Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/082

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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und Circiganer sich von der Verbindung mit den Tollensern und Rethraviern trennten, weil letztere, die den Haupttempel zu Rethra hatten, eine Oberherrschaft über erstere ausüben wollten, die nun ein eignes Heiligthum gründeten. Ein vorzügliches National-Heiligthum war aber auf der Insel Rügen der Tempel des Swantewit, dessen Namen man durch heiliges Licht erklärt,[1] und wohin alle Slavischen Völker (das will doch wohl nur sagen die Nordslavischen) Geschenke gebracht haben sollen. Demnächst hatten kleinere Landesbezirke ihre besonderen Heiligthümer, vermuthlich jede Landschaft, wobei indessen nicht gerade daran zu denken ist, daß so viel verschiedene Götter als Landschaften gewesen, denn manche Gottheit ward an mehreren Orten verehrt, z. B. der Radegast, welcher zu Rethra der Hauptgötze war, genoß auch an manchen andern Orten Verehrung, wie aus dem mehrfach wiederkehrenden Ortsnamen Radegast zu schließen ist. Es war wohl damit ähnlich wie nachher mit der Heiligenverehrung in der Katholischen Kirche, wo an einzelnen Orten und für einzelne Gegenden z.B. Maria, für andere Nicolaus oder Petrus u. s. w. als besonders schützend galten und verehrt wurden. So nennt uns Helmold den Prove als Gott des Landes Oldenburg in Wagrien, Siwa als die Göttin der Polaber, Radegast als den Gott des Obotritenlandes. Ferner erwähnt er eines Götzenbildes zu Plön, Podaga genannt, hinzufügend sie hätten überhaupt viele Götter unter mannigfaltigen Abbildungen, Götter der Wälder und Felder, der Freude und Traurigkeit. Neuerlich ist noch für Segeberg ein Gott Boyperd nachgewiesen.[2] Die Bedeutung dieser Götter anzugeben hält aber schwer. Bezeichnet, wie vorhin erwähnt, Boj Krieg, so möchte Boyperd als ein Kriegsgott gelten. Auf die Bedeutung anderer Götzen hat man aus den Bildern derselben schließen wollen, allein mit diesen Abbildungen, die meistens aus der


  1. Die alte Sage, deren schon Helmold (p. 21 und 235) erwähnt, Corbeiische Mönche hätten auf Rügen das Christentum und die Verehrung ihres Patrons Sct. Vitus eingeführt, dessen Name denn in Swantewit verändert, und er als ein Götze angebetet worden sei, entbehrt gewiß jedes haltbaren Grundes und schmeckt sehr nach einer Mönchsfabel.
  2. Von Dr. Leverkus in den Nordalbingischen Studien 2. Band, S. 1—6, nach einem Auszug aus einer Slavischen Chronik.