Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/112

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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von Truppen, bei welcher sie dem jedesmaligen besonderen Zweck gemäß, nach den dafür gegebenen Vorschriften angekleidet, bewaffnet und ausgerüstet erscheint, ist eine Parade, gleichviel ob dies eine Wachtparade zum Zweck der Besichtigung ist, ob die Mannschaften allen Anforderungen des Wachtdienstes ensprechen, -- oder eine Kirchenparade, welche an Sonn- und Feiertagen nach dem Kirchgang abgehalten wird, -- oder eine Rekrutenparade, die noch vor dem Einstellen der Ersatzmannschaften in die Compagnie stattfindet, und auch wohl Rekrutenball genannt wird, oder eine große Parade, welche über Regimenter, Brigaden, Divisionen und ganze Armee-Corps abgehalten wird, wenn eine bestimmte Ausbildungs- und Uebungs-Periode vorüber ist. Bei der Parade und der Vorbereitung dazu, wird alles geprüft, ob es kriegstüchtig ist, deshalb werden die besten Anzüge genommen, der bequeme und zweckmäßige Sitz, sowie die Haltbarkeit derselben untersucht, -- die Waffen und die Ausrüstung in den besten Stand für den sofortigen Gebrauch gesetzt, und Haltung, Bewegung und Geschicklichkeit des Mannes, so wie die Gleichmäßigkeit der Ausbildung im Ganzen beurtheilt. Bei der Parade läßt sich ebensowohl erkennen, ob ein Gewehr-Riemen schadhaft, oder ob Appell in der Truppe ist, darum wird auch Alles sorgsam dafür vorbereitet, um dem hohen und höchsten Vorgesetzten zu zeigen, wie weit er sich auf eine Truppe verlassen kann. Die Parade soll jede Truppen-Abtheilung nach allen Richtungen hin im besten Lichte erscheinen lassen, und bei keiner Gelegenheit läßt sich Fühlung, Tempo, Appell, Geschlossenheit, Beweglichkeit und jede nothwendige Eigenschaft einer guten Truppe besser beurtheilen, als bei einer großen Parade. Deshalb wird sie auch mit so viel Feierlichkeit und mit allem Prunk umgeben, den militärische Verhältnisse überhaupt gewähren. In der Preußischen Armee schließen die Frühjahrsparaden gewöhnlich die Ausbildung der Ersatzmannschaften nach ihrer Einstellung in das Bataillon und die Herbstparaden die Ausbildung größerer Truppentheile im Felddienst, Schießfertigkeit und Wachtdienst. Die Parade besteht aus zwei Theilen; Der Aufstellung und dem Vorbeimarsch; die erste gewöhnlich in Linie, bei großen Truppenmassen auch in Colonne; die zweite in geöffneten und geschlossenen Colonnen, in verschiedener Gangart und mit verschiedener Haltung des Gewehrs. Bei der Aufstellung werden die Honneurs durch Präsentiren, Salutiren mit der Fahne und den Degen der Offiziere und unter der dafür vorgeschriebenen Musik gemacht.

      Gruppe, ein Deutsch gewordenes Italienisches und Französisches Wort(groupe, gruppo], nach militärischen Begriffen ein kleiner Haufen von Soldaten, die abgesondert von ihrem Verhältniß zur Compagnie oder zum Bataillon sich zur Vertheidigung oder zum Angriff selbst zusammenfinden oder zusammengestellt werden, besonders beim zerstreuten Gefecht, also beim Tiraillieren. Sonst heißt Gruppe eine Zusammenstellung gleichartiger oder verschiededenartiger Dinge oder Personen zu einem bestimmten Zweck.

      Uniform, wörtlich: einförmig, gleichförmig, und da die Soldatentracht seit zwei Jahrhunderten eine in den verschiedenen Waffengattungen und Chargen ganz gleichförmige ist, so wird die militairische Kleidung überhaupt Uniform genannt, gewöhnlich auch nur für den Waffenrock, den Koller, die Attila und die Ulanka gebraucht, obgleich Alles, was dem Soldaten als Kleidung dient, mit zur Uniform , das heißt zur Gleichförmigkeit gehört. Die Nothwendigkeit, sofort zu erkennen, von welcher Waffengattung und in dieser, von welchem Truppentheil ein Soldat ist, oder in welcher Charge er steht, hat zu den verschiedensten Formen, Unterscheidungezeichen und auch Verzierungen geführt, die indessen immer in der Verwendung der Soldaten für einen Gefechtszweck, oder in der Eigenart ihrer Waffen und deren Bestimmung ihren Grund haben, worüber in den Abschnitt über Uniformen mehr gesagt werden wird.