Herzfeld (Lippetal)/Bauerbuch

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Das Bauerbuch von Herzfeld und die Bauerrichter 1668 – 1883

von Elisabeth Frische, Greven/Westf.


Joseph Herold, der Verfasser des Büchleins „Die tausendjährige Geschichte des Gemeinwesens Herzfeld“, nennt als eine seiner Quellen das „Bauerbuch“, das in über 400 Folioseiten die Protokolle der Dorfbauerschaft Herzfeld enthält. Es reicht vom 10. Oktober 1668 bis zum 23. Dezember 1873. Herold nennt das schmalere Exemplar des Bauerbuches ein „Concept“ des dicken gebundenen Buches, das sich heute im Bistumsarchiv Münster befindet. Nach der Durchsicht beider Exemplare bin ich allerdings der Auffassung, daß es sich bei dem sogenannten „Concept“ um das eigentliche „Bauerbuch“ handelt, das dicke größere Buch schon eine später erfolgte Abschrift des ersten ist.

Die Dorfbauerschaft wurde 1668 aus dem Schultenhof , den Höfen in Jockenhövel und „Ostherzfeld“ gebildet , sowie vielen, jetzt ganz im Dorf gelegenen Höfen oder Kotten.


Das „Bauerbuch“ nennt 34 Beteiligte für das Jahr 1668

Johan Schulte Schlüter Sielmann Drees
Jockenhövel Tollbertke* Kannengeiter* M. Nolte
Wulff, daselbst Kock* Husemann Hockenbecker*
Kolle Sigge* Aldehoff Kersting
Knoop Dinkelmann* Printz* Schomaker
Voß Plate Temper* Wulff*
Kamphus Möser* Johan Hamm* Rüncker
Schmit Jörgen* Gerdes* Bitter
Hülsmann* Severing Post*


Jedes Jahr im Spätherbst oder auch zum Jahresende hin wird bei einem der Genossen „die Bauer gehalten“, eine Versammlung, die vom jeweiligen „Bauerrichter“ einberufen wird. Die Bekanntmachung der Tagesordnung erfolgte wohl meist in der Kirche von der Kanzel aus. Dort erfuhren die Mitglieder auch den Versammlungsort und den Zeitpunkt. Viele Jahre lang fand offenbar die Zusammenkunft am oder im Haus des jeweiligen Bauerrichters statt oder bei einem der Teilnehmer. Später wurde dann fast ausschließlich in einer der Wirtschaften des Dorfes Herzfeld getagt. Es wird auch berichtet, daß die „Bauerglocke“ geläutet wurde, um den Beginn einer solchen Zusammenkunft anzuzeigen.


Unter dem Vorsitz des Schulten und des „Bauerrichters“, meist auch im Beisein des Pfarrers oder eines anderen Geistlichen, wurden die Angelegenheiten der Bauerschaft verhandelt. Dabei ging es um die Festlegung der Pachtgebühr für die Verpachtung von Bauergrundstücken, um Weideangelegenheiten und um Verleihung von Kapital. Daneben spielte die Ausbesserung der Wege, die öffentliche Sicherheit und die Brandvorsorge eine Rolle. Verhandelt wurde auch, wieviel Geld von den „fryen“ einzunehmen sei, wenn sie ihr Vieh auf dem bauerschaftseigenen Weideland grasen ließen. Auch die Besetzung von bestimmten Posten wurde verhandelt, selbst wenn es sich um die Beschäftigung eines Schweinehirten handelte. Ein solcher Posten war auch der des Nachtwächters, für den schon frühzeitig gesorgt wurde. Für die feierliche Ausgestaltung der St. Agatha - Messe war jährlich ein Obulus für den Pfarrer fällig. Der Organist, meist war es der Lehrer, erhielt ebenso ein Entgelt wie der Küster. Zwei Wachskerzen wurden jährlich von der Dorfbauerschaft für die Meßfeier gestiftet.


Dies alles und die Resultate aller Verhandlungen wurden in das „Bauerbuch“ geschrieben, das während der Versammlung zwischen zwei brennenden Kerzen lag. Dadurch erhielt die gesamten Verhandlung einen fast religiös – zeremoniellen Anstrich. Das „Bauerbuch“ selbst, aber auch Dokumente und das eingenommene Pachtgeld sowie die Abzahlung ausgeliehener Kapitalien wurden in einer mit Eisenblech beschlagenen „Bauerkiste“ aufbewahrt.4


Wer konnte nun Mitglied der Bauerschaftsversammlung werden? Offenbar derjenige, der durch Beschluß der „Bauerbrüder“ als neuer Genosse zugelassen wurde, aber auch der, der sich durch ein besonderes äußeres Zeichen die Zustimmung der Genossen sozusagen „erkaufte“. Da „verehrt der Küster im Jahr 1668 eine halbe Tunne bieres und gewinnt damit die Bauer“ und wird dadurch Mitglied.


Bei der jährlichen Bauerschaftsversammlung spielte gutes Essen und Trinken eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es wurde kräftig Bier getrunken und „wittbrodt“ gegessen. Das „Fronenbier“ mußte wohl der Gerichtsfrone liefern, der sich vermutlich auf einem Bauergrundstück angesiedelt hatte und als Entgelt dieses Fronebier jährlich stiften mußte. Diese Bierabgabe werden wohl später alle Nachfolger auf dieser Hausstätte weiter haben leisten müssen, auch wenn sie nicht mehr Amtsinhaber waren. Jedenfalls kamen sogar Frauen und Kinder mit Töpfen und Krügen angelaufen, wenn sie die Bauerglocke läuten hörten, um von diesem Fronenbier einen Teil abzuholen. Häufig langte diese Freibier aber für eine Sitzung nicht aus, so daß „eine andere Tunne gelanget“ werden mußte. An den Kosten für diese mußten sich aber die „Bauerbrüder“ mit je zwei Schillingen beteiligen. Damit konnten auch die Unkosten für die Kerzen gedeckt werden, die für die St. Agatha – Messe bestimmt waren, ein feierliches Hochamt, das an diesem Festtag gelesen wurde. Doch das gemeinsame Essen und Trinken während des „Bauerhaltens“ nahm im Laufe der ersten Jahre solche Formen an, daß schon 1677 folgender Beschluß gefaßt wurde:


„Anno 1677 den 26 octobris als Conrad Croll die bauer gehalten ist generaliter verabschiedet, daß nunmehro die freßerey, wie im vorigen Jahre gantz und zumahlen abgeschaffet seyn und bleiben solte, und ein jeder seine 2 sh. einbehalten und für sich selbst bestimmen möge. Ein zeitlicher Bauerrichter aber soll hinführo schuldig seyn und bleiben, Herrn Pastoren, Kaplan, den Küster und seine Frau , den Organisten und den jungen Bauerrichter auf seine Kosten mit Fleiße zu tractieren ; das Bier aber soll aus bauer mitteln genommen und bezahlet werden.“


Das allgemeine Bauerschaftsfest wurde am Tag der Hl. Agatha begangen. Schon am Vortag wurde es feierlich eingeläutet. Am Festtag selbst wurden zwei feierliche Hochämter vor ausgesetztem Sakrament gehalten. Die beiden Geistlichen der Gemeinde mußten den zahlreichen Gläubigen die Beichte abnehmen, die damals Voraussetzung für den Empfang der Hl. Kommunion war. Die Kirche war für den Festtag besonders geputzt und die Altäre festlich geschmückt. Der Pfarrer, der Küster und der Organist erhielten regelmäßig für die feierliche Durchführung des St. Agatha- Festes einen bestimmten Obulus aus der Bauerkiste. Erst 1918 wurde eine Vereinfachung des Festes eingeführt in der Form, daß statt des ersten Hochamtes am Morgen eine stille Frühmesse gehalten wird. 1886 wird nur noch eine stille „Bauermesse“ gelesen, obwohl man hofft, wieder ein feierliches Hochamt einführen zu können.


Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der ursprüngliche Charakter der Dorfbauerschaft, die ein Verband von Einzelhöfen war, verändert. Man konnte einerseits die Mitgliedschaft in der „Bauer“ erwerben, aber auch immer öfter sich auf ursprünglichem Bauergelände fest ansiedeln. So entstand nach und nach das eigentliche Dorf , das die meisten Bauerschaftsgenossen vollständig in sich einschließt. Urkundlich wird das Dorf Herzfeld um 1597 genannt. Als die Behörde der Gesamtgemeinde bereits die Entwicklung bestimmt, werden dennoch die Bauerschaftsversammlungen weiter durchgeführt, wenn es auch inhaltlich nur noch um die Verpachtung und Verwaltung der alten Bauergrundstücke geht. So wird immer wieder vom „Siegenkofen“6 gesprochen und später auch vom „Idenbrink“, deren Verpachtung den Hauptteil der Gelder ausmacht, die die „Bauerbrüder“ einnehmen.


1873 werden die noch vorhandenen Bauergrundstücke meistbietend verkauft und der Erlös an die 39 Beteiligten der Bauerschaft verteilt. Damit endet eine Jahrhunderte währende Herzfelder Institution.


Im alten „Bauerbuch“ spiegelt sich ein Teil der Dorfgeschichte, ihrer Menschen, ihrer Nöte und ihrer Probleme. Neben den Kirchenbüchern der St. Ida-Kirche ist das „Bauerbuch“ eine wertvolle Fundgrube für Familiennamen und Datierungen.


Wer waren nun die „Bauerrichter“ in diesen zweihundert Jahren seit Beginn dieser „Bauerbrüderschaft“? Welche Namen werden genannt? Welche werden heute kaum mehr bekannt sein? Werde ich auch auf den Namen Frische stoßen? Das waren die Fragen, die mich veranlaßt haben, nach dem Bauerbuch zu suchen, das schon als verschollen angesehen werden mußte.


Bei der Durchsicht des Findbuchs, in dem die Akten und Unterlagen des Pfarrarchivs von St. Ida in Herzfeld aufgelistet sind, nach dem 2.Weltkrieg ins Bistumsarchiv Münster überführt worden sind und seit der Zeit in einer Nebenstelle aufbewahrt werden, entdeckte ich folgenden Eintrag: „Außerkirchliche und politische Angelegenheiten der Gemeinde Herzfeld.“ Dort waren Schriftstücke und Archivalien aufgelistet, die ich dann in einem Karton vorfand, der mir aus der Nebenstelle des Archivs herbeigeschafft wurde. In diesem Karton fand ich das lange gesuchte „Bauerbuch“.7


Unter den Namen der Bauerrichter in den einzelnen Jahren hoffte ich auch auf den Namen Frische zu stoßen. Deshalb listete ich zunächst die Namen der Bauerrichter sowie Datum und Ort der jährlichen Zusammenkunft auf. Anschließend wollte ich die Fakten notieren, die für meine Forschung von Interesse waren, aber auch feststellen, wo genau die Versammlungen stattgefunden haben. Dabei würden sich mir nicht nur manche Probleme der Dorfgemeinschaft erschließen, sondern auch Kenntnisse über die räumliche Struktur des Dorfes Herzfeld.


Versammlungen der Bauerrichter

Datum Bauerrichter Versammlungsort
10.10.1668 Küster (keine Angabe)
08.10.1669 Dinckelman (keine Angabe)
1670 Huseman (keine Angabe)
15.10.1671 Bitter (keine Angabe)
11.10.1672 Plate Plates Behausung
13.10.1673 Völking bei Völking am Flütt
16.10.1674 Christoffer Frische an Schlüters wüstem Haus
17.10.1675 (kein Name) an Schlüters Haus
1676
26.10.1677 Conrad Croll an Crolls Haus
1678 (kein Name) (keine Angabe)
1679 Gerd Ahrns und Joh. Gesecke (keine Angabe)
12.09.1680 Joan Bernd Hanebeck (keine Angabe)
07.10.1681 Wehsel Dreehs (keine Angabe)
16.10.1682 Michel Severing (keine Angabe)
20.10.1683 der Meyersche zu Herzfeld5 (keine Angabe)
16.10.1684 Rüncke (keine Angabe)
16.10.1685 Jockenhövel (keine Angabe)
21.10.1686 Wulff zu Jockenhövel (keine Angabe)
16.10.1687 Gerd Ahrns (keine Angabe)
16.10.1688 Möser (keine Angabe)
18.10.1689 Hans Herm Terböcken (keine Angabe)
11.10.1690 Caspar Wulff (keine Angabe)
15.10.1691 Johan Sigge (keine Angabe)
20.10.1692 Gerdt Schmülling (keine Angabe)
21.10.1693 Temper (keine Angabe)
29.12.1694 Herman Kersting (keine Angabe)
12.10.1695 Sandvohs (keine Angabe)
1696
15.10.1697 „der Kupferschmidt die Bauer gehalten“ (s.o.)
09.11.1698 Wittib Höger (keine Angabe)
18.11.1699 Johan Huseman (keine Angabe)
1700 Peter Bitter bei Ahrens
07.11.1701 Jürgen Frische in/bei seinem Haus
1702 Herman Plate (keine Angabe)
30.10.1703 Steffen Schlüter (keine Angabe)
21.10.1704 Conrad Schulte (keine Angabe)
12.11.1705 Henrich Hockenbecker (keine Angabe)
16.11.1706 Caspar Wiese (keine Angabe)
23.11.1707 Gaudenz Gerding (keine Angabe)
03.12.1708 Caspar Jockenhövel (keine Angabe)
06.11.1709 Arnold Göhschke (keine Angabe)
06.11.1710 Adolph Wulff (keine Angabe)
11.1711 Johan Rüncker (keine Angabe)
23.11.1712 Stephan Severin (keine Angabe)
22.11.1713 Thönies Wehsel (keine Angabe)
1714
14.11.1715 Jürgen Jobst Lange (keine Angabe)
20.10.1716 Anton Wulff (keine Angabe)
10.11.1717 Frans Egon Ostorp (keine Angabe)
28.11.1718 Clemens Sigge (keine Angabe)
16.10.1719 Johan Schmülling (keine Angabe)
21.11.1720 Adam Dietherich Danckelman (keine Angabe)
13.11.1721 Ferdinand Hense (keine Angabe)
18.11.1722 Adam Zurböcken (keine Angabe)
14.11.1723 Dietherich Schulte (keine Angabe)
13.11.1724 Arnold Oremus (keine Angabe)
14.11.1725 Caspar Kersting (keine Angabe)
04.11.1726 Wittib (Jürgen) Temper (keine Angabe)
05.11.1727 Colonus Kolle (keine Angabe)
01.12.1728 Colonus Sandvohs (keine Angabe)
10.11.1729 Colonus Sandknaup (keine Angabe)
06.11.1730 Aldehoff (keine Angabe)
29.10.1731 Bitter (keine Angabe)
27.10.1732 Frische im Dorf Herzfeld
12.10.1733 Plate (keine Angabe)
21.10.1734 Herman Schlüter (keine Angabe)
17.10.1735 Frau Wittib Rengeling (keine Angabe)
15.11.1736 Henrich Hockenbecker (keine Angabe)
19.11.1737 Schulte Herzfeld (keine Angabe)
14.10.1738 Runeke (keine Angabe)
02.11.1739 Jockenhövel (keine Angabe)
15.11.1740 Wulff zu Jockenhövel (keine Angabe)
13.11.1741 Severin (keine Angabe)
27.10.1742 Stephan Dieckman (keine Angabe)
07.11.1743 Henricus Zurheyden (keine Angabe)
23.11.1744 Anton Wulff (keine Angabe)
21.10.1745 Herr Ostorp an Henricus Zurheyden behaußung
07.11.1746 Joan Wehsel an Lubbert Sporkmans behaußung
26.10.1747 Julius Ricke an Siggen behaußung
23.10.1748 Herman Sigge sive Wulff in seiner behaußung
06.11.1749 Caspar Tappe in Siggen behaußung
12.12.1750 Andreas Schmülling in Henrichen Zurheyden behaußung
17.11.1751 Frau Wittib Ostorp in Caspar Mencken behaußung
28.11.1752 Joan Temper für Dankelmans behaußung
15.11.1753 Joan Wessel an Lubbert Sporckmans Haus
21.11.1754 Joan Hansherm Temper, sive Terböcken an Caspar Menckens Haus
21.11.1755 Glasermacher Böckman an der Frauen Wittiben Zurheyden (Haus) gehalten
23.11.1756 Oremus in Frau wittiben Zurheyden behausung
15.11.1757 Wittib Kersting an Lübbert Sporckmans Behausung
23.11.1758 Joan Dietherich Temper an Lubberten Sporckmans Behausung
29.11.1759 Wilhelm Kolle an Sporckmans Behausung
17.11.1760 Herman Vohs Sporckmans Haus
17.11.1761 Sandknaups Sohn für seine Mutter Wittib Knaup an Sporckmans Haus
16.11.1762 Aldehoff an Caspar Mencken Haus
19.11.1763 Caspar Rampelman an Caspar Mencken Haus
06.11.1764 Stephan Dinckelman an Caspar Mencken Haus
21.11.1765 Caspar Huseman an Caspar Mencken behaußung
19.11.1766 Joan Herman Frische an Caspar Menckens Haus
17.11.1767 Herman Plate an Siggen Behausung
22.11.1768 Barthold Schlüter an Siggen Behausung
15.11.1769 Vicebauerrichter Anton Arends namens Herrn Hohoff an Menckens Behausung
13.11.1770 Kötter Hockenbecker an des wirthes Siggen Behaußung
12.11.1771 Anton Arends namens Schulte Herzfeld (wie im Vorjahr)
17.11.1772 Kötter Rüncker (wie im Vorjahr)
22.11.1773 Jockenhövel (wie im Vorjahr)
15.11.1774 Wulf zu Jockenhövel (wie im Vorjahr)
23.11.1775 Severing an Mencken Haus
13.11.1776 Mencke per substitutem Dinckelman an Sporckmans Haus
13.11.1777 Sporckman gt. Becker per substitutem Dinckelman in Küsters Behausung
19.11.1778 Mencke durch Goswin Pauli substitutum in des wirthen Siggen Behausung
11.11.1779 Gerhard Lohsträter namens Hr. Receptor Bischopinck in des wirthen Schulte Behausung
16.11.1780 Goswin Pauli gt. Rath in des wirthen Mencken Behausung
1781
1782
11.11.1783 Wessel in des Wirthen Siggen Hause
18.11.1784 H. Uhle durch Anton Arens in Mencken Hause
17.11.1785 Bauerrichter Sigge durch Anton Arens in Sporckmans Haus
31.11.1786 Bauerrichter Tappe in des Wirthen Küster Bercken Hause
22.11.1787 Bauerrichter Schmülling in des Wirthen Siggen Hause
19.11.1788 Sielman in des wirthen Mencken Hause
19.11.1789 Küster Bercken an der Wirtschaft Sporckman
24.11.1790 Hansherman an der Wirtschaft Küster
03.11.1791 Bauerrichter Glasemacher jetzt Henrich Suerland
21.11.1792 Oremus an der Wirtschaft Küster Bercken
04.12.1793 Kersting an Sporckmans Haus
02.12.1794 Bamberg gt. Temper an Küster Bercken Haus
09.12.1795 Kolle an Küster Bercken Haus
06.12.1796 Sandvoß durch Wilh. Schomacker
11.12.1797 Sandknoop durch Wilh. Schomacker
04.12.1798 Schachtrup durch Wilh. Schomacker
04.12.1799 Alhoff an Küster Bercken Haus
04.12.1800 Frans Rampelman an Küster Bercken Haus
02.11.1801 Dinckelman an Küster Bercken Haus
23.11.1802 Huseman in Siggen Behausung
13.12.1803 Bitter in Küster Bercken Haus
07.12.1804 Frische in Siggen Haus
08.11.1805 Plate in Küster Bercken Haus
1806
16.01.1807 Henricus Plate in des Wirthen Siggen Haus
03.12.1807 Henricus Plate durch Schlüter in Küster Bercken Haus
29.11.1808 Hockenbäcker in Küster Bercken Haus
07.12.1809 Balt. Reismann für Schulte Herzfeld
07.12.1810 (ohne Namensnennung ) (ohne Ortsangabe)
04.12.1811 (s.o.) an der Behausung des Küsters Bercken
10.12.1812 (s.o.) an der Behausung des Wirthes Henrich Wolf
17.12.1813 Severin an der Behausung des Herrn Wirtschafters Berken hieselbst
10.12.1814 (ohne Namensnennung ) an der Behausung des Wirtschafters Wolf
12.12.1815 (s.o.) an der Behausung des Wirtschafters Berken
1816 Bauerrichter Bercken (ohne Ortsangabe)
1817 (ohne Namensnennung ) (s.o.)
07.12.1818 (s.o.) (s.o.)
11.12.1819 Bauerrichter Arns im Haus des Küsters Pöpsel
14.12.1820 (ohne Namensnennung ) in Siggen Haus
11.12.1821 (s.o.) im Hause des Küsters
12.12.1822 (s.o.) im Hause des Gastwirthes Dume gt. Sigge
10.12.1823 (s.o.) beim Küster Pöpsel
22.12.1824 (s.o.) im Haus des Wirthes Duhme
15.12.1825 (s.o.) im Haus des Küsters Pöpsel
14.12.1826 (s.o.) beym Herrn Duhme
13.12.1827 Tierarzt Schlickmann im Haus des Wirthschafters Duhme
18.12.1828 Bauerrichter Pöpsel im Hause des Wirthen H. Duhme
18.12.1829 Bauerrichter Hansherm im Hause des Wirthen H. Duhme
14.12.1830 Surland im Duhmschen Hause
14.12.1831 Oremus im Hause des Wirthes Duhme
14.12.1832 Kersten im Hause des Wirthes Duhme
19.12.1833 Tinte im Hause des Wirthes Duhme
18.12.1834 Kohle im Hause des Wirthes Duhme
17.12.1835 Sandvohs im Hause des Wirthes Duhme
22.12.1836 Sandknop im Haus des Herrn Schwarze
21.12.1837 N. Supe im Haus des Herrn Schwarze
1838 ?
27.12.1839 die Frau Althof im Haus des Gastwirtes Schwarze
17.12.184016 Schmülling im Haus des Herrn Schwarze
16.12.1841 Nordhoff (ohne Angabe)
15.12.1842 Bauerrichter Frische im Hause des Herrn Schwarze
14.12.1843 Plate im Haus des Herrn Schwarze
12.12.1844 (ohne Namensnennung) im Haus des Herrn Schwarze
23.12.1845 (s.o.) im Haus des Herrn Schwarze
10.12.1846 (s.o.) im Haus des Herrn Schwarze
27.11.1847 Grundorff im Haus des Herrn Schwarze
14.12.1848 (ohne Namensnennung) im Haus des Herrn Schwarze
20.12.1849 (s.o.) im Haus des Herrn Schwarze
18.12.1850 (s.o.) beim Gastwirth Schwarze
19.12.1851 (s.o.) beim Gastwirth Schwarze
30.12.1852 (s.o.) beim Gastwirth Schwarze
16.12.1853 (s.o.) beim Gastwirth Schwarze
13.12.1854 (s.o.) beim Gastwirth Schwarze
19.12.1855 (s.o.) beim Gastwirth Schwarze
11.12.1856 Naarmann beim Gastwirth Schwarze
11.12.1857 Weshel beim Gastwirth Schwarze
30.11.1858 Dollmann beim Gastwirth Schwarze
09.12.1859 Gastwirth Schwarze beim Gastwirth Schwarze
21.12.1860 Velling beim Gastwirth Schwarze
16.12.1861 Herold beim Gastwirth Schwarze
09.12.1862 Hildenhagen beim Gastwirth Schwarze
11.12.1863 Sillmann beim Gastwirth Schwarze
05.12.1864 Rüntler beim Gastwirth Schwarze
29.12.1865 Jockenhövel beim Gastwirth Schwarze
20.12.1866 Wulf beim Gastwirth Anton Schwarze
05.12.1867 Schulze Herzfeld beim Gastwirth Anton Schwarze
02.12.1868 Franz Willenbrink Gastwirtschaft H. Willenbrink
10.12.1869 Ludwig Gastwirtschaft Hockenbäcker
06.12.1870 H. Willenbrink Gastwirtschaft H. Willenbrink
19.12.1871 (ohne Namensnennung) Gastwirtschaft H. Willenbrink
12.12.1872 (s.o.) Gastwirtschaft H. Willenbrink
23.12.1873 H. Willenbrink Wohnung des H. Willenbrink


Mit diesem Datum endet offiziell die mehr als zweihundert Jahre alte Geschichte einer frühen Form bäuerlicher Selbstverwaltung. Die letzte Rechnungslegung wird durch den amtierenden Vorstand beglaubigt:

Vorstehende Rechnungslegung von dem Amt. Commishar Josef Herold wird von uns als richtig anerkannt. Herzfeld, 23.Decebr. 1873

Der Vorstand

A. Schulte Herzfeld

Pöpsel

Die Bauergrundstücke, die bisher zu unterschiedlicher Nutzung verpachtet wurden, werden an verschiedene Interessenten verkauft. Der Erlös wird zu gleichen Teilen an die „Bauerbrüder“ verteilt. Darüber wird im Bauerbuch das nachfolgende Protokoll schriftlich vermerkt:


„Die vorstehend bezeichneten Grundstücke der Dorfbauerschaft Herzfeld wurden am 30. Juny 1873 durch Beschluß sämmtlicher Interessenten öffentlich meistbiethend verkauft und den Erlöß nach Abzug der Kosten und Auslagen einem jeden Interessenten mit fünfundneunzig Thaler eilf Silbergroschen sieben Pfennig gegen Quittung bar und richtig ausgezahlt. /: laut Quittungen:/ das unter N° 12 aufgeführte Plätzchen bei Tinten konnte wegen des Protestes vorläufig nicht erledigt werden und wurde in nachstehender Weise weiter verpachtet mit der Bestimmung, daß das jährlich zu zahlende Pachtgeld mit vier pro Cent zum Capital erhoben zu Zeit der Auflassung im Grundbuch den Kaufpreiß für die Parzelle bilden sollte.

Herzfeld, den 30. Decbr.1874

Josef Herold, Auctions Commishar“


Die Eigentümer, Grundbuchamt Beckum Nr.4

Nachstehend aufgeführte Interessenten sind vom Gericht als wirkliche Eigenthümer anerkannt. Sie werdesn hierdurch benachrichtigt, daß im Grundbuche der Gemeinde Herzfeld Bd.V. Blatt 16 folgende Eintragung bemerkt ist:

  • Titel:
    • Flur A Nr. 132.134. 486/145 b.182.288.187.45
    • Flur B Nr. 96.97
    • Abthg.I
    • Name des Eigenthümers:


Die nachbenannten Interessenten der Dorfbauerschaftsgrundstücke zu Herzfeld, nämlich:

  • Heinrich Pöpsel
  • Heinrich Willenbrink, und zwar ein jeder zu 2/39 Antheil, ferner:
  • Al. Niehaus gnt. Schulze Herzfeld zu Herzfeld
  • Hermann Gröne
  • Heinrich Stricker
  • Hermann Wulf
  • Fr. Schwinde
  • Hermann Sandknop
  • Gertrud Schlenke
  • Joseph Goebel
  • Stephan Wessel
  • Joseph Menke
  • Hermann Vogelsang
  • Hermann Schlüppner
  • Fritz Dollmann
  • Christ. Ludwig
  • Fritz Frische
  • Franz Tinte
  • Fritz Hansherm
  • Joseph Kerkhof
  • Hölkemann gnt. Rünker
  • Christian Hunke
  • Franz Tilli
  • Heinrich Hildenhagen
  • Joseph Herold
  • Anton Bitter
  • Franz Willenbrink
  • Fr. Hölscher
  • Fr.W. Jockenhövel
  • Engelbert Knierbein
  • Theodor Lipps
  • Franz Römer
  • Philipp Gärtner
  • Wittwe Bernard Lienkamp
  • J. H. Schwinde
  • Bernard Sandvoss
  • Peter Kohle

und zwar ein Jeder zu 1/39 Antheil.

Beckum, d. 7:July 1874 Königl. Grundbuch=Amt.

gez . (Unterschrift)

gez. (Unterschrift)

gez. Ortmann

An den Auctions – Commissar
Herrn Joseph Herold
zu Herzfeld




Ein Christoffer Frische ist 1674 Bauerrichter und hält die Versammlung am leerstehenden Haus von Schlüters ab. Im Bauerbuch wird von einem „wüsten Haus“ gesprochen. 1648 ist der Dreißigjährige Krieg mit dem Frieden von Münster und Osnabrück zu Ende gegangen. Zwanzig Jahre später bilden die Herzfelder Dorfbauern eine Bauerschaft, deren Jahresfest am St. Agatha – Tag feierlich begangen wurde.


Bei der Gründung der Dorfbauerschaft wird der Name Frische noch nicht genannt. In den Kirchenbüchern steht, daß am 4. September 1674 Christoffer Frische eine Margaretha Gröne24 heiratet. Ihr erstes Kind, ein Knäblein, wird ein Jahr später geboren und am 24.September 1675 auf den Namen Conrad getauft. Wieder drei Wochen später, am 16. Oktober, leitet der junge Vater die Bauerversammlung. Vielleicht konnten nur Familienväter dieses Amt übernehmen. Christoffer Frische war es kürzlich geworden und hielt auf diese Weise Einzug in die Gemeinschaft der „Bauerbrüder“.




Der Name Frische im Bauerbuch

Folgende Aufstellung zeigt, wo und wann der Name Frische im Bauerbuch auftaucht:

  • 1668  -   Am 10. Oktober 1668 wird die 1. Bauer(schaftsversammlung) gehalten, an der jeder zwey Schillinge als Erstliches einzahlt.(S.2)
  • 1674  -   Anno 1674 dem 16. october Christoffer frische weiter auf Schlüters noch zur Zeit nirmand wohnhaftig, die Bauer gehalten und dero Zeith... (S.10)
  • 1697  -   wird ein Jürgen Frische als Mitzeuge eines mit der Witwe Jürgen Temper geschlossenen Pachtvertrages genannt.(S. 44)
  • 1699  -   Hier wird im unteren Teil des Protokolls frische erwähnt. (S.48)
  • 1700  -   Jürgen Frische erhält aus der Bauerkasse ein Darlehen von 5 Reichstalern. (S.49)
  • 1701  -   Am 7. Nov. 1701 hält Jürgen Frische das Bauerhalten an seinem Hause ab und nimmt als der diesjährige Vorsitzende die Pachtgelder in Empfang. Er selber muß die fällige Abzahlung auf das Darlehen abführen und zwar 3 silbergroschen 6 Pfennig. Er muß aber ein weiteres Darlehen von 5 Reichstalern aufnehmen. Deshalb wird im Bauerbuch protokolliert: Jürgen Frische mit belieben der Bauerbrüther muß jährlich pension zugezählet 5 rth. Dieser Jürgen ist itzo 10 rth. schüldig.(S.51)
  • 1702  -   Jürgen Frische zahlt von dem zunächst geliehenem Geld 3 sh.(S.53)
  • 1703  -   Jürgen Frische zahlt von 10 Reichstalern 14 sh. zurück . (S.54) Weiter heißt es: Austehende Capitalia- Jürgen Frische 10 rth. (S.56)
  • 1704  -   Jürgen Frische von 10 rth. current   -  14 sh. (S.57)
  • 1705  -   Jürgen Frische von 10 rth. current   -  14 sh. (S.59)
  • 1706  -   Jürgen Frische von 10 rth. current   -  14 sh. (S.61)
  • 1707  -   Jürgen Frische von 10 rth. current   -  14 sh. (S.64)
  • 1708  -   Jürgen Frische von 10 rth. current   -  14 sh. (S.65)
  • 1709  -   Jürgen Frische von 10 rth. current   -  14 sh. (S.67)
  • 1710  -   Jürgen Frische von 10 rth. current   -  14 sh. (S.69)
  • 1711  -   Jürgen Frische von 10 rth. current   -  14 sh. (S.71)
  • 1712  -   Jürgen Frische von 10 rth. current   -  14 sh. (S.73). Das Darlehen ist in Raten, verteilt auf 10 Jahre jetzt abgezahlt.
  • 1717  -   Eine wittib Happe erhält etwas von Jürgen Frische (S.81)
  • 1718  -   dito (S.83)
  • 1728  -   Außgabe pro anno 1728: (u.a.) Herman frische vor döhren umb die widden im Ziegenkorf zu binden 3 sh. Herman Frische erhält als Arbeitslohn 3 Schilling aus der Bauerkiste, weil er um die Weide im „Ziegenkorb“, ein Flurname, Weißdorngestrüpp als Umzäunung angebracht hat. (S.104)
  • 1732  -  Eodem 1732 27. 8bris ist dankelman und frische nach dem H. Rentmeister Bereskenhöer gewesen und erfragt ob er wölte dem dorff Herzfeld by alter Pohsehsion laßen oder nicht, hat aber selbiger antworth gegeben: er hätte 12 Kühe zu treiben, was aber die einlieger des Dorfes betrifft, könnten sie die bauerbrüther zahlen lassen.(S.110). Und weiter: Anno 1732 27. 8bris hat Frische im dorff Hertzfeld das baur halten im dorf Hertzfeld gehabt und zum Empfang gebracht:-es folgt nun die Liste derer, die Zahlungen zu leisten haben. (S. 111)
  • 1770  -   Hier tauchen die Unterschriften der Dorfbauern auf und zwar auf der letzten Seite der Urfassung des Bauerbuches. Manche der Unterzeichner begnügen sich noch mit einem Kreuzchen, Joan Herman Frische kann offenbar etwas schreiben, das sieht dann so aus: frishr in nahmen dorfbauhr. In der Abschrift des Bauerbuches wird die Unterschrift dann so eingetragen: Frische in Namen der bauer. (S.190)
  • 1804  -   Anno 1804, 7.Dezember ist das Bauerhalten praevia publicatione intras Siggen hauße bringen(?) gemäß gewöhnlicher Maßen abgehalten, infort der Bauerrichter Frische zum Empfang gebracht wie folgt:..hier folgen wieder Einnahmen und Ausgaben für das vergangene Jahr. (S.273)
  • 1812  -   Hier wird notiert, daß dem fried. Frische für Verbeßerung des ihm bey der Vertheilung der hintersten Heide versprochene Vergüthung 2 Rth. gezahlt wird. (S.291)
  • 1813  -   Unter den Käufern von Ringelholz war in diesem Jahr auch ein Frische, der 1 rc. und 12 mg dafür zahlen sollte. Er konnte aber nicht zahlen, deshalb wird protokolliert:- da Frische in Termino nicht zahlen konnte, so wurde einstimmig beschloßen, diese 1 rc. 12 mg. aus der Kiste zu nehmen, und versprach Frische seine Quote innerhalb 8 Tagen ad Plenum(?) zu erlegen. (S.194)
  • 1814  -   In diesem Jahr ist vermerkt: restirt pro 1814: daß frische die in der Anlage vom 17.10-ber (=Dezember) v. J. bemerkte 1 rc. 12mg. bezahlt hat. (S.295)
  • 1842  -   Unter „Ausgaben“ heißt es hier: dem angehenden Bauerrichter Frische   -  1 sh. (S.365)
  • 1843  -   Ebenso unter „Ausgaben“ steht hier: der abgehende Bauerrichter Frische zahlte den Bauerthaler, welcher in 4 gleiche Theile vertheilt wird. (S.365)
  • 1856  -   Frische pachtet den „Idenbrink“ (=Flurname) für jährlich 4 rth. 20 Silbergroschen. (S.389)
  • 1857  -   Er entrichtet an die Bauerschaft die o.a. Pachtsumme und tut das in all den Jahren bis 1866.
  • 1867  -   pachtet Frische den Idenbrink bis 1873, muß aber jetzt als jährliche Pacht 5 rth. 10 Sg. entrichten.
  • 1873  -   werden die Bauergrundstücke verkauft und der Erlös zu gleichen Teilen an die 39 Bauerschaftsmitglieder verteilt. Jeder erhält die Summe von 95 rth. 11 Sg. und 7 Pfg., auch Fritz Frische.