Die Probstei in Wort und Bild/089

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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die seltene Erscheinung, daß die vor der Ernte nicht geeggte Brache durch die während der Erntewochen eingetretene Hitze und Dürre so erhärtet war, daß sie durchaus nicht, oder nur nach unglaublicher Arbeit zur Saat bestellt werden konnte, ehe Regen erfolgte, woraus für die Winterung ein im Jahre 1811 sehr bemerkbarer Nachteil eintrat. Nach seiner natürlichen Beschaffenheit hat das Kirchspiel Schönberg in den meisten Dörfern Thonboden mit geringer Beimischung von Sand, das Kirchspiel Hagen eine stärkere Beimischung von Sand, in der Probsteier Sprache einen grandigen Boden. Im erstern wächst überall Huflattig und der glattschotige Hederich, hier wilder Senf genannt, wild, im letztern der knotige Hederich, hier Köck genannt, vor der Mergelung allgemein. Die Mergelung hat auch hier große Veränderungen bewirkt, und besonders, wo sie wiederholt ist, da unser Mergel fast durchgängig Thonmergel ist, dem leichtern Boden so viel Thonteile beigemischt, daß auch der Thon das Uebergewicht hat. Einzig das Dorf Wisch macht eine Ausnahme, indem ein Teil seiner Felder wahrer sandiger Geestboden ist. Schon hat das Mergeln ihn sehr gehoben, allein nur wiederholt wird es ihm die ausdauernde Fruchtbarkeit geben können, wodurch sich die Probstei bisher auszeichnete.

Die Tiefe der Ackerkrume ist hier äußerst verschieden, ungleicher beinahe, als man es nach wissenschaftlichen Gründen erwarten sollte. Manches Feld enthält bis auf 12 Zoll tiefe fruchtbare Erde, mehrere hingegen, und oft dem ersten nahegelegene, nur aus 6 bis 8 Zoll. Ich habe hierüber selbst ganz eigene Erfahrungen gemacht. Ich konnte eine Koppel der Pastoratländereien in Hagen so tief pflügen lassen, wie ich nur immer wollte, und auf der andern ward mit 5 Zoll roher unfruchtbarer Sand aufgepflügt. Ueberhaupt bietet der Untergrund des hiesigen Ackers manche, nicht nur dem praktischen Landwirt, sondern selbst dem Agronomen, dem Geologen wichtige Erscheinung dar, und die so sonderbar wechselnden Schichten der Erdarten in den Mergelgruben würden, chemisch untersucht, manche für die Wissenschaft wichtige Aufschlüsse geben. Mir gaben meine Beobachtungen hier das Resultat, daß bloße Empirie nicht ausreicht, nicht sicher leitet. Die Erfahrungen fallen zu widersprechend aus, und selbst die Ackerkrume, selbst die wildwachsenden Pflanzen geben nicht allemal sichere Merkmale zur Beurteilung des Untergrundes. Ich wenigstens bin auf diesem Wege wiederholt getäuscht worden, oft fand ich, wo ich mit überwiegender Wahrscheinlichkeit den besten Mergel erwarten durfte, einen kieseligen Sandgrund, und, auf einer Tiefe von 1. Fuß, Wasser, oft im Gegenteil, wenn ich, ohne alle Gründe, bloß der bequemen Arbeit wegen, Versuche machte, ob nicht Mergel zu finden sei, den besten Mergel, wo ich ihn eigentlich nicht erwarten durfte, und noch dazu ganz flachliegend. Auch sind die mancherlei Steinarten, die man oft in beträchtlicher Tiefe findet, selbst Versteinerungen, Echiniten in Mergelgruben auf Anhöhen, und Muscheln nach blauem Lehm in Wiesen oft auf 20 Fuß Tiefe, immer für den Geologen bemerkenswerte Erscheinungen.

Es ist ferner eine Eigentümlichkeit des Probsteier Bodens, daß er anhaltender Dürre ziemlich widerstehen kann, aber an anhaltender Nässe sehr leicht leidet. Die Ursache davon liegt im Untergrunde.

Der Boden der Propstei ist durchgängig flach, eben, hügeligt nur an sehr wenigen Orten, bergigt gar nicht.

Er ist sehr rein, wo er gehörig kultiviert wird, wo man auf reine Aussaat hält, und wo nicht ein zweckwidriger Fruchtwechsel oder zu viele Saaten nacheinander Unkraut erzeugen. Er ist durchaus frei von der gelben Wucherblume. Zwischen dem Wintergetreide bemerkt man sehr sparsam die blaue Kornblume, Feldwinde, den wilden Mohn und verschiedene Arten der Chamomille. Von Rade war der Probsteier Roggen und Weizen sonst freier, wie jetzt, da man auf eine wirklich unverzeihliche Weise die hier sonst beobachtete Sorgfalt vernachlässigte, den fremden Käufer durch unreines Korn hinterging, den gewinnreichen Handel mit Saatkorn von uns wandte, und den ererbten Ruhm der Vorfahren verdunkelte. Trespe kann sich auch bei der sorgfältigsten Wirtschaft