Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/067

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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      Provinzial heißt alles, was sich auf eine Provinz oder Abtheilung des Landes bezieht. Es giebt ein Garde-Corps und es giebt Provinzial-Armee-Corps, Garde-Landwehr und Provinzial-Landwehr und König Wilhelm hat in der Armee die Provinzial-Benennungen der Regimenter wieder hergestellt, wie sie vor 1813 waren. Es giebt daher Ostpreußische, Westpreußische, Pommersche, Brandenburgische, Posensche, Schlesische, Oberschlesische, Niederschlesische, Magdeburgische, Thüringische, Westphälische, Rheinische, Hannoversche, Schleswig-Holsteinische, Hessische, Nassauische und Hanseatische Regimenter, auch ein Ostfriesisches, ein Anhaltisches und ein Hohenzollernsches Infanterie-, sowie ein Litthauisches, ein Neumärkisches und ein Kurmärkisches, zwei Mecklenburgische und ein Oldenburgisches Dragoner-Regiment, endlich ein Altmärkisches Ulanen-Regiment, welche demnach sämmtlich Preußische Provinzial-Namen oder Namen Norddeutscher Bundesstaaten führen.

      Telegraphie, heißt wörtlich nach den griechischen Ursprungswörten: die Fernschreiberei oder das Weithinnachrichtgeben. Früher geschah das durch sichtbare Zeichen; seit der Erfindung der elektrischen Telegraphen aber durch Dräthe, deren Einrichtung und Gebrauch ja jetzt auch jedem Soldaten bekannt ist. Wie es nichts in der Welt giebt, was nicht auf irgend eine Weise auch im Kriege und zum Kriegführen dienen kann, so hat man auch die Telegraphen für den Gebrauch der Armeen angewendet und besondere Truppen-Abtheilungen formirt, welche ausschließlich auf die Bedienung der Telegraphen eingeübt werden. Die Telegraphen-Abtheilung hat Wagen, Drath- und Stangen-Vorräthe, versteht sich auf Aufstellung von Telegraphenlinien und folgt gewöhnlich dem Hauptquartier des commandirenden Generals, um dasselbe sogleich mit den Truppen oder mit dem stehenden Telegraphen der Eisenbahn in Verbindung zu bringen. Die Mannschaften der Telegraphen-Abtheilung tragen, wie schon Seite 50 bemerkt, ein T auf den Achselklappen.

      Revue -- sprich: Rewüh __ von dem französischen Wort revoir, wiedersehen, durchsehen, heißt: eine Musterung, eine Heerschau, eine Waffenschau. Wenn ein Truppentheil die Revue passirt so heißt das: er wird besichtigt oder gemustert, und wenn Seine Majestät der König eine Revue über ein oder mehrere Armee-Corps abhält, so nennt man das in der Preußischen Armee eine Königs-Revue, wie sie gewöhnlich und schon seit mehr als 100 Jahren immer zu Anfang des Herbstes abgehalten zu werden pflegt. Bei einer solchen Königs-Revue sieht sich Seine Majestät Alles selbst und ganz genau an, um die Kriegstüchtigkeit und Kriegsbereitschaft derjenigen Armee-Corps, die gerade an der Reihe sind, zu beurtheilen. Sie werden durch Uebungen in Regimentern, in Brigaden uund Divisionen vorbereitet und endigen gewöhnlich mit Feld-Manövern zweier Armee-Corps gegen einander, Bivouacqs und weiteren Märschen; sind darum auch das vollkommenste Bild vom Kriege selbst.

      Gala, Pracht, Aufwand, Schmuck, Festkleidung, Prachtfest oder Prachtanzug. Der Soldat erscheint in Parade, die Herren Offiziere aber bei Hoffestlichkeiten in Gala, das heißt in ihren besten Uniformen, mit jedem Schmuck, den sie zu tragen berechtigt sind, und mit weißen Beinkleidern. Jede Waffengattung hat ihren besonderen Gala-Anzug für die Herren Offiziere, der sich besonders bei der Cavallerie durch die Farbe und den Besatz dder Beinkleider auszeichnet. die dunkelgrauen Beinkleider werden nie zur Gala getragen. Bei Unteroffizieren und Soldaten gebraucht man das Wort Gala nicht, sondern sagt dafür: im Parade-Anzug.

      Koller wird bei den Kürassieren der Waffenrock genannt, wie Attila bei den Husaren und Ulanka bei den Ulanen. Koller ist ein altes deutsches Wort und wurde das Kleidungsstück, welches die Ritter unter ihrer schweren Rüstung trugen, so genannt.

      Pallasch heißt das lange gerade. mit einem Handkorbe versehene, zum Hauen