Schnadt (Familienname)

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Herkunft und Bedeutung

Sehr wahrscheinlich ein Familienname, der auf eine Wohnstättenbezeichnung zurückgeht.

Siehe auch Schnade.

I. Friedrich Kluge erklärt in seinem Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache:

Schnat = Spur eines Schnittes, Wundmal, Durchhau, Grenze im Forst.

Die germanische Wurzel "snahd": einschneiden, schnitzen, hat außergermanisch Vertreter nur im keltischen, z.B. irisch "snass": Schnitt, Hieb und kymrisch "naddu": Schneide, "neddyf": Krummaxt.


II. Johann Georg Krünitz schreibt in seiner "Oekonomischen Encyklopädie"[1], einem 1773 bis 1858 entstandenem Werk und eine der wichtigsten deutschsprachigen wissenschaftsgeschichtlichen Quellen für die Zeit des Wandels zur Industriegesellschaftt:

  • In Schlesien bedeutet Schnate ein "Reis".
Aus Schnaten werden Bäume.
Dein Stammbaum schlage täglich aus,
Bis einst die Nachwelt Schnaten bricht,
Und um der Enkel Kronen flicht.
  • Die Grenze, eine in Ober- und Niederdeutschland sehr gangbare Bedeutung, wo es im Oberdeutschen auch Schnait, Schneid, und im Niedersächsischen auch Snaat und Snede bedeutet. Die Schnait oder Schnat begehen, die Gränze. Die Heimschnat ist daher in Westphalen die Gränze einer Dorfflur, die Flurgränze. Nach Adelung's Vermuthung soll es möglich seyn, daß in der letzteren Bedeutung, vorzüglich auf die zur Bezeichnung der Gränze in die Gränzbäume, Pfähle oder Steine geschnittene Zeichen gesehen wird. ...


III. Mehr zur Wortbedeutung Schnat findet sich sehr detailliert im Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm [2]. Dieses soll hier nur kurz und summarisch wiedergegeben werden, da es sich im wesentlichen mit den obigen Aussagen deckt. Je nach regionalem Vorkommen des Familiennamens in der Vergangenheit, ergeben sich bei Grimm[2], gute Ansatzpunkte für eine tiefere Forschung:

Schnat, Schnatte, f.

  • Strieme, Schmarre, Schnittwunde, Wundmal, mittehochdeutsch: snate, snatte; auch Streich von Schlägen, Narbe, Schnittwunde. Man ist geneigt, das Wort in etymologischen Zusammenhang mit schneiden zu bringen.
  • Halm, Reis, Rispe
    • schnade, f. = ein Haferhalm oder Stengel, oder vielmehr der Haferstrauß;
    • schnat, schnate, f. = Reis (als schlesisch bezeichnet);
    • schnat, f. (mit dumpfem a) junger Zweig, kürzlich aufgeschossener Keim, Pfropfschnat, Propfreis, Setzreis, Setzling
  • schnat, schnate, f. = Grenze, als in Ober- und Niederdeutschland sehr verbreitet; als Nebenform zu schnait erwähnt;
    • snâd, durch den Wald gehauener Durchgang, Grenze der Hauung
    • snåd, Grenze, gehauene Schlucht, Linie;
    • in Lippe schnât, schneôt, f. = Grenze
    • schnât, f. = Grenze, soll auch gebraucht werden für Schnur (Meßschnur, womit die Grenze abgemessen wird);
    • die snaat beteen, die Grenze beziehen; die schnait, schnat begehen, die Grenze begehen;
  • snaat, snede hat nach Grimm[2] "sichtbar den Begriff des Einschnittes, sei dadurch ein Zeichen in Stein, Baum oder bloß in den Erdboden bewirkt worden".
  • schnate = Schneise, Schneide; vgl. schnede, Schneise, durch den dichten Mittel- und Niederwald gehauener Weg
  • niederdeutsch: snåd, snëd, snöæd, der hölzerne Stiel, der in das Eisen des sîd hineingesteckt wird, Sensenstiel, snât, snâth, snâd, Sichelstiel, -griff
  • Westfälisch ist snât auch das von der Sense abgehauene, in einer langen Bahn liegende Gras.


Fasst man alles zusammen, so hat je nach regionaler Entstehung das ursprüngliche bei der Namensentstehung verwendete Wort eine etwas unterschiedliche Bedeutung, scheint aber fast immer auf das heutige Wort "schneiden" zurückzuführen sein.


Die frühesten Familienamen in Kirchenbüchern kommen im Westfälischen und im Schaumburgischen vor.

  • Goldbeck /Hessische Grafschaft Schaumburg Hermann Schnaden * um 1580
  • Garbeck /Balve Blasius Schnad * um 1600
  • Kesbern bei Iserlohn Görth Schnad * um 1646
  • Hattingen /Ruhr Johann Henrich Schnadt * 1725
  • Flierich /bei Hamm /Westf. Diederich Schnaths * um 1675
  • Jöllenbeck bei Bielefeld Johann zur Schnat * um 1660


Es ist daher von einer in dieser Gegend üblichen Wortbedeutung auszugehen. In Westfalen kommen auch vorwiegend zusammengesetzte Namen wie z.B. Schnathorst, Schnathmeyer und Schnatbaum vor. Schnadegang ist ein westfälischer Brauch mit dem ursprünglichen Zweck, Gemeinde- bzw. Forstgrenzen abzugehen und zu überprüfen. Das führt zu der Annahme, daß es sich bei "Schnadt" und auch "Schnath" um einen Namen nach einer Wohnstättenbezeichnung handelt. Vermutlich hat die Wohnung bzw. der Hof an einer Grenze oder einer bedeutenden Schneise gelegen.

Eine solche Entstehung würde auch erklären, daß eine Verbindung der verschiedenen Familienstämme nicht nachgewiesen werden kann. Im Gegenteil ist zu vermuten, daß sich die Entstehung ihrer Familiennamen getrennt vollzogen hat.

Varianten des Namens

Schnath, Schnaath, Schnad


Der heutige Nachname Schnadt bildet sich erst Anfang des 19. Jahrhunderts heraus.

  • Im Kirchenbuch der reformierten Kirche von Bösingfeld, der lippischen Kirchengemeinde des schaumburgischen Ortes Goldbeck, gab es im 17. Jahrhundert vielfältige Schreibweisen: Schnaden, Schnad, Schnath, Schnat oder Schnaat, häufig noch mit einem angehängten "s", was dann zu Schnats oder Schnads führte. Ab etwa 1700 setzte sich die Schreibweise Schnaat durch, bis sie etwa ab dem 19. Jahrhundert durch die heutige Schreibweise ersetzt wurde. Diese hing davon ab, ob Familienmitglieder im Ort blieben oder den Ort in Richtung des damaligen Königreich Hannover, z.B. nach Wahrendahl, Schevelstein, Fuhlen oder Hemeringen, verliessen. Dort wandelte sich der Name zu Schnath oder Schnaath. Schnath wird im Hannoverschen noch heute gebraucht. Wendeten sich die Familienmitglieder ins lippische Extertal, nach Almena, Bremke, Uchtdorf, Friedrichswald und Rinteln so festigte sich der Familienname zu Schnadt.
  • Im Kirchenbuch der reformierten Kirche von Hattingen wurde der Familiename unterschiedlich registriert: Schnaat, Schnathe, Schnath, Schnadt. Im 19. Jahrhundert wurde dann einheitlich nur noch Schnadt geschrieben.
  • Im Kirchenbuch der katholischen Kirche zu Balve wechselte die Schreibweise des Familienames vom 17. bis zum 18. Jahrhundert zwischen Schnadt, häufiger Schnad, auch einmal Snads. Im 19. Jahrhundert wurde dann nur noch einheitlich Schnadt geschrieben.
  • Im Kirchenbuch der Iserlohner Bauernkirche St. Pankratius, der Kirchspielkirche der Kesberner Bürger, wurde im 18. Jahrhundert ebenfalls unterschiedlich registriert: Schnad, Schnaadt, Schnaat, Schnaht, Schnath, Schnat oder Schnatt zum Teil mit patronymischen "s" angehängt. Auch hier verfestigte sich die Schreibweise zu Schnadt.
  • In Jöllenbeck bei Bielefeld hiessen die Familienmitglieder zur Schnat, später bis ins 19. Jahrhundert nur Schnath. Die Familie ist ausgestorben.
  • Im Fliericher Kirchenbuch beginnen die Eintragungen mit Schnat und wandeln sich im 19. Jahrhundert ebenfalls zu Schnadt.
  • Der in Niederösterreich vorkommende Familienname Schnadt hat sich erst im 19. Jahrhundert aus dem Familiennamen Schnaidt entwickelt.

Im Ergebnis blieb der Name Schnadt bei den Nachkommen aus westfälischen, lippischen und den angrenzenden Gebieten erhalten. Familienmitglieder, die aus Goldbeck stammend, in das Königreich Hannover auswanderten, haben heute in der Regel den Familienamen Schnath. In den USA hat sich der Name Schnaath durch Schaumburger Auswanderer, die im 19. Jahrhundert aus Wahrendahl nach Missouri auswanderten, heute noch erhalten. Der Familienname Schnad kommt ebenfalls heute noch in den USA vor. Er entstand dort, als Familienmitglieder das "t" bei Schnadt wegließen.

Geographische Verteilung

Relativ Absolut
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Vorkommen des Familiennames "Schnadt" in anderen Ländern

  • USA 18 x
  • Schweiz 8 x
  • Österreich 6 x
  • Luxemburg 4 x
  • Großbritannien 2 x
  • Spanien 2 x

Bekannte Namensträger

Henri Maurice Schnadt * 30.Mai.1909 Rümelingen /Luxemburg + 09. April 1973 Zug /Schweiz. Henri Maurice Schnadt arbeitete wissenschaftlich über Probleme bei der Stahlverarbeitung und entwickelte Instrumente zur Prüfung der Metalle (Schnadt-Pendel). Nach ihm ist in Luxembourg eine Straße benannt.


Geographische Bezeichnungen

Schnadt ist ein Ortsteil der Gemeinde Buchkirchen (Bezirk Wels-Land, Oberösterreich) mit 115 Einwohnern

http://gov.genealogy.net/item/show/SCHADTJN78AF

Oberschnadt ist ein Ortsteil der Gemeinde Pucking (Bezirk Linz-Land, Oberösterreich) mit 121 Einwohnern

http://gov.genealogy.net/item/show/OBEADTJN78CE

Unterschnadt ist ein Ortsteil der Gemeinde Pucking (Bezirk Linz-Land, Oberösterreich) mit 214 Einwohnern

http://gov.genealogy.net/item/show/UNTADTJN78CE

Schnat ist eine Ortsbezeichnung in der lippischen Gemeinde Veldrom (heute zu Horn-Bad Meinberg gehörig) an der Grenze (sic!) zum ehemaligen Fürstbistum Paderborn, das seit 1802 zu Preußen gehörte.

http://gov.genealogy.net/item/show/SCHNATJO41LU


Daten aus FOKO

<foko-name>Schnadt</foko-name>

Metasuche

Compgen-Metasuche.png zum Familiennamen: Schnadt


Weblinks

http://www.schnadt-web.de/index5.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Schnadegang

Quellen

  1. http://www.kruenitz1.uni-trier.de/
  2. 2,0 2,1 2,2 http://woerterbuchnetz.de/DWB/ Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.