Mitteilungen aus der Geschichte von Rüppurr/036

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Mitteilungen aus der Geschichte von Rüppurr
Inhalt
Diese Seite im E-Book
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[035]
Nächste Seite>>>
[037]
Rueppurr-Geschichte-Mayer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.



sei nichts mehr zu bessern, aber hoffentlich an der kommenden. Das ganze Dorf bestand ehedem nur aus 14 Höfen, die zusammen ca. 386 Morgen Acker und 140 Morgen Wiesen besaßen und wenn man auf jeden Hof 20 Menschen rechnet, konnte man bequem leben, aber jetzt sind aus jenen 14 Höfen 103 Häuser und Höfe geworden, die über 519 Menschen zählen, von denen vielleicht 10 Familien ihr Brot bauen, die andern sind beständig im Taglohn. Er zählt die einzelnen Familien sorgfältig auf. Diese haben 12 Wallachen, 85 Stuten, 27 Fohlen, 4 Ochsen, 146 Kühe, 81 Kälber, 392 Schweine, 2 Ziegen, dazu viele Schulden, deren Zins die Hälfte oder ein Drittel ihres Einkommens raubt. Es sind nur 12 Familien, die für das ganze Jahr ihr Brot bauen, d. h. 10 und mehr Morgen Güter besitzen, es sind 26 Familien, die nur 6–8 Morgen besitzen und für 7–8 Monate bauen, dabei jede eine Schuld von ungefähr 500 fl habe; 13 Familien haben nur 4–6 Morgen und dazu 4–500 fl Schulden, 50 Familien, von denen die geringste ¼ Morgen, die reichste 3½ Morgen Güter habe und jede ist 2–300 fl schuldig, und bauen nicht für drei Monate Brot. 13 Familien haben gar keine Güter und ernähren sich bloß vom Taglohn.

      Die Einwohnerschaft macht bei ihrem großen Viehstand kaum die Hälfte ihres Heues; es sind 355 Stück Vieh; auf den Kopf nur 30 Zentner Heu gibt 10 650 Zentner; sie bekommt aber von 140 Morgen ä 40 Zentner nur 5620 Zentner. Deshalb treiben sie ihr Vieh auf alle möglichen Plätze, bei Tag und Nacht in die rings um das Dorf liegenden Wälder. Herrschaftliche Wiesen, Acker und Klee werden abgeweidet.

      Aber warum halten sie so viel Vieh? Durch das Taglöhnern verdienen sie nicht so viel als sie brauchen. Fabriken sind keine da, durch die sie Verdienst bekommen, das Spinnen wirft wenig ab und dann ist nicht immer jemand da, der ihnen damit zu verdienen gibt. Keiner gönnt dem anderen etwas, daher wird bei Versteigerungen alles auf das Höchste getrieben und zuletzt muß ihnen dann doch nachgelassen werden, weil sie nichts haben.

      Jetzt ist es die höchste Zeit dem Untergang des Dorfes zu steuern. Die Kinder kommen nicht in die Schule, sie müssen verdienen helfen. Dem Mangel wäre abzuhelfen durch Abtretung des Kammergutes an die Gemeinde, so daß die einzelnen Familien, der Anzahl der Familienmitglieder entsprechend, eine Anzahl Morgen in billige Pacht bekämen. – Aus dem Plan wurde natürlich nichts, aus naheliegenden Gründen.

      Wohl aber wurde von dem Markgrafen viel zur Hebung des Dorfes getan. 1754 wurden der Krapp-Bau-Kompagnie 25½ Morgen Acker vom Gut auf sechs Jahre verpachtet, à 3 fl. 45 Kr.; wegen des