Die Probstei in Wort und Bild/085

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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diese teils nach Kiel, teils verkaufen sie sie in hiesiger Gegend, teils und besonders die Dorsche im Herbst und Winter, nach Hamburg. Sie verfahren auch, in Friedenszeiten, Getreide und Obst nach Flensburg und weiter, und dienen eingehenden fremden Schiffen, auf ihr Verlangen, als Lotsen. Für die Verpflichtung, den Strand fleißig zu beobachten und besondere Strandungsfälle der klösterlichen Obrigkeit sogleich anzuzeigen, sind die Dorfseingesessenen, laut Urkunden vom 16. März 1662 und vom 12. August 1671 von der Bearbeitung des klösterlichen Flachses in der Probstei und der dazu erforderlichen Buschlieferung eximiert und befreit.

Das Dorf wurde 1674, nach einer auf den Dorffeldern vorgefallenen Schlacht, ganz in Brand gesteckt, und nur zwei Häuser blieben verschont, die Bauervogtshufe und eine andere, deren Besitzer, wie der damalige Bauervogt, Stuhr geheißen haben soll. Auf einer Bettstellenthür in der ersteren ist noch der Namenszug zu sehen, den der feindliche General mit der Jahreszahl 1674 eigenhändig eingeschnitten haben soll. Vor ungefähr 30 Jahren wurden auf dem Kirchkamp, auf einem Platz, Rütersoll genannt, wo jene Schlacht vorgefallen sein soll, beim Mergelgraben mehr denn 50 ganze Skelette über und neben einander gefunden, und 300 Schritte weiter kam man auf eine ähnliche Totengrube, die man aber nicht näher untersuchte. In der ersten wurden auch ein alter Flintenlauf, alte Handschuhe und einige Münzen gefunden, auf denen man nur undeutlich eine männliche Figur mit einem Spieße in der Hand unterscheidet.

Laboe ist wiederholt von ansteckenden Krankheiten heimgesucht worden. Im Jahre 1711 im November brach daselbst eine pestartige Krankheit aus, an der in wenigen Tagen zwei Häuser fast ganz ausstarben. Das Dorf ward durch Militär gesperrt, und der Prediger zu Hagen mußte, nachdem er die Kranken besucht hatte, in einer Hütte vor dem Dorfe bleiben, und nachher mehrere Wochen Quarantäne halten. Indeß starben in allem doch nur 13 Personen,. von denen 9 während der Sperre auf einem Hügel am Hafen begraben wurden, der noch davon den Namen Gruensbarg (Berg des Grauens) führt. Zum Andenken an diese Krankheit wird noch jährlich im Dorfe am 20. Januar eine Betstunde gehalten. - Während meiner Amtsführung in Probsteierhagen habe ich selbst in diesem Dorfe mehrere Epidemien erlebt. Im Jahr1790 ein sehr bösartiges Faulfieber mit Petechien, welches schon am fünften Tage tötlich war und mehrere Haushaltungen aufrieb; ein paar Jahre später eine furchtbare Blatternepidemie und im Jahre 1798 die Ruhr, welche aber keinen so bösartigen Charakter hatte, wie die von 1811, von der bereits im 2. Heft der diesjährigen Provinzialberichte das Nähere gesagt ist.

Stein liegt, wie Laboe, am Kieler Hafen, nur ist das Ufer niedriger, und daher drang in früheren Zeiten das Wasser der Ostsee zuweilen ins Dorf, daher man es nötig fand, am Eingange des Dorfes eine Schleuse zu erbauen, welche aber jetzt ganz verfallen ist. Das Wasser vom Felde läuft mitten durch das Dorf in die Ostsee, und bewirkt, wenn es nicht freien Lauf behält, bei anhaltendem oder sehr schwerem Regen, leicht Ueberschwemmung. Auch in diesem Dorfe wohnen mehrere Fischer, welche gleichfalls Schiffer sind, und das Getreide und Obst der Probstei nach Kiel, und in Friedenszeiten auch seewärts verfahren. Zwischen Stein und Laboe ergießt sich die Hagener Au in die Ostsee.

Auch in diesem Dorfe habe ich mehrere furchtbare Epidemien erlebt, sehr bösartige Blattern, und besonders eine Frieselepidemie, welche vielleicht, ich darf es mit dem freudigsten Bewußtsein sagen, ohne meine Dazwischenkunft von sehr traurigen Folgen nicht nur für das Dorf, sondern für die ganze Probstei geworden wäre, da ich nach der ersten Anzeige gleich mehr denn 30 Kranke und drei Tote vorfand, und da man schon Anstalten treffen wollte, die kranken Dienstboten zu ihren Eltern und Angehörigen in die anderen Dörfer zu bringen. Welche Opfer die Ruhr im vorigen Jahre forderte, ist noch in zu frischem Andenken, als daß ich darüber etwas sagen dürfte.