Die Probstei in Wort und Bild/102

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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halten und deswegen nicht beachten. Seit wir angefangen haben, größere Gärten anzulegen, wird in denselben gewöhnlich die Düngung verschleudert, indem der ganze Garten Jahr aus, Jahr ein, zum wahren Nachteil mehrerer Gewächse, über und über gedüngt wird. Der Garten muß wie das Feld in Schläge geteilt, und nur der Schlag jährlich gedüngt werden, auf dem man Kohl und Krautpflanzen erbauen will. Erbsen und Bohnen gehören in den letzten Schlag. Ebenso könnten wir aus dem Gartenunkraut, dem Abfall von Gartengewächsen in der Küche, Baumlaub u.s.w. einen sehr brauchbaren Mengedünger bereiten, wenn wir sie schichtenweise mit Erde und Stalldung vermengten, und durch wiederholtes Umstechen brauchbar machten. Auch die oft gar nicht benutzte Mistjauche kann aufgefangen, und sehr zweckmäßig zur Verbesserung der Wiesen, auch in trocknen Sommern zum Begießen des Düngers in der Miststelle benutzt werden. Aber hauptsächlich ist Vermehrung des Viehstandes nach meiner Ansicht für diesen Zweck das Wichtigste. Sie würde uns mehrere sichere Erwerbsquellen öffnen, die auch bei geringeren Kornpreisen nicht ganz versiegen; sie würde besonders uns in den Stand setzen, unserm Acker eine erhöhte Fruchtbarkeit zu verschaffen. Damit steht nun eine stärkere Produktion des Viehbedarfs in der genauesten Verbindung. Hierzu würde uns

1. Verbesserung der zum Teil so vernachlässigten Wiesen führen. Ueberrieselung zur rechten Zeit, und wo dieses nicht füglich geschehen kann, Dünger, der für den Acker minder geeignet ist, Abfälle, Auskehricht aus den Häusern, die mit vielem Unkraut vermischte Spreu, Auskehricht aus den Scheunen und Heuböden, würden bei gehöriger Begrabung und Zerstörung des Mooses durch Eggen hier schon wichtige Dienste leisten. Sodann würde

2. Anbau der Brachfrüchte unsern Viehbedarf hinlänglich vermehren, sobald wir dahin gelangt sind, genannten Früchten gehörige Düngung zu geben, und besonders

3. ein zweckmäßiger Fruchtwechsel, in welchem Halm und Hülsenfrüchte so viel möglich mit einander abwechselten, und dem Klee ein früherer Platz zugeteilt würde, uns einen erhöhteren Körnerertrag wie hinlängliches Fütterungsmaterial zu allen Zeiten sichern; endlich würde

4. eine wenigstens partielle Stallfütterung uns in den Stand setzen, alle wichtigen Zwecke einer regulären Landwirtschaft am sichersten und glücklichsten zu erreichen. Ich weiß es, daß dieser Punkt unsern Probsteiern am wenigsten einleuchten wird, und daß alle unsere Leute, besonders die, denen man die spezielle Aufsicht übertragen muß, Vorurteile und Widerwillen dagegen haben. Auch erschwert die entfernte Lage der Felder bei einigen Hufen ihre Einführung allerdings. Allein, wenn sie gleich in früheren Zeiten uns entbehrlicher scheinen mochte, sie ist es bei der jetzigen Beschaffenheit unseres Bodens nicht, sie würde uns in den Stand setzen, den zweckmäßigsten Fruchtwechsel am leichtesten zu beobachten, mehr Vieh auf einen kleineren Flächenraum zu nähren, und diesem zu allen Jahreszeiten eine gleich kräftige wohlschmeckende Nahrung zu geben, auch von dem Miste den besten Gebrauch zu machen. Und eine partielle Stallfütterung des jungen Viehes bis zu Ende des Sommers, da man dann alles weiden kann, hat wahrlich so viele Schwierigkeiten nicht, als man sich einbildet.

Daß wir durch eine vermehrte und verbesserte Schafzucht uns das Material zu unserer Bekleidung zu verschaffen suchen, und uns mehr, als es bisher geschah, auf die Bienenzucht legen müssen, darauf winken uns die Zeitumstände deutlich genug hin, und wohl uns, wenn wir ihre lehrreichen Winke verstehen!

Möge dann die Probstei auch in landwirtschaftlicher Hinsicht ihren alten Ruhm bewahren, ja vermehren, und möge der Druck verhängnisvoller Zeitumstände nie unsere Besonnenheit, nie unsern Mut, nie unsere Kraft schwächen! Nur dann dürfen wir hoffen, sie glücklich zu bestehen – nur dann können wir sie überwinden, und auch aus ihnen bleibenden Gewinn schöpfen.