Goethe als Genealog (Kekule von Stradonitz)/04

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Goethe als Genealog (Kekule von Stradonitz)
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Geschichte wenigstens nicht mehr streitig macht, erscheinen, fände sich nicht bei Goethe hier und da eine Spur, daß er an diesen Dingen nicht achtlos vorübergegangen ist, so fern sie ihm auch gelegen haben mögen.

      Wer hinsichtlich der Wappenkunde aber mehr als Spuren[1] finden zu können vermeinte, würde sich einer Täuschung hingeben. Man übersehe nicht: die Zeit, in der Goethe lebte, wirkte und dachte, war für die Heraldik die Zeit des größten Verfalls. Daß ihn diese Heraldik nicht anzog, kann nicht wundernehmen. Eine Persönlichkeit von so hervorragend künstlerischem Empfinden konnte von der Heraldik jener Zeit nur abgestoßen werden. Und in der Stadt Italiens, in der er Gelegenheit gehabt hätte, gute, ausgezeichnete heraldische Werke der besten Zeit kennen zu lernen, dem ewig schönen Florenz, hat er nur flüchtig geweilt. Anders liegt es hinsichtlich der Genealogie. Die Genealogie hatte zu Goethes Zeit die Epoche ihres größten Verfalls, die Zeit, in der der Spruch aufkommen konnte „mentir comme un généalogiste“, längst hinter sich.

      Schon ein Jahrhundert vor Goethe war die Genealogie, immer in ihrer beschränkten Auffassung als Hülfswissenschaft der Geschichte, doch zur Wissenschaft geworden. Schon ein Rittershusius (Nikolaus, gest. 1670) hatte es erkannt, daß es eine Genealogie nur auf Grund unanfechtbarer urkundlicher Beweise giebt, schon besaß die deutsche genealogische Litteratur des großen Huebner (gest. 1731) gewaltiges Werk. In das Jahr 1768 fällt das, wie Lorenz sagt, „lange unentbehrlichste


  1. Ueber „Goethe als Heraldiker“ ausführlicher zu sprechen, muß ich einem späteren Vortrag vorbehalten.