führen kann und führen muß, und auf der andern der Vorsehung mit gerührtem Herzen zu danken, daß sie mutige Männer weckte, welche diese Greuel aufdeckten und mit Kraft bekämpften. Ja, wer sollte beim Rückblick auf jene Zeiten nicht gern und freudig bekennen: es ist doch gut, daß nicht alles beim alten bleibt; wer nicht, selbst in unsern verhängnisvollen Zeiten in Vergleichung mit jenen, einen starken Beweis für den so tröstenden Glauben an einen Fortschritt der Menschheit willig anerkennen?

Doch nichts kann wohl stärker, wie von der natürlichen Gutmütigkeit der armen Leute auf der einen, so von ihrer traurigen Unwissenheit und Verblendung auf der anderen Seite, zeugen, als nachstehende Urkunde einer Vereinbarung der Dorfschaft Stakendorf in dieser trüben Zeit, welche in der Schule des Dorfes aufbewahrt ist, und die ich, ohne in der Schreibart und Interpunktion das geringste zu verändern, so, wie ich sie vorgefunden habe, mitteile.

Kund und offenbar und zu wissen geben wir sämmtlichen, als das Dorf Stakendorf, das ganze Bauerlag der Bauervogt benebenst den sämmtlichen Hufnern, Käthnern und Insten. In Summa, Niemand davon ausgeschlossen, aus höchsten. Jammer und Elende, unser Hochvielgebietende Obrigkeit, auch allen und jeden dieses Briefes Ansichtigen unterthänig demüthig zu vernehmen. Demnach in unserm Orte in der Propste daß Hexen und die Zaubere leider Gottes sehr überhand nimmt, indem daß so viel junge Leute bekennen, wie daß sie von Herzen so leichtlich ja so schrecklich zur Zaubere sind verführet worden, daß sies fast selbst nicht wissen, wie sie dabei kommen sind, und auch so viel junge Leute von den leidigen Satan besessen und auch täglich sowohl des Nachts von demselben sehr übel gemartert, gequälet und geplaget werden, welches großes Elend einen Menschen höchlich zu erbarmen ist. Welches schrecklich Wunder vor diesem und bei keines Menschen Lebenszeit auch nicht ist gehöret worden. Als haben wir uns Nabers Große und Kleine in unserm Dorfe Stackendorf deswegen unter einander versprochen und verbunden,dafern auch in unserm Dorf zu solche teuflische Thaten erfunden werden, welches wohl nicht ohnedem ist, daß wir dieselben darinnen nicht leiden noch erdulden wollen, sondern vielmehr anklagen und ganz und gar so viel möglich ist; ausrotten wollen, als daß ein jedweder er sey wer er wolle. Erstlich die Wasserprobe begehen wie von Alters bishero gebrauchlich gewesen und der Schuldige als sein wohlverdientes Lohn empfangen möge, und die Unschuldigen alsdann errettet und beschützet werden mögen, auch denjenigen so solche greuliche thaten daran schuldig mochte zu kommen, sollen sich alsdann für ihr eigen Geld das Wasser probieren und auch daraus richten lassen, er sey dann wer er wolle, niemand darin verschont oder ausgeschlossen, damit das Böse Alles gestrafet und abgethan das Gute aber beschützet und erhalten werden. Und darinnen wollen wir einander so viel möglich behülflich seyn und für einen Mann stehen, dieses ist unser aller Meinung und freye Bewilligung. Auch wer auf diese Meinung und Bewilligung nicht beständig wollte halten sondern vermeinte sich davon auszuschließen, denselben wollen wir sämmtlich für keinen Christen halten, viel weniger darinnen leiden und erdulden. Solches ist unser ganzer Dorfschaft einige Meynung und freywillige Ausgift. Hierauf haben wir sämmtlich das Bauerlag Stackendorf diesen Brief